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GastroGuide-User: Hias2000
Hias2000 hat Don Brusko in 83022 Rosenheim bewertet.
vor 10 Jahren
"Gemütliche Stunden mit italienischem Flair"

Geschrieben am 11.03.2015
Besucht am 08.03.2014
Übernahme meiner Rezension von Restaurant-Kritik


„Parla bene l’italiano“ hört man häufig Italiener sagen, begleitet von einem dankbaren Lächeln, wenn der Tourist seine Verbundenheit zu Land und Leuten dadurch zum Ausdruck bringt, daß er einige italienische Wörter oder gar Satzfetzen in die Konversation einbringt. Der Gastronom sieht dabei gentil über typisch deutsche Wortfehler hinweg, bringt „un caffè“, wenn der Gast einen „Expresso“ bestellt, trägt die Suppe zum Aufwärmen in die cucina zurück, wenn der Gast moniert „La zuppa è calda“ („Die Suppe ist heiß“) und wenn er „la carta“ („Das Papier“) erbittet, bringt der Kellner „il menu“, die Speisekarte nämlich.

Umso mehr verwundert den Gast, der in Rosenheim für ein, zwei Stündchen italienisches Flair genießen möchte, daß im Don Brusko die als Tischset fungierende Speisekarte tatsächlich mit „La Carta“ betitelt ist. „Der Chef muß es wissen, er hat 20 Jahre in Italien gelebt“, antwortet die freundliche Kellnerin auf die Frage, ob es nicht „Il menu“ heißen müsse.

Doch noch bevor der Gast seine rudimentären Italienisch-Kenntnisse in den Grundfesten erschüttert sieht, kommt schon die Chefin herangenaht, bestätigt, daß es in der Tat „Il menu“ heißen müsse, aber der Deutsche verstehe es halt nunmal nicht. Dieser Tatsache ist vermutlich auch geschuldet, daß die Bruschetteria in ihrem Namen den Buchstaben „k“ verwendet, den es in der italienischen Sprache gar nicht gibt. Und das in Rosenheim, der Partnerstadt von Lazise am Gardasee, dzdzdz… Aber nun gut, der Gardasee ist ja ohnehin ebenso bayrische Provinz, wie München die nördlichste Stadt Italiens...

Das Don Brusko liegt vis-à-vis des Filmpalastes „Citydome“, bietet sich also bestens für den kulinarischen Ausklang eines Kinoabends an. Außerdem in unmittelbarer Nachbarschaft ein gebührenpflichtiger Parkplatz, ein weiteres Gasthaus (das meist gähnend leer ist und in dem sich die Kellnerin häufig ebenso ungefragt wie leutselig mit an den Tisch setzt), außerdem Wohnhäuser und kleine Läden sowie ein Gebäude, das zwar architektonisch schlicht gehalten ist, dessen Außenfassade allerdings originellerweise mit rosaroten Neon-Herzen sowie roten Laternen aufgehübscht ist.

Der Gastraum ist etwas unter Straßenniveau gelegen, bietet vielleicht 40 Gästen Platz, ist somit gemütlich, ohne innenarchitektonische Höhen und Tiefen, eine Taverne eben, wie wir es lieben.

Nun aber endlich zu „La Carta“. Wie es sich für eine Bruschetteria gehört, konzentriert sich die Küche auf Bruschette, Piadine und belegte Bauernbrote, doch finden sich auch einige Vorspeisen, Salate, Desserts, Nudelgerichte und "Spezialitäten des Hauses". Nachdem wir bei unseren ersten Besuchen nur Vorspeisenplatten, ein Nudelgericht und eine Spezialität des Hauses verzehrt hatten, war vor Verfassen dieser Kritik ein weiterer Besuch notwendig, bei dem wir uns auf das Kernstück der Kulinarik, nämlich die Brotvarianten, konzentriert haben.

Die Vorspeisenplatten (7,80 – 8,90) waren durch die Reihe von guter Qualität. Hier wurden gute Rohstoffe verwendet. Salate (3,80 – 11,90) ebenfalls gut, nicht mehr und nicht weniger.

