Geschrieben am 18.02.2024 2024-02-18| Aktualisiert am
18.02.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 507 EUR
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das Haus im letzten Sommer verlassen; neuer Küchenmeister ist der bisherige Vize Igor Yakushchenko. Am Konzept hat sich (bisher) nichts geändert, d. h. (noch) keine ukrainischen Elemente im Degustationsmenü. Den Stern hat Peter Fridén auch dagelassen, und es würde uns nicht wundern, wenn es im März dabei bliebe. Das möchte ich schon mal vorwegnehmen.
Zum Restaurant geht es eine Treppe hoch, es gibt aber auch einen Aufzug. Oben gelangt man zunächst ins Tawa Yama Easy, welches am Freitagabend rappelvoll war und wie ein Bienenstock summte. Als wir das Haus gut drei Stunden später verließen, waren mit der After-Work-Stimmung auch die Dezibel noch einmal kräftig gestiegen. Das konnte uns aber egal sein, denn wir wurden durch einen nahezu geheimen Gang ins Gourmetrestaurant geleitet, vorbei an der Küche, wo wir durch kleine Gucklöcher geschäftiges, aber nicht hektisches Treiben beobachten konnten.
Zu Hektik bestand auch kein Anlass, denn außer unserem waren nur zwei weitere Tische am anderen Ende des Gastraums belegt. Dessen Atmosphäre ist kühl, aber irgendwie auch cool, gemütlicher jedenfalls als der etwas metallische Charme des Easy. Uns hat es gefallen, und sowohl auf meinem Stuhl als auch auf dem Sofa meiner Frau saßen wir sehr bequem.
Dass sie dieses mit Calvin teilen und er damit wenigstens passiv am Geschehen teilhaben durfte, fanden wir drei äußerst charmant. So viel Hundefreundlichkeit erlebt man wirklich nicht oft, er hatte aber auch seine Decke dabei. Dass es ungefragt Wasser für den Kleinen gab, versteht sich dann von selbst. Überhaupt, der Service der beiden Damen – eine davon die Sommelière, deren Fachkenntnisse wir an diesem Abend kaum in Anspruch nahmen – war makellos: zugewandt, bei Rückfragen kompetent, immer aufmerksam und ausgesprochen freundlich.
Zusehen durfte Calvin uns beim Verzehr eines sechsgängigen Degustationsmenüs. Deren gibt es zwei, ein vegetarisches und für uns ein nichtvegetarisches, zu jeweils 169 €; à la carte kann man nicht essen. Fünf (käselose) Gänge gibt es für 10 € weniger; meine Frau tauschte ihren Käse lieber gegen das Vegetarierdessert. Übrigens, das volle Programm gibt es ausschließlich freitags und samstags, dienstags bis donnerstags werden nur vier Gänge angeboten.
Standesgemäß eingeläutet - wir feierten den Geburtstag meiner Liebsten - wurde der Abend mit je einem Gläschen 2016er Rosé von Louis Roederer pour madame (30 €) und einem Blanc de Noirs Extra Brut von Benoîte Lahaye für mich (28 €). Danach ging’s erst mal mit Wasser weiter (stilles Teinacher zu 7,90 € für eine der zahlreichen 0,75er Flaschen), denn ich musste auf meinen Führerschein Rücksicht nehmen und meine Frau auf ihre Gastritis. Nur zum Fleischgang gab’s noch mal was Anständiges zu trinken.
Und das war dann so edel, dass wir beim nächsten Besuch die An- und Abreise unbedingt so gestalten müssen, dass wir an den Segnungen teilhaben können, die der gutsortierte Wandschrank bereithält.
Mit dem Aperitif erschien ein multipler Gruß aus der Küche: In dem Gläschen eine lauwarme Ingwer-Karottensuppe,
neben einem knackigen Kürbisröllchen ein Tomatenmacaron
und schließlich Miniblinis mit Tonburi-Kaviar. Ein ein texturisch (texturell?) amüsantes Feuerwerk aus lauter Geschmacksexplosiönchen – eine Einstimmung, die Vorfreude auf das Kommende weckte.
Das Brot, das derweil gereicht worden war, bäckt Souschef Tim Bertelsbeck mit einer liebevoll gehegten Sauerteigkultur. Innen sündhaft flauschig und außen wunderbar knusprig, und ich konnte mich nur mit högschder Disziplin davor bewahren, mir den Bauch mit Brot vollzuschlagen, bevor der Abend richtig losging. Einen Außer-Haus-Verkauf gibt es leider nicht, die Leute sollen halt kommen, wenn sie das genießen wollen. Und ob wir den Rest mit nach Hause nehmen dürften, trauten wir uns dann doch nicht zu fragen…
Dazu gab es aufgeschlagene Butter (wo ist der Plural, wenn man einen braucht?) mit Sel de Normandie bzw. Limetten-Kosho-Paste. Die zurückhaltende Würze ließ das Aroma das Brotes schön zur Geltung kommen.
Weiter ging es mit einem knusprigen Amuse Bouche, dem man nicht ansah, dass es mit einem feinen Rote-Bete-Tatar gefüllt war. Genaueres zur Umhüllung habe ich leider vergessen - ein mit den Jahren nicht besser werdendes Phänomen, dessen man nur mit Hilfe detaillierter Tischnotizen Herr werden könnte, wenn die Gattin nicht etwas dagegen hätte. Ab jetzt hilft mir aber die Speisekarte weiter.
Nach ersten, eher vorsichtigen asiatischen Anklängen wurde es nun ernst. Lachsforelle mit N25-Kaviar, japanischer Vinaigrette und Kimchi. Die Lachsforelle war nach der Ikejime-Methode getötet worden (24 Stunden Wellness im Entspannungsbecken mit anschließendem Stich ins Hirn), wobei ich mir nicht zutrauen würde, derartige Unterschiede herauszuschmecken, schon wegen der kräftig zitrischen, wenn auch sehr schmackhaften Vinaigrette nicht. Gegen die kam auch der Kaviar nur schwer an. Ein dünner Streifen Kimchi war auf dem Fisch drapiert und ordnete sich ebenfalls der Sauce unter.
Der erste große Höhepunkt des Abends war die norwegische Jakobsmuschel, zart, fleischig und liebevoll angeröstet. Dazu feines Püree von der gemeinhin unterschätzten Schwarzwurzel auf einer Tamarilloscheibe. Eine erstaunliche, uns gänzlich neue Frucht, die in den Anden am Baum wächst und nicht nur wie eine Tomate aussieht, sondern auch so schmeckt, aber viel, viel intensiver. Unfassbar. Meine Liebste war so geistesgegenwärtig, ein Souvenir in Form von ein paar Samen für die heimische Zucht beiseitezulegen. Ich hatte natürlich alles schon gegessen…
Auch der sich anschließende Wolfsbarsch machte uns viel Freude. Mit seinem Leben abgeschlossen hatte er auf die gleiche nervenschonende Weise wie die Lachsforelle. Er ruhte auf einer Basis auf Basis Spinat, in der sich kleine - für uns Fans natürlich zu kleine! - Unagi-Partikel versteckten, und war umgeben von mildem Misoschaum mit knurpsigen Nashibirnen-Stückchen.
Weiter vorne hatte ich erwähnt, dass wir was zu feiern hatten. Das senkte die Hemmschwelle, gegen einen Aufpreis von 35 € die Entenbrust des Fleischgangs zu tauschen, und zwar gegen die zarteste Versuchung, seit es Rindfleisch gibt: Wagyu-Ribeye in A5-Marmorierung. Gesegnet sei die Provinz Kagoshima, auf deren satten Weiden dieses Tier grasen durfte, und gesegnet die Ställe, in denen seine Muskulatur durchgewalkt wurde. Es schmolz auf der Zunge dahin, und wir mit.
Fermentierter Kohl, eine mit Mandeln panierte, knackige lila Karotte und ein mit reichlich Trüffel belegter Streifen Brioche waren eine würdige Leibgarde für dieses royale Stück Fleisch.
Ebenso würdig auch der Corvina Veronese der Agricola Cà la Bionda (fair kalkulierte 18 € für 0,1 L): Seidig weich, intensiv und mit einem Schuss Cherry Brandy. Ich konnte nur probieren und beneidete meine Liebste sehr. (Sämtliche Etikettenfotos sind mir leider misslungen, vermutlich weil ich zu nüchtern war.)
Nach einer schokoladigen Erfrischung, die mit ihrer Kirschfüllung mehr Dessert als Erfrischung war,
gab es für uns beide einen sahnigen Ananaspudding, nennen wir ihn einfach Panana Cotta, begleitet von estragonisiertem Pistaziensorbet. Sehr amüsant dazu die schockgefrosteten Yoghurtkügelchen, die einen wirklich erfrischenden Säure- und Kälteakzent setzten.
Danach trennten sich kurz unsere Wege. Meine Frau hatte sich ja statt des Käses für das Dessert aus dem Vegetariermenü entschieden, zumal sämtliche Komponenten ihrem Geschmack sehr entgegenkamen: In einem weichen Biscuitring ein Gelee aus Passionsfrucht und Thai-Basilikum, dazu Kokoseis.
Für mich war Meister Anton zuständig, mit einem kleinen Sortiment von ganz mild – der Brillat Savarin hätte sogar meiner empfindlichen Gegenüberin geschmeckt! – bis ziemlich kräftig, mit allerlei fruchtigen Gegenparts.
Dazu Früchtebrot, ebenfalls aus der heimischen Backstube, etwas, das ich normalerweise nicht so mag, aber was war schon normal diesen Abend…
Und wie es immer so läuft, als wir schon richtig satt waren, kam der finale Knockout. Diesmal nicht nur in Form unwiderstehlicher Petit Fours,
sondern auch eines mit viel Hingabe gebackenen Schokocreme-Geburtstagsküchleins, als liebenswerte Geste zum Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends.
We’ll be back.
Und das, bevor der Tamarillobaum Früchte trägt.
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das... mehr lesen
4.5 stars -
"Sehr fein!" Oparazzo
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das
Geschrieben am 27.01.2024 2024-01-27| Aktualisiert am
27.01.2024
Besucht am 23.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird, dass ihn auch der Orientierungsloseste versteht. Zum Glück und einer zunächst übersehenen Beschilderung folgend fand ich schließlich doch hin und einen Parkplatz direkt am Eingang.
