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GastroGuide-User: Gernundgut
Gernundgut hat Taverne Olympos in 56626 Andernach bewertet.
vor 10 Jahren
"Auch der Olymp hat seine Schattenseiten"

Geschrieben am 18.01.2015
Besucht am 19.10.2014
Ein guter Grieche, in Montabaur, existiert nicht mehr. Das schöne Wetter verführte mich zur Erkundung eines Ersatzes. Dabei fiel mir das Olympos in Andernach ein, zuletzt vor etwa 2 Jahren besucht, inzwischen etwa 30 Jahre alt und mir fast eben so lange durch zeitweise regelmäßige Besuche bekannt.

Bei sommerlichem Wetter gab es viel Verkehr auf den Straßen, Autofahrer streiken selten. Von den 3 bis 4 eigenen Parkplätzen war tatsächlich noch einer frei, die Parkgelegenheit im Hof scheint es nicht mehr zu geben. Neu ist auch eine überdachte Außenecke für die Raucher.
Innen ist zunächst eine Art Wintergarten, ohne Winter, ohne Garten, aber hell durch die Fenster und weiße Wände, Bilder von Griechenland, Säulenbögen und ein paar wenige Götterköpfe vermitteln ein Kleingriechenland. Es folgt die Theke links, rechts beginnen weitere Tische, je weiter man nach hinten kommt, um so dunkler wird es.
Licht, Luft, Sonne sind für mich Griechenland, ich bleibe nach der Aussage „freie Platzwahl“ im verhinderten Wintergarten und lasse mir den Rücken von der Sonne wärmen.
Ja, es ist hell hier, und da sieht man eben auch besonders deutlich die Spuren der Zähne der Zeit. Die Risse in Wänden, die reparierten Elektroleitungen, teilweise unvollständig unter Putz oder nicht ganz fachmännisch in Kabelkanälen versteckt. Besonders auffällig sind die verkratzten und abgescheuerten Stühle mit ihren zwar noch halbwegs bequemen Polstern, aber farblich nicht mehr passenden Bezügen.
Lediglich die helle Tischeindeckung bringt etwas Freundlichkeit ins Spiel.
Eine freundliche Bedienung bringt mir die doch recht dicke Karte und wird mit der Getränkewahl auf später vertröstet. Die Karte weist das griechische Standardprogramm auf, die Preise wirken teilweise etwas gehoben. Auf Seite 1 werden 3 Menüs mit 2 Gängen angeboten zwischen 16 und 19 €. Desserts liegen schwerpunktmäßig bei 5 bis 6 € bei relativ großer Auswahl, Erdinger Weizen 3,90 €, griechische Weine ab 3,50 €.
Auf einige Gerichte wird besonders hingewiesen, etwa die Tagessuppe zu 2 €, die in Selbstbedienung zugänglich ist, das hochgelobte Zaziki oder das Monopol auf die Gyrossuppe. Früher waren das mal zu Recht die 3 Frischkäsezubereitungen.
Meine Wahl:
Gyrossuppe 4 €
Rinderleber normal mit dem Sonderwunsch etwas Gyros und Zaziki 12,80 €
0,25 l Retsina 3,50 €
Der Retsina wird aus einer Karaffe in einen kleinen Becher eingeschänkt und ist nach kurzer Erwärmungszeit gut trinkbar, aber keine Offenbarung.
Die Monopolsuppe wird in einem großen tiefen Teller auf einer Unterplatte serviert. Heiß, von gutem Geruch. Erster Geschmackseindruck: eine kräftige Hühnersuppe. Das kommt wohl durch die vielen Fettaugen oben auf und den enthaltenen weichen Reis, bestreut mit viel Petersilie. Fleisch ist spärlich enthalten und natürlich nicht vom Huhn, sondern weiches Gyros. Mediterrane Gewürze und eine zunehmende Schärfe machen sich nach kurzer Zeit bemerkbar, der Geschmack ist angenehm.
Die würde ich auch wieder bestellen. 4 Sterne
Es folgt ein Beilagensalat. Ein Berg Krautsalat auf dem sich eine gute Peperoni, ein paar dünne Tomatenscheibchen, etwa 5 cm dünnst geschnittene ungeschälte (!) Gurkenscheibchen und eine sehr gute Olive befinden. Frisch ja, Standarddressing beim Krautsalat, Tomate ok, aber auch zum Nachsalzen kein Streuer auf dem Tisch, das ungeschälte Gurkengedöhns ist eigentlich eine Zumutung, ich bestelle auch kein Spiegelei mit Schale.
Eigentlich hätte das Zaziki beim Gyros sein sollen, aber es war schon auf dem Beilagensalatteller. Schön cremig, fast schon sahnig, perfekt abgeschmeckt, das Highlight, das den Salat auf 3 Sterne bringt.
So hätte es weitergehen können, und auch sollen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens gab es Leber und Gyros, mit Patates. Ich bin der Meinung, dass selbstgemachte Patates nie und nimmer sooo müüde schmecken können, selbst das Sondergewürzsalz konnte sie nicht aufwecken, 90% gingen schlafend in die Küche zurück. Die Leber war ein eingeschnittenes großes Stück, gefüllt mit Zwiebeln, mit Röstaromen und dem leicht rauchigen Geschmack des Holzkohlegrills, aber zu trocken. Hinzu kam ein hoher Sehnenanteil.
Unmöglich war allerdings der Sonderwunsch Gyros. Die Hälfte konnte aufgrund der Konsistenz schon gar nicht mit der Gabel aufgenommen werden, der Rest war f...trocken. Schade, früher waren Gyros und Leber die Felsen im Angebot im Sinne der konstanten Qualität … Dafür bleibt heute nur 1 Stern übrig.
Der Service erkannte mein untätiges Sitzen, war allerdings überrascht ob der großen Restmenge. Die Frage nach der Zufriedenheit konnte von mir bezüglich des Hauptgerichts leider nicht positiv beantwortet werden, es wurde die Übermittlung an die Küche zugesagt. Die gewünschte Rechnung kam umgehend, ohne Aufpreis für meine Sonderwünsche, und ein Ouzo wurde angeboten.
Die Übermittlung der Kritik an die Küche dauerte aber wohl länger, so dass ich ohne Doping das Lokal verließ.
Fazit:
Eine gute Suppe und ein tolles Zaziki sind mir zu wenig für eine Empfehlung, wenn griechische Basics (und frühere Stärken des Lokals) nicht stimmen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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