Enttäuschend die zwei getesteten Hauptgerichte:

Spaghetti mit Trüffelsahne und Champignons (8,90). Hierfür wurde eine fertige Trüffelpaste zum Einsatz gebracht, die einen Minimalanteil Sommertrüffel (ca. 3%), dafür viele künstliche Aromen enthält. Für die Sauce wurde nun einfach Sahne mit dieser Paste aufgekocht, Champignons dazugegeben und ansonsten nahezu ungewürzt zum Gast gebracht. Das Gericht schmeckte also impertinent nach dem chemischen Trüffelaroma.

Schnitzel mit Mozzarella überbacken auf Rucola-Spaghetti (13,-). Nun ja, es war halt ein Schnitzel mit Mozzarella überbacken auf Nudeln. Diese waren mit Sahne vermischt und ein wenig frisches Rucolagrün untermengt, ansonsten völlig ungewürzt. Die paar Blättchen Rucola waren kein Geschmackserlebnis, das man dagegen unter Verwendung von Rucola-Pesto sehr wohl hätte hervorrufen und für den Preis auch erwarten können.

Die Bruschette (6,50 – 9,20) sind relativ gut. Leider wird auf Brot aus der Plastikverpackung zurückgegriffen, in einer Brotfabrik in Vincenca hergestellt und monatelang haltbar. Das ist erfahrungsgemäß teuer und schmeckt eben: nach Verpackung. Wir finden es schade, wenn ein Restaurant selbst für sein zentrales Produkt Fertigware verwendet. Brot selbst zu backen ist nicht Jedermanns Sache, aber es sollte z.B. kein Problem sein, einen ortsansässigen Bäcker zu beauftragen, das für Bruschetta besonders gut geeignete Pane Pugliese zu backen.

Für die Brotbeläge dagegen wurden wieder sehr gute Rohstoffe ausgewählt. Serviert werden die Brote auf Holzbrettern und „traditionell ohne Besteck“ (Speisekarte). Nun empfinden wir das Wahren von Traditionen zwar als sehr ehrenwert, die Brote haben sich allerdings, da so lobenswert reichlich belegt, nicht ohne Kollateralschäden essen lassen, es ist, auch bei genossener guter Erziehung, was Tischsitten betrifft, schlicht unmöglich, nicht zu kleckern. Auf Sonderwunsch durften wir jedoch mit Besteck weiteressen, fernab jeglicher mediterranen Tradition zwar und mit leichter Schamesröte im Gesicht, die auch manchen Asiarestaurantbesucher ereilt, der es nicht hinkriegt, die Speisen traditionell mit Stäbchen zum Mund zu führen.

Noch ein Blick auf Don Bruskos Homepage. Motto „Die etwas andere Art italienisch zu genießen“. Nun ja... Mit Pizzazutaten belegte Industrie-Röstbrote zu Pizzapreisen sind zwar schon etwas anders, aber...    Ansonsten erfährt man auf der Homepage wesentlich mehr zu einem Feinkost-Großhandel und angedachten Franchise-System, als über das Restaurant ansich. Trotz jahrelangen Bemühens, ein Franchise-System aufzubauen, und zwar ausgewiesenermaßen in Deutschland und in Amerika, scheint es jedoch immer noch nur dieses Stammhaus in Rosenheim zu geben. Bislang ist noch nichts von diesbezüglichen Protestnoten aus den USA bekannt geworden.

Fazit: Richtig kochen und abschmecken konnte hier bei allen unseren Besuchen niemand. Wir müssen nicht essen gehen, wenn wir’s zu Hause zu einem Bruchteil der Kosten wesentlich besser hinbekommen. Doch Dank guter Rohstoffe kann das Team des Don Brusko sehr wohl Teller mit Vorspeisen bzw. Röstbrote mit Zutaten belegen. Ein schönes Glas Wein dazu und keine zu hohen Ansprüche – und man kann einen Abend angenehm ausklingen lassen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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