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1) Sonnenfinsternis – war aber nix, weil überall Wolken bei uns waren – große Enttäuschung.
2) Der Frühling fing an: Immerhin gab es am Nachmittag noch Sonne, bei ordentlichen Temperaturen - ordentlich.
3) Und der Internationale Tag des Glücks: Ich war im Spatzenhof essen und es gab viele tolle Momente bei diesem Besuch - Volltreffer (Einen Wermutstropfen gab es nur mit der Nachricht: Der Spatzenhof stellt ab April sein Lunchangebot ein und konzentriert sich auf sein Kerngeschäft am Abend.).
Michelin 1 *: „Philipp Wolter bietet hier regionale sowie moderne klassische Speisen, und die sind nicht nur niveauvoll, handwerklich exakt und optisch sehr ansprechend, sie sind auch preislich fair und werden zudem überaus freundlich und kompetent serviert.“
Der Feinschmecker 2,5 FF: Lobt ebenso die gelungene Kombination von Gourmet- und Landhausküche.
GM 16 Punkte: „Nun müssen wir uns wenigstens keine Gedanken mehr darüber machen, ob ein Restaurant, das nur an drei Abenden in der Woche öffnet, überhaupt eine Erwähnung wert ist, denn Philipp Wolter schloss sein nobles Gourmetrefugium aus wirtschaftlichen Gründen und bietet im Landhaus gehobene, zeitgemäß interpretierte Küche an. …“
Helmut Gote (Köln 2013): Führt den Spatzenhof als ein Lieblingslokal außerhalb von Köln in seinem Buch auf. Den Weg mit dem Auto nennt er eine „Gurkerei“, aber dafür überzeugen ihn Ambiente und Küche.
Ambiente *****
Das Haus steht unter Denkmalschutz, hat aber einen „modernen“ Eingangsbereich bei der Renovierung 2009 erhalten.
Im Restaurantbereich gibt es mehrere Räume, die einen Namen mit Bezug zur Vergangenheit des Hauses (Kinderheim) haben und thematisch detailreich dekoriert sind (Speisekammer, Schlafsaal, Büßerecke, Besenkammer, Alte Küche).
Mir persönlich gefällt die „Speisekammer“ besonders gut. Und daher hatte ich um zwei Plätze dort gebeten. Da der zweite Tisch nicht belegt war, konnten wir uns ungestört unterhalten und uns äußerst wohl fühlen.
Sauberkeit *****
Das Haus ist vorbildlich gepflegt. Tischwäsche und Servietten sind lupenrein weiß. Und alle Bereiche, die ich einsehen konnte, sind sehr ansehnlich.
Sanitär *****
Die Toiletten befinden sich im Keller. Sie sind vorbildlich gestaltet. Vor allem ist alles geräumig und großzügig eingeteilt: Von den Toiletten bis zu den Waschbecken.
Service *****
Die jungen Damen und Herren sowie der Restaurantleiter Armin Weisenberger beherrschen ihr Handwerk. Sie sind freundlich und kommunikativ. Die kleinen Gespräche mit Herrn Weisenberger über die Gerichte und die Weine schätze ich besonders. Selbst der Küchenchef Philipp Wolter erkundigt sich nach dem Wohlbefinden. Unverträglichkeiten und Allergien werden bei den Zutaten berücksichtigt und ganze Gänge speziell arrangiert.
Die Karte(n) *****
Mittagsmenü (nur noch bis Ende März – leider)
KLASSISCH FEINE LANDHAUSKÜCHE
PHILIPP WOLTERS HOMMAGE MENÜ
VEGETARISCHES MENÜ
A-La-Carte-Gerichte
Die verkosteten Speisen *****
Unsere Wahl fiel auf PHILIPP WOLTERS HOMMAGE MENÜ AN BERÜHMTE WAISEN (der Spatzenhof wurde 1913 als Kinderheim erbaut und ab 1959 als Pension geführt; 2007 bis 2010 wurde die Anlage, die unter Denkmalschutz steht, aufwendig renoviert und seither als Hotel und Restaurant genutzt) in 6 Gängen und die Weinbegleitung.
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Küchengruß
Brotteller mit aromatischen Sorten von den Bäckern Kretzer (Burscheid) und Lehmann (Hückeswagen) mit einer Currybutter
Gruß 1
Drei Fingerfood-Häppchen: Pumpernickel, Gurke, Forelle, Kaviar; Himmel un Äd in Chips; Brot, Senfcreme, Kottenbutter, Schnittlauchröllchen.
Ein erfreulicher Auftakt – mit vielen regionalen Anklängen. Bekannte Gerichte im Bergischen im Miniformat.
