Besucht am 08.09.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Man könnte meinen, ich plane meine Touren entlang der baden-württembergischen Landesgartenschauen, aber das ist reiner Zufall… 2025 soll es im hippen Tal X zwischen Freudenstadt und Baiersbronn soweit sein. Da haben beide Orte noch einiges vor sich, auch in kulinarischer Hinsicht. Aber ich werde sicherlich zu gegebener Zeit berichten.
Wenn man derzeit am Baiersbronner Bahnhof ankommt und möglicherweise bis zur Weiterfahrt noch eine Dreiviertelstunde verbringen soll, muss man sich erst mal orientieren. Die nett besetzte Tourist-Info bietet leider weder lukullisch Habhaftes noch eine Toilette, die Bahnhofskneipe verströmt einen eher zwielichtigen Charme und scheint am Sonntag auch nur vormittags zum Frühschoppen geöffnet zu sein. Da bleibt als Lichtblick auf jeden Fall Ziegler´s Café (der Apostroph geht mir zwar gegen den Strich, aber ich will ja nicht falsch zitieren), einmal quer über die Bahngleise zu erreichen und am Ufer eines Bachs gelegen, den ich für den Forbach halte. Tatsächlich besuche ich alle Ziegler-Dependancen im Nordschwarzwald sehr gerne, weil das Personal meist gut gelaunt und das Essen von gleichbleibend guter Qualität ist. Fast schon eingebürgert hat sich die Tradition, wenigstens ein Mett- und ein Lachs-Brötchen mit Bergen von fein gehackten Zwiebelchen zu bestellen. Manchmal noch ein Eierbrötchen mit Remoulade obendrauf. Auch der durchgehend herzhafte Mittagstisch (oft unter 10 Euro) überzeugt vollkommen. In dieser Woche im Angebot: Hähnchen-Curry-Bombay in Kokos-Erdnusssosse mit Reis für 8,95 Euro / Frikadelle mit Champignonrahmsosse, hausgemachte Serviettenknödel und Gemüse für 9,20 Euro / Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle für 8,90 Euro. Die Portionen sind wirklich opulent, manchmal musste ich schon Reste einpacken, weil nicht alles zu schaffen war.
Doch beim jetzigen Besuch in Baiersbronn treiben mich eher Neugierde, Kaffeedurst und ein dringendes anderes Bedürfnis an. Über eine grosszügige Aussenterrasse (die am Tag meines Besuchs sehr gut von Touristen besucht ist) gelangt man zum Café. Wow! Hier hat der Ziegler´sche Innenarchitekt aber zugeschlagen. Angesichts der Möblierung hat man das Gefühl, die angejahrten Wohnzimmereinrichtungen aufgegebener Schwarzwaldhäuser aufgehübscht und neu aufgepolstert wiederzufinden. Oder handelt es sich nur um den Showroom einer bekannten schwäbischen Möbelmarke? Wer aus den Fenstern blickt, kann eine zweite, tiefer gelegene Terrasse am Flussufer entdecken. Aber die scheint momentan nicht bespielt zu werden.
Am Sonntag ist der Andrang an der Theke gross. Hinzu kommt, dass offenbar nicht alle Mitarbeiter im Service optimal Bescheid wissen. Ein Schülerpraktikum? Neue Mitarbeiter, die erst zu Monatsbeginn gestartet sind? Es muss noch viel nachgefragt, korrigiert und unterstützt werden. Das bin ich normalerweise nicht gewohnt. Aber es herrscht dennoch eine ansteckende Freundlichkeit und Offenheit und gute Laune. Mein grosser Kaffee zum Mitnehmen (2,65 Euro) schmeckt bestens. Ein Blick auf das ansprechend präsentierte und gut illuminierte Kuchen- und Brötchenangebot lässt aufschnaufen. Aber es gibt ja genügend Abnehmer dafür… Immer wieder gewohnheitsbedürftig ist diese Maschine, in die man den Geldbetrag zu stecken hat – und das Wechselgeld wieder mit geschäftigem Klappern ausgeworfen kriegt.
Der Weg zu den Toiletten ist gottseidank eindeutig und unmissverständlich ausgeschildert. Auch hier alles gepflegt und gut in Schuss. Das Café hat täglich vom frühen Morgen an geöffnet, auch an Sonntagen und den meisten Feiertagen. Also ein sicherer Versorgungsanker am Baiersbronner Bahnhof. Die Gleise und die Bushaltestellen sind nur wenige Schritte entfernt, ausserdem gibt es genügend Parkplätze vor der Türe. Was will man mehr?
Man könnte meinen, ich plane meine Touren entlang der baden-württembergischen Landesgartenschauen, aber das ist reiner Zufall… 2025 soll es im hippen Tal X zwischen Freudenstadt und Baiersbronn soweit sein. Da haben beide Orte noch einiges vor sich, auch in kulinarischer Hinsicht. Aber ich werde sicherlich zu gegebener Zeit berichten.
Wenn man derzeit am Baiersbronner Bahnhof ankommt und möglicherweise bis zur Weiterfahrt noch eine Dreiviertelstunde verbringen soll, muss man sich erst mal orientieren. Die nett besetzte Tourist-Info bietet leider weder... mehr lesen
Café in Ziegler's Backstube
Café in Ziegler's Backstube€-€€€Cafe07443965020Uferweg 2, 72270 Baiersbronn
4.0 stars -
"Rettungsanker am Bahnhof" MinitarMan könnte meinen, ich plane meine Touren entlang der baden-württembergischen Landesgartenschauen, aber das ist reiner Zufall… 2025 soll es im hippen Tal X zwischen Freudenstadt und Baiersbronn soweit sein. Da haben beide Orte noch einiges vor sich, auch in kulinarischer Hinsicht. Aber ich werde sicherlich zu gegebener Zeit berichten.
Wenn man derzeit am Baiersbronner Bahnhof ankommt und möglicherweise bis zur Weiterfahrt noch eine Dreiviertelstunde verbringen soll, muss man sich erst mal orientieren. Die nett besetzte Tourist-Info bietet leider weder
Besucht am 07.09.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Die Sommerferien sind zu Ende und es scheint der passende Moment für Neueröffnungen gekommen zu sein. Seit Ende Juli wird in meinem Nachbarviertel das „Selo & Melo“ angekündigt, wortgewandt und aufmerksamkeitsheischend „regionale und internationale Backspezialitäten“ annoncierend, Während im neu kreierten Logo eine Brezel prangt, scheint das zukünftige Angebot irgendwo zwischen Laugenbrötchen, gefülltem Börek und New York Rolls zu liegen - dazu Kaffeespezialitäten und diverse Getränke.
Nach wochenlanger Verwaisung der Räumlichkeiten wurde zur Eröffnung noch mal alles bestmöglich herausgeputzt. Im Gebäude eines (aktuell etwas dahindarbenden) Frischemarkts mit Postfiliale befinden sich Bäckerei, Café und Terrasse. Die Einrichtung wurde größtenteils von den Vorgängern übernommen. Am Eröffnungstag ist mächtiges Gedränge. Sollte es daran liegen, dass heute die ersten 50 Gäste eine Tasche gratis erhalten oder dass die Betreiberinnen ihre gesamten Freunde und Fans zusammengetrommelt haben? Oder liegt es an den kostenlosen Probiererle?
Die sonst nur dürftig frequentierte Terrasse ist heute bis zum allerletzten Winkel besetzt und mit Luftballongirlanden bekrönt. Nur unter Mühen ergattere ich einen Sitzplatz im Innern. Ein halbes Dutzend Damen im Selo & Melo-Outfit wirbelt hinter der Theke herum und glänzt mit einer gross angelegten Charme-Offensive – wenn nicht gerade die Tücken der neuen Kasse alles lahmlegen. Wie der Laden vielleicht eines Tages nur mit den beiden Chefinnen (deren Vornamen Selma und Meltem offenbar zur kreativen Namensgebung verleitete) flutschen soll, ist noch nicht ganz klar. Die ellenlangen Öffnungszeiten sind durchaus ambitioniert: montags bis samstags von 7:00 bis 19:00 und sonntags von 8:00 bis 12:00.
