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Das Ambiente ist natürlich traumhaft von der Natur geprägt. Die roten Backsteinhäuser eines ehemaligen Hofes tragen zu dieser rustikalen Atmosphäre bei. Das setzt sich auch im Innenbereich des Restaurants mit Holzbalken, Naturstein und Kamin fort. Somit ist atmosphärisch schon einmal eine gute Voraussetzung für ein gemütliches speisen gelegt.
Dass das Hotel mit seinem Restaurant durchaus einen höherwertigen Anspruch hat, bewies es mir auch letztes Jahr durch seine Teilnahme am „Schleswig-Holstein-Gourmet-Festival". In dessen Zuge kam für ein Wochenende Michael Kempf aus dem Berliner 2-Sterne-Restaurant "Facil" zu Besuch und servierte in Zusammenarbeit mit der Küchencrew des Ringhotels ein Menü, welches man für meinen Eindruck auch gut gemeistert hat.
Hier soll es aber natürlich um die Eigenleistung der Küche bei meinem ersten Besuch 2017 gehen, bei dem ich mir ein 5-Gang-Menü nach eigenen Vorlieben aus der Speisekarte im Vorhinein zusammenstellen und somit reservieren konnte, wofür ein Preis von 69€ berechnet wurde.
Bedient wurde ich über diesen frühen Abend hinweg von zwei Herren mittleren Alters die stets freundlich und ohne Hast agierten, wenn sich auch die Wartezeiten natürlich mit zunehmender Gästezahl etwas erhöhten. Eine eigenständige Erläuterung der gereichten Gänge hätte ich mir zwar durchaus sehr gewünscht, jedoch konnten sie meine Fragen doch stets aus dem Stehgreif kundig beantworten.
Zu Beginn wurde ein paar Scheiben Baguette und Körnerbrot zusammen mit gesalzener Butter, Rapsöl und hausgemachten Kräuterquark gereicht.
Die Qualität war dabei von allen Komponenten schon ein sehr guter Einstieg: Die Brote mit luftiger Krume und röscher Kruste, das Rapsöl sehr aromatisch und der Kräuterquark frisch.
Als Amuse-Bouche folgte ein kleines Gläschen mit einer schön kühlen Gazpacho (genau das richtige an solch einem sonnigen Spätfrühlingsabend).
Knoblauch war in treffender Menge eingesetzt und ließ auch den Tomaten, der Gurke und dem Schnittlauch noch geschmacklichen Raum. Die etwas dickflüssigere Konsistenz gefiel mir ebenfalls, was es somit zu einer gelungenen Einstimmung machte.
Vegetarisch startete das Menü mit einer Karotten-Ingwersuppe mit Kerbelschaum.
Der Ingwer war gut dosiert, die Suppe schön sämig und kleine Karottenstücke mit angenehmen Biss sorgten für Abwechslung. Der Kerbelschaum hatte zwar einen schönen Stand, trug jedoch geschmacklich eher nicht zur Suppe bei: dafür fehlte es ihm leider sind Aroma. Trotzdem war es eine schmackhafte Suppe.
Und der zweite Gang sollte ohne Fleisch und Fisch ausgekommen. Dafür spielte ein in Panko gebackener Taler aus friesischem Kuhmilch-Käse die Hauptrolle.
Begleitet wurde der außen krosse und innen leicht flüssige Käse von einem Konfit aus Portwein-Schalotten, die geschmacklich mit Süße und Säure auch hielten was sie versprachen. Rapsöl und ein frisch-säuerlich angemachter Salat waren weitere Komponenten. Hier harmonierten Salzigkeit, Süße und Säure, sowie feste und weiche Konsistenzen sehr gut zusammen: Eine wirklich tolle Komposition.
Zur letzten Vorspeise durfte dann zum ersten Mal etwas für die Karnivoren auf den Teller.
Zu einer sous-vide gegarten Hüfte vom Sylter Deichlamm gesellte sich ein rote-Linsenpüree und ein Sprossen-Radieschen-Salat.
Die gewählte Zubereitungsart machte die aromatischen Tranchen der Hüfte so saftig und zart, dass ein Messer zum Zerteilen nicht einmal notwendig war. Das Püree war ebenfalls sehr fein und cremig. So lieferte der knackige, süß-säuerliche Salat wieder eine willkommene textuelle Abwechslung.
Im folgenden 1. Hauptgang hatte nun auch das kühle Nass in Form eines gebratenen Filets von der Edelmaräne seinen Auftritt.
Mit Brunnenkresse aromatisierte Gnocchi und gemischtes, knackiges Frühlingsgemüse in Form von grünem und weißem Spargel, Erbsen, Staudensellerie und Möhren stellten die Sättigungsbeilage. Ein Schaum von Krustentieren fügte einen Meeresbewohner zum Süßwasserfisch hinzu.
Der Fisch war gut gegart, die Haut hätte aber noch etwas krosser sein können.
Einzig Salz und Säure fehlten mir zum Fisch doch etwas. Da konnte auch der Krustentierschaum nicht helfen, der aromatisch ebenfalls nicht intensiv genug war, um zur Geltung zu kommen.
Dafür waren die sonst häufig nur geschmacksneutral daherkommenden Gnocchi mit ihrem deutlich wahrnehmbaren Brunnenkresse-Aroma eine interessante und schmackhafte Überraschung.
Vor dem herzhaften Abschluss des Menüs sorgte ein weiterer Küchengruß in Form eines intensiv fruchtiges Waldbeer-Sorbert mit frischer Minze für eine tolle und erfrischende Überraschung.
Krönender Abschluss meines individuellen Menüs sollte das Kotelett vom regionalen Holsteiner Sattelschwein sein, das mit Estragon-Möhren und einem Kartoffel-Röstzwiebelpüree serviert wurde(Desserts brauche ich eigentlich nie. Bei mir kann das Menü gerne sehr herzhaft enden ;-)).
Das stattliche Exemplar war durchaus zart, stellenweise aber auch minimal trocken. Das konnte durch die wohlschmeckende Sauce aber gut ausgeglichen werden.
Die glasierten Möhren waren wunderbar knackig und mit dem Estragon und ein paar Zwiebelwürfeln treffend abgeschmeckt. Das feine Kartoffelpüree mit den knusprigen Röstzwiebelringen passte sehr gut zum Schwein, da es dessen Herzhaftigkeit noch unterstützte und Volumen gab.
Somit war das insgesamt doch ein würdiger Menü-Höhepunkt.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass die verwendeten Zutaten von stets spürbarer Frische und guter Qualität waren und auch das Küchenhandwerk insgesamt auf guten Niveau lag. Bei der Edelmaräne hätte die Haut zwar wie gesagt noch krosser und das Kotelett noch etwas saftiger gelingen können, aber schlecht waren auch diese Gänge keinesfalls. Bei allen vegetarischen Komponenten konnte die Küche hingegen durchweg überzeugen.
Dem anberaumten Preis wurde das Restaurant des Friederikenhof für mein Empfinden definitiv gerecht.
Somit kann ich eine Einkehr hier also auch jedem empfehlen, der nicht im Hotel residiert, aber auch abseits der Lübecker Innenstadt auf der Suche nach qualitativen Speisen in Mitten eines wunderbaren Ambientes sucht.