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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Das ''kleine'' Fischrestaurant in 26548 Norderney bewertet.
vor 3 Jahren
"Gediegene Fischküche, wie man sie an der Nordsee erhofft"

Geschrieben am 13.06.2021
Besucht am 11.06.2021 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 82 EUR
Allgemein

Nun also eine positive Neuentdeckung für uns, „Das kleine Fischrestaurant“. Wie Kellner Herr Kadziella mit osteuropäischem Akzent auf Befragen mitteilte, gibt es das Restaurant unter aktueller Führung bereits seit sieben Jahren. Da sind wir also auch schon zigmal vorbeigelaufen. Zu unserer Entschuldigung: Die technisch hochwertig konstruierte Außenmarkise zur Bedachung der kleinen Terrasse muss neu sein und erregte wohl unsere Aufmerksamkeit. Die Karte trug ein Übriges dazu bei, zu reservieren. Für den Freitag nur noch für 17 Uhr möglich. Für uns als Frühmenschen kein Problem und es erwies sich als Treffer.

Der Binnenländler südlich des Mittellandkanals mag meinen, dass es an der Nordseeküste solide Fischrestaurants ohne Ende gäbe. Leider weit gefehlt. Unsere Erfahrung ist ernüchternd. Selbst in Fischhochburgen wir Cuxhaven, wo einen der Fisch quasi vom Kutter grüßt, haben wir schon üble Enttäuschungen erlebt, gleich ob in deutsch oder portugiesisch geführten Restaurants.

Letztes Jahr auf Norderney hatten wir das Traditionslokal Störtebeker mit guten Standards besucht. Die zwischenzeitlichen Kritiken auf anderen Plattformen verbaten eine weitere Einkehr; das von uns schon beobachtete Chaos muss unerträgliche Zustände erreicht haben.

Also ab in Das kleine Fischrestaurant.

Wir waren pünktlich um 17 Uhr zur Stelle und noch allein im rechten Bereich des zweigeteilten Restaurants. Als wir nach 18 Uhr gingen, war der Belegungsgrad fast bei 100 % angelangt. Mittlere bis ältere Jahrgänge waren zu beobachten.

Der Zuspruch ist berechtigt und wir können das Das kleine Fischrestaurant gerne empfehlen, wenn es um klassische Fischküche mit Nordseefisch geht, ergänzt um ein paar Exoten aus anderen Gewässern. Die Speisekarte ist auf der Homepage www.das-kleine-fischrestaurant.de einsehbar.

Das Preis-Leistungsverhältnis im Kleinen Fischrestaurant gastfreundlich und angesichts des Gebotenen und der Portionsgrößen gerne 4,5 Sterne wert.

Service

Herr Kadziella bediente uns ohne große Worte. Auf mein Befragen, ob ich mit großem Appetit die Fischsuppe in der großen Portion als Vorspeise nehmen könne, hat er ohne Zögern davon abgeraten obwohl ich ja als stattliche Erscheinung gelte. Sein Rat war richtig.

Ansonsten beobachtete ich zwei Asiatinnen im Service, von denen uns eine den Friesengeist brachte und sogar einen Spruch dazu aufsagte. So ganz verstanden habe ich nicht, was sie sagte, aber mit dem Akzent hatte es Charme. Blaue Poloshirts mit Restaurantname weisen die Servicekräfte als solche aus.

Etwas knapp bemessen fand ich die Zeit zwischen Vor- und Hauptspeisen, was ich darauf zurückführe, dass man angesichts der hohen Nachfrage wohl bemüht ist, jeden Tisch dreimal am Abend zu besetzen.

Für den Service 3,5 Sterne.

Zu den Getränken. Auch im Kleinen Fischrestaurant ein Standardpils, hier ein Krombacher 2,40€/0,2l (auf der ganzen Insel fast ausschließlich „Fernsehbiere“ aus NRW wie Köpi, Veltins, Warsteiner, ergänzt um das ebenfalls nicht prickelnde Bitburger – Jever fast Fehlanzeige!). Wasser ist mit 5,90€/0,75l fast schon preiswert. Sehr bescheiden die Auswahl an sieben offenen Weinen in der Spanne von 6,30 bis 6,80€/0,2l. Mein Blanc de Noirs war fast richtig kalt und gut trinkbar.

