Gourmetrestaurant Zur Post
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Altenberger-Dom-Straße 23, 51519 Odenthal
Restaurant Hotel Sternerestaurant Ausflugsziel
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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Gourmetrestaurant Zur Post in 51519 Odenthal bewertet.
vor 4 Jahren
"So viel Fisch und Meer muss gelegentlich sein"
Verifiziert

Geschrieben am 08.03.2020 | Aktualisiert am 08.03.2020
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Besucht am 28.02.2020 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Allgemein

Für uns ist es stets eine Freude das „Fasten-Menü“ in der Post zu verkosten. Dieses Jahr war ich besonders auf den „Seeigel-Einsatz“ gespannt.

Auch 2020 hat die Post den Michelin-Stern verteidigt und auch den Bip für die Poststube behalten.
Die Vokalsolisten Kärnten“ hatten am nächsten Tag ein Konzert im Festsaal der Post und saßen an diesem Abend als Gäste am Chef’s Table. - Nach dem letzten Gang gaben sie mehrere Kostproben aus ihrem Repertoire zum Besten.
Da hatten wir neben dem Menü auch noch eine Gesangsbeilage. Die Herren beherrschten ihr Geschäft und so klangen die Lieder mehrstimmig und A cappella sehr harmonisch.
Das Haus war gut besucht. Wir hatten telefonisch für drei Personen reserviert und bekamen unseren Lieblingsplatz im Restaurant.

Service

Der Service wurde souverän von drei Damen und zwei Herren gemeistert. Hauptsächlich kümmerte sich eine junge Frau um uns. Sie beantwortete uns alle Fragen und holte auch Informationen aus der Küche für uns ein.

Die Karte(n)

Neben dem Fischmenü konnte auch das aktuelle Wintermenü gewählt werden. Auch Einzelgerichte aus der Karte konnten bestellt werden.

Die verkosteten Speisen 

Wir wählten natürlich das „Fischmenü zur Fastenzeitseröffnung“.

Zum Aperitif wurden bereits zwei Grüße und das Brot mit Butter serviert.

Tatar vom Lachs mit Trüffelcreme, Kohlrabi und Belper Knolle

In einem knusprigen Hörnchen waren die Zutaten untergebracht. Der Lachs war frisch und angenehm gewürzt. Kohlrabi und etwas Käse rundeten die Komposition ab. Das kleine Gericht sah auch sehr appetitlich aus und schmeckte auch noch gut.

Räucherforelle mit Gurkensalat und Pumpernickel

Der nächste Gruß war in einer Schale. Die Räucherforelle hatte mehr Wums als der zarte Lachs. Neben dem kleinen Gurkensalat befand sich auch noch eine Forellenmousse auf dem Boden der Schale.

Der Brotteller war mit vier Sorten bestückt. Auf einem Schieferblock daneben waren Salzbutter und Passionsfruchtbutter drapiert.

Der „Kleine Gruß“ aus der Küche, der nun vor dem ersten Gang folgte, bestand aus drei kleinen Gerichten.

In der Post wird also weiterhin nicht mit Appetithappen gespart. Das finden wir großartig, denn gerade diese Köstlichkeiten zeigen viel von der Einstellung der Küche.

Balfego Thunfisch, Sojasauce, Alge und Avocado

Kräuterschaumsüppchen mit Büsumer Krabbe

Seezunge geflämmt, Estragon-Petersilie-Paste, Tapioka-Chips aus Rote Bete

Alle drei Grüße waren kleine Kunstwerke und schmeckten ausgezeichnet. Eigentlich könnte es so „unendlich“ weiter gehen – wie weiland im Schloss Lehrbach mit dem Amuse-Bouche-Menü von Dieter Müller.

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Lachsforelle von der Fischzucht Hahn aus Wipperfürth, leicht geflämmt  - Bulgur | Knollensellerie | Rhabarber | Kräutersalat

Die Lachsforelle war sehr aromatisch und nur leicht gewürzt. Dadurch kam der Eigengeschmack schön zum Vorschein. Der Rhabarber zeigte leichte saure Töne, die ich ungewöhnlich, aber nicht störend empfand. Dagegen harmonierte der Sellerie und der Bulgur recht gut – und die kleinen Tupfer von Lachskaviar brachten feine Noten von sanftem Fischaroma dazu.

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Atlantik-Hummer - Mandarine | Karotte | Hummerbisque

Der Hummer war sanft gegart und zart und weich im Mund. Eine knusprige Hippe steckte in einer süß-herben Nocke aus Mandarinenfruchteis. Die frischen Kräuter ergänzen die Aromen. Die gelben Möhren waren recht dünn geschitten und zu Röllchen geformt. Sie waren kaum gegart und recht fest im Biss.
Das Hummersüppchen wurde im Glas separat gereicht. Es war ein deutlicher Hummergeschmack zu spüren. Sie war schaumig aufgerührt. Die Konsistenz war cremig.

