Fegefeuer
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Von-Kluck-Straße 15, 48151 Münster
Restaurant Erlebnisgastronomie
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GastroGuide-User: Berry
Berry hat Fegefeuer in 48151 Münster bewertet.
vor 10 Jahren
"Tolle Atmosphäre, kreative ung gute Küche"

Geschrieben am 13.01.2015 | Aktualisiert am 13.01.2015
Besucht am 08.03.2014
Allgemein/Lage
Das Fegefeuer liegt in einer ruhigen Seitenstraße unweit der Innenstadt/Hammer Straße. Gefühlt gibt es das Restaurant "schon immer". Zwei Besuche in ferner Vergangenheit konnten nicht wirklich begeistern, aber aufgrund zahlreicher Informationen, vor allem via Facebook, beschlossen wir zur Einleitung der diesjährigen MPS-Saison, das stark "erneuerte" Fegefeuer zu testen.
Parkplätze gibt es mit gut Glück (also eher nicht) in umliegenden Straßen, das Lokal ist aber gut mit dem Bus zu erreichen. Der untere Teil ist barrierefrei, allerdings ist es recht eng, und die Toiletten liegen treppab.
Das Fegefeuer ist ein mittelalterliches Restaurant, wo man aber auch hervorragend nur etwas trinken kann. Das Publikum ist bunt gemischt, wer kein Mittelalter mag, ist dort aber wohl nicht am richtigen Platz. Schick machen muss man sich nicht, eine Gewandung wäre schon eher angebracht.
Wir hatten zu 18 Uhr reserviert, zu der Zeit waren schon zwei Tische belegt und bis 19 Uhr waren alle Tische komplett besetzt, eine Reservierung ist also dringend angeraten.

Service
Beim Eintreten wurden wir freundlich begrüßt und sofort nebst Speisekarten an unseren Tisch gebracht. Dass wir mit der Getränkebestellung noch auf die Nachzügler warten wollten, war kein Problem. Die Wartezeit auf die Getränke war trotz vollem Betrieb stets sehr kurz, wir konnten jederzeit neue Getränke ordern. Der Service, eine junge Maid und zwei Knappen waren den ganzen Abend über aufmerksam, freundlich und vor allem mittelaltermäßig gestimmt, sie haben die Idee des Fegefeuers authentisch widergespiegelt.
Besonders toll war der Einsatz des Knappens, um zum einen die recht lange Wartezeit auf die Speysen zu überbrücken, zum anderen den Tisch mit dem Junggesellinnenabschied zu unterhalten. Die Klampfe wurde gezückt und mitten zwischen den Tischen begann der mittelalterliche Gesang: "Mein Weib ist tot, wer stopft mir die Socken und kocht mein Abendbrot?". Unter Einbezug der Gesangskunst aller Gäste wurde geschmettert und gelacht, eine absolut tolle und künstlerische Einlage.
Auch sonst war man mit dem Service den ganzen Abend über im schabernackhaftem Austausch. Es war einfach rundum Mittelalter und rundum toll. Auch getrenntes Bezahlen war kein Problem, der Knappe packte sich mit dem Rechenschieber im Kopf an unseren Tisch und erduldete brav unsere Auseinanderklamüserungen.
Fünf wohlverdiente Sterne!

