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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Pfannkuchen & Co. in 42853 Remscheid bewertet.
vor 6 Jahren
"Anspruch und Wirklichkeit klaffen für mich etwas auseinander."
Verifiziert

Geschrieben am 19.01.2018 | Aktualisiert am 19.01.2018
Besucht am 19.01.2018 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 32 EUR
Mitten in Remscheid am Ende der Fußgängerzone „Alleestraße“ nahe am Alleecenter – also eigentlich einer gute Lage – gab es trotzdem lange Zeit einen Leerstand in einem Restaurant. Dort befand sich jahrelang das Lokal „Schweinske“ – aber nach der Schließung gab es keinen Nachfolger.
 
Mitte September 2017 stand dann in der Lokalpresse die überraschende Nachricht, dass ein junger gebürtiger Remscheider Koch den Schritt in die Selbständigkeit wagen will.
 
Nach mehreren beruflichen Etappen in namhaften Restaurants in Deutschland und Österreich möchte er mit seinem Konzept seine Heimatstadt kulinarisch bereichern: Es soll „bergisch, herzhaft und modern“ gekocht werden.
 
Das hört sich gut an; denn diese Ausrichtung gibt es eigentlich noch nicht in der Stadt. Das Restaurant heißt „Pfannkuchen und Co.“
 
Auf der Karte sollen neben Pfannkuchen in einigen Varianten auch Klassiker wie Rumpsteak, Hähnchenbrust oder auch gebratene Blutwurst stehen. Zusätzlich gibt es eine wechselnde Wochenkarte und einen Mittagstisch.
 
Ende Oktober 2017 startete dann der Betrieb.
 
Die Mitbewerber in der nahen Umgebung sehe ich überwiegend als Systemgastronomie. Davon hebt sich also das neue Restaurant vom Anspruch her ab,  muss sich aber gleichzeitig auch gegen diese durchsetzen.
Ob das gelingt, wird sich zeigen.
Der eigene Internetauftritt liest sich für mich recht selbstbewusst.
 
Meine Frau und ich hatten am Morgen einen Termin in Remscheid und wollten mittags etwas essen, um anschließend weitere Einkäufe fürs Wochenende zu erledigen. Daher kam leider ein Menü mit mehreren Gängen diesmal nicht in Frage.
 
Also etwas Risiko eingehen und das neue Lokal ausprobieren, war das Tagesmotto.
 
Ambiente
 
70 Gäste können in dem Restaurant auf zwei Ebenen Platz finden. Zusätzlich existiert ein Veranstaltungsraum für 40 Personen mit einer Terrasse. Für Eltern mit Nachwuchs gibt es sogar einen Kinderraum.
Die Sitzplätze sind großzügig in den verschiedenen Räumen verteilt.
Neben dem hellen Deckenanstrich herrschen sonst braune Holz-Töne und dunkle Farben an den Wänden im Restaurant vor. Einige Fotos von Remscheid sind geschmackvoll ausgestellt.

oberer Gastbereich
 
Auf den Tischen steht keine große Dekoration (nur ein Teelicht). Ein großer Papierbogen dient als Platzdecke und berichtet über das Konzept des Hauses: Gaumenfreude und frische Produkte. Daneben stecken eine kleine rote Papierserviette und das Besteck in einem Papierumschlag.
 
Die Einrichtung wirkt auf mich wie eine Mischung aus bürgerlichen Motiven und Bistroeinrichtung.
 
Sauberkeit 
 
Alles wirkt gut gepflegt.
 
Sanitär
 
Die Toiletten befinden sich im Kellerbereich. Der Vorbereich vor den Sanitäranlagen ist großzügig gehalten und mit Informationen in Schaukästen ausgestattet. Die Toiletten selbst sind ebenfalls sauber und ordentlich. Die Kabinen vielleicht etwas eng.
Es gibt auch keine Extras neben Seife, Wasser und Handtuchautomat im Waschbereich.
 
Service
 
Die junge Dame, die uns bediente war freundlich und sachlich – also nichts zu bemängeln. Aber mir fehlte etwas Empathie: Freude an der Arbeit und etwas Smalltalk über das Abfragen der Wünsche und das Servieren der Bestellungen hinaus.  
 
Die Karte(n) 
 
Eine überschaubare und trotzdem abwechslungsreiche Karte aus der deutschen Küche ließ auf einen angenehmen Aufenthalt hoffen. Frische Zutaten und Zubereitung vor Ort werden schließlich versprochen.
Nach dem Namen des Hauses erwartete ich natürlich besondere Pfannkuchen.
Unter „Pfannkuchen“ wird im deutschsprachigen Raum allerdings einiges verstanden. Das reicht vom „Berliner“ aus Hefe und Mehl über verschiedene Eier- oder Kartoffelteige bis hin zu Reibekuchen.
Bei uns in NRW wird es sich meist um Rezepte aus Mehl, Milch und Eiern handeln oder eben auch etwas mit Kartoffeln.
 
Die verkosteten Speisen 
 
Bergischer Pfannekuchen (10,90 €)

Bergischer Pfannkuchen
 
Schnitzel Wiener-Art vom Mittagstisch (8,90 €)

 Schnitzel Wiener Art

Schokoküchlein (6,90 €)
 
Schokoladenküchlein

Vorweg brachte uns die Kellnerin eine Etagere aus bergischem Schiefer. Auf der oberen Etage standen zwei Schälchen: eine mit Oliven und eine mit einer Quark-Creme. Unten waren vier Scheiben Weißbrot.