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Filet rose von der Atlantik-Dorade - Seeigel | Apfel | Aal

Und dann kam die für uns ungewohnte und neue Zutat zum Tragen: Seeigel habe ich bisher noch nie verkostet. Ich war sehr neugierung; das steigerte sich noch im Vorfeld, als ich in einem Kommentar bei unserem GastroGuide vom geschätzten Feinschmecker „Borgfelder“ las: „Die Seeigel-Geschlechtsteile sehen aus wie leicht pelzige Zungen, wenn man genau hinschaut eben wie ganz feiner Rogen. Sie sind sehr weich, aber nicht glibberig nach meinem Empfinden. Ihre Farbskala reicht von curry über orange bis rotbraun. Sie schmecken herb-nussig, im besten Fall auch süßlich, im schlechtesten auch bittrig. Eigenwillig, markant, sofort erkennbar ...“. An anderer Stelle im Internet fand ich eine Beschreibung, die auf einen Vergleich zu Muscheln verwies, dass der Meeresgeschmack jedoch etwas schwächer ist als bei Austern oder Miesmuscheln. Ansonsten sei der Geschmack cremig, sanft, ein bisschen wie Rührei mit Safran.
Durch diese Spannung in der Erwartung habe ich die Komponenten zu trennen versucht, um sie einzeln zu verkosten. Zuoberst war eben das Innere des Seeigels aufgetragen. Ich konnte wenig Geschmack feststellen. Es war cremig im Mund und am Gaumen spürte ich etwas Süße und ganz wenig Salziges – oder war es gar nussig? Dann probierte ich die Haube darunter; denn es war für mich keine Kruste. Vielleicht war das etwas vom Aal? Es schmeckte leicht rauchig und nach Fisch auf jeden Fall. Das Filet von der Dorade war der Hauptbestandteil dieses Tellers. Es war zart, kam mir aber durch die vorigen Genüsse etwas fad vor. Zu unters befand sich eine größere Menge von Möhrenaufguss; das schmeckte tatsächlich wie intensiver Möhrensaft.
Wir waren alle drei etwas ratlos nach dem Verzehr. Daher hatten wir auch einige Fragen an die Service-Dame. Sie konnte uns nicht direkt die Zusammenhänge der Harmonie des Tellers erklären und erkundigte sich in der Küche. Darauf kam die Nachricht, dass wir zum Hauptgang noch einen „ganzen“ Seeigel serviert bekämen, um uns noch mehr mit dem Geschmack vertraut machen zu können. Da waren wir sehr gespannt und gleichzeitig beruhigt für die nächsten Gänge.

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Softshellcrab - Wasserspinat | Blumenkohl | Kokosnuss | Thai-Pesto bzw. Rübstiel-Nocke

Als der Teller vor uns stand, waren wir erneut überrascht; denn die Krabbe sah paniert und komplett mit allen Extremitäten aus. Ein erster Schnitt zeigte, dass das Tier weich wie Butter war. Diese Krabben haben ihren alten Panzer „abgelegt“ und der neue Anzug ist noch nicht ausgehärtet, sondern fast komplett essbar sind – nur Mundteile, Kiemen und Bauchdecke werden entfernt. Das schmeckte uns recht angenehm – und war neu für uns. Der Blumenkohl war gebraten worden und hatte einen angenehmen Biss.
Wasserspinat kannten wir auch noch nicht. Er schmeckte würzig und war weich im Mund. Die Kokosnuss befand sich im Sud, der sich hell und nussig über die Tellerfläche ausbreitete. Das Pesto hatte eine grüne Farbe, aber neben Basilikum auch asiatische Zutaten und Nüsse; deshalb bekam ich eine Nocke aus Rübstielgemüse.

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Kalamansi-Zitronengranité

Das kräftige zerstoßene Sorbeteis erfrischte den Gaumen und die Zunge.

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Geangelter Steinbutt mit Champagnerschaum - Quinotto | Ofengemüse 

Der Steinbutt war prächtig kross gebraten und innen saftig, fest und aromatisch. Es war damit ein würdiger Hauptgang. Ganz klassisch und typisch für die Küche in der Post.
Ein Risotto aus Quinoa war wiederum neu für uns; und es war auch schmackhaft gelungen: cremig und noch mit leichtem Biss. Zusammen mit dem Ofengemüse war es eine angenehme Beilage.

