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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Weinhaus Buchner bei Matthieu in 53227 Bonn bewertet.
vor 4 Jahren
"Skopophil sind wir nicht, aber erfahren, wie Sauerbraten von der Entenbrust schmeckt, wollten wir schon!"
Verifiziert

Geschrieben am 23.01.2020 | Aktualisiert am 23.01.2020
Besucht am 18.01.2020 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 155 EUR
Meine Frau und ich haben ein befreundetes Pärchen abgeholt und halten nun am Samstagabend im Bönnschen Oberkassel Ausschau nach einem Verweilplatz für unsere Benzinkutsche. Samstagabend, in Kürze beginnt der EM-Handballthriller Deutschland – Kroatien, alle Parkbuchten sind zugeparkt, aussichtslos, den E10-Säufer abzustellen. Ich steuere durch eine Gasse, die keinen Möbelwagen durchlässt, und – oh Wunder! – wir finden just neben dem Weinhaus Buchner bei Matthieu eine Parkplatzreihe, die eine schlanke Lücke Platz bietet. „Sie haben das Ziel erreicht!“, sagt die Dame vom Navi, und wir gehen parkplatzbeglückt auf ein zweistöckiges Gebäude zu, das gepflegt und einladend wirkt, die obere Etage in Gelbtönen gehalten, das Erdgeschoß rotbraun verklinkert. In Deckenhöhe des Erdgeschosses lesen wir auf den gelblichen Hauswänden Weinhaus Buchner, braun und im Stil von Lucida Handwriting geschrieben.

Vor fast fünf Jahren waren meine Frau und ich hier zu Gast und haben köstlich gegessen (s. meine entsprechende Bewertung). Inzwischen hat es einen Wechsel in der Führung des Hauses gegeben. Matthias „Matthes“ Hackelbusch, der früher das Restaurant Matthieu's in der Bonner Südstadt führte, steht nun in der Küche des Weinhauses. Entsprechend hat sich der Name geändert: Weinhaus Buchner bei Matthieu.

Das Ambiente ****
Ein helles und modernes Ambiente hat den einstigen Weinstuben-Charakter der Gasträume verdrängt. Die einst reichlich verteilten Dekoartikel aus Gmundner Keramik wie Vasen, Schalen und die Menage auf den Tischen ist großenteils verschwunden. Die einst dunkelbraunen Balken an den Wänden und an der Decke sind nun weiß getüncht, wodurch die Räume viel heller wirken.

Wir haben reserviert. Ein freundlicher junger Herr, dem Phänotyp nach aus Vorderasien, begleitet uns zu einem Vierertisch in einem séparéeartigen Teil des Gastraums.
Unser Nebentisch
Das Ambiente gefällt uns, und wir sitzen gemütlich. Vier Sterne geben wir für das Drumherum.

Der Service ****/*****
Der junge Mann aus dem Morgenland ist ausnehmend freundlich und gastzugewandt. Er parliert mit uns in fast unfallfreiem Deutsch, geht auf Sonderwünsche ein und bedient uns den Abend über professionell. Er macht seinen Job mehr als gut, für seine Serviceleistung geben wir viereinhalb Sterne.

Der junge Serviceherr versorgt uns direkt nach dem Platznehmen mit den Speisekarten und fragt nach Getränkewünschen. Für die beiden Damen soll es zunächst eine
• Flasche Mineralwasser, dreiviertel Liter zu 5,80 €, sein. Unser Freund wählt ein 
• Peters Kölsch (2.- € für den Fünftelliter). Ich muss unser Gefährt lenken, deshalb ein 
• alkoholfreies Paulaner Hefeweizen (4,20 € der halbe Liter) für mich.

Bevor unsere Damen einen Wein wählen, wollen sie die Karten studieren.

Die ersten Getränke werden schnell und probat gekühlt serviert.
Alkoholfreies Paulaner Hefeweizen
Essen und Getränke ****/*****
Die Speisekarte ist saisonal und regional geprägt. Die Gerichte sind teils bodenständig, teils aber auch modern-mediterran ausgerichtet. Neben der Speisekarte gibt eine Tageskarte auf einer mannshohen Schiefertafel im Gastraum Auskunft über zusätzliche Gerichte. Die Preise fallen nicht aus der Rolle, übliches Bonner Preisniveau.