Brot und Beilage

Sie nannte es einen Gruß aus der Küche.
Zum Abschluss gab es eine weitere Zugabe des Hauses: eine Schale mit Griesbrei und Kirschen.

Nachtisch vom Haus

Beides waren nette Gesten. Die Zutaten waren in Ordnung und schmackhaft.
 
Der Bergische Pfannkuchen wurde in der Speisekarte so beschrieben: nach „Kottenbutter Art mit würzigen Mettenden, Zwiebeln, Schwarzbrot Crumble und leichter Senfsauce“.
 
Der Porzellanteller hatte ein Holzmuster und sollte sicher ebenfalls Bergisches Flair verbreiten.
 
Der eigentliche Pfannekuchen war erstaunlich dünn (fast wie ein Crêpe) und relativ geschmacksneutral. Ich hatte ihn dicker und herzhafter erwartet. Aber er schmeckte mir durchaus. In der Mitte waren dann die Zutaten der „Kottenbutter“ angerichtet. Eine ordentliche Menge Mettwurststücke, leicht angeschwenkte Zwiebeln und eine Senfsauce. Vom Schwarzbrot-Crumble habe ich wenig bemerkt. Als weitere Dekoration war Petersilie (ich glaube getrocknete) verwendet.
Die Bestandteile waren also wirklich dem Original-Kottenbrot nachempfunden: Aber eben dekonstruiert. Die Idee fand ich gut; aber es war mit insgesamt zu „sanft“ gewürzt.
 
Der Mittagsklassiker wurde in der Speisekarte so beschrieben: frisch paniertes Schnitzel Wiener Art mit Bratkartoffeln und Salatgarnitur.
 
Das Fleischstück war sehr groß und flach geklopft. Aber die Panierung lag eng am Fleisch an und daher konnten wir nicht recht glauben, dass es frisch paniert und in viel Fett gebraten war, sondern eher vorbereitet und wieder erhitzt – vielleicht im Kombidämpfer.
Es war aber saftig und gut gewürzt.
Die Bratkartoffelscheiben hatten noch die Schale; was ich durchaus interessant finde (Kartoffelspalten werden ja auch gerne so serviert). Aber sie waren für uns zu wenig kross und etwas zu fettig. Einige Scheiben waren noch etwas hart im Inneren – nicht ganz gar. Der Geschmack entsprach aber einer Bratkartoffel durchaus.
Der Salat bestand aus frischen Tomatenscheiben, Blattsalaten und etwas Mais. Die Petersilie war frisch.
 
Der Nachtisch wurde in der Karte so beschrieben: Schokoküchlein mit flüssigem Kern auf Bourbon Vanillesauce und fruchtigem Himbeerpüree.
 
das Innere des Küchleins

Auf dem Kuchen war eine Physalisfrucht als Dekoration zusätzlich aufgelegt. Das sah insgesamt optisch relativ gut aus.
Aber der Kuchen enttäuschte mich etwas. Im Inneren war der Kuchen feucht aber es gab keinen flüssigen Kern. Auch vermisste ich den typischen satten Geschmack nach dunkler Schokolade. In diesem Rezept war wohl mehr Mehl vorgesehen. Die Vanillesauce und das Himbeerpüree hinterließen an meinem Gaumen ebenfalls keine Geschmacksexplosionen.
 
Getränke 
 
Mineralwasser – Gerolsteiner 0,7 l (5,40 €)
 
Preis-Leistungs-Verhältnis
 
Das Mittagsangebot mit mehreren Varianten für unter 10 Euro halte ich für relativ günstig. Die Pfannkuchen sind vielleicht nicht ganz so günstig, sondern schon ambitioniert im Preis.
 
Fazit
 
Die geschätzte GG-Kollegin Mr.Slowhand hatte vor ein paar Tagen einige Bilder von Speisen aus dem  Lokal hier eingestellt. Daraufhin haben wir uns kurz per Mail über die Küche unterhalten.
 
Ihre Einschätzung: Wenn man keine allzu großen Erwartungen hat, kann man hier essen … aber die Zukunftschancen in Remscheid hält sie nicht für so groß.
 
Dieser Meinung kann ich mich – nach meinem Besuch – nur voll anschließen: Das Essen war nicht komplett schlecht in meinen Augen, aber es haute mich auch nicht vom Hocker.
Oder mit den Worten von Philipp Mausshardt: „Restaurants teile ich in drei Kategorien ein: 1 (kann ich besser), 2 (kann ich auch), 3 (kann ich nicht). Kategorie 1 ist die am weitesten verbreitete. Es ist ein Elend, wenn man selbst gerne und einigermaßen gut kocht. Dann ist man versaut und als Gast von den allermeisten Küchen bitter enttäuscht. Kochen können, macht unglücklich und arm.“
Das Lokal gehört für mich eindeutig nach dieser Sicht in die Gruppe 1.
 
Letzten Endes lautet meine Einschätzung: Wenn ich wieder in Remscheid bin, kein anderes Lokal geöffnet hat, es Mittagszeit ist und ich großen Hunger habe, könnte ich mir ein Gericht aus der Mittagskarte vorstellen – also 3: wenn es sich ergibt.
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
Datum des Besuchs: 19.01.2018 - mittags - zwei Personen
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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