Aber jetzt ist sowieso erst mal Ausnahmezustand. Es gibt keine Tabletts mehr und die Warteschlange vor der Theke gerät durcheinander. Meine erste Test-Bestellung ist noch relativ unspektakulär: zum großen Kaffee (2,65 Euro) esse ich zwei Börek-Stangen, pikant gefüllt, sehr kross und noch ofenwarm. Daneben liegen weitere Yufka-Kreationen aus, sichtlich individuell handgefertigt. Selbst die kostenlosen Versucherle werden probiert, obwohl sie nicht meinem Dosha entsprechen (so sind Schwaben halt…). Die kleinen, derzeit sehr angesagten Zimtschnecken sind sehr süss, sehr zuckrig und erfreuen sich bestimmt grosser Beliebtheit. Meine Mutter hätte sie gemocht. Kaufen würde ich sie tatsächlich nicht. Stattdessen lieber ein belegtes Brötchen (etwas über 3 Euro) als morgiges Rucksackvesper. Zwischen zwei voluminösen Weizenbröthenhälften befindet sich viel Habhaftes, aber auch etliche Tomatenscheiben und Salatblätter, die sich unterwegs kaum bändigen lassen. Meine anfängliche Verzehrrechnung wurde übrigens noch mal mit vielen Entschuldigungen und Kniefällen korrigiert und ich erhielt fast noch mal die Hälfte des bezahlten Betrags zurück. Die neue Kasse hat noch ihre Tücken. Ich nehme es, wie es kommt. Und suche noch die (sauberen) Toiletten auf, deren Nordseestrand-Feeling ebenfalls von den Vorgängern übernommen wurde.
Selo & Melo lebt vom Engagement und vom Eifer der Betreiberinnen, von ihrem sichtlichen Bemühen, etwas Eigenes herbeizuzaubern. Eigene Domain und Internetpräsenz stehen schon am Eröffnungstag, wenngleich noch im Lore-Ipsum-Stadium und vielleicht noch nicht ganz korrekten Inhalten. Ob der Betrieb Bestand haben wird, muss sich noch zeigen. Ein ähnliches Projekt im Nachbarviertel hat sich innerhalb von Wochen zu einem inoffiziellen Stadtteiltreff herausgeputzt, ganz ohne kommunale Förderung, nur aufgrund der persönlichen Atmosphäre und dem Engagement einer einzigen Person. Das Selo & Melo liegt in einem eng bebauten und bevölkerungsstarken Viertel. Gut zehn kostenlose Parkplätze befinden sich rund ums Haus herum, die Haltestellen von Buslinien und Regionalbahn sind fussläufig erreichbar. Und die Wartezeiten des Waschsalons auf der Strassenseite gegenüber spülen immer wieder verlässlich Kundschaft an.
Das Engagement könnte also aufgehen. Ich werde Selo & Melo auf jeden Fall im Auge behalten und erst mal all die Rabattaktionen der kommenden Tage antesten.
Die Sommerferien sind zu Ende und es scheint der passende Moment für Neueröffnungen gekommen zu sein. Seit Ende Juli wird in meinem Nachbarviertel das „Selo & Melo“ angekündigt, wortgewandt und aufmerksamkeitsheischend „regionale und internationale Backspezialitäten“ annoncierend, Während im neu kreierten Logo eine Brezel prangt, scheint das zukünftige Angebot irgendwo zwischen Laugenbrötchen, gefülltem Börek und New York Rolls zu liegen - dazu Kaffeespezialitäten und diverse Getränke.
Nach wochenlanger Verwaisung der Räumlichkeiten wurde zur Eröffnung noch mal alles bestmöglich herausgeputzt. Im... mehr lesen
Selo & Melo
Selo & Melo€-€€€Cafe, Patisserie+49 (0) 174 188 3092Berliner Str. 1, 71034 Böblingen
3.0 stars -
"Neu im Viertel" MinitarDie Sommerferien sind zu Ende und es scheint der passende Moment für Neueröffnungen gekommen zu sein. Seit Ende Juli wird in meinem Nachbarviertel das „Selo & Melo“ angekündigt, wortgewandt und aufmerksamkeitsheischend „regionale und internationale Backspezialitäten“ annoncierend, Während im neu kreierten Logo eine Brezel prangt, scheint das zukünftige Angebot irgendwo zwischen Laugenbrötchen, gefülltem Börek und New York Rolls zu liegen - dazu Kaffeespezialitäten und diverse Getränke.
Nach wochenlanger Verwaisung der Räumlichkeiten wurde zur Eröffnung noch mal alles bestmöglich herausgeputzt. Im
Besucht am 31.08.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Hätte ich die vorangegangenen Bewertungen vor meinem Besuch gelesen, hätte ich mich wohl umentschieden. Doch so siegten Unwissenheit und Pragmatismus (was bedeutet: nächstgelegenes Lokal zu meiner Erlanger Unterkunft) und führten wundersamerweise zu einem sehr angenehmen Abendessen. Vor allem im Servicebereich scheint man in den letzten Jahren gehörig aufgerüstet und nachgebessert zu haben. Wer allerdings mit fränkischem Idiom und Habitus seine Schwierigkeiten hat, sollte mal einen Kölner Köbes erleben.
Die Kitzmann Bräuschänke liegt recht zentral zwischen Henkestrasse und Schlossgarten – und überzeugt zudem mit täglichen Öffnungszeiten zwischen 11:30 und 22 Uhr, ohne Ruhetag! Somit sind eigentlich alle Eventualitäten abgedeckt. Dass das Traditionslokal über einen großzügigen Biergarten verfügt (auch wenn das eher ein betonierter Hof mit Rundumbegrünung ist) ist an einem der gefühlt heissesten Tage des Jahres ein weiterer Pluspunkt.
Als ich kurz nach 18 Uhr eintreffe, sind schon viele Tische belegt oder mit Reservierungsschildern markiert. Aber das will hier gar nichts heissen! Der Biergarten ist ausschliesslich mit langen Holzbänken und – tischen möbliert (wer „Rücken“ hat, vermisst schon bald eine Lehne), an denen man noch beliebig zusammenrutschen kann, bzw. soll. Am Abend meines Besuches hat eine resolute, aufgeweckte, nicht auf den Mund gefallene, sehr bodenständige Servicedame das Zepter in der Hand, unterstützt von einigen Youngster-Kollegen. Essen und Trinken werden mir von einem ungeheuer bemühten und sehr höflichen Jung-Ober aufgetragen, der so korrekt ist, dass ich BWL/VWL oder Jura als Hauptfach vermute. Überhaupt flutscht es im Service tadellos.
Zwar sitze ich zu Beginn noch alleine am mir zugewiesenen Tisch, doch es wird schnell aufgefüllt (natürlich erst nach Nachfrage, ob das für mich okay sei). Aber durch die Nähe zu anderen Tischnachbarn kann man schon mal etlicher Speisen und Getränke ansichtig werden, was die eigene Auswahl möglicherweise erleichtert.