Essen

Der Schwerpunkt der Karte liegt eindeutig auf Nordmeerfisch, Matjes, Nordseekrabben, Garnelen, ergänzt um Thunfisch und Zander. Die Preise angesichts der Portionsgrößen mit 15,90 € bis 21,50 € (ganze Scholle) angemessen.

Etwas mickrig nahmen sich die beiden dünnen Scheiben Baguette mit einem Schälchen Mayo als Gruß aus der Küche aus.

Meine Begleiterin hatte sich für die Krabbencremesuppe entschieden. Eine gute Wahl. Die Suppe nicht ganz so dickflüssig wie schon anderswo erlebt (da blieb fast der Löffel drinstecken!), geschmacklich erinnernd an Hummercremepaste von Langbein mit etwas Cognac. Und die Krabben in einem Schälchen extra gereicht. Eine sehr gute Idee, die angesichts der Menge auch Großzügigkeit offenbarte. Mit 6,90 € zurückhaltend bepreist. Das galt erst recht für meine Fischsuppe mit 7,90 €. Der Fond kräftig, fast schon zu salzig. Darin etliche Filetstücke vom Seelachs und Lachs und auf dem Rand eine Grünschalenmuschel. Alle Fischstücke fest und grätenfrei und nicht - auch schon erlebt – zerkochte Resteverwertung. Die Suppen verdienen schon einmal solide vier Sterne.

Dann ging es gegenüber mit einer mächtigen Portion „Seelachs Großmutter“ weiter. Für 16,90 € gab es zwei kräftig ausgebackene panierte Seelachsfiletstücke, die als saftig goutiert wurden und eine Vielzahl großer Pommes und einen gesondert gereichten Beilagensalat. Die Remoulade leicht säuerlich (erinnerte mich an den Sud von Gewürzgurken). Für mich in Ordnung, für meine Begleiterin „zu sauer“.

Ich hatte mich für den Exoten auf der Karte entschieden, das Thunfischsteak mit Seealgensalat und Sesamkartoffeln für 17,90 €. Ein beeindruckendes dickes, gut gebratenes Stück Thun, dass seine 300 Gramm wohl hatte.
Vor Jahren hatte ich auf Norderney den Thun im Fischwerk auf dem Teller. Seinerzeit war das Steak auf jeder Seite nur Sekunden „gegart“ worden; es hatte nur die Farbe grau an der Oberfläche angenommen, ansonsten roh. Das war nicht mein Ding und ich oute mich hier gerne: Ich mag keinen „glasigen“ Fisch. Wenn, dann richtig roh als Sushi oder Sashimi. Ansonsten will ich bei ganzen Fischen das Filet sauber von der Gräte schieben können. Nur bei Knochenfischen wie Thun-, Schwertfisch oder Hai lasse ich mir medium gefallen. Und so passte der Garzustand hier für mich und ich habe das Steak genossen. Sehr simpel auch als Veredelung für die heimische Küche: Auf die Salzkartoffeln waren helle Sesamkörner gestreut worden mit einem frappierend positiven Geschmackserlebnis. Die Algen erfrischend und leicht quietschig im Biss.

Zwei sehr gelungene Hauptspeisen gesellen sich für die Gesamtbewertung zu den Suppen und es kommt eine vier mit Sternchen heraus.

Ambiente

Das kleine Fischrestaurant ist in einem breiten Haus untergebracht und verfügt über zwei Gasträume und entpuppt sich als geräumig. Wir nahmen im rechten Raum mit Tresen auf einem Podest Platz. Ein schöner Vierertisch mit Sitzbänken. Auch hier coronabedingt viel Raum zwischen den Tischen. Auch coronageschuldet der „Spuckschutz“ zwischen den Tischen mit Raumteilern. Hier eine so noch nicht gesehene Nobelvariante aus Glas mit verchromten Halterungen wie man sie aus dem gehobenen Sanitärbereich kennt. Ansonsten ist das Interieur modern und etwas minimalistisch. Auf einem warmbraunen Holzoptikboden dunkelbraune Lederstühle und Bänke. Raumteiler und Wände kontraststark weiß. Fischerdeko Fehlanzeige.

Sauberkeit

Sehr gepflegt und der Feuchtraum für den Herren modern, sauber und in Weiß gehalten.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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DerBorgfelder und 13 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.