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GastroGuide-User: AndiHa
AndiHa hat Trattoria La Piazzetta · Am Goldenen Reiter in 01097 Dresden bewertet.
vor 8 Jahren
"Prominente Lage, prominente Preise nur die Küche hält nicht mit"
Verifiziert

Geschrieben am 23.08.2016
Besucht am 15.08.2016 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 32 EUR
Dresden Tag 2, Zentrum
 
Der erste volle Tag in Dresden führte uns natürlich in’s Zentrum. Bzw. die Tourizentrale.
Wir hatten mit unserem temporären Domizil doppelt Glück, denn es war nicht nur eine Straßenbahnendhaltestelle in 100m Entfernung, es fuhr auch alle 10 Minuten eine solche direkt an den Altmarkt unmittelbar in der Nähe von Zwinger, Semperoper, Brühlsche Terrassen etc. 15€ das Gruppenticket (bis 5 Personen den ganzen Tag) war sofort gebongt.
Kaiserwetter (bei 22°C) begleitete uns perfekt. Aber nach etlichen todo’s war meine liebe Frau etwas fußlahm und wir kehrten in den netten Biergarten des italienischen Dörfchens ein um uns etwas auszuruhen und den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen.
Weiter ist darüber nichts Nennenswertes zu berichten, da die Preise im Biergarten der prominenten Lage angepasst waren und die Speisen aus dem imbissähnlichen Pavillon nicht wirklich Lust machten.
Vor Jahren war ich im Haus zu essen aber auch damals gab es kein Highlight und so blieb es dabei.
Ich wollte noch rüber in die Neustadt um mich dort ein klein wenig um zu sehen. Dankbarer Weise fahren gleich 3 Straßenbahnen über die Augustusbrücke und eine derselben brachte uns nach Verlassens des schönen und teuren Biergartens umgehend nach „drüben“.
 
„Drüben“ umgesehen brachte nicht wirklich viel Erkenntnis oder Sehenswertes. Das hatte ich irgendwie anders abgespeichert.
Aber es brachte Hunger. Und so stolperten wir über einen kleinen Italiener (ich lass’ das jetzt mal so stehen;-)) der über den Mittag offen hatte.
 
Trattoria la Piazetta stand irgendwo und an der Decke zum Eingangsbereich war Pizza e Pasta zu lesen.
Eine Frage bei dem anwesenden livrierten Kellner ergab, daß die Küche und der Ofen durchgehend warm wären. Des Weiteren war er sehr freundlich und unglaublich aufmerksam. Ok, es war außer uns zu der Zeit (kurz vor 14 Uhr) ja auch nur eine weitere Partei anwesend.
Das Haus war zum beschirmten und bestuhlten Vorplatz mit großzügigen Glasschiebetüren ausgestattet und stand aufgrund des Wetters komplett offen. Das sah sehr einladend aus.
Wie auch die weitere Einrichtung einen recht gediegenen und schönen Eindruck machte. Auch der Toilettenbereich (ebenerdig) konnte sich sehen lassen.
Böse Zungen würden jetzt behaupten, daß die Elbe nur oft genug vorbei schauen müsse damit die Einrichtung auf Versicherungskosten aktuell bliebe. Ob man sich die Versicherung (so hier überhaupt noch angeboten) allerdings leisten kann steht auf einem anderen Blatt.
 
A propos Blatt. Die Karte mit Einlegeblättern war von bekannter Art und Aufmachung. Der Inhalt war ebenfalls kein fremder und zeigte die gewohnten Protagonisten dieser Küchenrichtung auf. Die Preise spiegelten aber die solitäre Lage in Dresden durchaus wider.
 
Meiner Herzdame war es nach einfachen Spaghetti Bolognese (8,80) und zuvor einem kleinen gemischten Salat (4,70).
Meiner Wenigkeit begehrte es nach einer Pizza (9.-). Laut Karte hieß sie ODOL.
Der Name könnte durchaus vom Belag inspiriert gewesen sein. Hat man doch nach Zwiebeln, scharfer Salami und Knoblauch gerne schon mal ein ganz bestimmtes Odeur aus dem Hals ragen.
 
Die Getränke wurden umgehend abgefragt und sollte ein Spezi-Schorle und ein Cola sein. Jeweils in groß (0,5l zu 4,80!).
 
Nach kurzer Zeit kamen die Getränke und das Cola entpuppte sich als Spezi. Bei Nennung des Fauxpas wurde umgehend ein Tausch angeboten, den ich, mit dieser spontanen Offerte zufrieden, aber dankend ablehnte.
 
Nach ebenfalls kurzer Zeit kam der Salat. Für einen kleinen Salat war er durchaus reichhaltig. Leider war er gänzlich unangemacht. Die mitgelieferte Menagerie kam zum Einsatz.
Eigentlich mag ich das nicht so, denn einen Salat im Restaurant selbst anzumachen ist irgendwie fast wie zuhause. Irgendwie blöd. Aber wenn die Küche das eben nicht kann ist mir das immer noch lieber. Zum Salat gab es dann noch 4 Scheiben aufgeschnittenes Weißbrot das soweit i.O. war.
 
Was die Küche aber konnte waren Spaghetti Bolognese. Nun, keine wirkliche Herausforderung, denn landauf, landab wird das täglich tausendfach in Familien zur allgemeinen Zufriedenheit gekocht.
Dennoch war meine Frau davon angetan. Die Spaghetti schön bissfest und die Bolognesesoße durchaus herzhaft und lecker.
 
Kommen wir zum Thema „was die Küche nicht kann“:
Neben einer schönen Vinaigrette für Salat ist die Küche leider auch beim Thema „gute Pizza“ recht blank.
Sie konnte einfach nix. Der Teig war austauschbar und nicht besonders würzig. Der Rand ging so und das Sugo einfach Tomatenplörre der trivialen (und geschmacksneutralen Art. Die einzige Würze kam von der Salami. Knoblauch war spür- und schmeckbar brachte aber auch nicht die Wende. Selbst er, mitsamt der  Zwiebelringe hatte keine Muskeln. Dafür war der Unterboden wie auch der sonstige Teig recht mehlig und speziell der Boden hatte ein paar derart angebrannte Mehlstellen, daß unangehme Bitterstoffe das ohnehin schon eingeschränkte Erlebnis weiter trübten.
 
Der Aufmerksamkeit des Kellners wurden wir gewahr als ich ein recht welkes Blatt des Salates ablichtete. Er war umgehend zur Stelle und erkundigte sich ob etwas nicht in Ordnung wäre. Nun, aus der Nummer kamen wir nicht mehr heraus und offenbarten ihm den Grund. Eine Entschuldigung folgte aber sonst war’s das.
Daß er später nochmals an den Tisch kam und nachfragte was jetzt mit diesem Salatblatt noch mal gewesen wäre und er es dann nach Erklärung meiner Frau (ich war gerade abwesend) an die Küche weitergeben wolle …… geschenkt)
 
Der Rest der Pizza (ich war satt und nach weiter essen nur weil es eben Spaß macht war nicht zu denken) wurde angeboten einzupacken was wir mit Verweis auf den weiteren Tagesablauf dankend und die Form wahrend ablehnen konnten.
Was hätte ich auch damit machen sollen? Vielleicht würde sie jetzt in der Elbe schwimmen. Was ich mit meinem Gewissen aber nicht vereinbaren hätte können! Die armen Fische!
 
So bleibt nur zu sagen: Eine prominente Lage fordert ihren Preis. Daß auch die Leistung recht schwach ist darf aber nicht der Lage angelastet werden.
 
Tschüssn!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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