Wie zu erwarten, werden in dieser Bräuschänke traditionelle fränkische (und bayrische) Spezialitäten serviert: Leberknödelsuppe, blaue Zipfel, Bratwürste, Schäufele, dazu einige kalte Brotzeiten wie Obatzter oder Bratensülze und altbekannte Klassiker wie Wiener Schnitzel oder Fleischküchle. Die Speisekarte ist zweisprachig gehalten, denn die Klientel scheint international zu sein. Um mich herum sitzen Amerikaner, Holländer, Schweizer und offenbar auch einige Einheimische. Die wechselnde Wochenkarte bietet Leibgerichte um die 10 Euro an (gegrillter Schweinebauch, Kotelett, Currywurst, gebackene Champignons). Allein die Hitze – immer noch 34 Grad am Abend – macht mir zu schaffen. Beim benachbarten Anblick der Grillhaxe mit Sauerkraut und Kloss (17,90 Euro), macht sich schon selbiger in meinem Hals breit. Sogar der Essigsud der hochgeschätzten blauen Zipfel lässt einen schwindeln. So wähle ich etwas halbherzig den „Salat Fliegenpilz“ (14,40 Euro), der sehr frisch und knackig mit rezent gebratenen Egerlingen daherkommt und zusammen mit zwei Graubrotscheiben tatsächlich satt macht. Derweil jubiliert das Paar neben mir schon über das Dessert. Die ausgebackenen Apfelküchle (6,90 Euro) werden sehr adrett mit Vanilleeis, Sahne und einer Hippe serviert. Das Besteck ist übrigens in einem Bierseidel auf jedem Tisch zu finden. Ein zweites Dessertlöffelchen (wie bei meinen Nachbarn) muss extra geordert werden, wird aber sofort ausgeliefert.
Natürlich sollte in der Bräuschänke das lokale Bier vom Fass probiert werden. Wer nach einem Seidel Kellerbier (4,90 Euro) schon knülle ist, kann auch auf zahlreiche alkoholfreie und Leichtbier-Varianten umsteigen. Vorsicht beim Wein(schorle). Ohne mit der Wimper zu zucken, werden einem in Bayern 0,5 Liter-Portionen serviert, wenn man nicht auf ein 0,2-Liter-Glas besteht. Auf der hiesigen Weinkarte erscheint mir der Silvaner als einzig akzeptable Sorte – die Scheurebe ist mir zu sperrig, der Bacchus zu wenig trocken, die rote Domina zu tanninlastig.
Nach rundum geglücktem Aufenthalt (Kartenzahlung kein Problem, ausgedruckte Rechnung ebenso wenig) folgt noch eine herbe Enttäuschung. Der Weg zu den Toiletten ist so grossgedruckt ausgewiesen, so dass selbst extrem Fehlsichtige den Weg finden werden. Bei anderen körperlichen Einschränkungen hat man eher schlechte Karten. Die Stiege hinauf zu den Toiletten ist sehr beschwerlich, der Treppenlift leider defekt und ich kann kaum mit ansehen, wie sich ein Senior an Krücken mühsam hinaufkämpft. Bedauerlicherweise sind auch die Toiletten schlecht in Schuss, kaum gepflegt und müssten sehr, sehr dringend saniert werden. Hier ekelt man sich tatsächlich und würde am liebsten Minuspunkte für die (sonst tadellose) Sauberkeit vergeben.
Dafür sorgt das Studium der Rechnung noch einmal für einen Lacher: die Kitzmann Bräuschänke steht offenbar unter der Ägide der „Hunger und Durst GmbH &Co. KG“. Prost!
Hätte ich die vorangegangenen Bewertungen vor meinem Besuch gelesen, hätte ich mich wohl umentschieden. Doch so siegten Unwissenheit und Pragmatismus (was bedeutet: nächstgelegenes Lokal zu meiner Erlanger Unterkunft) und führten wundersamerweise zu einem sehr angenehmen Abendessen. Vor allem im Servicebereich scheint man in den letzten Jahren gehörig aufgerüstet und nachgebessert zu haben. Wer allerdings mit fränkischem Idiom und Habitus seine Schwierigkeiten hat, sollte mal einen Kölner Köbes erleben.
Die Kitzmann Bräuschänke liegt recht zentral zwischen Henkestrasse und Schlossgarten –... mehr lesen
4.0 stars -
"Hunger und Durst" MinitarHätte ich die vorangegangenen Bewertungen vor meinem Besuch gelesen, hätte ich mich wohl umentschieden. Doch so siegten Unwissenheit und Pragmatismus (was bedeutet: nächstgelegenes Lokal zu meiner Erlanger Unterkunft) und führten wundersamerweise zu einem sehr angenehmen Abendessen. Vor allem im Servicebereich scheint man in den letzten Jahren gehörig aufgerüstet und nachgebessert zu haben. Wer allerdings mit fränkischem Idiom und Habitus seine Schwierigkeiten hat, sollte mal einen Kölner Köbes erleben.
Die Kitzmann Bräuschänke liegt recht zentral zwischen Henkestrasse und Schlossgarten –
Besucht am 30.08.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Allein die Pünktlichkeit der Bahn ist schuld. So treffe ich wider Erwarten schon gegen Mittag in Erlangen ein und die Check-in-Zeiten meines Hotels liegen noch in weiter Ferne. Daher ist auf jeden Fall ein erster Orientierungsspaziergang inklusive kurzer Stärkung möglich. Nun gut, allzu malerisch fühlt sich die Henke- bzw. Güterhallenstrasse erst mal nicht an, aber schon bald entdecke ich das hiesige Kunstmuseum, in dessen Gebäude sich nach vorne hin das gut frequentiertes Cafe Coffini befindet. Bereits am allerfrühesten Nachmittag sind im Aussenbereich so gut wie alle Tische belegt, was ich spontan als gutes Zeichen deute. Und das, obwohl Starbucks nur wenige Schritte entfernt liegt (was die Erlanger Bevölkerung aber offenbar nicht im geringsten anmacht).
An kleinen Metalltischchen stehen jeweils 2-3 Metallstühle schön im Schatten unter ausladenden, grosszügigen Sonnenschirmen, allerdings mit Blick auf eine vielbefahrene Strasse. Muss man so hinnehmen. Schon bald tänzelt beschwingt das superfreundliche Servicemädel heran (ein Wunder, wie bei 34 Grad so viel Grazie möglich ist) und reicht mir die kleine, laminierte Karte. Darauf finden sich kalte und warme Getränke in allen Darreichungen – zum Essen scheint es allerdings hauptsächlich Kuchen, Kuchen, Kuchen zu geben. Der hat hier offenbar Kultcharakter und wird hochgelobt. Gerade, als ich zum Bestellen ansetze, rauscht die Erlanger Feuerwehr mit sämtlichen Einsatzwagen und sehr viel Lalülala vorbei, so dass ich mehrmals von vorn beginne. Das führt dazu, dass mir dann tatsächlich zwei Tassen Kaffee gebracht werden, obwohl ich nur eine bestellen wollte. Kein Problem, die überflüssige Tasse wird ohne viel Aufhebens wieder abgetragen, das begleitende Wasser darf ich behalten. An heissen Tagen wie diesen tatsächlich ein Geschenk. Der Caffe doppio (3,80 Euro) haut mich in seiner aromatischen Intensität fast vom Sitz. Chapeau! Drei Stunden später getrunken würde er wahrscheinlich den Nachtschlaf gefährden. Leider taucht der dazu bestellte Käse-Schinken-Toast (juhu, ein pikanter Snack auf der Karte) einfach nicht auf. Das Service-Mädel kommt noch mehrfach vorbei, entschuldigt sich, fragt, ob der Kaffee schmecke – ein Lob für so viel Anstand und Bemühen. Gerade, als ich endlich den Kaffee ausgetrunken habe, kommt dann der Toast (3,40 Euro). So bestelle ich noch eine zuckerfreie Fritz-Cola dazu. Die wiederum erst eintrifft, als ich den Toast komplett verspeist habe. Egal. Trinken geht immer – und eilig habe ich es heute auch nicht. Etwas ärgerlich ist die Unkoordiniertheit trotzdem, wobei ich die Schwächen eher in der Küche vermute, keinesfalls beim Service. Dem möchte ich absolute Bestnoten vergeben.