Essen
Die Speisekarte ist online einsehbar. Es gibt eine Vielzahl an Vorspeisen, Suppen, kleine Gerichte, Salate, Vegetarisches und Veganes und natürlich Fleischgerichte, unter anderem auch Kaninchen und Wild. Eine separate Wochenkarte existiert ebenfalls. Preislich liegen die Gerichte zwischen 1,95€ (Vorspeise) und max. 20€ (Hauptgericht). Auch Desserts werden angeboten. Besonders toll sind hier die ungewöhnlichen Kombinationen und Gerichte wie z.B. Sojaroulade in Fliederbeertunke, Huhn in Mettunke, Suppe im Brotlaib oder vegane Mettbrote.
Die Getränkekarte bietet neben Bieren vom Fass auch Fruchtweine, Met und normalen Wein, ebenso Softdrinks und Heißgetränke. Wir bestellten u.a. schwarzen Abt, ein sehr süffiges Schwarzbier, der 0,5l Tonkrug zu 3,80€, Akazienmet (0,2l zu 4,50€) und Rhöner Met (0,1l zu 2,50€). Da es sehr viele Metsorten gibt, baten wir um eine Verkostung, die problemlos mit acht 2cl Pinnchen auf Holzbrett für 8,80€ geliefert wurde.
Zum Essen bestellten wir vorweg Brotchips (1,95€) und allerley Brot mit Preiselbeertunke und Pesto (4,10€). Bei der Bestellung wurde schon gesagt, dass es mit dem Essen etwas dauern könnte. Doch warum alleine die Vorspeisen, bei denen keine große kochtechnische Leistung erfolgen musste, eine Stunde gedauert hat, war uns nicht klar. Die Hauptgerichte kamen dann eine halbe Stunde nach der Vorspeise, das war schon nicht so lustig.
Die Brotchips waren lecker, eben so, wie man sie kaufen kann. Vier dicke Scheiben Brot kamen auf einem Brettchen mit den zwei Soßen daher, eine ordentliche Portion, die Tunken schmackhaft, das Brot an sich jedoch etwas trocken.
Als Hauptgerichte orderten wir den Räuberhauptmann (17,90€), Scheiterhaufen (18,40€)), Inferno (18,10€) und Erdapfel in Rüstung Pilger Art (13,10€).
Der Scheiterhaufen (Schweinemedaillons in Honig-Malz-Tunke mit Backobst, hausgemachten Spätzle und große, separate Lattichbeilage) laut meines Gegenübers sehr schmackhaft, besonders die Soße mit dem Backobst konnte überzeugen.
Das Inferno (feurig marinierte Pute mit Datteln am Spieß, dazu Schwarzwurzeln in Rahm, Nussreis und Lattich) optisch und geschmacklich top.
Der Räuberhauptmann meines Partners (Rind, Pute und Schwein am Galgen mit Pesto und Cumberlantunke, dazu Lattich und Erdapfel in Rüstung mit Kräuterquark) war schon optisch ein Highlight, die Fleischspieße hingen an einem am Teller befestigten Galgen. Das Fleisch war zart und auf den Punkt gegart, die Soßen würzig und gut harmonisierend zu dem zarten Fleisch.
Mein Erdapfel in der Rüstung kam gefüllt mit Gewürzgurken und Röstzwiebeln daher, dazu zart gebratene Lendchenstücke und eine große Portion Lattich mit knackigen Möhren, Bohnen, Mais, Stangensellerie und einem frisch-leichten Joghurtdressing. Die Kartoffel hatte optimale Größe und die Fleischportion war mehr als angemessen. Insgesamt waren alle Speisen toll angerichtet, heiß und die Portion mehr als ordentlich. Da wurde sich richtig Mühe gegeben und auch bei den Zutaten, der Anrichtung und der Namensgebung kommt der mittelalterliche Gedanke voll zur Geltung.
Leider doch einen Stern Abzug wegen dem trockenen Brot zur Vorspeise und der so langen Wartezeit darauf.

Ambiente
Mittelalter pur, sobald man die moderne weiße Plastiktür hinter sich gelassen hat. Schummriges Kerzenlicht, Ritterrüstungen, Knochenschädel, der Tod persönlich, Trinkhorn und noch viele kleine Details mehr lassen das Mittelalter aufleben, dazu passende Musik im Hintergrund. Es wird eine rundum tolle Atmosphäre geschaffen. Es ist laut, es ist eng, es ist -trotz offener Tür- sehr warm, aber man ist schließlich im Mittelalter.
Das Besteck passt optisch auch dazu, schwere Zinken und verzierte Griffe, die Speisekarte kommt in alter Schrift im Holzeinband daher, das Geschirr und die Tonkrüge ebenfalls zeitgemäß angepasst.
Lediglich das etwas schummrige Licht macht das Speisekartenlesen und fotografieren etwas schwer, aber was solls.
Fünf Sterne für ein absolut toll umgesetztes Konzept und eine einmalige Atmosphäre.

Sauberkeit
An der Sauberkeit gibt es nichts zu bemängeln, zumindest bei dem, was man sehen konnte. Die Toiletten sind zweckmäßig, sauber, aber die Herrentoilette ist aufgrund der Ausstattung einen Besuch wert.
Fünf Sterne für die Sauberkeit.

Am Ende des Abends hatten wir alle Bauchschmerzen. Nicht vom Essen, sondern vom Lachen. Es war ein so gelungener und toller Abend im Fegefeuer, wir können einen Besuch nur empfehlen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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