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GastroGuide-User: Nolux
Nolux hat Restaurant - Café Zehntscheune in 55756 Herrstein bewertet.
vor 3 Jahren
"Her mit den dicken Klößen!"

Geschrieben am 26.06.2021 | Aktualisiert am 26.06.2021
Besucht am 22.06.2021 Besuchszeit: Mittagessen
Es war mal wieder Wandertag. Diesmal die Traumschleife Mittelalterpfad in Herrstein im Hunsrück. Ein traumhaft schönes Städtchen, sehr zu empfehlen nicht nur für Freunde von Fachwerkhäusern. Und wenn man schon mal in so einem geschichtsträchtigen Ort ist, muss man nach erfolgreich abgeschlossener Wanderung das über die Grenzen hinaus bekannte Café Zehntscheune besuchen.
 
Wer mich kennt, der weiß, dass uns der Durst nicht gerade dort hin verschlagen hat. Unterwegs ergaben sich schon ein paar Schluckimpfungen. Mann will ja gewappnet sein. In erster Linie sollte der Hunger in der Zehntscheune gestillt werden, was dort wahrhaftig kein Problem darstellen sollte
 
Rustikale Außenansicht

Schon am Morgen hatten wir beim Durchmarsch durch die schöne Altstadt in der Scheune reserviert, und peilten 14:30 zur Einkehr an. Zwar relativ früh, aber man bietet dort durchgehend warme Küche an. Es hatte schon angefangen zu nieseln, als wir etwas verspätet eintrafen. Uns unterwegs schon begegnete Wanderer saßen noch dort oder verließen die Lokalität schon wieder. Guter Hoffnung nahmen wir nach einer freundlichen Begrüßung durch die junge Servicekraft im Außenbereich auf rustikalen Bänken an den Tischen Platz. Überspannt von einem Sonnenschirm.
 
Die Karten kamen zügig, die ersten Getränke wurden schnell notiert und ebenso schnell serviert. Für den ersten Durst gönnte ich mir ein alkoholfreies Kirner Weizen (0,5 / 3,60€). Dann bestellten wir unser Essen aus der rustikalen wie regionalen Karte. Recht deftig für so manchen Städter, doch irgendwas findet hier jeder. Sogar an Vegetarier, Senioren und Kinder wird gedacht. Dazu ein reichhaltiges Tagesangebot an selbst gebackenen Kuchen und Torten.
Der Schirm allerdings erwies sich als zu klein, um den stärker werdenden Regen abzuhalten. Zuerst verteilten wir uns auf andere Tische, aber es half nix. Was tun? Wir hatten keine negativen Corona Tests dabei. Doch zum Glück wurde uns von der Juniorchefin für 3€ je Stück ein solcher zum selbst durchführen angeboten. Was ein Glück.
 
Kurze Zeit später saßen wir mit im alten Dachboden der schönen Scheune. Dazu muss man zwar eine Treppe nach oben, aber die paar Höhenmeter sollten uns heute auch nicht mehr schaden.

Rustikale Innenansicht
 
Als ich oben ankam hatte unser hungrigster Kollege schon seine Vorspeise vor sich. Ich wartete ja noch artig die 15 Minuten auf das Testergebnis. Wir saßen jedenfalls an einem gemütlichen runden und urigen Tisch in der hintersten Ecke. Zwei weitere Tische waren oben besetzt. Wie gut die Stube unten besucht war, kann ich nicht sagen. Außer den alten, aber sauberen Toiletten habe ich nichts anderes gesehen.
 
Auf jeden Fall kamen auch bald die restlichen Hauptspeisen. In den legendären Portionsgrößen. Die Hälfte von uns traute sich an die Zehntscheunen Hausplatte, bestückt mit Saumagen, Kartoffelwurst & Leberklos mit Sauerkraut und Brot für 16,50€ die bescheidene Portion. Sah unspektakulär aus, aber es war richtig lecker, darf ich den Aussagen meiner Mitesser glauben. Ein Kollege wagte gar das Kunststück sich Oma’s gefüllte Klöße einzuverleiben. 14€ für zwei gefüllte Klöße, einer so groß wie ein mittelgroßer Hokkaido Kürbis. Dazu wird Specksoße und Apfelmus serviert. Und da zwei Abrisskugeln nicht reichen, wurde extra Soße nachbestellt, denn dort kann man besser die drei Scheiben leckerstes, hausgebackenes Roggenmischbrot reintunken, die der hungrige Kerl noch dazu aß. Keine Ahnung wo das alles Platz fand.
 