Auf dem Weg zur Toilette werde ich auch des Innenraums ansichtig (in modernem, urbanem Stil) und der Kuchentheke, auf die ich extra hingewiesen wurde. Ich erinnere mich an Streusel- und Obstkuchen, draussen vertilgte man am Nebentisch noch irgendetwas Cremiges. Den Hype kann ich nicht ganz verstehen; liegt wahrscheinlich im Geschmack begründet, den ich leider nicht beurteilen kann.
Für die Toiletten wird ein Schlüssel ausgegeben. Auf der Suche nach den Räumlichkeiten kann ich nun auch das historische, denkmalgeschützte Gebäude (das sogenannte Loewenichsche Palais) von innen bewundern. Auch architektonisch ein interessantes Kleinod – und das direkt neben dem raumgreifenden benachbarten Einkaufszentrum Arcaden. Als ich am Abend noch mal vorbeikomme, ist das Coffini längst geschlossen, doch das Palais mit seinen türkisen Fensterläden verströmt fast südländischen Charme vergangener Zeiten. Etwas retro ist man vielleicht auch sonst. Eine Homepage hat das Cafe Coffini offenbar nicht. Auch Kartenzahlung ist nicht möglich. Aber das stört hier niemanden. Der Service ist wirklich grossartig, die Lage sehr zentral (fast alle Buslinien führen hier vorbei) und viele Gäste scheinen nach dem nach einem Einkauf gerne mal an diesem Ort eine Verschnaufpause einzulegen. Auch für mich hat es gepasst.
Allein die Pünktlichkeit der Bahn ist schuld. So treffe ich wider Erwarten schon gegen Mittag in Erlangen ein und die Check-in-Zeiten meines Hotels liegen noch in weiter Ferne. Daher ist auf jeden Fall ein erster Orientierungsspaziergang inklusive kurzer Stärkung möglich. Nun gut, allzu malerisch fühlt sich die Henke- bzw. Güterhallenstrasse erst mal nicht an, aber schon bald entdecke ich das hiesige Kunstmuseum, in dessen Gebäude sich nach vorne hin das gut frequentiertes Cafe Coffini befindet. Bereits am allerfrühesten Nachmittag sind... mehr lesen
Zalokostas Pantelis Coffini | Cafébar
Zalokostas Pantelis Coffini | Cafébar€-€€€Bar, Cafe09131612527Nürnberger Straße 9, 91052 Erlangen
4.0 stars -
"Gut frequentiert, zentral gelegen" MinitarAllein die Pünktlichkeit der Bahn ist schuld. So treffe ich wider Erwarten schon gegen Mittag in Erlangen ein und die Check-in-Zeiten meines Hotels liegen noch in weiter Ferne. Daher ist auf jeden Fall ein erster Orientierungsspaziergang inklusive kurzer Stärkung möglich. Nun gut, allzu malerisch fühlt sich die Henke- bzw. Güterhallenstrasse erst mal nicht an, aber schon bald entdecke ich das hiesige Kunstmuseum, in dessen Gebäude sich nach vorne hin das gut frequentiertes Cafe Coffini befindet. Bereits am allerfrühesten Nachmittag sind
Besucht am 27.08.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 4 EUR
Manche Städte profitieren bleibend von der einstmaligen Ausrichtung einer Landesgartenschau – so auch das ehemals eher etwas verschlafene, provinzielle Horb, das 2011 seine Lage am Neckar genutzt und sich extra herausgeputzt hat. Einige Plätze werden jetzt noch erfolgreich bespielt und haben sich zu Lieblingsorten von Einheimischen und Touristen entwickelt. Dazu kann man unumwunden den Biergarten „Neckarrauschen“ zählen, der vor allem durch seine attraktive Lage punktet. Einerseits liegt er sehr verkehrsnah: geschätzt 500 Meter vom Bahnhof und Busbahnhof entfernt und über einen kurzen Spaziergang über eine der Neckarbrücken erreichbar, sowie in direkter Nachbarschaft zu einem gut getarnten, eher unauffälligen Parkplatz. Andererseits vor malerischer Kulisse gelegen: hier der tatsächlich mächtig rauschende Neckar, dort die malerische Altstadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern. Ein von Fussgängern und Radfahrern gern genutzter Uferweg führt geradewegs vorbei.
Was mich allein an bisherigen Besuchen gehindert hat, waren unzuverlässige Öffnungszeiten. Bei derzeit bestem Wetter hat die Location an sechs Tagen in der Woche - und das elf bis zwölf Stunden täglich - geöffnet (montags Ruhetag). Was bei Schlechtwetter oder ausserhalb der Sommerzeit passiert, verrät die Homepage nicht. Doch nutzen wir die Gunst der Stunde! Als Gegenpol zum legendären Horber Biergarten „Rauschbart“ auf luftigen Höhen kümmert sich der Wirt Michael Singer nun auch noch ganz geerdet um das neckarnahe Rauschen. Zwei Wellblech-Container sind der Mittelpunkt des „Neckarrauschens“, davor etliche Reihen von Bierbänken und -tischen, verschiedenen Sitzgelegenheiten, Sonnenschirmen und Schatten spendenden Bäumen. Es herrscht Selbstbedienung. Das Speisenangebot ist mainstreamtauglich und auch für Vegetarier goutierbar. Das alles zu vernünftigen Preisen. Beginnend mit einer Portion Fritten für 4,80 Euro, über verschiedene, auch vegetarische (!) Currywurst-Variationen (ab 5,40 Euro) und den obligatorischen Flammkuchen ( 11,90 Euro) bis hin zum halben Hähnchen (9,80 Euro, mit Brot), einem Geflügelsalat Hawaii (es leben die Seventies) oder einem überraschend günstigen Bierbraten mit hausgemachten Semmelknödeln (12,90 Euro). Dazu kommen diverse Tagesgerichte. Ob Meeresfrüchte bei über 30 Grad so der Hit sind, ist allerdings fraglich. Und huch: wo wird dies eigentlich alles zubereitet?
Da ich noch ein Vesper im Rucksack mit mir herumtrage, bleibt es heute erst mal bei einem Weissweinschorle (4,00 Euro). Auf meine Nachfrage hin wird mir gerne der zugrunde liegende Wein gezeigt: ein Riesling von Schloss Affaltrach, aus der Gegend von Heilbronn. Sehr solide, dazu grosszügig eingegossen – nur etwas gekühlter hätte ich ihn mir gewünscht. Und, oh Wunder: hier setzt man auf Vertrauen. Ein Pfand wird nicht erhoben. Gläser, Bestecke und Gedecke darf man selbst wieder zurücktragen. Allen, die sich dabei ungeschickt anstellen, wird freundlich geholfen. Überhaupt herrscht hier eine herrlich entspannte Stimmung. Danke an das multikulturell besetzte Serviceteam – das erlebt man nicht mehr oft!
Doch plötzlich bin ich mir unsicher, ob hier an schwäbischen Neckargestaden auch das bayrische Biergartenprinzip gilt, nach dem man sein eigenes Vesper verzehren darf? Sicherheitshalber nehme ich etwas Abstand und flaniere ich Richtung Fluss. Haben hier nicht einmal Liegestühle gestanden? Jetzt findet man dort einige aus Holzpaletten zusammengezimmerte Loungemöbel, allerdings nicht sehr gut in Schuss und auch nicht gerade sauber. Gehören wahrscheinlich nicht mehr offiziell zum Biergarten. Doch wieso soll man nicht auch das Biergarten-Umfeld nutzen, die Relikte aus Landesgartenschauzeiten? Nur wenige Schritte entfernt findet man einen britischen Garten inklusive Telefonzelle mit Büchertauschangebot. Und einen Antoni-Gaudi-Park-Güell-Verschnitt mit Mosaik-Skulptur. Und ein beeindruckendes Wasserkraftwerk. Auch Kinder sind hier willkommen und sind sichtlich begeistert.