Natürlich kann man es auch so machen wie mein Futterbuddy Marco und sein Auto frecherweise auf dem Kundenparkplatz des nahegelegenen Nettos abstellen. DANN GEH DOCH ZU TAWA YAMA!
Mit dem Pfälzer Gastrosophen hatte ich mich nach anderthalb Jahre mal wieder verabredet. So lange war es her, dass wir uns zum Verzehr einer nur dem Namen nach beschden Pizza getroffen hatten. Allerlei Lebensumstände hatten uns gehindert, aber jetzt hatte es endlich geklappt. Und so herrschte auf beiden Seiten große Wiedersehensfreude, und ich will nicht ausschließen, dass man am Nebentisch einen falschen Eindruck bekam.
Das Tawa Yama besteht aus zwei Restaurants: Das Easy gibt es seit Juli 2020, bietet ein breites Küchenspektrum aus fast allen kulinarisch namhaften Ländern Asiens und ist mittags und abends geöffnet.
Ein paar Monate später öffnete das Tawa Yama Fine, dessen damaliger und inzwischen nach Andernach weitergezogener Küchenchef Peter Fridén – seinem Namen zum Trotz gebürtiger Koreaner – schon anderthalb Jahre später einen Stern erkochte. Das Fine ist nur abends geöffnet und wartet auf einen passenden Anlass unsererseits.
Blick auf Durlachs Fuji
Tawa Yama heißt Turm Berg, und aus den bodentiefen Fenstern und vorbei an mächtigen Stahlträgern hat man tatsächlich einen ansonsten unverbauten Blick auf den Durlacher Hausberg, nach der Devise: Mal anders auf den Turmberg schauen! (Kleiner Insider-Joke.)
Durch die Schrankwand geht's ins Sternerestaurant
Drinnen herrscht nüchterner Industriechic mit viel Grau und Schwarz und einem Touch Roller. Wie bequem die Stühle sind, kann ich nicht sagen; meine Bank war zum Glück gepolstert.
Die Tiefe des Raumes
Und selbst Gäste aus den umliegenden Großraumbüros können sich zu Hause fühlen. Hygge, wie man im Saarland sagt, ist es nicht, aber wir sind ja auch nicht in einem Dorfgasthof.
Mittags gibt es im Easy eine schlanke Bistrokarte, die sich bei genauerem Hinsehen als gut zusammengestellt erweist und außerdem in Teilen wöchentlich wechselt. Fusioniert wird, was das Zeug hält und bei drei nicht im obersten Regal ist. Für den kleinen Hunger zwischendurch findet man hier auf jeden Fall was, und für den mittleren bzw. großen muss man sich halt was Passendes zusammenstellen. Abends ist die Auswahl entschieden größer und hat einen deutlich japanischem Schwerpunkt (aber keine Sushi).
Wolodymyr-Selenskyj-Gedächtnis-T-Shirt
Das Bier wird schon an der Theke in Drittelliter-Krüglein umgefüllt, denn Bierflaschen auf dem Tisch passen nicht zum Stil des Hauses. Das des Pfälzer Modellathleten – wie meist so gekleidet, dass man ihm am liebsten ein paar Panzerhaubitzen rüberschicken würde - stammte vom Tegernsee (4,50 €), meines aus Rothaus und war sicherheitshalber alkoholfrei (4 €). Für drüber hinausgehende Dürste orderten wir noch eine Flasche stilles Teinacher (6,90 €).
Dracheneier
Mein Gegenüber begann mit Dragonballs (3,50 €), frittierten Reisbällchen, die passend zu ihrem Namen mit einer Chilischote gekennzeichnet waren. Arg gelitten scheint der seit ein paar Tagen nicht mehr so junge Wörther nicht zu haben; hoffentlich noch dieses Jahr werden wir Genaueres erfahren.
Sieht nur so aus wie ein Bonsai-Döner
Mein Einstieg war ein kleines, mit zart schmelzendem Teriyaki-Schweinebauch gefülltes Bao Bun (7 €). Für milde Würze sorgte Tsukemono-Gurke und für Cremigkeit Kewpie-Mayonnaise (die nächstbeste Wahl, wenn man seine Mayo nicht selber aufschlagen möchte). Das war schon mal ein schöner Anfang.
Hauptspeise meines Gegenübers war der Bento Box Burger (16,50 €). Ich war gespannt, wie es wohl gelingt, ein Burgermenü in eine Bentobox zu pferchen, und wie Marco es schaffen würde, dieses aus jener zu verzehren.
Burger Schranke
Diesen Challenges ging man aber aus dem Wege, indem Burger, Pommes, Ketchup und Mayo auf einem immerhin bentoboxig lackierten Holztablett serviert wurden.
Ein paar Tsukemono-Gurkenscheibchen wurden zur Seite gelegt - was dem einen die Tomate, ist dem anderen die Gurke -, der Rest schien keine Wünsche übrig zu lassen. Mehr kann und möchte ich nicht vorwegnehmen.
Phorher
Ich machte mich derweil über die Tawa Yama Pho her (mit Rind 17 €). Nudeln, Chinakohl, Sojasprossen und Pilze waren kurz vor dem Servieren zugegeben wurden und richtig knackig. Die dünnen Filetscheiben wurden à part und roh serviert und durften am Tisch kurz ziehen. Auch die anderen Zutaten konnten nach Geschmack dosiert werden, was gerade bei Chili sehr vernünftig ist, und Koriander mag bekanntlich auch nicht jeder. Nachdem ich Marco ein paar der moderat scharfen Chilischeibchen abgetreten hatte, landete alles bei mir in der Suppe.
Nachher
Die Brühe war fein, vielleicht ein bisschen zu fein, da hätte man durchaus noch ein, zwei Knochen mehr auskochen können. Trotzdem eine Pho der besseren Sorte, die bis zur Neige ausgelöffelt bzw. -gestäbelt wurde.
Vor lauter Palaver kam man kaum zum Essen, und plötzlich war es 14 Uhr und Nachmittagspause. Trotzdem servierte man Marco gerne noch zwei Mochibällchen (4 €) und mir einen kräftigen Doppio (3,50 €). Zum Abschluss gab es schließlich eine kleine Führung durch die Etage einschließlich eines kurzen Blicks in das Sternerestaurant.
Fazit und vermutlich nicht allzu gewagte Extrapolation: Dafür, dass man fast jede hierzulande bekannte Küche Asiens im Programm hat, beherrscht man diese wirklich gut.
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,... mehr lesen
4.5 stars -
"Tawa Yummy" OparazzoLeicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,
Geschrieben am 06.10.2023 2023-10-06| Aktualisiert am
06.10.2023
Besucht am 30.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 72 EUR
Unsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da Luna, 2021 das von uns sehr geschätzte Bella Vista, nun also Toscana IV.
Es ist ja auch keine ganz einfache Location. Ein hübsch eingerichtetes Restaurant mit großem Außenbereich und traumhaftem Blick über die Anlage ins Bernbachtal,
mit manch originellen Asservaten,
aber es ist zu abgelegen für Touristen und andere Laufkunden. Man muss also entweder Golf spielen oder sich aus anderen Gründen hungrig ins Auto setzen.
So wie zum Beispiel wir vier (Meine Frau, meine Schwester, Calvin und ich). Als wir vergangene Woche dort zu Mittag aßen, waren wir fast die einzigen Gäste. Dadurch hatten wir auf dem talwärts gelegen Balkon, von dem man die beste Aussicht hat, die freie Tischwahl.
Wir wurden von drinnen sofort entdeckt und mit Speisekarten ausgerüstet. Nach angemessener Bedenkzeit wurden die Getränke abgefragt:
Für meine Schwester ein alkoholfreies Weizen aus dem Hause Sanwald (4,50 €), für mich ein alkoholhaltiges Pils vom Fass aus dem Hause Dinkelacker (4,20 €), und für meine Frau einen Spritz aus dem Hause Aperol (6,50 €). Calvin wurde nichts angeboten, aber darauf sind wir immer vorbereitet.
Meine Liebste freute sich ganz arg über das Angebot der Woche: Frische Dorade mit gegrilltem Gemüse und Rosmarinkartoffeln (oder Nudeln) für 27,50 €.
Kein Schnäppchen, eher ein Häppchen, angesichts des dann ausgelieferten Dorädchens. Kleiner Scherz, musste sein. Die mittelkleine Dorade wurde über alle Maßen gelobt, ich lobe mit auf Basis eines mittelkleinen Probierhäppchens. Dass das Gemüse ebenfalls hervorragend gegrillt und gewürzt war, kann ich besser beurteilen, weil ich später wieder den Teller zur Endreinigung rübergeschoben bekam. So much about Häppchen ;-)
Die Dorade war das Highlight unseres Besuches; meine Schwester und ich waren weniger glücklich.
Sie hatte Tagliatelle Salmone – Bandnudeln in cremiger Sauce mit Lachs bestellt (15,50 €). Es war zwar reichlich Salmone drin, aber die Sahnesauce konnte nicht wirklich punkten. Heraus stachen allein die dicken Stücke roher Lauch, der in der Küche aus Gründen untergemischt worden war, über die meine Schwester nur rätselnd den Kopf schütteln konnte. Und die ist von Natur aus sehr zurückhaltend, wenn es um Kritik am Essen geht.
Apropos Sahne: In der Carbonara ist laut Karte auch welche drin.
Mein Auge war nach kurzem Umherschweifen bei der Pizza Toscana - Tomatensauce, Mozzarella, Carpaccio di Manzo, Rucola und Parmesan - ausgefallen lecker hängen geblieben (13,50 €). Ein Gericht, das den Namen des Hauses trägt, sollte etwas Besonderes sein, Carpaccio hatte ich auf einer Pizza noch nie gesehen, und für ausgefallen Leckeres ist wohl jeder zu haben.
Rucola esse ich gerne, jedenfalls in Maßen. Deshalb war ich von der Menge auf meiner Pizza anfänglich überwältigt, aber so schlimm war es dann doch nicht, denn der Rucola war eher von der milden Sorte und sorgte hauptsächlich für Knack. Weniger gefiel mir, dass die Pizza nicht geachtelt und zu groß für den Teller war, denn der Rand war nicht richtig aufgegangen und entsprechend hart zu schneiden. Das führte zu ständigem Hin-und Hergeschiebe, jedenfalls bis die Pizza zur Hälfte gegessen war.
