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"Unser Wohnzimmer" verdient dank konsequenter Weiterentwicklung, Qualität und Kreativität mal wieder eine Rezension: Christian Wentzkat überrascht mit bodenständiger und trotzdem fein-experimentierfreudiger Küche auf Sterneniveau sowie handwerklicher Raffinesse immer wieder aufs Neue. Stefanie Bartsch geht authentisch in der Betreuung ihrer Gäste auf. Die persönliche Darstellung beider Akteure verbindet Herzlichkeit, Können und wahre Gastfreundschaft zu Stunden voller Muße, Entspannung und Genuss bei deutscher Spitzenküche. Die Bühne bildet ein mehrere hundert Jahre altes, historisches Klostergebäude - wie für die Beiden und ihr Konzept gemacht!
Ein kurzer Anruf und ein Tisch im gut frequentierten Haus war gesichert - immer empfehlenswert, da im oft durch Veranstaltungen belegten à la Carte-Bereich nur gut 25 Plätze zur Verfügung stehen.
Bedienung
Nicht aufgesetzt und ohne Schikimiki - ehrlich, bodenständig, hochmotiviert und humorvoll: Dabei gastronomisch perfekt, superaufmerksam und mit guter Beratung - die Chefin versteht es, diese Gaben auch an ihre Hilfen weiterzugeben. Hier kann man wirklich von "Betreuung" reden.
Das Essen
Start mit einem spritzigen Cremant (€ 6,50). Es fällt nicht schwer, in der kleinen und feinen Karte nebst Tagesempfehlungen seine Wunschgerichte zu finden; die Kreationen sind so pfiffig und interessant, dass bereits beim Lesen Kopfkino und Neugier erzeugt werden. Was heckt der Küchenbulle da wieder aus?
Zunächst wird vom Haus ein Brotkorb mit 2erlei Baguettes mit gesalzener Butter und Kräuterquark gereicht; die Brotsorten von blond bis braun überragend und knusprig-warm. Wir wählten dazu eine 2012er spritzig-trockene, aromatische Schweinhardt Scheurebe (ca. € 28,-/Fl.) - unser Geheimtipp!
Als Amuse folgte ein rauchiges Lachsmousse in Roggenhippe mit Avruga-Kaviar; würzig-einladend und wohlig den Gaumen öffnend.
Mit entspannendem Timing kam unsere Vorspeise: Cremesuppe vom Hokkaidokürbis mit lauwarmem Räucheraal € 7,00. Der zartwürzige, rauchige Aal (4 größere Filets) ergänzte die herbstliche mit Ingwer zitronig geschärfte vollmundige und heiße Komposition hervorragend. Die Suppe von perfekter Konsistenz und angenehmer Nachhaltigkeit.
Später Gebratenes Hochrippensteak vom Freesisch Ochs mit Holunderbeersauce, Rahmpilzen und kleinen gegrillten Kartoffeln € 23,00: Ein deftiges, leicht durchwachsenes, mageres, ehrliches, großes Stück Fleisch. Zartrosig kräftig und saftig mit einer intensiven, schmackigen Jus und würzigen in Rahm geschmorten Edelpilzen. Ein genial auf den Punkt gebrachtes Männeressen - und doch würzig-hintergründig-fein.
Etwas leichter aber auch gut portioniert der zur Hauptspeise gepimpte Salat vom geschmorten Butternusskürbis mit gebratener Stubenkükenbrust, Herbstsalaten und salzigem Kürbiskernkrokant € 13,00: Das Geflügel superzart und leicht akzentuiert gewürzt - perfekt passend zu den mit Krokant überzogenen Kürbiswürfeln. Trotz der süchtig machenden und an Kindertage erinnernden Süßigkeit mit Crunch und Biss konnte der Kürbis darunter seinen ausgleichend-wohligen Charakter bewahren.
Für Dessert war kein Platz mehr - aber ein Bremer Rust Haselnussbrand € 8,-/2cl bildete den gelungenen Abschluss des Mahls; der aromatische, weichstimmige und doch kräftige Espresso von Mr. Hoban aus Wedel ist einer der Besten seiner Art und durfte wieder nicht fehlen.
Das Ambiente
Hochwertig gedeckte Tische mit edlem Besteck, Stoffservietten und das alte, etwas windschiefe Interieur umhaucht von ausgesuchter moderner Musik bilden eine grotesk-surreale Einheit zwischen Historie und der Präsentation, der man sich einfach nicht mehr entziehen kann.
Sauberkeit
Den Möglichkeiten des alten Gemäuers und der natürlichen Umgebung entsprechend gut gepflegt.
Fazit: Wer Showtime und Selbstinszenierung sucht, ist hier falsch. Ein gehoben-schöner und gastronomisch anspruchsvoller, in Erinnerungs bleibender, besonderer Aufenthalt ist dank des bodenständigen Umgangs mit Augenzwinkern immer garantiert! Weiterhin viel Erfolg mit diesem tollen Konzept - wir kommen gern wieder!