Nur die Toiletten habe ich nicht gefunden. An der hinteren Häuserzeile ist zwar eine Schwerbehindertentoilette ausgewiesen, doch ich vermute, dass es dafür eines besonderen Schlüssels bedarf. Egal. Mein Zug fährt in einer Viertelstunde, so dass ich mich rechtzeitig auf den Weg mache. Bei nächster Gelegenheit komme ich auf jeden Fall wieder. Vor allem am frühen Abend ist die Location ein Genuss!
Manche Städte profitieren bleibend von der einstmaligen Ausrichtung einer Landesgartenschau – so auch das ehemals eher etwas verschlafene, provinzielle Horb, das 2011 seine Lage am Neckar genutzt und sich extra herausgeputzt hat. Einige Plätze werden jetzt noch erfolgreich bespielt und haben sich zu Lieblingsorten von Einheimischen und Touristen entwickelt. Dazu kann man unumwunden den Biergarten „Neckarrauschen“ zählen, der vor allem durch seine attraktive Lage punktet. Einerseits liegt er sehr verkehrsnah: geschätzt 500 Meter vom Bahnhof und Busbahnhof entfernt und über... mehr lesen
Neckarrauschen
Neckarrauschen€-€€€Biergarten+49 7451 5539861Schillerstraße 35, 72160 Horb am Neckar
3.5 stars -
"Biergarten mit Ausblick" MinitarManche Städte profitieren bleibend von der einstmaligen Ausrichtung einer Landesgartenschau – so auch das ehemals eher etwas verschlafene, provinzielle Horb, das 2011 seine Lage am Neckar genutzt und sich extra herausgeputzt hat. Einige Plätze werden jetzt noch erfolgreich bespielt und haben sich zu Lieblingsorten von Einheimischen und Touristen entwickelt. Dazu kann man unumwunden den Biergarten „Neckarrauschen“ zählen, der vor allem durch seine attraktive Lage punktet. Einerseits liegt er sehr verkehrsnah: geschätzt 500 Meter vom Bahnhof und Busbahnhof entfernt und über
Besucht am 15.08.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Die teilweise Neugestaltung des Bahnhofareals scheint in Herrenberg weitaus glücklicher verlaufen zu sein als in manch anderen Orten. Ein dezentes 3-4 stöckiges Gebäude mit heller Fassade und vielfältigen Funktionen passt gut ins Bild und bietet einen perfekten Branchenmix: Ärzte, Optiker, Bäcker und einige gastronomische Betriebe, die im Erdgeschoss liegen und allesamt barrierefrei genutzt werden können, zudem über grosszügige Aussenbereiche und Terrassen verfügen, die jetzt im Sommer bestens angenommen werden. Und das liegt vermutlich nicht nur daran, dass derzeit manch einer durch Zugausfälle und schlecht disponierte Schienenersatzverkehre erst mal hier strandet.
Unser Stop-over ist eher geplant, zumal ich mir vorgenommen habe, alle Lokale mal nach und nach anzutesten. Okay, allein der Name „Taschi’s Burger & Bowl“ klingt nicht unbedingt hitverdächtig, vor allem nicht nach zukünftigem Lieblingslokal. Aber der Aussenbereich sieht sehr einladend und proper aus, liegt schön im Schatten und ist gegen 12 Uhr schon recht gut besucht. Kaum haben wir Platz genommen, werden auch schon die Karten gereicht – und davon nicht zu wenige: Getränke, Speisen, vegane Speisen, Tageskarte etc. Wer nicht den filternden, selektierenden Blick drauf hat, kann hier verzweifeln, auch angesichts der Vielfalt an Nahrungsmitteln, die die gutbürgerliche Küche nicht unbedingt kennt: Nori-Crisp, Muhammara, Shoestring-Fries, Wakame Salat… Natürlich alles (in guter Starbucks-Manier) noch in vielfältigen Abwandlungen und Variationen, wahlweise mit glutenfreiem Burger Bun, aufpreisigen Trüffel-Variatianten, echtem oder falschem Fleisch, zusätzlichen Toppings und wasweissich…
Da unser Auto in der Kurzparkzone steht, ist eine schnelle Entscheidung gefragt. Hier hilft ein forscher Blick in die Tageskarte und die Specials. Wir wählen 1x Bulgogi Burger (16,90 Euro), 1x Greek Bowl (12,90 Euro), 1x Süsskartoffel-Pommes mit Trüffel-Mayonnaise (6,10 Euro) und jede Menge Getränke. Insgesamt sind drei asiatischen Service-Damen im Einsatz, allesamt sehr flink und emsig, hier genügt ein kurzer Blick, ein Kopfnicken aus der Ferne – und man kümmert sich sofort um unsere Wünsche. Dem ebenso fleissigen Küchenteam kann man beim Schmurgeln, Braten, Frittieren durch grosszügige Glasscheiben im Gastraum zuschauen. Hier wird wirklich einiges weggeschafft.
Zugegeben: zu manchen Begrifflichkeiten fehlt uns das schiere Vorstellungsvermögen. Wer ist Taschi? Was ist Bulgogi? Den gleichnamigen Burger pimpen wir zuvorderst mit einem echten Mehrkornbrötchen auf (+1,00 Euro), das Innenleben überzeugt durch fein in Teriyaki-Sauce marinierte, dünne Rindfleischscheiben, drumherum viel Chilli-Mayonnaise, Zwiebeln und sonstiges Beiwerk. Zu aufgeplustert, um es ohne Kiefersperre in den Mund zu schieben, aber auch zu sperrig, um es mit Messer und Gabel anzugehen. Wie machen das nur die anderen? Die Greek Bowl kommt unseren ursprünglich mediterranen Gelüsten schon sehr nahe: über einem Bett aus Bulgur und Blattsalaten thronen rosa eingelegte Zwiebelringe, Tsatsiki, Olivencreme, geröstete Kichererbsen, Peperoni und noch einiges Unidentifiziertes. Die frische Marinade wird als Agaven-Limette-Dressing angekündigt – da muss man erst mal draufkommen. Alles in allem farblich ein Gedicht. Das gilt auch für die orangefarbenen Süsskartoffel-Fritten mit reichlich grobem Meersalz und einer Trüffel-Mayonnaise (+ 0,90 Euro), deren Trüffel-Anteile wir besser nicht erfragen. Zu den Tagesgerichten wird im Nachgang noch Espresso und eine kleine Kuchenecke gereicht – ganz allerliebst angerichtet, wobei uns der Sinn der begleitenden Zitronenscheibe nicht ganz klar ist. Aber sollte ein Esspresso mit Zitronensaft nicht gegen Migräne helfen?
Die könnte nach einem Besuch der Toiletten durchaus noch auftreten. Während der vordere Bereich des Gastraums noch nach hippem Boutique-Hotel aussieht, erinnert uns der hintere Teil eher an eine Familientagesstätte der 1970er Jahre. In den Toilettenräumen potenziert sich der Schrecken: die Wände sind mit einer schrillen Tapete im Dschungel-Muster ausgekleidet, von einem Lautsprecher direkt über den Waschbecken dröhnt ohrenbetäubend „I want to break free“. Das Motto verinnerlichend taumeln wir wieder an den Platz und ordern die Rechnung – Kartenzahlung, ausgedruckter Beleg, ein paar abschliessende Worte: alles flutscht. Die anfängliche Skepsis ist einem überraschenden Aha-Erlebnis gewichen. Und wenn wir uns umschauen, sitzen an den Nebentischen keine jugendlichen Hipster (wie erwartet), sondern Paare im besten Alter, Solisten, längst erwachsene Töchter mit Müttern, Angestellte in der Mittagspause.
