Zurück zu Euro Rastpark Aichstetten Günter Kretschmer
GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat Euro Rastpark Aichstetten Günter Kretschmer in 88317 Aichstetten bewertet.
vor 8 Jahren
"Lokal verhaftetes Autohof-Lokal"
Verifiziert

Geschrieben am 08.02.2017
Besucht am 07.02.2017 1 Personen Rechnungsbetrag: 6 EUR
Außer den üblichen Zapfsäulen hat die Anlage einen großen -E-Auto- Ladeplatz, eine Tesla- eine Standard-Seite, beide in Nutzung - (nicht durch meinen Diesel). 

Ein typischer BAB-naher Autohof? 

Nicht ganz so - würde ich sagen, einerseits ein großer Tankshop-Bereich, eine relativ kleine Spielcasino-Ecke mit drei voluminösen Maschinen, eng an einen Kaffee ToGo Automaten angebunden, eine kleine "Kneipenecke" - eine Bedientheke mit dem üblichen Angeboten rund um Frikadellen-Brötchen oder Bockwurst, ein recht kleiner Bereich eines Servicerestaurants, dessen Zwecksetzung einer schnellen Mahlzeit unterwegs mit hoher Personaldichte bezogen auf Platzzahl hervorscheint, ein großzügerer Sanitärbereich im Eurorast Bezahlsystem-Gutschein sind die auf das fahrende Gastpotential abgestimmten Bestandteile eines Autohof. Aber schwäbisch sparsam mit Raum.

Die angebotenen Speisen haben viel regionalen Bezug - passen zunächst so gar nicht zu einem an sich  "schnellen" Konzept. Sind aber wohl Teil eines entschleunigenden regionalen Servicekonzept, das routiniert wie auch ohne Hektik den Gast bedient.

Bereits auf der Hinfahrt zu meinem Termin hab ich hier kurz Rast gemacht - meine für Baustellen und andere Engpässe der Strecke eingeplante Pufferzeit und die gegenüber der Google-Fahrzeit-Nennung (die sonst recht stimmig ist) hätten mir ein komfortables "Abschalten" gewährt - wär da nicht dieser routiniert rotierende Kopf, der das nicht zulässt. Termin gelaufen - nun bin ich auf der Rückfahrt - will zwar heim, aber ein tagesleerer Magen möchte doch noch das regionale Konzept aufnehmen, dass bereits bei der Hinfahrt ins Auge stach: "Saure Kutteln mit Brot" zu 4,90. Das ist sicher nicht für jeden was (besonders nicht für die volks- und betriebswirtschaftsferne Fleisch-muss-teurer-werden-Fraktion) aber regional verbreitet im Restaurant-Angebot. In den Jahren habe ich im schwäbischen Umfeld bereits sehr unterschiedliche Erfahrungen damit gemacht- von sehr gut über "experimentelle Küche" bis zu Enttäuschungen, bei denen der Koch nicht verleugnen konnte, dass er weder seinen Job noch die Ware wirklich mag.

Es ist also immer ein Vabanque-Spiel, dies Gericht zu bestellen. Auch der Preis lässt keinen Rückschluss auf die gebotene Qualität des Gerichts zu - ich hab auch zum Wucherpreis schlechte Kutteln stehen lassen - hier steht ein sehr fairer, geringer Preis, der keine Erwartungen weckt. 

Es dauert eine kleine Weile, bis mir, (der auf der kleinen Bistro-Kneipenthekenbank Platz genommen hat) eine der Bedienungen mit breitem regionalen Akzent ein "ich komme gleich" zuruft. Das geschieht dann auch ohne Hektik, freundlich lächend - mein Wunsch, ein kleines Wasser und saure Kutteln. Sie fragt abklärend nach, ob Mineralwasser und sprudelnd - es lässt vermuten, dass hier wohl auch Hahnenwasser verlangt werden kann - und geht dann rasch zur Hi-tech Zapfbatterie, bringt mir das kleine Tafelwasser (0,2 1,80). Angenehm kühl und frisch. Es dauert eine Weile, ich beobachte das übliche Kommen und Gehen im Umfeld mit den klaren Zielrichtungen: Sanitär - Theke - Restaurant - Shop -  das 50c -Billet-System wirkt. Dann höre ich den scharfen Ton der Küchenklingel - einige Male - doch bald drauf kommt ein schlichter tiefer Teller, tiefbraune fast breiige Soße wirkt eher nach zu steifer Gulaschsuppe und ein Körbchen mit drei Scheiben guten Graubrots die man sonst so klein nur beim 500g Brot bekommt - hier aber alle gleich frisch und groß genug. Soviel feste Soße ist eigentlich nicht meins, aber ich sehe, dass sich unter der Soße auch die vom Service annoncierte Ware befindet. "Guten Appetit" - in breitem schwäbisch lässt mich mit dem Teller zum Dialog allein. Ein vorsichtiger erster Löffel zeigt die prinzipielle Genießbarkeit - eine leichte Säure, unaufdringlich, gut würzig abgeschmeckt - die Kutteln nicht schleimig verkocht sondern neben Zwiebel- und möglicher Weise kleinen Speckstücken in guter Bißfestigkeit. Löffel für Löffel ein Genuss, den ich mir gerne wieder gönnen werde und den ich hier ruhigen Gewissens jedem nur empfehlen kann.  So auch einem an den kleinen Tresenbereich kommenden Gast mit offensichtlichem ruhrpott-migrationshintergrund - der freundlich fragt, ob das Gulaschsuppe sei und ob es gut sei. Letzteres bestätige ich, aber es sind saure Kutteln - regionale Spezialität. "Dat nimm ich auch" - und nachdem auch bei ihm der Kontakt zur Bedienung etwas dauert, bestellt er entsprechend "das da" - worauf sowohl die Bedienung als auch ich frage, "Sie wissen, was das ist?" "Nein" - Mein kurzes Wort zur Erklärung lässt ihn - nicht zur Verblüffung der lachenden Servicekraft sofort umschwenken. Er wird nicht wissen, was ihm entgeht! 

Ich habe fertig- und die Servicekraft kommt nach der Getränkeabgabe beim Tresennachbarn und meinem kurzen Wink schon mit dem Bon in der Hand  -"Die Kollegin hatte schon gesehen, dass Sie zahlen möchten" klingt die freundliche Stimme in Hochdeutsch - da ich dies breite Allgäu-schwäbisch nicht hinlänglich schriftlich wiedergeben kann. 6,70 für eine schwäbischen Genuss. Auch auf dem Bon setzt sich das fort: Da steht nicht irgendwie "Kellner No.12" sondern "Es bediente Sie Frau ..." .Sehr persönlich, sehr nett - gerne wieder  (auch wenn ich das bei einem Autohof nicht ganz so passend finde). 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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