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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Brasserie La Vie · Mercure Hotel Düsseldorf Hafen in 40221 Düsseldorf bewertet.
vor 9 Jahren
"Exzellente Produkte, gekonnt in Szene gesetzt und fachgerecht serviert -oder einfach: -Referenzklasse"
Verifiziert

Geschrieben am 26.09.2015 | Aktualisiert am 26.09.2015
Besucht am 19.09.2015
Bereits länger im Vorfeld der aktuellen tour de menue gusto (10.09. bis 04.10.2015 in und um D‘dorf) für 19:00 Uhr reserviert, trafen wir zusammen mit unseren, im holländischen Exil lebenden, Freunden gegen ca. 18:40 am Mercure Hotel ein. Unvorhersehbarer Weise war der ÖPNV heute geneigt seinen Fahrplan einzuhalten, damit konnte niemand rechnen und so machten wir noch eine Runde um den Block. Die Bezeichnung Brasserie La Vie im Mercure Hotel Düsseldorf Hafen ist äußerst euphemistisch gewählt, den Hafen sieht man höchstens vom Dach des Hotels aus…. Die Lage ist trotzdem vergleichsweise zentral und mit dem ÖPNV (S-Bahnhof und Straßenbahnhaltestelle ‘Völklinger Str. ‘) gut erreichbar. Das Hotel hat eine Tiefgarage, ob die auch von Restaurantgästen genutzt werden kann entzieht sich meiner Kenntnis. Von außen eher unscheinbar, fällt am ehesten die kleine, geschickt begrünte Terrasse (Raucherzimmer) ins Auge.

 
Nach Betreten des Hotels liegt rechts die Rezeption links geht es an der Bar-Insel vorbei ins Restaurant. Angesichts der Ausstattung handelt es wohl um das einzige Restaurant des Hotels, hier werden demnach sämtliche Mahlzeiten eingenommen. Dafür ist es recht ansprechend gestaltet, die mit Stoff eingedeckten Tische sind in lockeren Gruppen, teilweise durch Raumtrenner separiert, im Gastraum verteilt. Die Bestuhlung ist ein angenehmer Kompromiss zwischen authentischem Stil und Bequemlichkeit. Auf der gepolsterten Sitzfläche lässt es sich gut aushalten und die Tische haben eine angenehme Größe. Atmosphäre wird in dem großen Raum geschickt durch Kerzen und gedämpfte Beleuchtung erzeugt. Nicht zuletzt wegen des freundlichen Empfangs (Garderobe abgenommen und versorgt etc.) durch den jugendlichen Kellner (4,8) fühlten wir uns auf Anhieb wohl.
 
Die Weinkarte, eigentlich ganz gut sortiert, wurde eher als Streichkonzert präsentiert. Es gab lediglich drei Weiße (Riesling, Weiß- und Grauburgunder) und drei Rote (zwei Cuvées und ein Lemberger/Blaufränkisch) zur Auswahl. Positiv dann wieder, dass der Service anbot die Weine vor der der Bestellung verkosten zu können. Vorab bestellten wir stilles Wasser und als Aperitif drei Gin Tonic und einen O-Saft (0,2 L à 2,80 Euronen). Wie in inzwischen leider Vielerorts üblich erhielten wir Gin und Tonic (0,2L à 3,20 Euronen) separat zum selber basteln. Es gibt eine kleine Auswahl an Gin Sorten, erinnerlich sind mir Bombay Sapphire, Hendrick’s und Beefeater, die interessanter Weise mit unterschiedlichen Tonic Marken serviert werden. Hendrick’s (4 cl à 9,- Euronen) mit seinem intensiven Gurkenaroma wurde mit Thomas Henry Tonic und Beefeater (4 cl à 6,- Euronen) mit Schweppes Tonic kombiniert. Man kennt sich also aus. Zum Aperitif gab es sogleich Baguettescheiben, mildes Olivenöl (Spanien) und unterschiedliche Salzmischungen (Chili, Garam Masala usw.). Dann folgte ein sehr delikates amuse gueule in Gestalt eines Thunfischwürfels auf Mango Chutney und Passionsfrucht-Maccaron, unsere Erwartungshaltung stieg.
Wie bereits erwähnt gab es am Weinservice nebst Beratung nichts zu meckern, allenfalls das Organisationsproblem der ausgedünnten Weinkarte (zumal man sich mit den sogenannten ‘Grand Vins de Mercure‘, nebst eigener Website ziemlich weit aus dem Fenster lehnt…) wirft einen leichten Schatten. Die Entscheidung zwischen Weiß und Grauburgunder fiel zu Gunsten des Ruländers. Mit seinen kräftigen Aromen und ohne spitze Säure schien er am geeignetsten für den Einstig ins


 
Vier-Gang-Menue à 42,- Euronen pro Person:
 
Steinpilz-Cappuccino | Gemüsepraline | Rindertatar | Gelee

Eine sehr gut gelungene Vorspeise, schön auch die Präsentation der Schichten im Cappuccino-Glas, das Kakaopulver harmoniert perfekt mit dem Steinpilzaroma der Suppe. Auch die Gemüse-Frischkäsepraline mit Geleeperlen auf dem für meine Begriffe etwas zurückhaltend abgeschmeckten Tatar konnte überzeugen. Fruchtige Ergänzung dazu eine Orangen-Jus-Reduktion und eine recht süße ebensolche mit Cassis. Jede Komponente für sich schon weit vorne, zusammen unschlagbar.
 