Der junge Mann lässt uns hinreichend Zeit für die Speisenauswahl, denn wir tun uns schwer angesichts der Qual der Wahl. 

Schließlich notiert der junge Mann vom Service ganz analog auf seinem Blöckchen
• Sauerbraten von der Entenbrust an Kirsch-Rotkohl und Klößen (19,50 €) für beide Damen und für mich,
• Kalbsschnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und Preiselbeeren (19,50 €) für unseren Freund, der allerdings statt des Kartoffel-Gurkensalats um Bratkartoffeln bittet, was problemlos akzeptiert wird. 

Nur ich wähle eine Vorspeise, ein
• Selleriesüppchen mit Chorizzo (6,50 €).

Die Damen haben inzwischen auch den Wein gewählt, einen
• 2018er Molino a Vento, Nero d’Avola, Sicilia (20.- € für 0,75 l).

Der Herr vom Service serviert unseren Damen den gehaltvollen wohltemperierten Roten, der beiden sehr gut mundet.
2018er Molino a Vento, Nero d’Avola
Einen Gruß aus der Küche gibt es nicht. Diesbezüglich sollte der „Matthes“,  wie der Koch und Geschäftsführer sich später meiner Liebsten gegenüber vorstellt, noch einmal in sich gehen. Dem Restaurant würde ein Amuse-Gueule gut stehen, denn – soviel sei vorweggenommen – die Küche weiß zu verwöhnen. 

Dem Wein für die Damen folgt nach kurzer Zeit die Suppe für mich.
Selleriesüppchen mit Chorizzo
Die Selleriesuppe ist schön heiß, eine Vielzahl von geschmackvollen, knusprigen Chorizowürfelchen finde ich in ihr. Der kräftige Chorizo-Geschmack passt hervorragend zum ebenfalls kräftigen Selleriegeschmack. Die eingestreuten Kräuter geben zusätzliche, passende Würzungsnoten. Ein feines Süppchen, das mir ausgezeichnet schmeckt.

Nun warten wir eine ganze Weile. Solange, dass wir uns fragen, ob denn die Wartezeit noch angemessen sei. Unsere beiden Damen diskutieren derweil die Möglichkeiten, den Sauerbraten von der Entenbrust auf unsere Teller zu bringen: marinieren, schmoren und dann nur noch heiß machen oder marinieren und dann à la minute  braten. Unsere Wartezeit kann eigentlich nur der zweiten Möglichkeit entsprechen, und so ist es dann auch, wie der Koch „Matthes“ später meiner Angetrauten bestätigt. 
Sauerbraten von der Entenbrust an Kirsch-Rotkohl und Klößen
Ein gutes halbes Dutzend Entenbrustscheiben, dekoriert mit gehobelten Mandeln, ist fächerförmig auf dem Kirsch-Rotkohl drapiert, begleitet von zwei kleinen Kartoffelklößen und einer eher als Dekoration anzusehenden Gemüsezugabe: Blumenkohl, Kaiserschote, Zucchinistreifen. Alles ist vorbildlich heiß, der Teller ist angewärmt.

Ich beginne mit einer Entenbrustspitze und bin zunächst „not amused“. Die Brustspitze ist  durch und leicht trocken. Gott sei Dank ändert sich die Konsistenz zum  Scheibeninnern hin und das Fleisch wird zunehmend zarter und saftiger. Dennoch, die leichte Rosatönung, mit der die Entenbrust unserer Freundin gesegnet ist, hätte auch meinem Fleisch gutgetan. 

Die Marinade kommt geschmacklich leicht durch, eine ganz feine säuerliche Note.

Meine Liebste ist mit der Entenbrust sehr zufrieden: zarte Fleischscheiben mit knuspriger Haut und nicht ertränkt in der leckeren Sauce. Die Sauce findet sich auf dem Teller als Spiegel um das gesamte Ensemble herum und ist leicht mit Preiselbeeren abgeschmeckt.

Die Klöße scheinen und schmecken selbstgemacht, sind wunderbar fluffig und in Butter kross gebraten.

