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GastroGuide-User: Kiwikatze
Kiwikatze hat La Locanda - Ristorante & Bistro italiano in 37083 Göttingen bewertet.
vor 10 Jahren
"Durchwachsene Küchen- und Serviceleistung zu überteuerte Preisen"

Geschrieben am 08.01.2015
Besucht am 22.03.2014
Allgemein

Meine ehemalige Kollegin und ich hatten uns in der Woche mal wieder zum Abendessen verabredet. Eigentlich wollten wir das "Boccadoro" aufsuchen, hier gab es aber kein freies Plätzchen mehr für uns. Bei plötzlich einsetzendem sintflutartigen Regen stürzte ich also ins Auto meiner Freundin (just im richtigen Moment!) und wir suchten nach einem uns noch unbekannten Italiener, in dessen Nähe man auch parken könnte: ab ins "La Locanda". Da wollte ich doch schon lange mal hin!

Lage

Das "La Locanda" liegt etwas versteckt im 4 Sterne Hotel Eden. Man betritt das Restaurant durch den Hoteleingang und geht dann rechts durch eine Glastür. Das Hotel liegt direkt am Anfang der Reinhäuser Landstraße, nahe der Göttinger Innenstadt. In der Nähe liegen auch das Restaurant "Pampelmuse" und das "Melange".

Ambiente

Wir wurden freundlich begrüßt und durften uns einen Tisch für zwei Personen aussuchen. Gegen 19.30 Uhr waren schon einige Gäste anwesend, später war der ganze Gastraum gefüllt.

Beim Betreten sieht man als erstes die große Holztheke in der Mitte des Raumes, die diesen dominiert. Um die Theke sind mehrere Vierertische gruppiert, die etwa 40 Gästen Sitzplätze bieten. Ein sich anschließendes Bistro, das auch als Raucherraum dient, wird durch eine Glastür abgetrennt. Zur Rechten bieten große Fenster Ausblick auf die Reinhäuser Landstraße. Über eine kleine Treppe gelangt man wohl in einen weiteren Raum für größere Veranstaltungen, der mit dem Hotel verbunden ist.

Die großen Fenster werden durch hochwertige, gelb gestreifte Vorhänge eingerahmt, weiße Stofftischdecken mit beigen Mitteldecken passen farblich dazu. An den Wänden schlichte italienische Deko, dunkelbraune Papierservietten und Besteck ist auf jedem Platz eingedeckt. Hier hätte ich eigentlich Stoffservietten erwartet, Papier passt nicht so ganz. Außerdem findet sich eine Salzstreuer-Pfefffermühlen-Kombi in der Mitte jedes Tisches.

Das Ambiente gefiel mir, irgendwie gemütlich. Besonders die Lampen mochte ich, so geht das mit dem angenehmen Licht (dimmbare Wandstrahler?)! Die moderne Kunst an den Wänden empfand ich als wohltuend anders. Ich muss nicht immer die ganze italienische Familie in Fotos an jeder Wand kleben haben, um zu begreifen, dass es sich hier um einen Familienbetrieb handelt, ebenso wenig die riesigen Weinflaschen... Das hebt meine Erwartungshaltung! 4 Sterne!

Sauberkeit

Unser Besteck und die Gläser waren sauber, die Toiletten ebenfalls. Nichts zu meckern! 4 Sterne!

Essen

Es gibt eine Standardkarte und eine Tageskarte, die durch eine Suppe bzw. Salat ergänzt wird. In der Standardkarte stößt man auf folgende Gerichteauswahl: 3 Suppen zu 4,30 €; 7 Salate 4,90 € - 10,30 € dazu hausgemachtes Brot; 7 kalte Vorspeisen 4,60 € - 10,40 €; 3 warme Vorspeisen 6,10 € - 6,80 €; 4 überbackene Nudelgerichte 7,70 € - 9,70 €; 8 Nudelgerichte 7,70 € - 9,70 €; 8 Nudelgerichte 8,30 € - 11,50 €; Parmesan extra 0,50 €; 8 Fischgerichte plus Kartoffeln und Salat (vorwiegend Rotbarsch) 15,50 € - 19,50 €  oder Zander + 3,50 € Aufpreis. Zusätzliche Beilagen werden wie folgt berechnet: Kartoffeln, Spinat, Broccoli: 2 €; Pane - hausgemachtes Brot: 2,50 €; Tomatensauce oder normal: 3 €; Nudeln mit Butter: 4 €; 25 Pizzen (Durchmesser 26 cm 5,40 € -9,40 €, 30 cm 6,40 € - 10,40 €); Pizzabrot (Durchmesser 30 cm 3 €), Extrazutaten pro Zutat 1 €; Rucola 2 €, Parmaschinken 4 €; 4 Desserts 4,50 €; Eis pro Kugel 1 €; 2 Käseauswahlmöglichkeiten 6,50 € und 9,90 €; Getränke AfG 0,2l 2,20 €, Pellegrino (maximal als 0,5 l erhältlich) 3,70 € 1 l war aus); Ginger Ale 0,2 l 2,10 €; Bitburger/Krombacher vom Faß 0,3 l 2,40 €; Hefeweizen 0,3 l 2,50 €.