Gruß 2
Bergische Quiche und Kartoffelsuppe mit Einlage
Etwas größere Portionen von heimischen Gerichten. Hervorragend herzhaft und kräftig in der Aromen. Das machte Spaß auf die folgenden Gänge.
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LEO TOLSTOI– PETRI HEIL (der russische Dichter wurde mit neun Jahren Vollwaise)
- Gebeizte Dhünntal-Forelle
auf gegrilltem Anis-Brot, Sauerampfer und Meerrettichsorbet
Die beiden Forellenstücke waren saftig und vorbildlich zubereitet. Das Sorbet war herrlich erfrischend, die Kräuter rundeten den Geschmack ab. Die Unterlage war ein krosses Landbrot mit reichlich Anissamen durchzogen, in Verbindung mit den anderen Komponenten ein Erlebnis. Vielleicht werde ich bei Bäcker Kretzer davon ein kleines Brot nachkaufen – durch die starken Anisnoten kann man es sicher nur zu speziellen Gerichten verwenden oder frisch pur verspeisen.
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COCO CHANEL – FRANZÖSISCH MODERNE (die französische Modeschöpferin wurde mit zwölf Jahren Halbwaise und kam in ein Waisenhaus)
- Variation vom Eifler Kaninchen
Wildkräutersalat und Buchenpilzen mit Joghurt und Zartbitter
Das Kaninchenfleisch war saftig und weich – zusammen mit der Creme und dem Brotmantel war es eine Freude für mich. Die winzig kleinen Pilze hatten unheimliche Power im Geschmack. Ein kleines Teil davon erzeugte im Mund eine breite Buttrigkeit und extreme Cremigkeit. Den am Tisch angegossenen Kaninchensud habe ich mit dem Gourmetlöffel bis zum letzten Tropfen aufgenommen. Ich liebe starke Brühen sehr und wurde hier voll bedient. Früchte und Kräuter will ich nicht verschweigen, weil sie auch mundeten. Dieser Teller schmeckte nicht nur sehr gut, sondern sah auch prächtig angerichtet aus.
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MISS MARPLE –BRITISH UNDERSTATEMENT (die britische Schauspielerin Margaret Rutherford wurde mit zwei Jahren Halbwaise, der Vater war psychisch krank; bis zum zwölften Lebensjahr dachte sie, Vollwaise zu sein)
Geräucherte Jakobsmuschel mit Petersilie und Apfel auf violettem Kartoffelschaum und knackigen Holunder-Kapern
Jakobsmuscheln kann ich immer wieder essen. Wenn sie nicht zu Gummi gegart werden oder durch falsche Temperatur Wasser abgeben, sind sie für mich ein Genuss. Diese Muscheln überzeugten mich aber ganz und gar. Die kleinen Äpfelchen, die nicht größer als Kirschen waren, stammten aus dem eigenen Anbau, waren angedünstet und hatten noch leichten Biss. Der Kartoffelschaum war weich und gut abgeschmeckt. Ich mag aber viele Breichen, die heute fast in keinem Restaurant fehlen, nicht besonders gerne, da ich noch mit meinen Zähnen beißen kann. Aber als eine kleine Facette in diesem Gang hat mich der Schaum nicht gestört. Gut geschmeckt hat mir aber das Selleriestroh, das knackig auf den Kartoffeln lag. Holunder-Kapern kannte ich bisher nicht. Es sind gar keine Kapern, sondern noch grüne Beeren vom Holunder werden frittiert und als Dekoration und Geschmacksgeber in den Sud gegeben. Wenn ich daran denke, werde ich im Herbst einmal einige Holunderbeeren ernten und in ähnlicher Weise zu Gerichten verwenden.
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EDGAR ALLAN POE –Slow Food (der amerikanische Autor wurde mit zwei Jahren Waise, der Vater hatte schon vor dem Tod der Mutter die Familie verlassen)
Pulled Pork (bei niedriger Temperatur langsam gegartes Schweinefleisch aus dem klassischen nordamerikanischen Barbecue-Bereich) und Presa (besonderes Stück aus dem Schulterblatt) vom LiVar Limburger Klosterschwein (Das Fleisch kommt aus der niederländischen Provinz Limburg. Das Tier ist eine Kreuzung aus alten niederländischen Landschweinen. Ausschließlich Getreide aus der Region Limburg dient als Futter, was sich auch auf den Geschmack und die Brateigenschaften auswirkt.)
