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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Restaurant Zur Mühle in 26548 Norderney bewertet.
vor 9 Jahren
"Schmackhafte Regionalküche mit Überraschungen in einer historischen Windmühle"
Verifiziert

Geschrieben am 31.05.2015
Besucht am 30.05.2015
Zeche: 93,90 € (zwei Personen)
 
Allgemein:

Wieder mal Norderney und die gastronomischen Abende beginnen in dem Restaurant und Teestube Zur Mühle „Selden Rüst“ (seltene Ruhe). Die Mühle ist ein Galerieholländer, der die Kulisse für einen großzügigen Freibereich und die Hülle für ein gemütliches Ambiente für Einkehrende bildet.

Wie wir dem Gespräch am Nebentisch entnehmen konnten, haben die einheimischen Wirtsleute viel in die Mühle investiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Mühle ist aber nicht nur zur Inaugenscheinnahme einen Besuch wert, sondern auch Speisen und Getränke verdienen eine Empfehlung.

Das Publikum erwartet aus älteren Jahrgängen. Am Samstagabend war die Mühle, die wir wegen des Pokalendspiels gegen 19:30 Uhr verließen, sehr gut besucht.

Zum Preis-Leistungs-Verhältnis: Man muss auf Norderney einen Inselaufschlag akzeptieren, denn jedes Fass Bier braucht die Fährpassage, um zum Tresen zu gelangen. Der Touriaufschlag fällt erfahrungsgemäß unterschiedlich aus. In der Mühle ist er spürbar. Entgegen einem Besuch vor Jahren, bekamen wir dieses Mal für unser gutes Geld aber Schmackhaftes serviert und auch die Portionsgrößen stimmten. So kommt eine gelinde Viersternebewertung zustande.

Die Mühle pflegt eine Homepage (http://www.norderney-muehle.de/).

Bedienung:

Als wir gegen 18:00 Uhr einkehrten, erlebten wir einen Kellner am Tisch, der auch für den Tresen zuständig war. Die Wartezeiten waren kommod. Er reduzierte die Gästeansprache auf die notwendige Informationsgewinnung und verzog keine Miene. Später erschien die Tochter des Hauses und brachte frischen, freundlichen Wind in die Bude. Das erwarten wir in einem solchen Ambiente. Für sie also gerne vier, für den männlichen Bediener nur knappe drei Sterne.

Bei den Getränken schlagen die o. a. Aufschläge gut zu Buche: 0,3 l Krombacher wollen mit 3,30 € entgolten sein, 0,5 l Wasser mit 4,90 € und die klassifizierten Weine rot und weiß beginnen für 0,2 l bei 5,80 €. Ein simpler Mackenstedter Weizenkorn (muss man als Bremer kennen) kommt auf 3,00 €; in Bremen kann man ihn noch für einen Euro schlucken.
Mein Merlot (Herzenstiel, Pfalz) war selten flach. Schon besser der Rosé aus Spätburgunder desselben Winzers und gut sein Riesling mit erfrischender Säure. Positiv zu vermerken ist, dass Rosé und Riesling mal richtig kalt serviert wurden.
Empfehlenswert der hauseigene Mühlenaquavit, der laut Karte aus drei Konsorten gebrannt wird und gut aromatisiert ist, jedenfalls nicht nur die typische Kümmelnote aufweist (3,80 e/2 cl). Vom Haus gab es als Digestif etwas wie einen milden Teelikör, serviert in Miniaturtassen.

Bemerkenswert die sehr gut sortierte Getränkekarte mit vielen Spirituosen, Aperitifs und Spritzigem.

Essen:

Die Speisekarte ist auf der Homepage einsehbar.

Sie ist überschaubar und hat ihren Schwerpunkt bei Fischgerichten, aber wartet auch mit Überraschungen auf.
Der als Vorspeise ins Auge gefasste gratinierte Ziegenkäse war nicht zu bekommen. Schade und nicht ganz verständlich, handelt es sich doch um kein leicht verderbliches Produkt und an diesen Tagen ist die Insel gut besucht.

Die von mir ausgewählte Kalbsleber nach portugiesischer Art (11,80 €) war zu bekommen und stand nach angemessener Zeit dampfend in einer kleinen Kasserolle vor mir. Das Gericht war sehr gelungen: Viele zarte Leberstücke in einer sämigen Soße mit geschmortem Gemüse, darunter ordentlich Schnittlauch/Zwieblauch. Wenn etwas zu verbessern wäre, dann der Garzustand der Leber, die ich leicht rosig bevorzuge, hier war sie durchgebraten. Das Stangenweißbrot dazu frisch, aber von sehr einfacher Qualität.

Unsere Hauptspeisen konnten auch überzeugen. Ich wählte die Scholle Finkenwerder Art (18,50 €) und meine ständige Begleiterin Lammrücken mit Zwiebel-Möhrengemüse, gebratenen jungen Kartoffeln und Estragonsenfsauce (22,90 €, auf der Internetkarte steht „Heidschnucke“).

Eine durchaus mutige Wahl, denn Senfsoßen gleiten gerne mal zu arg ins Saure ab. Diese nicht. Verwendet wurde ein Rotisseursenf mit merklicher Estragonnote. Das Gemüse aus geschmorten roten Zwiebeln und Möhrenstücken, dessen Süße einen guten Kontrast zur (leicht) säuerlichen Senfsauce bildete. Drei noch zartrosa gebratene Tranchen vom Lammrücken bestachen durch eine sehr gute Fleischqualität.

Meine Scholle war schön dick und handwerklich fein pfannengebraten. Dazu ordentlich gebratene Speckwürfel und Zwiebel. Die aus drei Kartoffelgerichten von mir gewählten Bratkartoffeln kamen in einer Extraschüssel auf den Tisch und waren rustikal und hausgemacht; alternativ werden Salzkartoffeln und junge, in der Schale gebratene Kartoffeln angeboten.

Alle drei Gerichte gelungen und in angemessenen Portionsgrößen serviert. Dafür deswegen gerne vier Sterne.

Ambiente:

Die Räumlichkeiten, die das Sockelgeschoss der Mühle bietet, sind überschaubar. In einem etwas schmuckloseren Raum befinden sich die Theke und wenige Tische. Der Hingucker ist die in blau-weiß gehaltene Stube mit viel Fliesen nach Delfter-Art als Wanddeko. Der Fußboden besteht aus soliden schwarzen Holzdielen. An den weiß eingedeckten Tischen findet man ausreichend Platz und auch die Abstände zwischen den Tischen lassen keine klaustrophobe Enge aufkommen.
In der Stube ist es schlicht gemütlich, bestimmt auch, wenn es draußen ungemütlich ist und drinnen der Tee oder Grog dampft.

Die Klos für die Manns- und Frauenslüüd bestehen  jeweils aus einem Spülklosett.

Sauberkeit:

Alles macht einen gepflegten Eindruck.
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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