CHILLI CLUB
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Am Weser-Terminal 8, 28217 Bremen
Restaurant Bar Cocktailbar
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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat CHILLI CLUB in 28217 Bremen bewertet.
vor 3 Jahren
"Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise..."
Verifiziert

Geschrieben am 21.05.2021 | Aktualisiert am 21.05.2021
Besucht am 24.04.2021 3 Personen Rechnungsbetrag: 99 EUR
Nun aber schnell, bevor unser schönes Portal endlich wieder von Kritiken aktueller Restaurantbesuche geflutet wird, hier noch einer kleiner Bericht über eine unserer eher seltenen take-away-Erfahrungen.

Junior hatte sich zur Erholung vom Uni-Stress für ein paar Tage zum Chillen im elterlichen Haushalt angemeldet; vorab sorgten beiderseitige Schnelltests für die nötige Entspanntheit. Die üblichen Restaurant-Gelage fielen den bekannten Umständen zum Opfer, aber dem Wunsch nach Sushi jenseits der 08/15-Angebote konnte mit einem Anruf im Chill(i)-Club entsprochen werden. Der Vorschlag kam von mir, denn ab und zu muss man ja seine eigenen (Vor-)Urteile überprüfen:

Das Restaurant liegt noch fast stadtnah ganz am Anfang der jetzt als Überseestadt firmierenden ehemaligen Hafengebiete und war dort vor ca. 10 Jahren eine der ersten Gastronomien. Diesen erstaunlichen Langzeiterfolg verdankt das Resto-Bar-Lounge-Konzept der damals modernen, aber immer noch gut angenommenen pan-asiatischen Ausrichtung, die weniger auf Authentizität als auf ein fröhliches Crossover von Bangkok bis Tokio ohne allzu viele Ecken und Kanten setzt. Gleichzeitig wird im großen Gastraum abseits der Fensterfront zum Fluss auch auf gehobene Lounge-Atmosphäre mit unvermeidlichem Deephouse gesetzt. Das eher jüngere, eher hippere Publikum weiß es zu schätzen.

Auch die Sushi kommen „modern“ daher, setzen also weniger auf Produktpurismus, denn auf viele kräftige Aromen und Texturen u.a. durch Soße und allerlei Toppings („Gelump“ - Tim Mälzer). Nicht so mein Geschmack, so dass wir neben dem Sushi-Sashimi-Schiff für Zwei auch einmal Thai-Ente aus dem „Modern Asia“-Teil der Karte bestellten. Für 25€ sind zwei Beilagen enthalten; meine Wahl fiel auf Süßkartoffel-Fritten und eine Mischung aus Thai-Spargel, Edamame und Blumenkohl in Sesambutter. Alle Familienmitglieder einigten sich zudem friedlich auf die Tapas(?)-Variation für Zwei, womit die Kassa schließlich bei 99€ landete. Für drei Personen schon mal kein Schnäppchen; in einer immer noch In-Location war das aber auch nicht zu erwarten und wer weiß schon, ob sich am Standort der Gastronom oder doch eher der Verpächter eine goldene Nase verdienen?

Die telefonische Bestellung bei einem Herrn lief professionell ab, alles kein Problem. Wir holten selbst ab (um die kürzestmögliche Lieferzeit zu gewährleisten), die junge Dame war ebenso fix wie freundlich und freute sich auch sichtlich über das Trinkgeld.
Die Wartezone im engen Eingangsbereich ist etwas unglücklich gewählt, lieber gleich an der Tür, so dass man nicht erst eintreten muss, oder eben etwas weiter ins Restaurant hinein, Platz ist mehr als genug. Aber wir waren sehr früh da, so dass sich die wenigen Abholer nicht drängelten.

Die warmen Bestandteile meines Hauptgerichtes hatten die wenigen Minuten Fahrt unterschiedlich gut überstanden.
Noch heiß und knackig das Gemüse, wunderbar buttrig und mit viel geröstetem Sesam, weiß und schwarz. Würde ich jederzeit wieder bestellen.
Die mittelgroße Entenbrust schön gebräunt, aber nicht tot gebacken. Natürlich nicht rosa, aber doch zart. Zudem immerhin warm und die Haut über der erfreulich dünnen Fettschicht sogar noch etwas knusprig. Eine sichere Bank die zurückhaltend verwendete Honig-Teriyaki-Soße, in der das Fleisch nicht ertränkt war. Von Lack wie in der Karte ausgewiesen, würde ich allerdings auch nicht sprechen wollen.
Am schlechtesten performten zunächst die gut gewürzten, mittelgroßen Süßkartoffel-Fritten, fast kalt und leider ziemlich weich. Aber schnell in den vorgeheizten Ofen verfrachtet (und daher ohne Foto), konnten sie wieder an Statur gewinnen.
Interessant, die festere Plastikschale mit Fleisch und Grünzeug war dem Aufdruck nach mikrowellengeeignet. Mit Blick auf die Entenhaut verzichtete ich aber auf einen Test.
Einzige Irritation: Was an der Ente rechtfertigte denn die Einordnung „Thai“? Typische Kräuter, Gewürze, Gemüse oder Schärfe habe ich mit meinen begrenzten Erfahrungen nicht ausmachen können. Kam das Federvieh womöglich aus dem Fernen Osten? Wohl kaum. Vielleicht wäre es ein Kräuter-Topping gewesen, das aber leider nur in der Karte stattfand.
Trotzdem: War ganz gut, hat geschmeckt und der Preis war im Vergleich noch so gerade o.k.