Bretonischer Steinbutt | Schnittlauchsud | geräuchertes Ochsenmark

Blumenkohl | Kaviar

In gleicher Qualität ging es weiter. Der Butt, glasig gegart, in typisch-mildsahnigem Schnittlauchsud. Auf dem Tellerrand, geräucherte Scheiben vom Markkloß an genialer Rote-Beete-Mayo auf der einen und aromatischer Sesam-Mayo auf der anderen Seite. Auf den Punkt gegarter Blumenkohl und sehr kleinkörniger, fast nicht bemerkbarer Kaviar runden das ganze harmonisch ab.
 
Die Gänge kamen in angenehmem zeitlichen Abstand. Wie erbeten, ließ uns der Service auch Zeit den Weißwein auszutrinken und für die drei Fleischhauptspeisen auf den ‘Mann im Fass‘ (Lemberger, WG Brackenheim) zu wechseln. Der Vierte im Bunde blieb beim Grauburgunder, dieser passte auch hervorragend zu:
 
Langoustino im Wald | Kopfsalatjus | frische Mandeln

Dekonstruiert wirkende Langoustinos auf Kräuter Püree, Zucchini-Röllchen, Fenchelstengel, Erbsensprossen und Mandelkerne auf olivfarbener Kopfsalatbrühe. Ich habe es selbst nicht probiert aber unser Freund war im Vergleich zu uns nicht so glücklich.
 
Zweierlei vom Txogitxu | Gemüseacker | Essig | Krapfen | Aspik | Morcheln

Das Highlight des Menues. Ausgelöstes, butterzart geschmortes Rippchen darauf eine medium-well gegarte Scheibe Filet von angeblich glücklichen, weil freilebenden und bis zu 20 Jahre alten Oma-Kühen aus dem spanischen Baskenland. Aroma und Textur sind schon etwas Besonderes, wie unsere Freundin meinte schmeckt es so richtig nach Tier. Eine Parallele zu anderen Rindfleischqualitäten kann ich nicht ziehen, weil es sich um einen eigenen Geschmack handelt. Die Beilagen dazu passend, die intensive Jus mit leichter Essignote oder war‘s der Aspik? Der Acker bestand aus drei geschichteten Pürees (Kartoffel, Broccoli und Karotte). Nett auch die kleinen Krapfen-Kugeln und die eingeweichten Morcheln.
 


 
Bis hierhin schon hochzufrieden, bot uns der Service bis zum Dessert eine kleine Pause an, die wir dankbar annahmen und uns so in Ruhe dem restlichen Rotwein widmeten. Überhaupt war der Service sehr aufmerksam, wir mussten nicht selbst nachschenken, falsch benutzte Besteckteile wurden wie selbstverständlich nachgelegt. Insgesamt meine ich auch ein recht gutes Klima im Verhältnis zwischen Service und Küche feststellen zu können. Damit würde meine Vermutung, dass je besser das Betriebsklima, desto besser der Service, bestätigt. Gleichzeitig mit einsetzen der Desserts erschien auch der ‘Kochlöffelführende‘ Koch und erkundigte sich nach unserer Zufriedenheit. Das geschah sehr sympathisch auf Augenhöhe und meine leise Kritik, doch den gewünschten Gargrad beim Filet vorab durch den Service erfragen zu lassen, schien auf fruchtbaren Boden zu fallen. Zumal der geneigte Gast nicht wirklich wissen kann, dass das Zweierlei im Hauptgang einen kurzgebratenen Bestandteil enthält. Mit dem marketingtechnisch wertvollen Hinweis auf die demnächst angebotenen Martinsgänse (ebenfalls aus spanischer Freilandhaltung) überließ uns der Küchenvorsteher uns selbst und wir kümmerten uns um die verbliebene Aufgabe:
 
Rote-Grütze-Cake | Puzzle | Marshmallow | Limette-Olive | weißes Kaffee Eis

Nagut, ich bin nicht so der Patisserie-freak (‘tschuldigung liebe Obacht) deshalb hauptsächlich der Hinweis auf die Photos. Herauszuheben wäre vielleicht das Kaffeeeis, sehr aromatisch, genau die richtige Balance zwischen süß und leicht bitter. Lustig auch die kleinen dunklen Limette-Oliven-Perlen. Alles in allem ein würdiger Abschluss, sogar der (Kirsch?)-Marshmallow nicht so gummiartig wie befürchtet.
 
Für unsere Freundin der denaturierten Milch war es auch kein Problem einen entsprechenden Teller mit französischen Rohmilcherzeugnissen im Austausch zu erhalten. Hübsch angerichtet und mit den größten Himbeeren garniert, die ich bisher im Restaurant gesehen habe. Hierzu gab es auch nochmals Baguette.
 
Da wir rundum zufrieden waren und uns entsprechend wohl fühlten hatte der Kellner leichtes Spiel noch Hochprozentiges an die Frau/den Mann zu bringen. Mit drei Grappe (à 4,50 Euronen) und einem Willi (à 8,- Euronen) fand der gelungene Abend einen hocharomatischen aber sanften Abschluss. Die Rechnung zu splitten war für den Service ebenfalls kein Problem und gelang ohne unser Zutun auf Anhieb. Hierbei erfuhren wir auch, dass das Wasser (immerhin zwei Flaschen) bereits im Menue-Angebot enthalten sei. So gesehen geht der Preis von 277,90 Euronen für vier Menues, drei Gin Tonic, einen O-Saft, zwei Flaschen Wein und vier Digestives absolut in Ordnung.
 
Angesichts der außerordentlich guten Erfahrung besteht wohl höchste Gefahr diese wiederholen zu wollen. Insofern können wir die Brasserie La Vie uneingeschränkt empfehlen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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