Pulled Pork und Presa mit Sauerkraut, karamellisierten Trauben auf einer feinen Senfsoße
Auf diesen Gang war ich besonders gespannt. Eine alte Schweinerasse aus Belgien, die von Aufzucht und Fütterung an Iberico-Schweine erinnern mag, ist für mich etwas Besonderes. Aber meine bisherigen Erfahrungen mit dem Mundgefühl von lange und sanft gegarten Fleischstücken waren sehr durchwachsen. Und das hat sich für mich auch heute nicht geändert. Ich liebe Schmorfleisch, das in einer Soße im Topf brutzelt. Aber superweiche Stücke liegen mir nicht. Heute war mir neben der Fasrigkeit auch das Fleisch am Ende zu trocken im Mund. Aber das Schulterstück gefiel mir besser. Und das selbst gemachte Sauerkraut har ausgezeichnet geschmeckt. Die Senfsoße auf der Grundlage des Fleischsaftes war für mich köstlich. Da habe ich auch die letzten kleinen Pfützen mit dem Löffel aufgenommen und im Mund auf der Zunge zergehen lassen-
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JOHANN SEBASTIAN BACH- BERGISCHE KLÄNGE (der deutsche Komponist wurde mit neun Jahren Vollwaise)
-Bergisches Lamm und vergessene Karotten Sorten mit Kashmir Curry (Kurkuma, Chili, Korianderkörner, Bockshornklee, Fenchel, Pfeffer schwarz, Kreuzkümmel, Zitwerwurzel, Senf, Pfeffer lang, Schwarzkümmel, Galgant, Kardamom, Macis, Zimtblüten, Gewürznelken, Sellerie) und Crumble
Bei diesem Teller war ich mir schon im Voraus sicher, dass er mich glücklich machen wird. Bei einem früheren Besuch habe ich schon die „alten“ Möhrenarten probieren können und Lamm macht die Küche bisher immer stark. Olaf Menzel aus Kürten züchtet Schafe und er kümmert sich mit voller Hingabe dieser Aufgabe. Daher ist sein Lammfleisch sehr gefragt und auch nicht immer zu haben. Welch ein Glück, dass Philipp Wolter wieder einmal eine Lieferung erhalten hatte. Das Fleisch war großartig. Und da aus den Karkassen und viel Gemüse eine herrliche Soße entstehen kann, war diese Jus wieder etwas für mich. Gut wenn man dann noch etwas von dem köstlichen Brot hat und die Reste auftunken kann. Die Karotten waren geschmacksstark und super gegart. Dieser Teller macht süchtig.
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MARILYN MONROE–TREFFPUNKT DER KULTUREN (die amerikanische Schauspielerin wurde im Alter von 12 Tagen in eine Pflegefamilie gegeben, mit sieben Jahren kam kurze Zeit zur Mutter. Als diese psychisch erkrankte, wurde das Kind eine Sozialwaise mit Betreuung)
-Aufgeschlagene Ganache von der Dulcey Valhrona Schokolade (eine „blonde“ Sorte)
auf Rhabarber mit Tonkabohne und Streuseln
Der Nachtisch als letzter Gang kann glücklich machen oder den ganzen Abend in Frage stellen. Die Gefahr war ausgeräumt, als der Teller serviert wurde. Ein köstlicher Anblick. Wie eine „Schlange“ oder wie ein „Zopf“ bewegte sich die Ganache vom Rand des Tellers zur Mitte hin. Die blonde Schokolade kannte ich noch gar nicht. Diese Kreation von Valhrona war schon als Grundprodukt köstlich und in der Verarbeitung genial. Die fein-säuerlichen Rhabarberröllchen passten zu der verführerischen Süße ausgezeichnet. Die Streusel gaben etwas Crunch zu der Soße. Auch dieses Gericht war vorbildlich für mich.
6-Gang Menü 98,00 €
Getränke ****
-Stigler Silvaner, Baden
-Seckinger Riesling vom Löss trocken, Pfalz
-Sancerre Le Grand Moulin Domaine Patrick Girault, Loire
-Weingeschwister Weißburgunder, Rheinhessen
-Mauro Red Wine (90% Tempranillo 10% Syrah), Castilla y León
-Thanisch Bernkasteler Badstube Riesling Auslese, Mosel
Die Weine passten harmonisch zu den Gerichten und stellten feine Vertreter der jeweiligen Rebsorten und Regionen dar. Einige kann ich mir auch „solo“ gut vorstellen.
Weinbegleitung zum 6-Gang Menü 59,00 € (je 0,1 l – großzügig ein- und teilweise noch nachgeschenkt)
Brogsitter B · ICED Sekt 7,90 € (0,15 l)
Mineralwasser 6,80 € (0,7 l)
Espresso 3,60 €
Preis-Leistungs-Verhältnis ****
In einem Sternerestaurant gibt es eigentlich nie Schnäppchenpreise. Aber ich gebe lieber etwas mehr aus, wenn die Speisen und Getränke großartig sind. Den Lunch mit drei Gängen fand ich für 28,50 Euro sogar günstig.
Fazit
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)