Die Tapas-Platte lieferte Erwartbares: Aus der Abteilung vorfrittiert und aufgebacken Wan-tans mit Hähnchenfüllung, Mini-Frühlingsrollen mit Huhn und Garnele und Samosas mit unterschiedlicher Gemüsefüllung. Das habe ich alles schon deutlich weicher, fettiger und geschmacksärmer bekommen. Insbesondere waren die Füllungen deutlich zu unterscheiden und auch am Gaumen durchaus zu identifizieren. Was erst recht für die diversen Saucen galt, die mich positiv überraschten: Mango-Chili, Joghurt-Minze, pikante Erdnuss und vor allem Wasabi Crème fraîche - alle Dips schmeckten intensiv und hatten eine angenehme Leichtigkeit, die den meisten industriell hergestellte Saucen abgeht.
Auch die von mir eigentlich nicht sonderlich geschätzten Hähnchen-Satays waren unter ihrer leckeren Curry-Kokos-Teighülle schön saftig.
Aus der Sushi-Abteilung je zwei frisch gerollte ura-maki, beides „moderne Klassiker“: Surimi, Frischkäse, Thai-Spargel, Paprika, Lauch mit Wasabi-Masago-Topping zum einen und Tempura-Garnele, Gurke, Lachs-Topping zum anderen. Zusammen mit dem leicht pappigen Reis ergibt das ein undefinierbares, „irgendwie leckeres“ Mundgefühl; ist ja nichts Schlechtes.
Coleslaw, Erdnüsse und Sprossen rundeten die Auswahl ab, die mit 25€ für Menge und die überwiegend vorgefertigten Produkte doch happig bezahlt war.

Allerdings noch günstig im Vergleich zu den 49 Euro der Sushi-Platte für zwei, die im Restaurant auf einer der bekannten Deko-Dschunken serviert wird. Beim Take-away musste das Schiff im Hafen bleiben. Auf die Reise in der schnöden Plastikdose machten sich zwei wohlschmeckende Garnelen in angenehm luftig-krossem Tempura-Teig, je drei Sashimi vom Lachs und Thunfisch (akami) mit dünnen Sehnen, die aber nicht erkennbar störten. Von ähnlicher, gut durchschnittlicher Qualität auch der gleiche Fisch auf den vier nigiri, die leider gleich mit zwei fettigen Soßen zugekleistert waren.
Und drei Maki-Rollen nach Wahl meines Sohnes: Spicy Tuna-Tatar als ura-maki mit Avocado, Lauch und Sesam. Als große Rolle (hoso-maki) Lachs, Avocado, Spargel und Paprika, im Ganzen zusätzlich ausgebacken, was ebenso für einen zarten Crunch bei jedem Stück sorgte wie auch bei der Crispy-Chicken-Rolle, ebenfalls mit Avocado und Sesam.
Es war alles frisch zubereitet, handwerklich sauber gemacht und hatte den Transport überraschend unbeschadet überstanden, sieht man von den Stellen ab, die durch übermäßige Soßenverwendung matschig geworden waren. Geschmacklich unterschiedlich, aber nach ein paar Bissen dann doch ähnlich.

Indes: Junior war rundum zufrieden, meine Frau pickte sich einzelne Stücke heraus und ich blieb wie immer etwas unzufrieden zurück.
Ein Angebot, das optisch und geschmacklich absolut den Gastro-Geschmack der Zeit bedient und dabei handwerklich und qualitativ deutlich über den vielen Mitbewerbern liegt. Aber sich das mit Preisen bezahlen lässt, zu denen man genauso eine hervorragende Frische-Küche bekommen könnte. Muss jeder für sich entscheiden. Ich weiß wieder, welcher Kurs für mich anliegt...
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
keine Wertung
Preis/Leistung


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AndiHa und 29 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.