Warum ich hier die Preise so akribisch aufliste? Erklärt sich dem wissbegierigen Leser noch im Verlauf des Abends... Erst mal nur eine kleine Impression.

Ich versprach mir viel vom Ambiente (keine Pizza und keine Nudeln!) und wir wählten von der Tageskarte. Diese war als Aufsteller auf unserem Tisch platziert worden.

Mein Test auf Herz und Nieren beim Italiener: Fleisch! Ich wählte: Lombata di maiale Duroc al Rosmarino (Duroc-Schweinerücken gebraten mit einer feinen Rosmarinsauce ca 300g) zu 15,50 €. Duroc hatte ich bis jetzt nur in meinem Tierzuchtbuch bestaunt, ob die wohl auch so lecker schmecken, wie sie aussehen? Mit Rosmarin bestimmt sehr fein! Dazu bestellte ich noch Brokkoli und Nudeln mit Butter, nur Fleisch wäre wohl doch ein wenig puristisch gewesen.

Für meine Freundin sollten es Nudeln sein: Linguine con Gamberi ( Linguine mit frischen White Tiger Gambas) zu 11 €.

Zu jedem Gericht der Tageskarte gehörte eine Tagessuppe oder ein Vorspeisensalat. Als Tagessuppe war heute Zuppa del giorno im Angebot (Rinderkraftbrühe klar). Och nö! Wir wählten beide den kleinen Beilagensalat vorweg.

Kleiner Beilagensalat: Tomatenviertel, ungeschälte Gurkenscheiben (warum schält man die Dinger nicht mal???), Zwiebeln, Möhrenraspel, Salat. Sehr frisch, nicht angemacht, appetitlich präsentiert, dazu wurden fruchtiges Olivenöl guter Qualität und Balsamico gereicht. Mit frischem Brot ein gelungener Start! 4 Sterne!

Lombata di maiale Duroc al Rosmarino: Mit eingewechseltem, scharfem Messer konnte ich das tote Tier erneut auf meinem Teller erlegen. Leider erreichten mich die Beilagen lange vor meinem Fleisch. Das ordentliche Stück Fleisch schwamm in reichlich brauner Sauce mit mehr als nur einem Zweig Rosmarin. Sehr schön. Ich mag gerne unheimlich viel Rosmarin, für andere Geschmäcker könnte es zu viel des Guten sein. Gut marmoriertes Fleisch mit einem ordentlichen Fettrand, der für den nötigen Geschmack sorgt. Sonst verschmähe ich den Fettrand immer, diesmal konnte ich mich gar nicht satt daran essen. Hervorragend. 5 Sterne!

Mein Brokkoli war frisch und nicht zerkocht, die Nudeln al dente (wenige EL). Leider alles lauwarm. 3 Sterne!

Linguine con Gamberi: Die White Tiger Gambas waren leider nicht vorgepult (ich lasse mich jetzt nicht wieder darüber aus, eine Unart!), die Nudeln fast kalt, als meine Freundin aufgegessen hatte. Die Gambas waren groß, von guter Qualität und entdarmt. Alles in allem eine ansehnliche Portion, jeder Foodfotograf hätte seine Freude gehabt. Leider war das Ganze geschmacksarm und zu viel für meine Freundin. Die Hälfte blieb stehen. Das hätte ich hier nicht erwartet. 3 Sterne! Meiner Freundin hat es nicht wirklich geschmeckt.

So, nun zum Dessert, wir konnten es uns natürlich nicht verkneifen: Ich wollte Zabaione und meine Freundin Tiramisu probieren, beide Süßspeisen zu 4,50 €. Jipiee, endlich eine Alternative zu Tiramisu. Hoffentlich so gut wie letztens in Hamm. Oft enttäuscht ja die Zabaione, ein weiterer Test der Küchenleistung!

