Heldmann Restaurant
(3)

Brüderstr. 56, 42853 Remscheid
Restaurant Sternerestaurant
Zurück zu Heldmann Restaurant
GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Heldmann Restaurant in 42853 Remscheid bewertet.
vor 13 Jahren
"Immer wieder eine Freude"

Geschrieben am 23.06.2012 | Aktualisiert am 18.12.2014
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Heldmann Restaurant
Besucht am 17.12.2014
Ein Restaurant besuche ich in der Regel aus zwei Grünen: Freude auf Genießen und ein Austausch mit Gleichgesinnten. Natürlich esse ich auch manchmal im „Fastfood-Modus“ (keine Lust auf selber kochen, schnell mal was essen, spontan zuschlagen).
 
Nun, das Concordia bzw. Heldmanns (die normwidrige Verwendung des Apostrophs unterstütze ich nicht) gehört für mich in die Reihe Lust auf Essen.
 
Die Sterneküche im Bergischen Land macht mir spätestens seit 2008  (seit 2007 besuche ich Gaststätten unter Genießergesichtspunkten) immer wieder viel Freude. Zu unseren unregelmäßigen aber stets wiederkehrenden Stationen gehört dabei auch die Villa in Remscheid.
 
Ulrich Heldmann ist seit 1994 gemeinsam mit seiner Frau Petra Inhaber des Restaurants. Er machte seine Lehre bei dem Wuppertaler Gastronomen Adolf Schmücker. Nach einigen Anstellungen in Hotel- und Restaurant-Küchen bekam er einen Vertrag in Averbeck’s Giebelhof unter Küchenchef Alfred Friedrich. Weitere Lehrmeister waren Vincent Klink in Stuttgart sowie Berthold Bühler und Henri Bach in Essen.
Im Jahr 2002 errang Heldmann erstmals den begehrten Michaelin-Stern, den er 2005 für ein Jahr abgeben musste. Bereits 2006 errang er ihn jedoch zurück und behielt ihn seither.
 
Tobias Rocholl ist seit einiger Zeit dort ebenfalls Chefkoch. Vorher hat er unter anderem im Petit Charlemagne und in der Wartenberger Mühle Stationen eingelegt.
 
Und GaultMillau lobt ihn ausdrücklich als Bereicherung des Hauses: „Es wird kreativer und moderner gekocht, ohne den Gast zu überfordern.“
Michelin schreibt: „Das Interieur hier ist genauso schön wie es die Industriellenvilla von 1889 schon von außen vermuten lässt: stilvoll-elegante hohe Räume! Dass gutes Essen keine kreativen Exzesse braucht, zeigt Ulrich Heldmann mit seiner produktbezogenen klassischen Küche!“
 
Moritz Böker (1853 - 1933) war Ingenieur und Unternehmer. Er ist Ehrenbürger der Stadt Remscheid. In seiner ehemaligen Villa ist heute das Restaurant untergebracht. Ich finde es sehr schön, dass zu seiner Erinnerung die beiden Menüangebote die Namen „Moritz“ und „Böker“ erhalten haben und die beiden Stilrichtungen „modern“ und „klassisch“ darstellen sollen.
 
Michelin 1 Stern
GM 15 Punkte
Feinschmecker 2,5 Punkte
Volkenborn Platz 160
Gerolsteiner Platz 154
 
Ambiente
 
Die Villa ist stilvoll eingerichtet. Der Bistro-Teil ist enger mit Stühlen und Tischen belegt. Im Restaurant stehen die Möbel weiter; so kann auch elegant serviert werden, weil genug Platz vorhanden ist.
 
Sauberkeit 
 
Alle Räume sind gut gepflegt. Die Sanitäranlagen befinden sich im Keller. Sie sind für unseren Geschmack etwas veraltet; denn die WC-Türen schließen nur schwer und die Wände und Fliesen sind steril weiß gehalten. Aber es fehlt an nichts.
 
Service

Zwei junge Damen kümmerten sich um uns. Sie waren freundlich und höflich. Bei Nachfragen gaben sie uns gerne Auskunft und erkundigten sich bei Bedarf auch in der Küche. Das Besteck wurde jeweils zum Gang mit Handschuhen eingedeckt. Für Soßen und Jus aufzunehmen gab es stets Brot und einen Gourmetlöffel. Die Weine wurden vorgestellt und aus der Flasche eingeschenkt.
 
 
Die Karte
 
Menü Böker mit 7 Gängen
 
Menü Moritz mit 7 Gängen
 
Jedes Menü hat mehrere Fisch- bzw. Meerestier-Angebote, ein Fleisch-Gericht, Käse und zwei Dessert-Gänge.
Daraus kann sich der Gast beliebige Folgen selbst zusammenstellen.
Wir haben uns aus der Karte jeweils fünf (84,00 €) bzw. sechs Gänge (94,00 €) ausgewählt. Grundsätzlich haben uns am Ende die Gerichte vom Menü Böker am besten gemundet.
 
Die verkosteten Speisen 
 
Als Brot wurden uns drei Sorten (Bäckerei Evertzberg) gereicht, die Menge war nicht begrenzt, sondern stets von einer Kellnerin angeboten. Ebenso standen drei Aufstriche (Butter, Currybutter, Kräuterbutter) zur Verfügung.
 