Und dann hatte ich in meiner Naivität noch gedacht, dass das Carpaccio erst nach dem Backen aufgelegt werden würde, damit es seine Carpacciohaftigkeit nicht verliert. Aber das war mit im Ofen gewesen, und durchgegartes Carpaccio hat keine Chance, sich gegen die restlichen Aromaträger durchzusetzen. Da ist Prosciutto eindeutig die bessere Wahl, wenn man schieres Fleisch auf seiner Pizza möchte.
Also, ausgefallen ja, und lecker insofern, als nichts dabei war, was unangenehm geschmeckt hätte. Für das Pizzaflaggschiff ist das ein bisschen wenig.
Während sich also die Dorade durchaus an dem Schild orientierte, das am Eingang zur Anlage steht, konnten Pizza und Pasta nicht mithalten. Inwieweit Tagesform und/oder unglückliche Wahl eine Rolle spielten, muss sich bei künftigen Besuchen zeigen. Die wird es mit Sicherheit geben, nicht nur weil man da so schön sitzt.
Unsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da... mehr lesen
Toscana IV | Restaurant · Pizzeria
Toscana IV | Restaurant · Pizzeria€-€€€Restaurant, Pizzeria07083 5749Bernbacher Str. 61 (am Golfplatz), 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Ein Hole-in-one und zwei Bogeys" OparazzoUnsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da
Geschrieben am 02.10.2023 2023-10-02| Aktualisiert am
02.10.2023
Besucht am 28.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Unglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz ab.
Eine junge, fröhliche Kellnerin nahm uns in Empfang und versorgte uns sofort mit Speisekarten. Wenig später auch kam Wasser für unseren ständigen Begleiter. So schnell und aufmerksam ging es weiter, und die Dame hatte stets all ihre gar nicht so wenigen Schäflein im Auge.
Calvin hatte es heute nicht so gemütlich wie sonst, weil wir leider sein Liegepolster im Auto gelassen hatten, benahm sich aber trotz allem diesmal mustergültig.
Wir waren nicht übertrieben hungrig, und es genügte diesmal ein Blick in die Mittagskarte. Hier findet man unter der Rubrik Street Food Combo vier verschiedene kleine Menüs, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Getränk. „Vorspeise“ für alle war ein Gemischter Salat mit Joghurt-Dressing (Gänsefüßchen deshalb, weil alles gleichzeitig serviert wurde). Als Hauptspeise entschied sich meine Frau für Gegrillter Lachs mit verschiedenen Gemüsesorten, Eier in Maracujasauce und als Beilage gekochter Reis. Dann durfte sie noch zwischen Royal Ice Tea und Summer in Hanoi wählen, nämlich letzteres. Dies alles gab es für 15,90 €.
Ich dachte mir, when in Vietnam (oder ersatzweise in einem vietnamesischen Restaurant), do as the Viets do, und bestellte eine Pho bo (13,50 €). Mit meiner Aussprache konnte ich dabei nicht punkten, aber jetzt weiß ich, dass die beiden o’s nicht wie in „wo“ klingen, sondern wie in „Wok“, nur langgezogen, und das fällt einer deutschen Zunge gar nicht so leicht. Alter Hut, werden die Vietologen unter uns sagen, weiß doch jeder, ich aber erst jetzt.
Bei mir kam dann noch ein alkoholfreies Tannenzäpfle für 3,90 € dazu.
Das Menü war eine runde Sache, wenn auch vielleicht nicht die ganz typisch vietnamesische Küche. Meine Frau war jedenfalls zufrieden. Der Lachs war nicht nur reichlich vorhanden, sondern auch schön angebraten und trotzdem nicht trocken. Das Gemüse, von dem man hier nicht viel sieht, war eine lustige Mischung, schmeckte angenehm nach Kokosmilch, war allerdings für unseren Geschmack deutlich zu kurz im Wok gewesen. Das begegnet uns zuletzt immer öfter, und mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass das vielleicht mit den gestiegenen Energiepreisen zusammenhängt. Vielleicht ist es ja auch ein richtiger Trend, den würde ich aber lieber verschlafen. Auch der gemischte Salat hieß zu Recht so, ich glaube, da waren keine zwei Blättchen von der selben Sorte drin. Und die Joghurtsauce kam uns ausgesprochen selbstgemacht vor. (Dass ich immer von „uns“ rede, liegt daran, dass meine Frau mir nach etwa zwei Dritteln das Tablett rüberschob, um noch Platz für ein Dessert freizuhalten. So stellt sie immer sicher, dass unser BMI wenigstens im Mittel stimmt.) Die Tunke, in der die halben Eier lagen, schmeckte etwas mehr nach Limettenblättern als nach Maracuja, aber nichtsdestoweniger gut.
Meine Pho war richtig lecker, viel Fleisch, reichlich Zwiebeln und Koriander, und eine schöne, kräftige Brühe. Das dünne, kurz gegarte Rindfleisch war von einem großen Stück abgesäbelt worden und musste erst mal in löffelgerechte Stücke zerteilt werden. Aber die waren dann butterzart.
Zum Anpassen an den persönlichen Geschmack gab es Chilipaste, Limette und eine verführerisch üppige Menge an eingelegtem Knoblauch. Der hatte durch das Einlegen zum Glück viel von seiner vampir- und gattinnenabschreckenden Kraft verloren.
Die Nudeln wurden wie immer halb geschlürft, halb gelöffelt und halb aufgewickelt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man beim Schlürfen nicht abbeißen darf – das verkürzt das Leben! -, aber es gab nur eine einzige Papierserviette für das Kinn… Jedenfalls eine feine Suppe, die ich wärmstens empfehlen kann, und die auch an einem warmem Septembertag draußen auf der Terrasse Freude macht.
Für den größeren Hunger und kältere Jahreszeiten findet man auf der Hauptkarte zahlreiche weitere Phovariationen, zum Beispiel im Feuertopfstil. Es gibt noch viel zu entdecken.
Das bereits erwähnte Dessert nannte sich Southwind (5,50 €) und bestand aus zwei Kugeln Eis mit Obst aus eher nördlichen Regionen. Die Apfelschnitze hätten von einem etwas reiferen Apfel geschnitzt werden können; das Eis schmeckte zugekauft, aber immerhin nach Mövenpick, womit wir beide ganz gut leben konnten.
We’ll be back.
Unglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz... mehr lesen
Restaurant Mai Garden
Restaurant Mai Garden€-€€€Restaurant072195965378Herrenstr. 23, 76133 Karlsruhe
4.5 stars -
"Modern oder traditionell – hier findet jeder was" OparazzoUnglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz
Geschrieben am 28.09.2023 2023-09-28| Aktualisiert am
29.09.2023
Besucht am 21.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 117 EUR
Cédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das sich der mediterranen Küche verschrieben hat. Dort waren wir (noch) nicht, ebenso wenig wie in Schwitzer’s Bistro & Beach in der Albtherme, ungefähr einen Kilometer entfernt vom Hotel gelegen. Zur Zeit ist der Weg wegen einer einjährigen Straßengroßbaustelle um ein mehrfaches länger, wie wir jetzt feststellen mussten.
Unser Navi hatte uns etwa 4 Kilometer durch die Eingeweide der Stadt geschleust, als wir von einem Termin in der Nähe der Albtherme in Richtung Hotel fuhren. Dort nebenan liegt nämlich das Kurhaus, in welchem man Schwitzer’s Brasserie & Lounge findet, die wir auch noch nicht kannten. Das galt es jetzt mal zu ändern, und damit bin ich auch beim Thema.
Von der Straße aus geht es eine breite Treppe herunter, man erreicht die Brasserie aber auch ebenerdig (siehe ganz unten). Eine junge Dame, die, wie wir später erfuhren, noch relativ neu war, empfing uns am Eingang zum Gastraum. Wir hatten nicht reserviert, Platz nach Wahl war trotzdem, auch für Calvin. Wir suchten nicht lange rum und setzten uns an einen Zweiertisch am Fenster, gleich hinter dem Eingang.
Versuch's mal mit Gemütlichkeit!
Drinnen dominiert massiv aussehendes Holz. Wer will, kann auch auf ähnlich gebauten Bänken sitzen, muss dann allerdings auf eine Lehne verzichten. Das geht schon in Richtung Bierbank, was die Bequemlichkeit angeht, zu einem Essen auf diesem (Preis)niveau passt das nicht. Zum Glück gibt es aber vor allem an den Zweiertischen ausgesprochen bequeme Sessel, von denen man ungern wieder aufsteht.
Die Decke ist relativ niedrig mit Glas abgehängt, das erhöht den Lärmpegel beträchtlich, vor allem wenn, wie bei unserem Besuch, eine gut gelaunte Gruppe zugegen ist.
Auf der Terrasse sitzt man ausschließlich auf Holzbänken.
Die internationale Karte hat mediterrane und asiatische Schwerpunkte, von Bistroküche bis relatively fine dining ist alles vertreten. (Preislich kann man das „relatively“ dann streichen.)
Wir entschieden uns gegen das wöchentlich wechselnde, dreigängige „Azubi-Menü“ für 39 Euro und stellten uns selbst was zusammen. Meine Liebste blieb beim Fisch: Zur Vorspeise Drei im Panko-Tempura gebackene Riesengarnelen mit Safranmayonnaise, Paprika-Tomaten-Salsa und Salzzitrone (16,90 €), danach Gegrilltes Thunfischsteak „bleu“ mit asiatischem Gemüse, Wasabi, Ingwer & Soja (29,90 €). Über das Für und Wider eines Desserts wollten wir später nachdenken.
So konsistent sollte es bei mir nicht zugehen: Mich reizte Cédric Schwitzer’s Bouillabaisse mit Safran und gebratenen Edelfischen (15,90 €), gefolgt vom „Kulinariker“ Burger vom Nordschwarzwälder Weiderind im Brioche Bun, mit Cheddarkäse, Tomaten, Bacon, roten Schmorzwiebeln, Trüffelmayonnaise, gebackenem Kartoffelrösti, und jungem Blattspinat, Trüffelöl-Parmesan-Pommes Frites (19,90 € für 160 Pattygramm, 25,90 € für 320). Nackte Gier ließ mich Variante 2 wählen.
Zu trinken gab es eine zitronige Tonic-Essenz mit Chinarinde für meine liebe Frau (5,20 €) und ein großes alkfreies Hoepfner-Weizen für mich (5,50 €). Wasser für Calvin hatten wir dabei; angeboten wurde ihm keines.
Auch wenn wir schon riesigere Riesengarnelen gesehen haben, waren die drei Vertreterchen ihrer Gattung äußerst schmackhaft. Die Pankonade leicht, knusprig und würzig, die Garnelen auf den Punkt gegart und keine Sekunde drüber. Für die Salzzitronen konnte sich meine Frau nicht recht begeistern, für die fruchtig-süße Salsa dafür umso mehr.
Bouilla...was?
Schwitzer’s Bouillabaisse hingegen war, um es vorsichtig auszudrücken, etwas ungewöhnlich. Ich kenne diese Suppe eigentlich als buntes Spektakel, bei der saftige Fischstücke aus einer kräftig safranfarbenen Brühe herausschauen.
Beige is the new orange
Die Brühe war hier ziemlich blass, und den Fisch musste ich unter einer dicken Schaumschicht suchen. Dort fand ich dann Stücke von Seeteufel und Thunfisch sowie eine ganze Riesengarnele, die alle viel zu groß waren, um sie auf einmal in den Mund zu befördern. Wenn das schon so beabsichtigt ist, dann sollten sich die Brocken wenigstens mit dem Löffel zerteilen lassen. Das ging aber nicht, weil Seeteufel und Garnele ziemlich durch und deswegen hart geworden waren, und mit Messer und Gabel in der undurchsichtigen Brühe zu operieren, war keine einfache Aufgabe. Nur der Thunfisch, den man wegen seines Hangs zum Bröseln in einer Bouillabaisse eher selten findet, war so durch, dass er dem Löffel nichts entgegenzusetzen hatte.
Die Brühe schmeckte ok mit einer leichten Tendenz zur Fischigkeit. Das Safranaroma war recht dezent, was angesichts der Farbe nicht überrascht. Die Rouille, die auf eine hauchdünne, getoastete Scheibe deutschen Graubrots gesetzt war, hinterließ aber einen schönen, knofligen Akzent. Trotzdem insgesamt beaucoup de l‘air vers le haut, wie man in Marseille sagt, und Werbung für die Restaurants im Haupthaus macht man hiermit nicht.
Bevor ich’s vergesse, es gab auch Brot dazu, was aber so schmeckte, wie es aussah, und deshalb weitgehend übrigblieb.
Calvin war unterdessen etwas aufmüpfig geworden und interessierte sich sehr für das, was auf dem Tisch so ablief. Auch wenn er sich vergeblich bemühte, beschlich uns doch das Gefühl, dass wir seine Erziehung in der letzten Zeit etwas hatten schleifen lassen.
Dem Thunfisch im Hauptgericht meiner Frau war es bedeutend besser ergangen als dem in der Suppe. Wir finden beide, dass man ihn sowieso am besten roh essen sollte, oder allenfalls, wie hier, als Tataki („bleu“ musste ich – Asche auf mein gräuliches Haupt – erst mal googeln). Ein wahrhaft schönes, großzügiges Stück ruhte auf einem Bett, das auf den ersten Blick nach Ratatouille aussah, sich aber als Paprikagemüse herausstellte, das in Teriyakisauce geschmort war. Stand ja auch sinngemäß so in der Speisekarte.
Als Beigabe die Dreifaltigkeit aus Sojasauce, Ingwer und Wasabi, die der Sashimiliebhaber kennt und schätzt, und die auch hier gut passte, denn wie jeder weiß, ist das Tataki dem Sashimi sein Cousin, und das Wasabi war ein echter Stirnhöhlenputzer.
And now for something completely different. Very different, indeed. Der Burger, eigens kreiert für den Kulinariker, lachte mich von der Speisekarte derart unverschämt an, dass jeglicher Widerstand zwecklos war. Das Arrangement, das mir auf einem Holzbrett kredenzt wurde, hatte es aber auch in sich.
Allem voran natürlich der Hauptdarsteller selbst – sieht der nicht einfach zum Reinbeißen aus? Das versuchte ich allerdings gar nicht erst, sondern griff gleich zu Messer und Gabel. Das ist bei Burgern nie ein einfaches Unterfangen und wurde hier durch die tiefe und, wie ich finde, überflüssige Riffelung des Holzbretts noch erschwert. Doch der Mühe ward Lohn: Allein das grob gewolfte Fleisch von Nordschwarzwälder Weiden, auf Wunsch medium, hob dieses lukullisch belegte Brötchen auf das erhoffte Niveau. Und ein Bett aus Babyspinat statt Eisbergsalat hat auch nicht jeder Burger. Über den Röstitaler kann ich nichts mehr sagen, der fiel irgendwie nicht auf. Umso mehr dafür die Trüffelmayonnaise, die man oben unter dem Deckel hervorlugen sieht.
Die Parmesanpommes waren perfekt, allerdings einzeln nicht leicht zu essen, dank der adhäsiven Kraft des Käses. Und einzeln musste man sie zu fassen kriegen, um sie in die von mir zusätzlich georderte Trüffelmayo (0,90 €) zu stippen. Trüffelölmayo, um genau zu sein, aber alles andere wäre bei dem Preis auch zu viel verlangt gewesen.
Um der Fleischlastigkeit entgegenzuwirken, hatte ich mir noch einen Krautsalat dazugewünscht (erstaunliche 0,70 €), der allerdings so cremig war, dass er den Gesundheitsaspekt beinahe konterkarierte. Aber trotzdem verdammt lecker…
Mittlerweile waren Chinarinden-Tonic und Bier ausgetrunken, aber Durst war noch reichlich vorhanden. Eine große Flasche stillen Teinachers (6,50 €) wurde geordert und alsbald geliefert. Öffnen und Eingießen wurde zu unserem Erstaunen allerdings uns überlassen; vor allem das Öffnen war mit Käsepommesfingern keine leichte Aufgabe, denn der Schraubverschluss saß ganz schön fest. Ich denke, auch in einer Brasserie sollte man das nicht selber müssen. Ansonsten hatte die junge Kellnerin ihren Job aber sehr aufmerksam und schnell gemacht.
Jeder wird verstehen, dass ich nach dieser Gourmandise die Frage nach einem Dessert energisch verneinte.
Meine Frau dagegen, die mit ihrer vergleichsweise leichten Speisefolge noch einen freien Regalplatz in ihrem Kalorienlager hatte, verspürte Lust auf Crêpes apricot mit marinierten Aprikosen und Schwitzer’s Vanilleeis (9,90 €). Bewaffnet mit einem zweiten Löffel eilte ich ihr heroisch zu Hilfe; allein die aromatischen, leicht angedünsteten Aprikosen waren den Einsatz wert.
Das sehr reichlich bemessene Vanilleeis schmeckte ebenfalls hervorragend, allerdings wurde es so kalt serviert, dass man mit dem Löffel erst mal nicht reinkam. Aber wir hatten ja Zeit.
Irgendwann war auch der Nachtisch geschafft und wir verließen die Brasserie in Richtung der talwärts gelegenen Terrasse, um in der heimischen Lounge dieses am Ende ziemlich gewaltige Mittagsmahl mit einer längeren Siesta angemessen ausklingen zu lassen.
Cédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das... mehr lesen
Schwitzer's Brasserie & Lounge
Schwitzer's Brasserie & Lounge€-€€€Restaurant, Brasserie07243354850Etzenroter Straße 4, 76337 Waldbronn
3.5 stars -
"Vier Höhen, eine Tiefe, aber insgesamt keine Werbung für das Gourmet-Restaurant" OparazzoCédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das
Geschrieben am 20.09.2023 2023-09-20| Aktualisiert am
21.09.2023
Besucht am 18.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 61 EUR
Blick nach drinnen
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Blick nach draußen durch die Phalänopsen
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten Bericht zur komplett versalzenen Rindersuppe mit Sichuanpfeffer), aber wir waren dem Restaurant trotzdem treu geblieben. Schließlich gibt es dort auch ein paar Lieblingsgerichte, auf die wir uns immer verlassen konnten.
Bis vorgestern.
Einen Arztbesuch samt anschließendem Einkauf hatten wir so organisiert, dass sie zeitlich und geografisch vor ein Mittagessen im Yangda passten. Für den Balkon war es zu kühl, aber drinnen fand unsere dreiköpfige bzw. achtbeinige Kleinfamilie ein geeignetes Eckplätzchen, wo wir weder störten noch gestört wurden.
Man kann ja wenigstens mal gucken.
Für meine Frau sollte es Knusprige Ente mit süß-saurer Soße und Paprika sein (15,90 €), für mich Kreuzkümmel Lammfleisch (14,90 €), meinen absoluten Favoriten. Calvin blieb wie immer die Zuschauerrolle.
CO2 nur rechts
Zu trinken gab es Spezi (3,20 €) für meine Frau und ein alkoholfreies Hoepfner Pils (3,50 €) für mich. Darüber hinaus bestellten wir noch zwei Gerichte zum Mitnehmen, da keiner von uns am nächsten Tag Zeit hatte zu kochen, deswegen auch die 4 Personen.
Tja, mit dem Spezi ging es schon los. So wenig Kohlensäure drin, dass ich nicht verstehe, wie man das beim Eingießen nicht merkt. Wurde aber anstandslos ausgetauscht.
Aber die Zwiebeln...!
Als nächstes kam das Lamm. Wie gewohnt das herrlich ölige Kreuzkümmelaroma, das mich bereits nach dem ersten Bissen in exotische Weltgegenden beamt, ganz weit weg von good old Germany. Vom Beißgefühl allerdings eher wie zähes Rind; einiges davon ließ sich überhaupt nicht zerkauen und landete schließlich auf dem Tellerrand - das habe ich hier schon bedeutend zarter erlebt. Gar nicht gefallen konnten mir schließlich die dick geschnittenen, praktisch noch rohen Zwiebeln, die sonst immer viel weicher geschmort waren. Von denen bleib das Meiste zurück, was mir einige Sortierarbeit abverlangte, mit leider erheblichen Kreuzkümmelverlusten. Es gibt ja viele Gemüse, die sich fürs Kurzbraten eignen, aber Zwiebeln in dieser Wandstärke gehören nicht dazu.
Ente an Ketchup
Einige Minuten später wurde die Ente serviert. Ein kräftiges Tier, wie wir es hier gewohnt sind, wie immer durchgebraten, aber trotzdem relativ weich. Die Haut anfangs leicht knusprig, später nicht mehr. Die Paprikastreifen waren im Wok nicht viel mehr als warm geworden, aber da war das ok, im Gegensatz zu den Zwiebeln. Leicht irre war allerdings die süßsaure Sauce: Die bestand anscheinend aus Ketchup, der mit etwas Essig verdünnt und mit Zucker auf die gewünschte Süßsäuerlichkeit eingestellt worden war. Hä? In einem Chinarestaurant? Hatten wir noch nie erlebt und möchten es auch nicht wieder.
Danach hofften wir natürlich, dass die beiden Take-out-Gerichte die Gesamtbilanz aufbessern würden. Meine Frau kennt und schätzt Geschmortes Schweinebauch mit Eier (11,90 €) schon lange und war nie enttäuscht gewesen, ähnlich geht es mir mit meinem geliebten Ma-Po-Tofu mit Schweinehackfleisch nach Sichuan-Art in einer Reiswein und Sojachilisoße (11,90 €)
Zu früh gefreut. Der Schweinebauch war viel zu hart und hatte fast kein Aroma von der Sauce aufgenommen. Das Mapo Tofu war zwar geschmacklich in Ordnung, auch die 2-Schoten-Schärfe stimmte (ich mische es immer mit viel Reis), aber der Koch hatte leider das Hackfleisch vergessen. Es heißt zwar Mapo Tofu und nicht Mapo Hackfleisch, aber Schweinehack gehört dazu und war bisher auch immer reichlich drin. So steht’s ja auch geschrieben.
Wie soll man das verstehen? Unsere Vermutung ist, dass jemand Neues in der Küche sein Unwesen treibt; Der Wokmeister, der uns bisher immer so glücklich gemachte hatte, kann damit eigentlich nichts zu tun haben. Vielleicht muss ja auch Gas gespart werden, das würde manches erklären, aber nicht alles, die Ketchupsauce zum Beispiel nicht. Unsere Kritik am Gebotenen wurde ebenso stoisch wie kommentarlos aufgenommen, ähnlich wie damals bei der versalzenen Rindersuppe, sodass für übergroßen Optimismus kein Anlass besteht, dass sie irgendwas bewirkt.
Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht. Ein Leben ohne das Kreuzkümmel-Lamm kann ich mir nicht vorstellen, und ohne Mapo Tofu auch nicht. Aber es gibt ja das verschwisterte Yangda im Passagehof, vielleicht kann man es da ja noch. Schaun mer mal, wenn auch vielleicht nicht so bald.
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten... mehr lesen
2.0 stars -
"Enttäuschte Liebe" Oparazzo
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten
In meinem Bericht vor zwei Wochen hatte ich am Rande die Currywurst-Challenge erwähnt, die die First Kitchen für den entsprechend disponierten Gast bereithält. Die war jetzt beim zweiten Besuch fällig und soll hier in aller Kürze beschrieben werden.
Vorneweg: Die Saucenbasis ist out of this world und hat nichts gemein mit dem Curryketchup, den man normalerweise serviert bekommt.
Neben der normalen Currywurst (7,70 € m. P.) gibt es drei Schärfestufen:
1. Feel the Heat (+0,50 €)
2. Kiss the Dragon (+1,00 €)
3. Devil’s Darling (+1,50 €)
Für weitere 0,50 € gibt es einen ordentlichen Klacks Mayo oder Ketchup auf die Pommes.
Ich bin sicherheitshalber bei Stufe 1 eingestiegen und fand die Schärfe ziemlich moderat, gerade oberhalb der Wahrnehmungsgrenze meiner inzwischen etwas ausgeleierten Rezeptoren. Also ging kein Weg daran vorbei, mit einer zweiten Wurst den Drachen zu küssen.
Das wurde dann doch eine ziemliche Herausforderung. Ich habe Wurst samt Sauce zwar in einem vertretbaren Zeitraum vertilgt, jedoch nicht ohne dabei einige Tränen zu vergießen und in den Stunden danach eine gewisse innere Unruhe zu verspüren. Zum Abpuffern bedurfte es außerdem eines weiteren alkoholfreien Tannenzäpfles (3,00 €) und einer Portion Coleslaw (2,70 €). Anders als der Aufpreis geht die Schärfe also nicht linear, sondern exponentiell nach oben.
Ideal wäre IMHO die Mitte zwischen den beiden, und man hat versprochen, mir beim nächsten Mal etwas in der Richtung zu mixen. Zum Scovillionär reicht’s jedenfalls nicht.
Amüsierte Zeugen dieses Selbstversuchs waren neben dem Wirtsehepaar meine Frau und unsere Nichte, die ihren Cheeseburger (7,30 € o. P.) und ihre normale Currywurst zufrieden und schmerzfrei verspeisten.
In meinem Bericht vor zwei Wochen hatte ich am Rande die Currywurst-Challenge erwähnt, die die First Kitchen für den entsprechend disponierten Gast bereithält. Die war jetzt beim zweiten Besuch fällig und soll hier in aller Kürze beschrieben werden.
Vorneweg: Die Saucenbasis ist out of this world und hat nichts gemein mit dem Curryketchup, den man normalerweise serviert bekommt.
Neben der normalen Currywurst (7,70 € m. P.) gibt es drei Schärfestufen:
1. Feel the Heat (+0,50 €)
2. Kiss the Dragon (+1,00 €)
3. Devil’s Darling... mehr lesen
First Kitchen
First Kitchen€-€€€Imbiss07083 5034001Dorfwiesen 5, 75335 Dobel
4.0 stars -
"Drachenküssen in Dobel" OparazzoIn meinem Bericht vor zwei Wochen hatte ich am Rande die Currywurst-Challenge erwähnt, die die First Kitchen für den entsprechend disponierten Gast bereithält. Die war jetzt beim zweiten Besuch fällig und soll hier in aller Kürze beschrieben werden.
Vorneweg: Die Saucenbasis ist out of this world und hat nichts gemein mit dem Curryketchup, den man normalerweise serviert bekommt.
Neben der normalen Currywurst (7,70 € m. P.) gibt es drei Schärfestufen:
1. Feel the Heat (+0,50 €)
2. Kiss the Dragon (+1,00 €)
3. Devil’s Darling
Geschrieben am 16.09.2023 2023-09-16| Aktualisiert am
16.09.2023
Besucht am 11.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
In unserer Gegend entkommt man dem Hoepfner Bräu nicht. In fast allen Restaurants hier wird das Bier aus der gleichnamigen Karlsruher Burg gezapft. Ich mag Alpirsbacher eigentlich lieber, vor allem den 5,9%igen Klosterstoff, aber kann mit Hoepfner gut leben. Und als wir vergangenen Montag um die Mittagszeit im mittleren Osten Karlsruhes zu tun hatten, nutzten wir die Gelegenheit, endlich das pittoreske Brauhaus und den dazu gehörigen Biergarten kennenzulernen.
Bierburg
Genau genommen gab es kaum Alternativen, denn alle anderen interessanten Restaurants in der Nähe hatten entweder zu (Montag!) oder machten erst abends auf.
Burgtor, aber zu
Als wir – Frau, Nichte, Hund – die Burg durch den Haupteingang betreten wollten, war dieser verschlossen. Es öffnete aber gleich ein freundliches Burgfräulein, um uns zu erklären, dass der Biergarten ein Stück die Straße entlang wäre. Also machten wir uns auf den Weg und nahmen wir den nächsten sich bietenden Eingang.
Industriespürnasen
Aber halt! So nicht! Das sollte man unbedingt unterlassen, wenn man nicht von einem gerade gemütlich mit irgendwem plauschenden Menschen in Zivil von hinten angeranzt werden möchte, wie man denn dazu käme, seine unautorisierten Füße auf Privatgelände zu setzen. Für uns kam das überraschend, aber hängt vermutlich damit zusammen, dass sich im Burgareal inzwischen mehrere Technologiefirmen angesiedelt haben, die um ihr geistiges und sonstiges Eigentum fürchten; eine Firma, die technisch ausgereiftere Zugangskontrollen vertreibt, scheint aber nicht dabei zu sein.
Dritter Versuch
Der Eingang zum ersehnten Biergarten, so stellte sich heraus, war noch mal 30 Meter weiter.
Schattenwirtschaft
Und schön war es da, beschattet von Bäumen und Schirmen, und nach all der Aufregung der rechte Ort, erst einmal gründlich durchzuschnaufen. Bis…, aber davon später.
Laubenpieper
Wir ließen uns in einer der Lauben nieder, die entlang der Mauer zur Straße stehen. Einerseits recht gemütlich, andererseits fährt die Straßenbahn so oft und so geräuschvoll vorbei, dass es schon ein wenig nervt.
Sich wundernder Hund
Calvin fand es höchst merkwürdig, dass er diesmal nicht unterm Tisch, sondern mit uns auf der Bank sitzen durfte.
Kaum hatten wir Platz genommen, erschien auch schon ein junger Mann, um uns die Karten auszuhändigen, und wenige Minuten später eine Kellnerin, um unsere Wünsche abzufragen. So schnell erlebt man das selten, und das bei diesem weitläufigen Gelände, und so schnell und aufmerksam blieb der Service dann bis zum Schluss.
Auch für Nichtradler
Meine charmanten Begleiterinnen entschieden sich für ein Getränk namens Grape Free (3,90 €), ein alkoholfreies Traubensaft-Radler, das wir noch nie irgendwo gesehen hatten und das den beiden sehr gut schmeckte. Wir wollten natürlich wissen, wo man das vielleicht kaufen könnte, und die Kellnerin empfahl uns die benachbarte Tankstelle. Mal schauen, vielleicht gibt es ja noch weitere Vertriebskanäle.
Bereits angetrunken
Als Steuermann beschied ich mich mit einem alkoholfreien Hefeweizen (5,20 €), nicht gerade ausdruckstark, aber anders als manche anderen und viel bekannteren alkoholfreien Biere frei von unangenehmen Beigeschmäcken.