Die teilweise Neugestaltung des Bahnhofareals scheint in Herrenberg weitaus glücklicher verlaufen zu sein als in manch anderen Orten. Ein dezentes 3-4 stöckiges Gebäude mit heller Fassade und vielfältigen Funktionen passt gut ins Bild und bietet einen perfekten Branchenmix: Ärzte, Optiker, Bäcker und einige gastronomische Betriebe, die im Erdgeschoss liegen und allesamt barrierefrei genutzt werden können, zudem über grosszügige Aussenbereiche und Terrassen verfügen, die jetzt im Sommer bestens angenommen werden. Und das liegt vermutlich nicht nur daran, dass derzeit manch einer... mehr lesen
4.0 stars -
"Man lernt (auch kulinarisch) nie aus" MinitarDie teilweise Neugestaltung des Bahnhofareals scheint in Herrenberg weitaus glücklicher verlaufen zu sein als in manch anderen Orten. Ein dezentes 3-4 stöckiges Gebäude mit heller Fassade und vielfältigen Funktionen passt gut ins Bild und bietet einen perfekten Branchenmix: Ärzte, Optiker, Bäcker und einige gastronomische Betriebe, die im Erdgeschoss liegen und allesamt barrierefrei genutzt werden können, zudem über grosszügige Aussenbereiche und Terrassen verfügen, die jetzt im Sommer bestens angenommen werden. Und das liegt vermutlich nicht nur daran, dass derzeit manch einer
Besucht am 25.07.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Waldenbuch kann mehr als Ritter Sport und Schokolade. Doch lange Zeit hatte man schlechte Karten, wenn man einfach nur essen gehen wollte, möglichst im mittleren Preissegment. Das hat sich nun geändert, denn seit etwa anderthalb Jahren punktet das Lucky am Markt mit einem interessanten gastronomischen Konzept, nachdem das prächtige, fein sanierte Fachwerkgebäude in früheren Zeiten ein Café und dann eine italienische Osteria beheimatet hat. Und danach geraume Zeit leer stand.
Ziemlich lucky über den Erfolg dürfte vor allem der Betreiber Lukas Giluk sein. Seine Idee: eine Tapas-Bar, die sowohl spanische als auch schwäbische Gerichte anbietet. Dazu einen Koch aus Uruguay und einen superfreundlichen, kundenorientierten Service. Die Neuverpachtung der zentral gelegenen Location wurde offenbar über eine Online-Ausschreibung auf den Weg gebracht. Doch das ist schon eine andere Geschichte.
Die Tapas Bar hat wochentags (ausser montags und dienstags) von 17 bis 23 Uhr geöffnet – danach würde der Spanier zum Abendessen gehen. Und der Waldenbucher natürlich ins Bett. Doch wer hier nur Minihäppchen vermutet, kann sich täuschen. Unser heutiger Testbesuch liess uns pappsatt zum Auto wanken – und das ohne mehrmaliges Nachbestellen. Überhaupt erscheinen die Kombinationsmöglichkeiten erstaunlich reizvoll: Schwäbische Maultaschen mit spanischen Pimientos de Padron? Datteln im Speckmantel mit Kartoffelsalat? Chorizo mit Kässpätzle? Nur Mut! Das liebreizende Servicemädel rät zu 2-3 Portionen pro Person. Und so halten wir es auch. Der Wermutstropfen kommt sofort: der laue Sommerabend, spontane Bekanntschaften, nette Gespräche und leider ein folgenschwerer Wespenstich auf der Terrasse (das leckere Essen lockt Gäste jeglicher Art an) haben uns das Fotografieren komplett vergessen lassen. So erfolgt die Berichterstattung leider etwas trocken fast nur verbal.
Wir bestellen: Calamares (7,20 Euro), Buntes Grillgemüse (7,50 Euro), Dreierlei Butter mit Brot (4,80 Euro), Maultaschen mit Kartoffelsalat und Zwiebelschmelze (5,90 Euro), Käsespätzle (5,80 Euro), Weissweinschorle (3,50 Euro), Cola light (3,40 Euro), ein Äquivalent zum italienischen Affogato (3,20 Euro). Die Speisen werden gefühlt eine Viertelstunde nach dem Bestellen aufgetragen, in verschiedenen Schüsselchen, Schalen und Platten, farbenfroh und bunt. Ist bestimmt ein wunderbarer Spass, wenn man zu viert am Tisch sitzt und es gross auffahren lässt. Die schwäbischen Speisen sind durchaus ihr Geld wert, auch wenn der Kartoffelsalat (da bin ich anspruchsvoll) deutlich zu wenig schlonzig fabriziert wurde (das ist vermutlich die uruguayische Interpretation) und die Maultaschen eher lauwarm auf den Tisch kommen. Die Käsespätzle fallen dafür sehr üppig aus, denn neben einem Käsemix wurde mit Sahne nicht gespart. Das mediterrane Grillgemüse ist schön kräuterig gewürzt und wird mit Hüttenkäse serviert, was vermutlich weder die spanische noch die schwäbische noch die südamerikanische Küche traditionell auf dem Schirm hat, aber tatsächlich gut harmoniert. Die Calamares (gottseidank nicht totfrittiert und nicht im abtörnenden Panademantel) waren mengenmässig etwas dürftig, aber ansonsten wohlschmeckend. Dass wir die dreierleifarbenen Buttervariationen zum Brot zuletzt vertilgen, ist natürlich nicht klug. Die orangenfarbene, schon leicht geschmolzene Paprikavariante schmeckt mir am besten.
Auch wenn wir spontan gleich bei Lokalöffnung um 17 Uhr eingetrudelt sind, ist eine Tischreservierung sehr empfehlenswert. Gegen 19 Uhr sind alle Tische im Aussenbereich belegt. Drinnen vermutlich auch. Denn eine grössere Damenrunde belegt das Obergeschoss, dem ich heute leider noch nicht ansichtig geworden bin. Als barrierefrei kann das Lokal in einem historischen Gebäude leider nicht bezeichnet werden. Sogar zu den Toiletten (gut gepflegt und proper) muss man eine halbe Etage überwinden. Zusätzlich zum normalen Betrieb werden noch zahlreiche Events angeboten – der online gestellte Kalender ist bis Ende Mai 2025 gut gefüllt. Aber zwischendrin findet sich für eine Besuch sicherlich noch eine Lücke.
Waldenbuch kann mehr als Ritter Sport und Schokolade. Doch lange Zeit hatte man schlechte Karten, wenn man einfach nur essen gehen wollte, möglichst im mittleren Preissegment. Das hat sich nun geändert, denn seit etwa anderthalb Jahren punktet das Lucky am Markt mit einem interessanten gastronomischen Konzept, nachdem das prächtige, fein sanierte Fachwerkgebäude in früheren Zeiten ein Café und dann eine italienische Osteria beheimatet hat. Und danach geraume Zeit leer stand.
Ziemlich lucky über den Erfolg dürfte vor allem der... mehr lesen
Lucky am Markt | Tapasbar
Lucky am Markt | Tapasbar€-€€€Restaurant, Tapasbar01726203639Marktstraße 9, 71111 Waldenbuch
4.0 stars -
"Spanisch-schwäbische Tapas" MinitarWaldenbuch kann mehr als Ritter Sport und Schokolade. Doch lange Zeit hatte man schlechte Karten, wenn man einfach nur essen gehen wollte, möglichst im mittleren Preissegment. Das hat sich nun geändert, denn seit etwa anderthalb Jahren punktet das Lucky am Markt mit einem interessanten gastronomischen Konzept, nachdem das prächtige, fein sanierte Fachwerkgebäude in früheren Zeiten ein Café und dann eine italienische Osteria beheimatet hat. Und danach geraume Zeit leer stand.