Als Gruß kamen sofort „Pralinen am Stiel“ bzw. „Lutscher“ aus Gans und Kichererbse. Unter der Leckerei befand sich jeweils noch eine „Creme“. Sie machten Freude auf das Menü und schmeckten würzig.
 
Ein weiterer Gruß bestand aus kleinen Büsumer-Krabben sowie Obst- und Gemüsestückchen verbunden mit einer Marinade wie eine Schlange kurvig angeordnet.
 
Bresse-Taube (Böker)
mit Sauerkraut und Spitzkohl
Die Taube war perfekt gebraten und lag auf einem Püree von wunderbar aromatischem Geschmack. Das Sauerkraut war in einem Mantel und von einem Schaum umhüllt. Mir war das Sauerkraut zu sauer. Aber der Teller hat mir insgesamt sehr zugesagt.
 
Wilder Steinbutt (Böker)
mit Rote-Bete-Graupen im Safran-Möhren-Sud
Der Fisch war eine Geschmacksbombe. So gut hat mir lange keiner mehr geschmeckt. Das Rote-Bete-Gemüse übertraf ebenso meine Erwartungen. Den Sud habe ich Tropfen für Tropfen ausgelöffelt. Dieser Gang war für mich das beste Gericht des Tages – und darüber hinaus auch bemerkenswert übers ganze Jahr.
 
Atlantik Hummer (Böker)
mit Kürbis und Zitrusfrüchten
Der Hummer hatte eine feine Konsitenz und harmonierte gut mit den Aromen von Kürbis und Grapefruit. Der Teller war ausgesprochen gelungen angerichtet.
 
Yellow Fin Thunfisch „Rote Aromen“ (Mortiz)
Rote Bete | Hibiskus | Himbeere
Auf diesen Gang war ich sehr gespannt, da ich bei einigen Restaurantbesuchen in letzter herrliche Thunfisch-Gerichte probieren konnte. Heute waren meine Erwartungen vielleicht zu hoch gewesen. Mir schmeckte das Gericht hauptsächlich nach Rote Bete. Dass das Gemüse wieder im Menü auftauchte, lag an meiner Auswahl (denn ich habe fast alle Fischspeisen der Karte probiert). Aber beim Steinbutt war für mich alles harmonisch gewesen. Hier fehlte mir nun etwas Raffinesse. Das Tatar war nach meiner Meinung zu wenig gewürzt. Aber es klagen auf hohem Niveau.
 
Ostsee-Zander (Moritz)
mit Kartoffel, Apfel, Blutwurst und Röstzwiebelsud
Das Zanderfilet war optimal gegart und die Haut war kross. Die „Suppe“ aus den Zutaten nach Art von „Himmel und Erde“ schmeckte mir ausgezeichnet. Eine herrliche Süße, die aber nicht eindimensional war, erfreute meinen Gaumen. Dazu kamen die Noten der Röstzwiebeln und der rauchige und speckige Geschmack der Blutwurst. Mit dem Suppenlöffel habe ich gut allen Sud aufnehmen können und die letzten Reste mit etwas Brot aufsaugen können.
 
Eifeler Wild-Hase (Böker)
mit Rote Bete und gegrillter Ananas
Der Hase war zart und das Fleisch war wie eine Schnecke gerollt. Die Soße hatte eine schöne Farbe und einen kräftigen Geschmack. Die Beilagen passten gut dazu.
 
Eifeler Hirschrücken (Moritz)
Rosenkohl | Birne
Das Wild war fein gebraten und innen sehr saftig. Der Rosenkohl war harmonisch zubereitet und hatte keine Bitternoten, die leider oft bei diesem Gemüse vorkommen. Meine größte Freude war jedoch die Birnenkomposition mit roten Früchten. Die Aromen von Süße und Säure waren außergewöhnlich anregend im Mund.
 
Multivitamin (Moritz)
Ananas | Mango | Passionsfrucht | Banane
Das Dessert war schon bei der Präsentation ein Hingucker. Eine Halbkugel aus Frucht hatte ein „Gesicht“. Der Smiley war die „Vitaminbombe“. Das Obst war zu kleinen Kugel ausgestochen. Die Banane fand sich in einem Röllchen und in einem Eis wieder.
 
Grünes Apfel-Sorbet (Böker)
mit Calvados und Zimtblüte
Das Apfeleis war Zimt verfeinert und mit „getrockneten“ Apfelscheiben garniert. Es war aber kein Dörrobst, sondern eher ein „Gebäck“. Zusammen war das ein guter Abschluss.
 
Getränke 
 
Selters (6,00 €)
Hauscocktail Prosecco (10,00 €)
Alkoholfreier Cocktail (8,00 €)
Weinbegleitung (32,00 €): Villa Wolf: Spätburgunder Rosé 2013, Emrich Montigny: Riesling Classic 2012, Sonnenberg: Grauer Burgunder trocken 2013, Pfannebecker: Chardonnay 2013, Markowitsch: Rubin Carnuntum 2012; Manincor: le petit 2011.
 
 
Fazit
 
4 – gerne wieder; wir sind vom Haus überzeugt und fühlen uns wohl.
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung