Gasthaus Frankenfarm
(5)

Bernecker Str. 40, 95502 Himmelkron
Restaurant Metzgerei Catering
Zurück zu Gasthaus Frankenfarm
GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat Gasthaus Frankenfarm in 95502 Himmelkron bewertet.
vor 10 Jahren
"Einen Halt ist es immer wert!"

Geschrieben am 03.01.2015
Besucht am 24.08.2014
Allgemein

(Erstveröffentlicht auf RK)


Der Motor brummt, der Magen knurrt, schön, dass die Frankenfarm in unmittelbarer Nähe ist. Also kurz abgebogen an diesem Freitag Mittag. Der PKW Parkplatz der Frankenfarm ist gut besetzt, nicht voll, aber es ragen kaum Dächer von Reisebussen über die Hecken der Stellplätze – entsprechend leer dürfte das Lokal sein – und so ist es.

Im großen Biergarten im U-förmigen Innenhof sitzen nur wenige Gäste, ich überlege kurz ob das recht angenehme Wetter auch mich an die langen derben  Tische unter den großen Schirmen lockt, doch erst mal sehen, wie es innen aussieht. Auch in der vorderen Gaststube sind nur wenige Gäste, es ist überraschend leer – kurz nach viertel zwei (13:15) – ungewöhnlich – und auf der Theken-Insel in der Mitte stehen bereits wenige der großen Kuchenräder, der Verandateil hinter dem Thekenbereich scheint etwas mehr besetzt. So setze ich mich auf die Eckbank an einen der Vierertische im vorderen Restaurantteil.

Der Tisch ist wie alle Anderen mit einer aufgefalteten Vliesserviettendeckchen unter einer Vase für zwei frische Rosen, Salz-und Pfefferstreuer, dem Glaskrug mit Besteck und Servietten und einer Nachtischkarte bestückt. Mit freundlichem „Grüß Gott“ begrüßt mich der Kellner, gibt mir die Speisekarte und fragt gleich nach dem Getränkewunsch. Freut mich diesmal – „Radler antialk“ ordere ich mit trockenem Mund – dann lässt man mir Zeit für die Karte. Es ist eine neue folierte Version mit den lokalen Standards, kleiner und anders als die im Netz veröffentlichte. Eingelegt ist ein einfaches DIN A4 Blatt mit den Tagesgerichten. Obwohl es Freitag ist sehe zumindest ich keinen Fisch – dafür aber ein Gericht, das wenn auch nicht unbekannt, so doch untypisch für Oberfranken war:  „Schäufele“  mit Kraut und Kartoffelklößen zu 9,80. Eigentlich wollte ich meinen Standard „Bratwürste“ ordern – aber dies hier reizt mich. Also bestelle ich „Schäufele“.

Zwischenzeitlich bringt eine Bedienung das Radler 0,4l – die sehr schnell verdampfen –  vermutlich eine Fertigmischung und nicht selbst gemixt , die gut schmeckt nicht zu übersüss ist. Nach angenehmer Wartezeit – aber für ein Tagesgericht dennoch recht lange – bringt eine weitere Bedienung den großen Teller mit einem Riesentrum Fleisch, etwas grünen Salatblättern, Tomatenachtel und zwei fränkisch großen, doch mit Petersilie bestreuten Klössen im Saucenspiegel sowie eine kleine Extraschale mit Kraut. Das Schäufele ist eine Schaufel – (sofern kein Riesenknochen drinsteckt) – obendrauf eine kleine Fettschicht mit eingeritzter Schwarte die appetitlich wie ein Krustenbraten rösch gegrillt ist –beim Fleisch  hat dabei eine kleine Ecke etwas zu viel Hitze abgekommen und ist angeröstet. Das Fleisch sonst ist weich, zart gegart, getränkefreundlich gut gewürzt, schmeckt würzig frisch und das Stückchen Schwarte ist ein crunchiger Genuss. Das Fleisch löst sich spielerisch leicht vom wie sich zeigt kleinen Knochen. Die großen Klöße schmecken zunächst recht kartoffelig gut, mehr Richtung Rohe denn Halb-und halb-Klöße, aber dann schmecke ich stellenweise, dass der zubereitende Koch wohl Raucher ist. Liebe Köche oder auch bei Convenience-Produkten – liebe Handkloßformer: wenn jemand von euch Raucher ist, der kann sich die Hände zweimal oder dreimal waschen – es bleibt vergeblich – als Nichtraucher schmeckt man das eklige Zigarettenfiltrat leider durch. Mit der Sauce – vermute mal ein gutes Convenience-Produkt und da es nur stellenweise ist, aber dank der Art des Kloßteigs essbar. Die Weißbrotbröckel im Kloß sind zwar vorhanden, doch leider nicht in der Pfanne angeröstet - sondern Fertigkloßbrotwürfel eingelegt die nach dem Kochen matschig sind. Schade, so werden diese Klöße leider keine Erleuchtung der fränkischen Küche, wie ich sie von der Frankenfarm bisher kannte – das ist Touri-küche mit dem Motto günstig und viel. Sehr viel. Das Kraut ist „pseudofränkisch“ sämig zart – aber viel zu süß gemacht, schmeckt voll künstlich, hat kaum bzw. nur sehr feine Möhrenschnitze drin, siehe vorher. Ich bin gewiss kein schlechter Esser- kann was wegpacken aber diese Portion ist nur mit Mühe schaffbar.

Eigentlich ist es nichts Besonderes, was die ländlich fränkische Küche ausmacht, das wurde in den Vorjahren hier gekocht. Das Schäufele jetzt, das ist massenorientierte Ware, dem überwältigenden Besucherzahl-Erfolg der Frankenfarm geschuldet der diese  , hier schlägt sich das Konzept leider selbst.

Ein zweites Radler wird gebracht. Geordert hatte ich mit der Bitte, ein Drittel des Getränks bitte durch Wasser zu ersetzen – was freundlich aufgenommen und gleich an die Kraft am Schanktresen weitergegeben wird, doch ist 1/3 wohl sehr schwierig – das Radler ist gegenüber dem ersten kaum leichter.  Ich kämpfe mich durch die Schaufel und die Klöße, das Kraut lasse ich wie die Salatdeko außer zwei Testbissen lins liegen – Essen kann Schwerstarbeit sein.

Abgekämpft und erschöpft bestelle ich nach vollbrachtem Verzehr bei der Bedienung, die mit einem „hat’s geschmeckt“ zum Abräumen kommt, eine Tasse Kaffee. Die wird sehr schnell gebracht – ein mittelgroßer Pott – ein „Mug“ (zu fränkisch-deutsch Kaffeehaferl) mit dem Bild des Gebäudes der Frankenfarm wird mit zwei Tütchen Zucker und 2 Milchportionen vor mich gestellt – sieht nicht sehr stark aus – schmeckt aber gut. Ich wundere mich derweil, dass die an den Balken der Zwischenebene befestigten Hopfendolden nach all den Jahren immer noch sauber, nur leicht graugelblich aber nicht stark verstaubt aussehen – in der oberen Ebene wirken die Dolden noch weißer. Sauber ist es hier, trotz Massenbetrieb, der heute tatsächlich ausbleibt. Die acht oder neun Gäste die außer mir da noch auf der anderen Seite des Saals sitzen, bringen wohl locker das dreifache Alter der fast gleichzahligen Servicetruppe zusammen – sehr ungewöhnlich für die sonst immer sehr gut frequentierte Frankenfarm. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass am Freitag Abend hier Pasta-Tag ist, bei dem ein „all you can eat“ Pasta-Buffett angeboten wird – und von meinen früheren Besuchen weiß ich, dass zu den diversen Sondertagen „Stammgäste“ sogar aus Nürnberg extra dafür anreisen.

Dennoch- so leer habe ich die Frankenfarm erst einmal im Winter bei schlechtem Wetter erlebt. Evtl. liegt es aber auch an der noch aktuellen Urlaubszeit.  So in Gedanken reizen mich die großen Kuchenkreise, die vermutlich über einen halben Meter Durchmesser haben – es gibt Apfelstreussel, Kirschstreussel, Ostkuchen oder Bienenstich – ich entscheide mich für eine Stück Apfelkuchen, das umgehend auf einem normalgroßen Frühstücksteller gebracht wird und weit überhängt. Viel gute Streussel, eine Schicht stückige, fruchtige Apfelmasse, ein leichter Teig darunter. Das Stück würde für Zwei reichen, schmeckt nach Land, hier scheint sowohl die Qualität als auch die Menge gleich gut geblieben zu sein.

Fazit: die Frankenfarm ist nach meinem Empfinden dem Massenbetrieb erlegen, den sie selbst mit einer früher hausgemacht wirkenden Küche ausgelöst hat und es wirkt (mag faktisch evtl. sogar anders sein, aber ) es schmeckt nicht mehr "hausgemacht", sondern nach Einheitsprodukten, die man üverall bekommen kann. Die Portionen waren in der Menge immer schon fränkisch „gut“, nun sind sie riesig. Immer noch wirkt das Konzept, aber wenn die Betreiber da nicht gegenwirken, kann ich mir vorstellen, dass dieser  „Tipp für Auto- und Busfahrer an der Autobahn“ zum XXXL Lokal verkommt, das wäre sehr sehr schade. Meine gesamte Rechnung (ohne Trinkgeld) für zwei 0,4l Radler, bleifrei, eine Riesenportion Schäufele mit 2 großen Klößen, eine große Tasse Kaffee und ein großes Stück Apfelkuchen beträgt gerade 18,50 Euro – Fleischqualität sehr gut – Kaffee und Kuchen gut,  Rest siehe oben.    
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 7 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Obacht! und 5 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.