Ich begnügte mich mit einem Kloß dieser Sorte, dem aber zusätzlich ein Leberkloß zur Seite gelegt wurde. Nennt sich Herrsteiner Duett und kostet 10,50€ die Portion.

Herrsteiner Duett - Rustikal
 
Das war für mich mehr als ausreichend. Der Leberkloß, nur zur besseren Einordnung, hatte die Größe eines normalen Tennisballes. Mittlerweile ließ ich ein zweites Weizenbier kommen. Denn der Koch meinte es gut mit dem Einsatz von frischem, schwarzem Pfeffer. Das war schon hart an der Grenze. Für mich stellte es weniger ein Problem dar, aber ich kenne einige Personen, die hätten so ihre Problemchen damit. Wie dem auch sei. So gesehen war das Essen schon richtig gut. Der Leberkloß nicht zu kompakt, hatte noch eine gewisse Fluffigkeit und schmeckte tadellos, dazu auch nicht zu dominant im Lebergeschmack. Der Gefüllte von der Oma kann man nicht besser machen. Innen würziges Hack und auch etwas gröberes Fleisch, sehr schmackhaft und von der Menge her vergleichbar mit der Größe des Leberkloß. Die Kartoffelmaße drumherum, aus rohen und gekochten Kartoffeln, war einfach perfekt. Wie erwähnt, geht nicht besser. Die Kunst ist eigentlich dieses Monstrum gescheit gar zu bekommen ohne dass es zerfällt. Vor allem, wie groß müssen die Töpfe hier sein?
Die Specksoße machte ihrem Namen nicht wirklich die Ehre. Pfefferrahm traf es besser. Ein paar kleine Speckwürfelchen hatten sich zwar schon darin verirrt, doch Muskat schmeckte man doch mehr heraus. Es passte am Ende aber alles zusammen, selbst das Apfelmus, von dem ich mal behaupte, dass es zugekauft war, harmonierte sehr gut zu dem deftigen Gericht. Welch ein Glück, dass es an diesem Tag nur noch 17° draußen hatte. Bei 30° im Schatten wäre ich wohl auf die geräucherte Forelle umgestiegen. So passte es aber und mir ist dieses grundsolide, aber perfekt gemachte Soul Food meiner Heimatküche gute 4* wert.
 
Wir waren alle kugelrund und satt. Ein paar kapitulierten ob der Riesen Portionen, was aber nicht verwundert. Ist aber einfach schade, wenn dann beispielweise ungefähr die Hälfte der Kartoffelwurst zurückgehen muss, da die allein schon ein Grundgewicht von sicherlich 300 – 400 Gramm hatte. Auch wenn es wohl ein paar Wenige gibt, die das verputzen. Apropos putzen. Unserer, und die anderen Tische auch, waren mit einer transparenten Plastiktischdecke überzogen, die Standard Tischdecken ließ man der Optik wegen drunter. Allerdings lässt es sich so deutlich besser sauber halten. Ist zwar nicht wirklich schön aber zweckdienlich.
 
Gezahlt hat dann jeder für sich, als Beleg gab es einen typischen Wirtshausbeleg auf dem Brauereizettel. Reichlich Trinkgeld war aber gewiss. Denn der Service war wie man ihn sich in so einer Lokalität wünscht. Aber vor allem herzlich und fix. Keine Frage, dass ich hier, wenn es sich ergibt, wieder einkehren werde. Allein um mich noch mal genauer mit dem schönen Städtchen zu befassen. Denn dafür hatte ich zu wenig Zeit an diesem Tag.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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