Nachdem wir uns bei den Getränken nur bedingt brauhaustypisch versorgt hatten, sah das bei den Gerichten anders aus. Die Speisekarte ist ohnehin schon deftig sortiert, und unsere Bestellung war es noch einmal mehr.
Wiener Art
Meine Frau wollte mal wieder Schnitzel Wiener Art mit Pommes (14,90 €). Pommes waren aus – Pommes, also ehrlich… –, wurden aber adäquat und gegen einen eineurigen Aufpreis durch sogenannte Twister ersetzt, mit reichlich Paprika gewürzte Kartoffelspiralen. Die kannten wir tatsächlich noch nicht.
Die Schnitzel waren mäßig dünn geklopft und sahen auch ein bisschen nach Fertigware aus, schmeckten meiner gemeinhin kritischen Frau aber nicht schlecht.
Schwein muss man haben
Unsere Nichte bestellte das, was ich eigentlich nehmen wollte, den Bierbraten vom Schwein mit Rotkraut und Knödeln (14,90 €). Der Braten war schön weich geschmort und sehr schmackhaft, obwohl bei der Soße gaumenscheinlich die bekannten kleinen Küchenhelferlein zum Einsatz gekommen waren. Ich darf das vermuten, weil mir die zweite Hälfte des Bratens zuteilwurde. Zu Kraut und Knödeln kann ich nichts sagen, es kamen von gegenüber aber auch keine Klagen.
Hier ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Nichte seit vielen Jahren in England lebt und mächtig Appetit auf deutsches Essen mitgebracht hatte. Das verschiebt dann schon mal die Maßstäbe.
Zähes Gulasch
Ich armer Hund hatte es am schlechtesten getroffen. Angesichts der Bestellung der Nichte war ich auf das Biergulasch vom Rind mit Spätzle ausgewichen (15,90 €) - als GGler fühlt man sich schließlich stets der Diversität verpflichtet. Das Fleisch war eine Katastrophe, geschmacklos und zu 95% steinhart und trocken, der Rest mürbe und trocken. Die Sauce schmeckte ebenfalls nach Granulatbehälter, wenn auch nach einem anderen als die zum Schwein. Die Kellnerin nahm die Kritik mit Interesse auf und versprach, sie an die Küche weiterzureichen.
Wofür man hier natürlich nichts kann, was aber trotzdem äußerst lästig ist, das waren die Wespen, die ihr vermeintliches Recht auf unser Fleisch mit großem Nachdruck durchzusetzen versuchten. Aber damit muss man in Biergärten natürlich rechnen.
Man braucht uns jetzt nicht unbedingt Prügel anzudrohen, damit wir da wieder hingehen, aber aus der Karlsruher Innenstadt extra rausfahren werden wir sicher auch nicht. Und das Bier können wir ja sowieso überall trinken.
In unserer Gegend entkommt man dem Hoepfner Bräu nicht. In fast allen Restaurants hier wird das Bier aus der gleichnamigen Karlsruher Burg gezapft. Ich mag Alpirsbacher eigentlich lieber, vor allem den 5,9%igen Klosterstoff, aber kann mit Hoepfner gut leben. Und als wir vergangenen Montag um die Mittagszeit im mittleren Osten Karlsruhes zu tun hatten, nutzten wir die Gelegenheit, endlich das pittoreske Brauhaus und den dazu gehörigen Biergarten kennenzulernen.
Genau genommen gab es kaum Alternativen, denn alle anderen interessanten Restaurants in der... mehr lesen
3.5 stars -
"Den Wespen hat’s geschmeckt, uns nur zum Teil" OparazzoIn unserer Gegend entkommt man dem Hoepfner Bräu nicht. In fast allen Restaurants hier wird das Bier aus der gleichnamigen Karlsruher Burg gezapft. Ich mag Alpirsbacher eigentlich lieber, vor allem den 5,9%igen Klosterstoff, aber kann mit Hoepfner gut leben. Und als wir vergangenen Montag um die Mittagszeit im mittleren Osten Karlsruhes zu tun hatten, nutzten wir die Gelegenheit, endlich das pittoreske Brauhaus und den dazu gehörigen Biergarten kennenzulernen.
Genau genommen gab es kaum Alternativen, denn alle anderen interessanten Restaurants in der
Geschrieben am 13.09.2023 2023-09-13| Aktualisiert am
13.09.2023
Besucht am 06.09.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 380 EUR
Rechts Werners Restaurant, ganz hinten geht's zur Terrasse
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Follower-friendly
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man besonders gut genießen, wenn die Tische auf der langgestreckten Terrasse gedeckt werden. Dieses Mal hatten wir das Glück, das spätsommerliche Wetter war ein Traum, der anfänglich etwas böige Wind beruhigte sich schnell und auch die Temperatur blieb den ganzen Abend angenehm, da die Steine tagsüber genügend Wärme gespeichert hatten.
Betreut wurden wir von Restaurantleiter/Kellermeister Sami Mandou und einer jungen Kollegin. Mehr Personal war im Außendienst nicht nötig, da auf der Sterneterrasse außer uns nur ein weiteres Paar zu bewirten war. (Eine Etage weiter unten, auf der Terrasse der Schlossschänke, war hörbar mehr los.)
Als allererstes wurde Calvin mit Wasser versorgt, wie man das in einem gut geführten Haus erwartet, aber nicht immer erlebt. Danach nahm er zufrieden zu unseren Füßen Platz.
Geringfügig editiert
Unser Reinschmecker-Arrangement kam mit Zimmer, Aperitif nach Wahl und fünf der sechs Gänge des Schloss Eberstein Menüs, welche auf der Karte mit 128 € ausgewiesen sind (komplett 140 €). Für uns genau richtig, als meine Frau ohnehin auf den Käse verzichtet hätte und ich auf das Dessert.
Als Herr Mandou beim Durchgang durch das Aperitif-Angebot bei Champagner angekommen war, sagten wir unisono „stop!“. Rosé pour madame, blanc pour moi. Aus welchem Hause sie kamen, habe ich vergessen, die obligatorischen Fotos leider auch. Für Champagner wurde ein Aufpreis von zusammen 19 € berechnet, was mir aber erst jetzt beim Verfassen des Berichts auffällt. Wahrscheinlich versteht sich das von selbst. Auf jeden Fall zwei angenehme Tröpfchen, die ohne zu kleben den Hals hinunter kullerten und perfekt einstimmten auf das, was folgen sollte.
Zum Beispiel drei frischgebackene Brötchen: Natur, Speck und Walnuss, dazu mit Räucherpaprika aufgeschlagene Butter. Damit konnten aufkommende Heißhungerattacken – wir hatten sehr sparsam zu Mittag gegessen – erst mal in Schach gehalten werden.
Der erste von zwei Grüßen aus der Küche ließ nicht lange auf sich warten, eine Miniaturquiche und eine Praline, an deren Füllung ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann. Das Alter und der Alkohol… Ich sollte mir endlich mal angewöhnen, mir sowas zu notieren.
Gruß Nummer zwei war einfacher zu merken: Ein Gurkensorbet auf mild kandierter Melone, stiefmütterlich dekoriert und mit Yuzu-Unterstützung sehr erfrischend.
Dann war der Schampus auch schon alle, und es wurde für den ersten Gang eingegossen. Die 5-gängige Weinbegleitung war ebenso originell wie passend und schlug mit 79 € zu Buche, die sich angesichts des sehr lauteren Einschenkens geradezu als Schnäppchen erwiesen. Dazu gleich noch mehr.
Meine Frau wollte sich mit Alkohol etwas zurückhalten und nur ab und zu bei mir probieren. Für solche Fälle hält man dort die Erzeugnisse aus dem namhaften Saftladen van Nahmen bereit, zum Beispiel diesen aromatischen Fruchtsecco aus Quitte und Apfel (9 € das später großzügig nachgefüllte Glas).
Der begleitete sie treu durch das ganze Menü und kommt auf unsere nächste van-Nahmen-Bestellliste.
Das stille Wasser aus der Karaffe – auf der Rechnung als „Eberst. med.“ ausgewiesen – kostet ebenfalls je 9 € und erfüllt damit seine Querfinanzierungspflicht.
Das eigentliche Menü startete mit Gänseleber | Pflaume | Original Beans Yuna | Kaffee. Ein hübsch dekorierter, schokoladenüberzogener, auf dem Foto kaum als solcher zu erkennender Donut aus Gänseleberpastete, der als ein in mehrerlei Hinsicht sündiges Dessert ebenfalls eine gute Figur gemacht hätte.
Ganz außerordentlich gut passte dazu der 5 Jahre im Fass gereifte und seit 2012 in der Flasche auf uns wartende Portwein. Vollmundig, wie ich es bisher noch nicht erlebt hatte, und mit so viel Pflaume und Schokolade im Bouquet, dass es den Donut dazu fast nicht gebraucht hätte. Und hier zeigte sich schon, dass Herr Mandou den Wein stets so rechtzeitig präsentiert, dass man genügend Zeit hat, sich mit ihm auseinanderzusetzen. So wurde bei Eintreffen des dazugehörigen Ganges stets gerne und großzügig nachgeschenkt. Das zog sich durch das ganze Menü und sorgte für gute Atmosphäre.
Es folgte ein Saibling, begleitet von Granny Smith I Sellerie I Petersilie I Schwarze Walnuss. Ohnehin, wie es sich für Schwarzwälder gehört, einer unserer Lieblingsfische, aber dieser war ganz besonders liebevoll gebeizt. Obenauf Olivenölperlen und zu Pulver getrocknetes Selleriegrün, daneben Püree von der Knolle und Sorbet wiederum vom Grün. Nose-to-tail geht, wie man sieht, auch mit Gemüse, und ich hätte nicht gedacht, dass Selleriesorbet so köstlich sein kann.
Schwimmen durfte der Saibling in einem fruchtigen Riesling aus Kröv (nein, kein partiell textilfreier) von einem der schönen Südhänge, die die Mosel ihren zahlreichen Schlenkern zu verdanken hat.
Allmählich wurde es Calvin unter dem Tisch doch ein wenig langweilig, aber zwischen den beiden Fischen bot sich ihm mal die Gelegenheit, seinen Blick über die spektakuläre Aussicht schweifen zu lassen.