Der noch etwas bissfeste Kirsch-Rotkohl hat eine leicht säuerliche Note, und es finden sich etliche Kirschstücke darin. Es ist eine geschmacklich interessante Variante des Rotkohls, der ja gewöhnlich mit Äpfeln zubereitet wird.

Unser Freund delektiert sich an seinem Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln. 
Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln I
Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln II
Unter zwei ansehnlichen Kalbsschnitzeln, deren Panade die wünschenswerten Blasen wirft, liegen vorbildlich geröstete Bratkartoffeln, begleitet von einer kleinen Portion gemischten Salats. Das Schälchen mit Preiselbeeren überlässt unser Freund seiner Frau.

Mit den Schnitzeln und den Bratkartoffeln ist unser Freund mehr als zufrieden. Er lobt besonders die Zubereitung der Bratkartoffeln, die wie aus dem Bilderbuch geröstet sind, nicht zu blass, nicht zu dunkel, einfach so, wie sie sein müssen.

Wir alle Vier sind angetan von Matthes’ und seiner Helfer Kochkünsten. Da darf der Dessert-Gang nicht fehlen.

Meine Frau wählt 
• Apfelkuchen mit Mandeleis (9,00 €) von der Tageskarte, unsere Freundin
• Schokoladenkuchen mit Sauerkirschen (8,00 €), und ich nehme die von mir geschätzte 
• kleine Käseplatte (9,50 €).

Unser Freund begnügt sich mit einem flüssigen Dessert, einem
• Williams Christ von der Edelobstbrennerei Kießling in Grafschaft (5,50 € für 2 Zentiliter).
Apfelkuchen mit Mandeleis
Der Apfelkuchen ist herrlich fluffig, fast wie Biskuit, und warm – wie frisch gebacken und mit einer Deko aus Apfel-Julienne. Dazu passt gut das Mandeleis, das mit karamelisierten Nussstückchen bestreut daherkommt. „Ein Genuss!“, sagt meine Frau.
Schokoladenkuchen mit Sauerkirschen
Der Schokoladenkuchen ist ebenfalls warm mit einem flüssigen Schokoladenkern. Dazu gibt es Sauerkirschen und – überraschend, weil nicht angekündigt – Schokoladeneis. Alles in allem: superlecker!

Unser junger Mann vom Service bringt mir ein Käsetrio auf einer Schieferplatte, reichlich dekoriert mit verschiedenen Salaten.
Kleine Käseplatte
Zur Käseplatte wird dunkles Baguette serviert. 
Brot zur kleinen Käseplatte
Auf der Schieferplatte liegen drei Käsesorten, Camembert, Blauschimmelkäse und eine gereifte Schnittkäseecke. Mit dem frischen und knusprigen Brot schmecken die Käsestücke vorzüglich. Die Salatdeko ist vielfätig, unter anderem Blattsalat, Feldsalat, Sprossen, eingelegte Oliven. Alle Komponenten auf der Platte harmonieren perfekt.

Zum Schluss wünscht meine Frau noch einen

• Espresso (2,10 €).
Espresso
Der Espresso in einer Gmundner Espressotasse ist schön heiß und nicht bitter, so wie meine Liebste ihn mag.

Mit unseren Gerichten und Getränken sind wir alle Vier vollauf zufrieden. Die Küche hat uns überzeugt. Für das Gebotene geben wir einhellig viereinhalb Sterne.

Die Sauberkeit ****
Die Toiletten sind sauber und gepflegt. Im Gastraum gibt's von uns nichts zu beanstanden. Tische und Geschirr sind sauber, deshalb vier Sterne für die Sauberkeit.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ****/*****
Der Service und das Küchenteam im Weinhaus Buchner bei Matthieu haben eine mehr als gute  Leistung erbracht. Die Preise für diese Leistung halten wir für vollauf gerechtfertigt, deshalb viereinhalb Sterne für das Preis-/Leistungsverhältnis.

Das Fazit ****/*****
Das Weinhaus Buchner bei Matthieu empfehlen wir gerne weiter. Der Abend dort hat uns sehr gut gefallen. Wir sind sicher nicht das letzte Mal dort gewesen. Unser Fazit lautet: Gerne wieder und viereinhalb Sterne!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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