Tiramisu: Erst probierte ich bei meiner Freundin, letztlich war es auch mein Dessert (unfreiwillig). Wer durch die Kakaoschicht gräbt, kommt irgendwann zur Sahneschicht, garniert mit Sprühklecksern Sahne (Wann hat man das nochmal gemacht? In den 60ern?), weder Kaffee noch ein anderer Geschmack als Sahne war zu schmecken. Naja. 2 Sterne! Süß, mehr auch nicht! Schade um das Hüftgold!

Zabaione: Mir schwante schon nichts Gutes beim Servieren meiner Zabaione. Kein Vergleich zu der Glanzleistung in Hamm. Viel zu wenig aufgeschäumte Masse und unten irgendwie viel zu flüssig. Ich ließ meine Freundin probieren, sie mochte das Dessert nicht. Wir tuschelten und ich hantierte ungelenk mit dem Handy, schwierig (ich wollte das Ganze doch auf einem Foto verewigen und für Euch festhalten). Mein Zögern und mein Foto hatte wohl auch der Koch bemerkt. Ich tastete mich langsam durch den stark alkoholischen Schaum und stieß auf ja, was wohl? Richtig! Keinen Schaum, sondern pure Flüssigkeit! Dünn und bräunlich. Gut, wie esse bzw. trinke ich das jetzt? Oder doch zurückgeben? Zögern meinerseits... Lecker ist anders. In der heimischen Küche hätte ich es weggeschüttet und es erneut versucht. Das darf so nicht die Küche verlassen! 1 Stern!

Schwupps stand auch schon der Koch neben meinem Tisch und entriss mir meine Zabaione mit den Worten, dass diese nicht gut sei. Ah ja, sehe ich auch so! Ich war verwirrt, überrumpelt. Ob er mir dafür ein anderes Dessert (Tiramisu) anbieten dürfe? Das Tiramisu hielt er schon in der Hand und in der Hektik sagte ich ja. Eigentlich wollte ich ja gerade kein Tiramisu. Ich hätte lieber eine neue Zabaione gehabt. Der Koch war aber schon wieder in der Küche verschwunden. Fühlte sich der Koch nicht in der Lage, ein Ersatzdessert zuzubereiten oder waren schlicht die Zutaten aus? Ich habe länger darüber gegrübelt und bin zu keinem sinnvollen Ergebnis gekommen. Ein absolutes No-Go! Schade, ich hätte wirklich gerne eine gute Zabaione gegessen.

Mein Fleisch war hervorragend, der Salat frisch, die Beilagen okay (aber lauwarm), mein erster Nachtisch eine Katastrophe und das Tiramisu weniger als Durchschnitt. Sehr durchwachsen. Wegen des Hauptgerichts runde ich auf 3 Sterne auf!

Bedienung und PLV

Drei weibliche Servicekräfte und ein Herr waren an diesem Abend für die Gäste zuständig. Nicht nur der Service, sondern auch der Koch (ganz in schwarz gekleidet) servierte teilweise persönlich mit Handschuhen seine Speisen. Das erlebt man selten und ich bemerkte es positiv.

Beim Eintreten wurden wir freundlich begrüßt und hatten freie Platzwahl. Uns wurden die Karten gereicht und die Spezialkarte auf den Tisch gestellt.

Wir trinken gerne eine große Flasche Wasser und dazu entweder eine Flasche Rotwein oder auch nur ein ausgewähltes Glas, wenn meine Freundin fahren muss. Große Flaschen Wasser waren aus, ziemlich doof, wenn man dann auf die kleinen Flaschen San Pellegrino 0,5 l zu 3,70 € ausweichen muss. Letztlich 7,40 € für 1 Liter Wasser finde ich doch schon auch arg viel!

Wir beschränkten uns beide auf ein Glas Rotwein, da meine Freundin motorisiert unterwegs war. Bitte eine Empfehlung vom Service! Ja, da schicke ich dann gleich mal die Kollegin. Das fängt ja gut an! Die besagte Kollegin erschien mit einer halbvollen Flasche Rotwein zum Probieren. Weinpräsentation - Fehlanzeige. Warum auch wissen, was man da trinkt? Ja, mögen wir! Beim Einschenken erklärte uns die Dame dann, dass es sich um die letzte Flasche handele und wir jetzt ja nur ein Glas wollten, oder? Ob wir bei dem Wein bleiben wollten wegen Weinwechsel und neuen Gläsern und so? Hatten wir nicht gerade gesagt, dass wir nur ein Glas trinken wollten? Diese Logik erklärt sich mir nicht. Ich hätte später vielleicht noch gerne ein Glas getrunken, wenn man mich gelassen hätte! Schließlich trinkt fast nie jemand mit mir Rotwein! Auf der Rechnung fand ich dann Shymer 0,1 l zu 4 € auf der Rechnung. Weinservicewüste Deutschland! Der Wein musste wohl noch weg.