Vom hübschen Saibling zu einer der hässlichsten Kreaturen, die auf Gottes weitem Meeresgrunde ihr Unwesen treiben: Dem Seeteufel. Hier ruhte er appetitlich auf einer Artischockenratatouille-Insel in einem Beurre-Blanc-See, begleitet von einem konfierten Kartoffelröschen. So kommt selbst der Teufel manchmal in den Himmel.
Zu trinken gab’s natürlich auch, diesmal von einem Winzer in unserer Nähe. In Baden-Baden baut der ehemalige Kugelstoßer Volker Maier wuchtige Weine an, unter anderem diesen holzfassgereiften Grauburgunder:
Ich schließe mich Herrn Maiers Einschätzung an, dass er mit diesem kräftig entwickelten Wein eine seiner Bestweiten erzielt hat. Und für uns ein guter Grund, demnächst mal wieder über den Berg ins schöne Baden-Baden zu fahren.
Es dämmert
Nach all dem Fisch Zeit für ein Stück Fleisch, nämlich für Gebratenes Kalbsfilet I Bries I Zweierlei vom Pfifferling I grüne Bohne I Pancetta.
Das üppige Filet zartrosa gebraten – leider habe ich kein Foto vom Anschnitt –, gratiniert mit Kräuterbutter und auf einem Spiegel von einer hochkonzentrierten, ziemlich salzigen Jus. Das walnussförmige Ding oben rechts war der einzige kleine Durchhänger dieses Abends, ein Pfifferlingsoufflé, das weder nach Pfifferlingen noch nach sonst etwas schmeckte und dem nur die kräftige Jus etwas Leben einhauchen konnte. Sehr schön dagegen die Pfifferlinge und die pancettaumwickelten, knackigen Bohnenbündel. Über das zarte Bries schließlich freute ich mich besonders, denn das ist ja eher eine Rarität auf Deutschlands Speisekarten, während meine Liebste, seit jeher voller Misstrauen gegenüber Innereien, sich mit sich selbst nicht recht einig wurde, ob es ihr nun schmecken sollte oder nicht. So bekam ich eben noch ein Stück dazu.
Dazu, wieder aus Portugal, ein mächtiger Roter mit genügend Wumms, dem substantiellen Hauptgang auf Augenhöhe zu begegnen.
Der Abend neigte sich sichtbar dem Ende zu, was der Schönheit des Murgtals aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil.
Mit einem kleinen Zwischengang aus Butterscotcheis wurde noch einmal der Gaumen gekühlt, bevor wir auf die Zielgerade einbogen. Die hohe Kunst der Pâtissierenden ist ja, dass Gäste, die eigentlich schon satt sind, ihre stets kalorienschwangeren Kreationen trotzdem noch mit großem Genuss verspeisen können.
Zum Beispiel die Eisvariationen, die meine Frau serviert bekam, Weißer Weinbergpfirsich I Yuzu I Grüntee I Pekanüsse. Das dritte grüne Eis des Abends, diesmal in einer etwas geläufigeren Form, aber nichtsdestoweniger höchst delikat. Ein wahrhaft gelungener Abschluss.
Ich hatte mein Eis ja gegen den Käsegang getauscht: Fourmé d’Ambert I Kirsche I Pistazie. Ein ganz, ganz milder Blauschimmelkäse, den ich bei geschlossenen Augen vielleicht nicht als solchen erkannt hätte. Dazu Fetzen eines Pistaziensponges und würzige, getrocknete Kirschen.
Die Wartezeit auf den letzten Gang versüßte mir ein – Überraschung! – Portwein, diesmal keiner aus dem Mutterland, sondern aus Südafrika. Heiliger St. Portus, die können das wahrlich auch! Sorgen hatte ich zwar keine, außer um meinen Kopf am nächsten Morgen, aber trotzdem einen schönen, schleckrigen Likörwein.
Mit den Petit Fours war dann endgültig Schluss. Satt und glücklich gingen wir noch einmal Gassi und danach ins Bett.
Lass die Morgensonne...
Und am nächsten Morgen sah es hier so aus, als wäre nichts geschehen...
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man... mehr lesen
5.0 stars -
"Dinner mit Aussicht" Oparazzo
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man
Geschrieben am 30.08.2023 2023-08-30| Aktualisiert am
30.08.2023
Besucht am 26.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Wenn man sich den Netto wegdenkt, sieht es doch recht hübsch aus
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig aus dem üblichen Gemeindeallerlei herausstach:
So weckt man Interesse (bitte aufklappen!)
Fürwahr, ein muskulöses Statement, wenn auch durch das unauffällig eingeschobene „vielleicht“ rechtssicher abgemildert. Als ich dann aber las, dass hier ein gelernter Metzger Bratwürste nach eigenem Rezept serviert, seine Saucen und seinen Coleslaw selber mixt und vor allem sein Pulled Pork vor Ort schmort, also, zusammen mit seiner Frau, praktisch einen Diner betreibt, da kam die First Kitchen sofort auf unsere To-Eat-Liste, und zwar right at the top.
Vor der Küche, vor dem Essen
Der Imbiss besteht aus einer Art Glashaus, darin die Küche und zwei Tische mit Platz für je vier Leute. Davor eine etwas größere, überdachte Terrasse mit Gartentischen und -stühlen, deren Seiten mit Planen abgehängt werden können. Sitzgelegenheiten im Freien gibt es auch, man kann sich also bei jeder Witterung das passende Plätzchen suchen.
Als wir die Anlage betraten, kam uns Chef Guido Koch gleich entgegen, begrüßte herzlich unseren Hund und fragte, ob wir zum ersten Mal hier seien. Es folgte eine Art Einführungskurs in die Alleinstellungsmerkmale der First Kitchen, die wir zum Teil ja schon aus dem Artikel kannten. Kernthema war, dass alles im Haus gemacht wird, bis auf Schnitzel und Chicken Nuggets, die kauft er zu und hält sie in der TK-Truhe vor, für den seltenen Fall, dass jemand danach verlangt. Pulled Pork wird 16 Stunden bei 110 Grad gegart, dann kann es mit der Gabel gegessen werden, ist aber immer noch saftig.
Wie soll sich da einer entscheiden??
Beim beruflichen Werdegang des BBQ-Meisters ist es kein Wunder, dass das Angebot vorwiegend den Fleischesser im Blick hat, während sich die Auswahl für Vegetarier auf Gemüsebratlingburger mit und ohne Käse beschränkt. Und natürlich Coleslaw.
Dogs welcome
Dann gab es erst mal Wasser für Calvin und später, zu seiner freudigen Überraschung, vom Hausherrn persönlich eine Handvoll Leckerlies verabreicht. Hier ist nicht nur der Kunde, sondern auch der Hund des Kunden König.
Für zweibeinige Gäste gilt am Getränkekühlschrank Selbstbedienung: Mezzo Mix für meine Frau (2,50 €), ein alkoholfreies Tannenzäpfle für mich (3,00 €), zufällig meine Lieblingsmarke unter den Autofahrerbieren. Echtes Bier gibt es nicht, wegen nicht vorhandener Kundentoilette. In sehr dringenden Fällen darf man aber auf die Personaltoilette, habe ich mir sagen lassen.
Wir hatten uns schon vorher auf der Website umgetan und wussten in etwa, was wir wollten. Auf jeden Fall keine Currywurst-Challenge – wer mag, kann sich hier nämlich seine Wurst mit Devil’s Darling würzen lassen (3,8 Mio Scoville) und sich so einen Platz auf der Heldentafel der Website sichern, gelungen ist das bislang noch keinem. Dabei ist das PSV (Preis/Schmerz-Verhältnis) bei 9,20 € eigentlich unvorstellbar günstig… Wie viele es versucht haben und wie es ihnen hernach gegangen ist, weiß ich nicht.
Ich schweife ab. Meine Liebste hatte sich schon den ganzen Morgen auf eine Portion Pulled Pork gefreut:
Gezupftes Schwein
Der Basisteller (14,30 €) kommt mit BBQ-Sauce, Pommes und Coleslaw, alles sauber voneinander getrennt und nicht etwa das Fleisch in der Sauce ersäuft. Der Chef empfahl uns ohnehin, erst mal alles separat zu probieren. Und obwohl die Sauce ein schönes, rauchig-würziges Aroma hatte, haben wir die Fleischfasern tatsächlich am liebsten pur genossen (ich sage wir, denn nach etwa zwei Dritteln hatte meine Frau ihre Kapazitätsgrenze erreicht und ich durfte übernehmen. Der Coleslaw war zart und frisch, die Pommes knusperten, ohne trocken zu sein, und waren mit der Sauce eine formidable Beilage.
Wenn meine Frau das Pulled Pork nicht bestellt hätte, hätte ich es getan, aber da ich mir einigermaßen sicher war, dass ich genug abbekommen würde, orientierte ich mich in Richtung Burger.
Dobeldabbel
Der Dobel double (12,00 €) kommt in einer Papiertüte, so dass man ihn zumindest teilweise stilecht aus der Faust essen kann, so weit das bei so einem babylonesken Turmbau überhaupt möglich ist. Irgendwann ist mir dann aber doch das Brötchen durchgeweicht und kurz danach auch das Papier, sodass es mit Messer und Gabel weiterging.
Pommes hätte ich separat bestellen müssen, hatte aber im Wissen um das begrenzte Fassungsvermögen meiner Liebsten davon Abstand genommen.
Der Burger schmeckte so gut wie er klingt: Zwei saftige, umamigeladene Patties, nach Tomaten schmeckende Tomaten, Eisbergsalat und Zwiebeln, dazu eine dieser selbstgemachten Saucen, auf die der Chef mit Recht so stolz ist. Ich hätte mir noch Relish gewünscht, denn etwas Säure hat einem Hamburger noch nie geschadet. Auf der Speisekarte ist Relish nirgends zu finden, aber bestimmt lohnt es sich zu fragen.
Es gibt den Dobeldabbel auch in einer Deluxe-Version, auf der Karte gekennzeichnet durch ein vorgestelltes 1K. Für drei Euro mehr bekommt man doppelt Cheddar Cheese und Bacon, und die Zwiebeln sind gebraten. Das hatte ich eigentlich gewollt, aber bei der Bestellung das 1K unterschlagen. Macht nichts, Mund abputzen (muss man nach einem Burger sowieso) und beim nächsten Mal besser aufpassen.