Ziemlich lucky über den Erfolg dürfte vor allem der
Besucht am 18.07.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Manche gastronomischen Einrichtungen hat man nach den Corona-Jahren einfach aus den Augen verloren. So auch das Traditionshaus Frech am Postplatz, das ich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder betrete und mich nicht schlecht wundere. Aus dem lauschigen Café mit zugewandtem Service und besonderem Speisenangebot (die Eier im Glas habe ich weit und breit nur noch hier erhalten), ist nun laut Aushang eine „frisch gebackene Kaffeehaus-Institution“ geworden. Oh Schreck: „Neu! Ist auch unsere zeitgemäße Selbstbedienung im Café“. Eigentlich gehe ich auswärts essen, um eben nichts selbst zu machen, beuge mich jetzt aber dem neuen Diktat. Auch das Angebot ist stark geschrumpft, so dass ich zähneknirschend das Frühstückarrangement „Proteine“ (es lebe der moderne Lifestyle) wähle: kleiner Kaffee, Brötchen mit Butter, Rührei für 7,90 Euro. So ganz eingespielt ist das Thekenteam noch nicht und es benötigt auch noch etwas Diskussion, bis ich das ungeliebte Kartoffelbrötchen gegen einen Körnerverwandten nach meiner Wahl eingetauscht kriege. Das Rührei ist glücklicherweise herzhaft pfeffrig geraten und der Kaffee aus der hauseigenen Rösterei hat nichts von seiner Vollmundigkeit eingebüßt. So lasse ich mich dankbar mit meinem Tablett in einem der neu gestalteten plüschigen Separées fallen und komme mir vor wie anderswo.
Manche gastronomischen Einrichtungen hat man nach den Corona-Jahren einfach aus den Augen verloren. So auch das Traditionshaus Frech am Postplatz, das ich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder betrete und mich nicht schlecht wundere. Aus dem lauschigen Café mit zugewandtem Service und besonderem Speisenangebot (die Eier im Glas habe ich weit und breit nur noch hier erhalten), ist nun laut Aushang eine „frisch gebackene Kaffeehaus-Institution“ geworden. Oh Schreck: „Neu! Ist auch unsere zeitgemäße Selbstbedienung im Café“. Eigentlich gehe ich... mehr lesen
3.5 stars -
"Zeitgemäße (?) Selbstbedienung" MinitarManche gastronomischen Einrichtungen hat man nach den Corona-Jahren einfach aus den Augen verloren. So auch das Traditionshaus Frech am Postplatz, das ich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder betrete und mich nicht schlecht wundere. Aus dem lauschigen Café mit zugewandtem Service und besonderem Speisenangebot (die Eier im Glas habe ich weit und breit nur noch hier erhalten), ist nun laut Aushang eine „frisch gebackene Kaffeehaus-Institution“ geworden. Oh Schreck: „Neu! Ist auch unsere zeitgemäße Selbstbedienung im Café“. Eigentlich gehe ich
Besucht am 07.07.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Heil, unbeschadet und fast ein bisschen stoisch hat der Ochsentrog die Corona-Zeiten ohne sichtbare Blessuren überstanden und sieht sich auch jetzt nicht genötigt, die Preise exorbitant anzuziehen. Das Carne impanata (Paniertes Schweinschnitzel mit Pommes frites und Salat) meines Nachbarn ist eine üppige Portion und für 15,00 Euro beinahe schon ein Schnäppchen. Mein gegrillter Tintenfisch mit Salat (17,00 Euro) zergeht fast auf der Zunge und badet sehr fein in einer Mischung aus Olivenöl, Zitrone und sehr feingehacktem Knoblauch. Die offensichtlich neu errichteten kleinen Pavillons halten nicht nur die Sonne, sondern auch den Regen auf der Terrasse ab. Von hier blickt man etwas erhöht auf Böblingen und den nahen Stadtwald hinab. Selbst der Patron hält an seiner traditionell etwas muffeligen Laune fest. Da fühlt man sich schon ziemlich geehrt, vorneweg wie eh und je mit frisch gebackenen, lauwarmen Pizzabrötchen beglückt zu werden.
Heil, unbeschadet und fast ein bisschen stoisch hat der Ochsentrog die Corona-Zeiten ohne sichtbare Blessuren überstanden und sieht sich auch jetzt nicht genötigt, die Preise exorbitant anzuziehen. Das Carne impanata (Paniertes Schweinschnitzel mit Pommes frites und Salat) meines Nachbarn ist eine üppige Portion und für 15,00 Euro beinahe schon ein Schnäppchen. Mein gegrillter Tintenfisch mit Salat (17,00 Euro) zergeht fast auf der Zunge und badet sehr fein in einer Mischung aus Olivenöl, Zitrone und sehr feingehacktem Knoblauch. Die offensichtlich neu... mehr lesen
Ristorante Pizzeria Ochsentrog
Ristorante Pizzeria Ochsentrog€-€€€Restaurant, Biergarten, Pizzeria07031238437Maurener Weg 124, 71034 Böblingen
4.0 stars -
"Wie ein Fels in der Brandung" MinitarHeil, unbeschadet und fast ein bisschen stoisch hat der Ochsentrog die Corona-Zeiten ohne sichtbare Blessuren überstanden und sieht sich auch jetzt nicht genötigt, die Preise exorbitant anzuziehen. Das Carne impanata (Paniertes Schweinschnitzel mit Pommes frites und Salat) meines Nachbarn ist eine üppige Portion und für 15,00 Euro beinahe schon ein Schnäppchen. Mein gegrillter Tintenfisch mit Salat (17,00 Euro) zergeht fast auf der Zunge und badet sehr fein in einer Mischung aus Olivenöl, Zitrone und sehr feingehacktem Knoblauch. Die offensichtlich neu
Besucht am 19.06.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Die Bodenseestadt Lindau ist im Sommerhalbjahr traditionell überlaufen, vor allem von Tagestouristen und Ausflüglern aus Deutschland und dem nahen Österreich. Nach einem Jahr Pause bin ich im Juni 2024 zum ersten Mal wieder zu Gast und staune nicht schlecht über die angezogenen Preise in Gastronomie und Hotellerie. Zuweilen muss ich erstaunt zwei Mal nachfragen, weil mir die Preise unverständlich (ich will nicht sagen: unverschämt) erscheinen.
Wer in Lindau in erster Reihe mit Blick auf den See und die ikonische Hafeneinfahrt dinieren möchte, muss tief in die Tasche greifen. Ein schlichtes Hauptgericht ist nicht unter 30-40 Euro zu haben, selbst für ein einfaches Nudelgericht muss man über 20 Euro berappen. Dabei entsprechen Qualität und Service nicht immer diesem hohen Niveau. Klar, dass hier mancher Gast nur noch einen Cappuccino trinkt, einen Kuchen verspeist, stundenlang an einem Drink nippt.
Auch ich studiere erst mal einige Speisenangebote und flaniere am Hafen entlang. Solange die Sonne noch schräg über die Dächer kommt, sind fast alle Plätze im Aussenbereich besetzt. Doch im Café Schreier sind noch einige freie Tische zu haben, dazu offeriert ein Aufsteller überraschend günstige Angebote. Zwar steht mir der Sinne weder nach Kaiserschmarrn mit Apfelmus oder einer Ofenkartoffel mit Dip, doch ich kenne das Lokal noch nicht und will einen Versuch wagen.
Der Zweiertisch in vorderster Front erhält durch die Topfpalme zur Rechten geradezu exotisches Flair. Und als ich mich setze, kann ich auch die Angebote auf der Rückseite des Aufstellers studieren (touristentauglich: Pizza, Flammkuchen, Schnitzel mit Kartoffelsalat oder Pommes). Zum Studieren bleibt überhaupt sehr viel Zeit, denn erst einmal werde ich hartnäckig übersehen, während hinter mir doch ausgiebig mit Gästen gescherzt wird. Allerdings sind die Zuständigkeiten im überraschend gut besetzten Service nicht recht auszumachen. Es herrscht geschäftige Betriebsamkeit, doch keine sichtbare Effizienz. Viel Zeit wird von Servicedame A damit verbracht, die zuvor bei Servicemann B bestellten Getränke an die richtigen Gäste auszuliefern – und vice versa. Es kommt zu lustigen Verwechslungen, an denen ich noch teilhaben kann, bis es mir nach hartnäckigem Winken endlich gelingt, meinen Wunsch nach einer Bestellung durchzusetzen.