Auf die Nachfrage meiner Freundin nach einigen italienischen Gerichten wurde etwas patzig geantwortet. Wie kann man das auch nicht wissen?

Wir entschieden uns gegen eine Vorspeise und für Haupt- und Nachspeise. Der Vorspeisensalat war inklusive. Auf der Tageskarte rätselten wir, welche Beilagen es denn wohl geben würde. Die Standardkarte haben wir nicht zu Rate gezogen. Ich ging davon aus, dass es täglich wechselnde Beilagen geben würde. Also die Nachfrage bei der Bedienung: Welche Beilagen werden denn angeboten? Die Antwort folgte prompt: alles, was wir wollten. Hört sich gut an. Wiederum nachgefragt, was das denn beinhalten würde. Antwort: Gemüse, Kartoffeln, Nudeln etc. Ich wollte also ein wenig Brokkoli und etwas Nudeln. Meine Freundin fragte nach dem Preis (Gemüse kostet nämlich extra!) und ihr wurden 2 - 3 Euro genannt. Na gut, dann werden die Nudeln ja wohl auch in diesem Preisrahmen liegen, dachte ich... Später tauchten die Nudeln mit 4 € auf der Rechnung auf! Die Nudeln und der Brokkoli wurden auf einem kleinen Teller serviert und es handelte sich eher um einen Happs als um eine ordentliche Beilage (4 Röschen und zwei Löffel Nudeln)! Waren die Nudeln selbstgemacht oder was rechtfertigt 4 € für eine Handvoll Nudeln mit Butter? Ich habe mich bei der Rechnung (EC, natürlich nur an der Theke zu begleichen) ziemlich darüber aufgeregt. Gerne wäre ich auf 4 Euro extra für die Beilagen hingewiesen worden. Dann hätte ich nämlich einfach etwas anderes bestellt und noch 2 € darauf gelegt und die Medaillons vom Kalb für 21,50 € gegessen. Mein Nachtisch misslingt und auch dieser wird nicht von der Rechnung genommen, sondern durch einen neuen ersetzt und der Gast dadurch einfach überrumpelt.

Die Pizzen und Pasta scheinen nicht genügend einzubringen, so dass man hier sogar Parmesan extra berechnet? Bei welchem Italiener kennt man denn sowas? Die Beilagen scheinen ein gutes Zubrot zu sein. Ich kam mir über den Tisch gezogen vor! 1 Stern für das PLV!

Für jeden Gang wurde passendes Besteck eingedeckt und auch immer wieder gefragt, ob es geschmeckt hat.

Der Hauptgang wurde vom Koch in Etappen serviert - erst meine Beilagen, dann das Gericht meiner Freundin, kein Fleisch für mich in Sicht. Alles hätte wärmer sein können. Das passende scharfe Messer für mich brachte der Koch später.

Das Zabaionedesaster beschreibe ich nicht nochmal (siehe oben).

Die Gläser blieben etwas zu lange stehen, der Service wirkte mit der Zeit auch etwas unaufmerksam. Vielleicht lag es an der erhöhten Gastanzahl oder wir waren einfach uninteressant? Wir wurden trotzdem den ganzen Abend von mehreren Damen freundlich bedient. Besonders die Dame mit kurzen, dunklen Haaren sei hier positiv erwähnt. Das Zusammenspiel zwischen Küche und Service ist nicht optimal, der Koch wirkt gehetzt und fahrig, vergisst Dinge. Er scheint alles richtig machen zu wollen, trotzdem geht dabei einiges schief. Besonders das Servieren der Speisen klappt so nicht. Bei zwei Personen sollte es möglich sein, dass beide zusammen essen.

Leider kommt der Service so nur auf 2 Sterne! Freundlichkeit reißt eben nicht alles raus.

Fazit

Schönes Ambiente, durchwachsene Küchen- und Serviceleistung, gestresster Koch und ambitionierte Preise. Wir kommen nicht mehr wieder. Sorry!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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