Fazit: Hier liebt jemand, was er tut, und ist mit Recht stolz darauf. Und wir sind froh, dass wir die First Kitchen endlich entdeckt haben, und wir werden gerne helfen zu klären, ob man aus dem „vielleicht besten Imbiss Baden-Württembergs“ das „vielleicht“ vielleicht streichen kann. Sonst müsste es ja auch Second Kitchen heißen.
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig... mehr lesen
First Kitchen
First Kitchen€-€€€Imbiss07083 5034001Dorfwiesen 5, 75335 Dobel
5.0 stars -
"Feiner kleiner Diner" Oparazzo
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das Haus im letzten Sommer verlassen; neuer Küchenmeister ist der bisherige Vize Igor Yakushchenko. Am Konzept hat sich (bisher) nichts geändert, d. h. (noch) keine ukrainischen Elemente im Degustationsmenü. Den Stern hat Peter Fridén auch dagelassen, und es würde uns nicht wundern, wenn es im März dabei bliebe. Das möchte ich schon mal vorwegnehmen.
Zum Restaurant geht es eine Treppe hoch, es gibt aber auch einen Aufzug. Oben gelangt man zunächst ins Tawa Yama Easy, welches am Freitagabend rappelvoll war und wie ein Bienenstock summte. Als wir das Haus gut drei Stunden später verließen, waren mit der After-Work-Stimmung auch die Dezibel noch einmal kräftig gestiegen. Das konnte uns aber egal sein, denn wir wurden durch einen nahezu geheimen Gang ins Gourmetrestaurant geleitet, vorbei an der Küche, wo wir durch kleine Gucklöcher geschäftiges, aber nicht hektisches Treiben beobachten konnten.
Zu Hektik bestand auch kein Anlass, denn außer unserem waren nur zwei weitere Tische am anderen Ende des Gastraums belegt. Dessen Atmosphäre ist kühl, aber irgendwie auch cool, gemütlicher jedenfalls als der etwas metallische Charme des Easy. Uns hat es gefallen, und sowohl auf meinem Stuhl als auch auf dem Sofa meiner Frau saßen wir sehr bequem.
Dass sie dieses mit Calvin teilen und er damit wenigstens passiv am Geschehen teilhaben durfte, fanden wir drei äußerst charmant. So viel Hundefreundlichkeit erlebt man wirklich nicht oft, er hatte aber auch seine Decke dabei. Dass es ungefragt Wasser für den Kleinen gab, versteht sich dann von selbst. Überhaupt, der Service der beiden Damen – eine davon die Sommelière, deren Fachkenntnisse wir an diesem Abend kaum in Anspruch nahmen – war makellos: zugewandt, bei Rückfragen kompetent, immer aufmerksam und ausgesprochen freundlich.
Zusehen durfte Calvin uns beim Verzehr eines sechsgängigen Degustationsmenüs. Deren gibt es zwei, ein vegetarisches und für uns ein nichtvegetarisches, zu jeweils 169 €; à la carte kann man nicht essen. Fünf (käselose) Gänge gibt es für 10 € weniger; meine Frau tauschte ihren Käse lieber gegen das Vegetarierdessert. Übrigens, das volle Programm gibt es ausschließlich freitags und samstags, dienstags bis donnerstags werden nur vier Gänge angeboten.
Standesgemäß eingeläutet - wir feierten den Geburtstag meiner Liebsten - wurde der Abend mit je einem Gläschen 2016er Rosé von Louis Roederer pour madame (30 €) und einem Blanc de Noirs Extra Brut von Benoîte Lahaye für mich (28 €). Danach ging’s erst mal mit Wasser weiter (stilles Teinacher zu 7,90 € für eine der zahlreichen 0,75er Flaschen), denn ich musste auf meinen Führerschein Rücksicht nehmen und meine Frau auf ihre Gastritis. Nur zum Fleischgang gab’s noch mal was Anständiges zu trinken.
Und das war dann so edel, dass wir beim nächsten Besuch die An- und Abreise unbedingt so gestalten müssen, dass wir an den Segnungen teilhaben können, die der gutsortierte Wandschrank bereithält.
Mit dem Aperitif erschien ein multipler Gruß aus der Küche: In dem Gläschen eine lauwarme Ingwer-Karottensuppe,
neben einem knackigen Kürbisröllchen ein Tomatenmacaron
und schließlich Miniblinis mit Tonburi-Kaviar. Ein ein texturisch (texturell?) amüsantes Feuerwerk aus lauter Geschmacksexplosiönchen – eine Einstimmung, die Vorfreude auf das Kommende weckte.
Das Brot, das derweil gereicht worden war, bäckt Souschef Tim Bertelsbeck mit einer liebevoll gehegten Sauerteigkultur. Innen sündhaft flauschig und außen wunderbar knusprig, und ich konnte mich nur mit högschder Disziplin davor bewahren, mir den Bauch mit Brot vollzuschlagen, bevor der Abend richtig losging. Einen Außer-Haus-Verkauf gibt es leider nicht, die Leute sollen halt kommen, wenn sie das genießen wollen. Und ob wir den Rest mit nach Hause nehmen dürften, trauten wir uns dann doch nicht zu fragen…
Dazu gab es aufgeschlagene Butter (wo ist der Plural, wenn man einen braucht?) mit Sel de Normandie bzw. Limetten-Kosho-Paste. Die zurückhaltende Würze ließ das Aroma das Brotes schön zur Geltung kommen.
Weiter ging es mit einem knusprigen Amuse Bouche, dem man nicht ansah, dass es mit einem feinen Rote-Bete-Tatar gefüllt war. Genaueres zur Umhüllung habe ich leider vergessen - ein mit den Jahren nicht besser werdendes Phänomen, dessen man nur mit Hilfe detaillierter Tischnotizen Herr werden könnte, wenn die Gattin nicht etwas dagegen hätte. Ab jetzt hilft mir aber die Speisekarte weiter.
Nach ersten, eher vorsichtigen asiatischen Anklängen wurde es nun ernst. Lachsforelle mit N25-Kaviar, japanischer Vinaigrette und Kimchi. Die Lachsforelle war nach der Ikejime-Methode getötet worden (24 Stunden Wellness im Entspannungsbecken mit anschließendem Stich ins Hirn), wobei ich mir nicht zutrauen würde, derartige Unterschiede herauszuschmecken, schon wegen der kräftig zitrischen, wenn auch sehr schmackhaften Vinaigrette nicht. Gegen die kam auch der Kaviar nur schwer an. Ein dünner Streifen Kimchi war auf dem Fisch drapiert und ordnete sich ebenfalls der Sauce unter.
Der erste große Höhepunkt des Abends war die norwegische Jakobsmuschel, zart, fleischig und liebevoll angeröstet. Dazu feines Püree von der gemeinhin unterschätzten Schwarzwurzel auf einer Tamarilloscheibe. Eine erstaunliche, uns gänzlich neue Frucht, die in den Anden am Baum wächst und nicht nur wie eine Tomate aussieht, sondern auch so schmeckt, aber viel, viel intensiver. Unfassbar. Meine Liebste war so geistesgegenwärtig, ein Souvenir in Form von ein paar Samen für die heimische Zucht beiseitezulegen. Ich hatte natürlich alles schon gegessen…
Auch der sich anschließende Wolfsbarsch machte uns viel Freude. Mit seinem Leben abgeschlossen hatte er auf die gleiche nervenschonende Weise wie die Lachsforelle. Er ruhte auf einer Basis auf Basis Spinat, in der sich kleine - für uns Fans natürlich zu kleine! - Unagi-Partikel versteckten, und war umgeben von mildem Misoschaum mit knurpsigen Nashibirnen-Stückchen.
Weiter vorne hatte ich erwähnt, dass wir was zu feiern hatten. Das senkte die Hemmschwelle, gegen einen Aufpreis von 35 € die Entenbrust des Fleischgangs zu tauschen, und zwar gegen die zarteste Versuchung, seit es Rindfleisch gibt: Wagyu-Ribeye in A5-Marmorierung. Gesegnet sei die Provinz Kagoshima, auf deren satten Weiden dieses Tier grasen durfte, und gesegnet die Ställe, in denen seine Muskulatur durchgewalkt wurde. Es schmolz auf der Zunge dahin, und wir mit.
Fermentierter Kohl, eine mit Mandeln panierte, knackige lila Karotte und ein mit reichlich Trüffel belegter Streifen Brioche waren eine würdige Leibgarde für dieses royale Stück Fleisch.
Ebenso würdig auch der Corvina Veronese der Agricola Cà la Bionda (fair kalkulierte 18 € für 0,1 L): Seidig weich, intensiv und mit einem Schuss Cherry Brandy. Ich konnte nur probieren und beneidete meine Liebste sehr. (Sämtliche Etikettenfotos sind mir leider misslungen, vermutlich weil ich zu nüchtern war.)
Nach einer schokoladigen Erfrischung, die mit ihrer Kirschfüllung mehr Dessert als Erfrischung war,
gab es für uns beide einen sahnigen Ananaspudding, nennen wir ihn einfach Panana Cotta, begleitet von estragonisiertem Pistaziensorbet. Sehr amüsant dazu die schockgefrosteten Yoghurtkügelchen, die einen wirklich erfrischenden Säure- und Kälteakzent setzten.
Danach trennten sich kurz unsere Wege. Meine Frau hatte sich ja statt des Käses für das Dessert aus dem Vegetariermenü entschieden, zumal sämtliche Komponenten ihrem Geschmack sehr entgegenkamen: In einem weichen Biscuitring ein Gelee aus Passionsfrucht und Thai-Basilikum, dazu Kokoseis.
Für mich war Meister Anton zuständig, mit einem kleinen Sortiment von ganz mild – der Brillat Savarin hätte sogar meiner empfindlichen Gegenüberin geschmeckt! – bis ziemlich kräftig, mit allerlei fruchtigen Gegenparts.
Dazu Früchtebrot, ebenfalls aus der heimischen Backstube, etwas, das ich normalerweise nicht so mag, aber was war schon normal diesen Abend…
Und wie es immer so läuft, als wir schon richtig satt waren, kam der finale Knockout. Diesmal nicht nur in Form unwiderstehlicher Petit Fours,
sondern auch eines mit viel Hingabe gebackenen Schokocreme-Geburtstagsküchleins, als liebenswerte Geste zum Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends.
We’ll be back.
Und das, bevor der Tamarillobaum Früchte trägt.