Seeigel – Kaviar

Der Kaviar passte auf jeden Fall herrlich zum Fisch. Er war gar nicht salzig, die Körner hatten eine schöne Form und waren unaufdringlich in der Würze.

Dann haben wir uns dem Studium des Seeigels gewidmet. Geöffnet war er schon – und wir konnten die essbaren Teile rundum innen an der „Schale“ entlang sehen. Unsere Tochter war dabei besonders geschickt und forderte ganze Stücke zu Tage. Diese hatten nun wirklich einen sehr intensiven Geschmack, den ich aber immer noch nicht richtig in Worte fassen kann. Es schmeckte nach Meerwasser, etwas süß und eigenwillig. Farblich erinnerte es mich an das Corail der Jakobsmuschel. Als ich selbst am Rand entlang kratzte, habe ich wohl auch noch weitere Teile des Inneren des Seeigels erwischt. Das war relativ dunkel und hatte besondere mir unbekannte Bitternoten. Jedenfalls habe ich den Geschmack noch lange im Mund verspürt. Er war nicht unangenehm; aber ich glaube, dass ich diese Delikatesse nicht auf die Liste meiner Lieblingszutaten setzte

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Dessertvariation „ZUR POST“ - oder Käseauswahl vom Wagen (Wingenfeld)

Wir wählten das Dessert:

Physalis in weißer Schokolade – Walnusskuchen - Mango-Mousse mit Bananenblatt -
Mohn-Parfait mit Nougathaube – Passionsfrucht-Törtchen - Schokoladentörtchen mit flüssigem Kern - Ananassalat im Ei

Hier gab es keine großen Experimente, sondern grundsolide köstliche kleine Gerichte. Die Vielfalt begeistert mich immer wieder dabei. Vielleicht war der Ananassalat jedoch etwas anders als die übrigen Gerichte. Er hatte mehr exotische Noten. Die winzigen Ananasstücke hatten die bekannten Aromen. Aber in der Creme waren Kokosnoten und Gewürze zu erschmecken, die das „goldene Ei“ zu etwas Besonderem machten.

Zum Kaffee

Macaron und Gianduja Mandeln

Die Macarons hatte eine schöne Farbe und perfekte Form. Die Mandeln sahen ebenfalls lecker aus. Meine Damen waren auch sehr vom Aroma angetan. Wegen meiner Mandelunverträglichkeit bekam ich ein paar dunkle Pralinen serviert. Sie hatten einen hohen Schokoladenanteil und entsprachen daher genau meinem Geschmack.

Menü 115 Euro - Menü ohne Softshellcrab 98 Euro - Upgrade zum Menü Imperial Auslese Kaviar 20g Dose – 29,00 € - Dieses Menü wurde vom 26. Februar bis 01. März 2020 serviert.

Getränke

Riesling-Sekt 0,1 l – 9,50 €
Hausaperitif 0,1 l – 10,50 €
Monin Soda 0,2 l – 5,50 €

Taunusquelle medium 0,75 – 8,00 €

Weinbegleitung (6 Glas – 0,1 l) – 69,00 €

Weingut Poss -Weisser Burgunder »S« -Windesheim, Nahe
Benito Santos - EO The Ocean Collection Albariño - Rias Baixas, Spanien
Saint Aix - Aix Rosé 2018 (Rebsorten: Cinsault, Grenache, Syrah) – Coteaux d'Aix en Provence
Korrell - Steinmauer - 2018 - Bad Kreuznach, Nahe (Rebsorten: 15% Chardonnay - 50% Grauburgunder - 35% Weißburgunder)
Vincent Dureuil-Janthial - Rully blanc – Chardonnay - Burgund
Weingut Dr. Heger - Ihringen Winklerberg Scheurebe 2016 – Baden

Die Weine waren alle grundsolide und passten zu den Speisen. Auch die Geschmacksnoten waren anwechslungsreich.

Espresso – 3,50 €

Preis-Leistungs-Verhältnis

Für diese abwechslungsreichen Gerichte völlig gerechtfertigt.

Fazit

Heute haben wir sehr viele neue Eindrücke der Küche erhalten können. Man kann daher der Post nicht absprechen auch mutig zu erweiterten Geschmacksrichtungen zu greifen. Wir lieben besonders die mediterranen und regionalen Elemente, aber auch asiatische oder exotische Noten können wir vertragen. Doch die Stärken liegen meiner Meinung nach schon in der Klassik: ausgewählte Zutaten aromatisch zubereitet und appetitlich angerichtet.

5 – unbedingt wieder

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)

Datum des Besuchs: 28.02.2020 – abends – 3 Personen

Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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