Letztendlich wähle ich aus dem mainstreamhaften Angebot einen Salat mit Thunfisch (16,90 Euro) – nicht zu schwer bei immer noch 30 Grad am Abend, aber hoffentlich doch sättigend. Dazu ein Schorle von einem Weisswein aus dem Etschtal (schade, etwas aus der Region war nicht drin, wobei doch der Bodensee mit bekannten Lagen in Meersburg, Hagnau, Nonnenhorn glänzen kann). Überraschend schnell wird dann serviert. Der Salat entpuppt sich als höchst farbintensive, jedoch leider geschmacksarme Komposition. Wenn allzu grosszügig die Balsamicocreme zum Einsatz kommt, ist meist Vorsicht angebracht. Am ehesten munden noch Zwiebelringe und Oliven, dem Rest ist auch mit reichlich Pfeffer und Salz (schnell noch geordert) kein Geschmack einzuhauchen. Glücklicherweise werden etliche Baguettescheiben im Brotkorb serviert, so dass ich zusammen mit einem zweiten rezenten Weissweinschorle (4,50 Euro) doch noch ein ansprechendes Arrangement zurechtzaubere. Vergleichende Blicke an die umliegenden Tische ergeben: nebenan hält sich ein Freundinnenpaar vermutlich seit Stunden eisern am inzwischen verwässerten Aperol Spritz fest, hinter mir kämpfen zwei asiatische Touristen etwas verwundert mit einem frugalen Flammkuchen.
Jetzt muss doch noch der Innenraum inspiziert werden. Sehr grosszügig geht es hier zu, in braun-goldener Farbgestaltung und lichter Anmutung. Natürlich sitzt an einem lauen Abend kein einziger Gast hier drin. Im Gegensatz zum weitläufigen Gastraum sind die Toiletten doch recht butzelig geraten. Ganz taufrisch sind sie zu vorgerückter Stunde auch nicht mehr – aber das ist wohl dem grossen Durchsatz geschuldet. Als ich endlich zum Zahlen komme, vergesse ich ganz meine Frage. Wer oder was ist eigentlich Hegestrand 3, für das die hier benutzten Besteck-Kuverts werben? Ach, das kann ich noch in meiner Unterkunft recherchieren, in die ich geschwind zurückkehre, um mein abendliches Mahl zu verdauen. Für den kommenden Tag plane ich Selbstversorgung.
Die Bodenseestadt Lindau ist im Sommerhalbjahr traditionell überlaufen, vor allem von Tagestouristen und Ausflüglern aus Deutschland und dem nahen Österreich. Nach einem Jahr Pause bin ich im Juni 2024 zum ersten Mal wieder zu Gast und staune nicht schlecht über die angezogenen Preise in Gastronomie und Hotellerie. Zuweilen muss ich erstaunt zwei Mal nachfragen, weil mir die Preise unverständlich (ich will nicht sagen: unverschämt) erscheinen.
Wer in Lindau in erster Reihe mit Blick auf den See und die ikonische Hafeneinfahrt... mehr lesen
3.0 stars -
"Hier sitzen Sie in der ersten Reihe" MinitarDie Bodenseestadt Lindau ist im Sommerhalbjahr traditionell überlaufen, vor allem von Tagestouristen und Ausflüglern aus Deutschland und dem nahen Österreich. Nach einem Jahr Pause bin ich im Juni 2024 zum ersten Mal wieder zu Gast und staune nicht schlecht über die angezogenen Preise in Gastronomie und Hotellerie. Zuweilen muss ich erstaunt zwei Mal nachfragen, weil mir die Preise unverständlich (ich will nicht sagen: unverschämt) erscheinen.
Wer in Lindau in erster Reihe mit Blick auf den See und die ikonische Hafeneinfahrt
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Wenn man derzeit am Baiersbronner Bahnhof ankommt und möglicherweise bis zur Weiterfahrt noch eine Dreiviertelstunde verbringen soll, muss man sich erst mal orientieren. Die nett besetzte Tourist-Info bietet leider weder lukullisch Habhaftes noch eine Toilette, die Bahnhofskneipe verströmt einen eher zwielichtigen Charme und scheint am Sonntag auch nur vormittags zum Frühschoppen geöffnet zu sein. Da bleibt als Lichtblick auf jeden Fall Ziegler´s Café (der Apostroph geht mir zwar gegen den Strich, aber ich will ja nicht falsch zitieren), einmal quer über die Bahngleise zu erreichen und am Ufer eines Bachs gelegen, den ich für den Forbach halte. Tatsächlich besuche ich alle Ziegler-Dependancen im Nordschwarzwald sehr gerne, weil das Personal meist gut gelaunt und das Essen von gleichbleibend guter Qualität ist. Fast schon eingebürgert hat sich die Tradition, wenigstens ein Mett- und ein Lachs-Brötchen mit Bergen von fein gehackten Zwiebelchen zu bestellen. Manchmal noch ein Eierbrötchen mit Remoulade obendrauf. Auch der durchgehend herzhafte Mittagstisch (oft unter 10 Euro) überzeugt vollkommen. In dieser Woche im Angebot: Hähnchen-Curry-Bombay in Kokos-Erdnusssosse mit Reis für 8,95 Euro / Frikadelle mit Champignonrahmsosse, hausgemachte Serviettenknödel und Gemüse für 9,20 Euro / Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle für 8,90 Euro. Die Portionen sind wirklich opulent, manchmal musste ich schon Reste einpacken, weil nicht alles zu schaffen war.
Doch beim jetzigen Besuch in Baiersbronn treiben mich eher Neugierde, Kaffeedurst und ein dringendes anderes Bedürfnis an. Über eine grosszügige Aussenterrasse (die am Tag meines Besuchs sehr gut von Touristen besucht ist) gelangt man zum Café. Wow! Hier hat der Ziegler´sche Innenarchitekt aber zugeschlagen. Angesichts der Möblierung hat man das Gefühl, die angejahrten Wohnzimmereinrichtungen aufgegebener Schwarzwaldhäuser aufgehübscht und neu aufgepolstert wiederzufinden. Oder handelt es sich nur um den Showroom einer bekannten schwäbischen Möbelmarke? Wer aus den Fenstern blickt, kann eine zweite, tiefer gelegene Terrasse am Flussufer entdecken. Aber die scheint momentan nicht bespielt zu werden.
Am Sonntag ist der Andrang an der Theke gross. Hinzu kommt, dass offenbar nicht alle Mitarbeiter im Service optimal Bescheid wissen. Ein Schülerpraktikum? Neue Mitarbeiter, die erst zu Monatsbeginn gestartet sind? Es muss noch viel nachgefragt, korrigiert und unterstützt werden. Das bin ich normalerweise nicht gewohnt. Aber es herrscht dennoch eine ansteckende Freundlichkeit und Offenheit und gute Laune. Mein grosser Kaffee zum Mitnehmen (2,65 Euro) schmeckt bestens. Ein Blick auf das ansprechend präsentierte und gut illuminierte Kuchen- und Brötchenangebot lässt aufschnaufen. Aber es gibt ja genügend Abnehmer dafür… Immer wieder gewohnheitsbedürftig ist diese Maschine, in die man den Geldbetrag zu stecken hat – und das Wechselgeld wieder mit geschäftigem Klappern ausgeworfen kriegt.
Der Weg zu den Toiletten ist gottseidank eindeutig und unmissverständlich ausgeschildert. Auch hier alles gepflegt und gut in Schuss. Das Café hat täglich vom frühen Morgen an geöffnet, auch an Sonntagen und den meisten Feiertagen. Also ein sicherer Versorgungsanker am Baiersbronner Bahnhof. Die Gleise und die Bushaltestellen sind nur wenige Schritte entfernt, ausserdem gibt es genügend Parkplätze vor der Türe. Was will man mehr?