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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Ristorante Il Convento in 34117 Kassel bewertet.
vor 8 Jahren
"Mediterraner Flair mitten in der Stadt"
Verifiziert

Geschrieben am 14.06.2017
Besucht am 08.06.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 29 EUR
Zugegeben: während der documenta in Kassel kann man viel Spektakuläres und Kunstvolles sehen. Doch wenn man abends durch die Straßen schlendert und unvermutet um die Ecke biegt, kann man schon mal verwundert die Augen reiben. Mitten in der Innenstadt, unweit vom zentralen Königsplatz, erstreckt sich ein uraltes Ruinengemäuer, hinter dem sich tatsächlich ein hübsch hergerichtetes und gekonnt ausstaffiertes italienisches Lokal verbirgt. Von außen ein bisschen wie böhmische Dörfer anmutend, von innen jedoch elegant und top möbliert. Offenbar befindet man sich hier in den historischen Resten der alten Garnisonkirche. Erst mal großes Lob und Anerkennung an die (Innen-) Architekten und Raumgestalter, die dieses Meisterwerk inszeniert haben: freigelegtes altes Gemäuer, schöne Holzfensterläden, mediterran anmutende Kübelpflanzen, südländisches Flair und großzügige Gestaltung.

An einem lauen Juniabend bot es sich geradezu an, draussen zu sitzen. Fast hat man das Gefühl, sich in der Toskana im Sommerurlaub zu befinden. Wir wählten einen Tisch nahe an einer freigelegten, geschickt illuminierten inneren Mauer. Sofort war eine zuvorkommende, höfliche, gut geschulte Servicekraft bei uns, wischte den Tisch noch einmal sorgfältig sauber, versorgte uns mit Speisekarten und war sogleich bereit, eine Getränkebestellung aufzunehmen. Angesichts der teilweise schon katastrophalen Erlebnisse in Kassel war diese Bedienung eine wahre Wohltat. Die  Speisekarte bot eine große Auswahl an Pizza und Pasta, auch an ausgewählten Fisch- und Fleischgerichten, wonach mir allerdings nicht der Sinn stand. Mein Insalata Nostromo für 9,90 Euro bot schließlich die gesuchte Mischung an frischen, knackigen Blattsalaten mit sättigenden Zutaten (Thunfisch) und leckerem Beiwerk (grünen und schwarzen Oliven, roten Zwiebelringen, reifen Tomaten, Karottenstreifen). Selbstverständlich wurden Essig, Öl, Pfeffer- und Salzstreuer umgehend an den Tisch gebracht. Alle Bestandteile hatten jedoch so viel Eigengeschmack, dass gar kein Nachwürzen mehr nötig war. Die Lasagne Emiliane (9,50 Euro) meines Begleiters sah auf den ersten Blick zwar recht übersichtlich aus, entpuppte sich jedoch als sehr sättigender, habhafter Brocken. Die Teigplatten waren nicht zu sehr weichgekocht, der kräftige Käse herrlich zerschmolzen, die Tomatensauce fruchtig und dickflüssig. Nur das Rotweinschorle (3,90 Euro) war sehr sparsam eingegossen und überschritt kaum die 0,2 Liter-Grenze. Hier hätte ich mir den Einsatz einer kleinen Karaffe sehr gut vorstellen können. Vielleicht ein konstruktiver Vorschlag an das Management?

Getränke und Speisen wurden rasch, ohne lange Wartezeiten serviert. Wenige Minuten nach dem Auftragen fragte die Bedienung noch einmal freundlich nach, ob alles okay sei. Stets hielt sie auch danach noch mit uns Blickkontakt und war zu weiteren Bestellungen bereit. Diese Aufmerksamkeit erlebt man leider selten. Auch beim Bezahlen mussten wir nicht lange warten.

Verwirrend war nur der Gang zur Toilette (proper und gut gepflegt), weil der Weg durch eine halb zugestellte Tür führte. Ich habe auch kein Hinweisschild entdeckt. Dafür war der Rückweg zur großzügigen Terrasse um so entspannter. Jetzt fiel mir auch das Ambiente noch mehr ins Auge: großformatige Terrakottafliesen, sonnengelbe Sonnenschirme, bequeme dunkle Korbmöbel, abgebeizte Holzlamellen als Fensterläden, südländische Topfpflanzen. Am frühen Abend unter der Woche war das Lokal zudem nur schwach besucht, hauptsächlich von Gästen mittleren Alters, von Paaren, Freundinnen unter sich oder kleinen Familienkonstellationen. Es ging alles in allem sehr ruhig zu, so ruhig, dass man die Vögel singen hörte. Allerdings hielt kurz vor unserer Verabschiedung ein Reisebus vor der Tür, der eine Gruppe von Kunstinteressierten ausspuckte. Es darf damit zu rechnen sein, dass gerade während der documenta dieses gepflegte, zentral gelegene Lokal bevorzugt besucht wird. Auch für Familien- und Firmenfeiern wird das Il Convento offenbar gerne bebucht.

Erwähnenswert sei noch die Tatsache, dass das Lokal durchgehend geöffnet hat und keine nachmittägliche Küchenpause einlegt. So kann man auch zu „Unzeiten“, wenn man z.B. am frühen Nachmittag Hunger verspüren sollte, getrost einkehren.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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