Zum Zweispänner
(1)

Kirchberg 1, 69254 Malsch (bei Wiesloch)
Restaurant Cafebar Weinstube Ausflugsziel
Zurück zu Zum Zweispänner
GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat Zum Zweispänner in 69254 Malsch (bei Wiesloch) bewertet.
vor 9 Jahren
"Im Zehntkeller Malsch -"

Geschrieben am 24.01.2015
Besucht am 23.01.2015
Malsch ist ein kleiner Ort mit langer, bewegter Geschichte an der südlichen Heidelberger Landkreisgrenze, bekannt durch Weinbau und die Wallfahrts-Kapelle auf dem Letzenberg.



Im Zuge der Ortskernsanierung hatte man 1991 das alte Zehntgebäude (Früher der Lagerort für die Abgabe des Zehnten der  Landbevölkerung ans Fürstbistum Speyer, also sozusagen dessen Finanzamt) als Veranstaltungsort saniert und im Keller – dann ein Restaurant, den „Zehntkeller“  eingerichtet, das sich zunächst einen gewissen Ruf einer guten gehobenen Küche – manche sagten sogar Feinschmeckerküche -  erarbeitet hatte. Doch irgendwie kam es dann zu Zerwürfnissen zwischen wem auch immer incl. Gästen,  und so schloss der Zehntkeller schon vor einigen Jahren die Pforten.



An sich war das schade für die besondere Location im Gewölbekeller – zu der auch noch ein großer Saal im modernisierten Gebäudeteil ein Stockwerk höher gehörte. So stand das Restaurant längere Zeit leer – bis vor zwei Jahren ein junges, deutsch-österreichisches Gastro-Ehepaar den Mut fand und Ende September 2013 in der an sich mit dem Namen „Zehntkeller“ verbundenen Location ein Restaurant mit deutsch-österreichischer Küche eröffnete: basierend auf dem bekannten Fiaker-Kaffee, dem Einspänner, benannte es das Restaurant  „Zum Zweispänner“ (auch eingedenkt der Eigenschaft als Paar gemeinsam das Lokal zu führen). Nach einigen Renovierungsarbeiten wurde der neugestaltete Gewölbekeller geschmackvoll mit kombinierbaren Zweiertischen und bequemen (Kunst-)Leder-Polsterstühlen eingerichtet. Betrachtet man die auf der Facebook-Seite des Restaurants geposteten Bilder, so fand das Lokal zur Eröffnung und bei Veranstaltungen guten Zuspruch.



Mich verblüffte auf der Face-book Seite jedoch die Eintragung, dass das Restaurant „in der sauren Gurken-Zeit“  Januar-Februar sich entschlossen habe, nur noch von Freitag bis Sonntag fest zu öffnen, und weiter an einigen Tagen kurzfristig mitteilte, ob bzw. dass geschlossen oder geöffnet sei. Und weiter war der Eintrag zu finden, dass am Freitag 23.1. bereits alles reserviert sei und damit keine freien Plätze mehr vorhanden wären. Gut, dass ich wusste, wer da als größere Gruppe an dem Freitag reserviert hatte, und dass ich da mit dabei sein würde.



Wir kamen pünktlich vor dem vereinbarten (für den Abend recht frühen) Zeitpunkt vor dem Lokal an, trafen dort auf einige Andere und gingen dann gleich ins Restaurant, wo wir freundlich und mit der Frage nach Reservierung begrüßt wurden. Klar war für uns die größte Tafel gerichtet – auf roten Vliesstoff-Sets war eine schlichte weiße Zellstoffserviette halb eingeschlagen und das Besteck darauf arrangiert. Sachlich schlicht und geschmackvoll. Die Stühle bequem, der dunkle Tisch für je zwei Gegenübersitzende groß genug. In der langen Reihe einer Tafel sehr nett.



Da es noch vor der Zeit und wir nur Wenige waren, warteten wir noch etwas mit unserer Getränkebestellung. Auf einer kleinen Tafel an der eingangsseitigen Wand standen die Angebote für ein paar offene Weine und ein Glas  Prosecco eines lokalen Weinguts (0,1 3,30), den meine Frau und ich dann als Aperitif für einen schönen Abend wollten.

Gegenüber an der Wand war eine große Tafel mit den Speisen – wie Herr Delgado, der Chef dann ausführte, wäre während der „sauren Gurken-Zeit“ das das gesamte Angebot, es gäbe keine gesonderte Speisekarte. Immerhin fanden sich auf der Tafel eine Rinderkraft- Brühe 4,90, ein mediterraner Schafskäse 7,90 und sechs Hauptgerichte von SchniPoSa 11,80  über Rumpsteak, 19,50 Tagliatelle-Lachs 17,80 , Putensteak 12,50 und Putengeschnetzeltes 10,50 bis zur Spätzle-Gemüse-Pfanne 9,50, also fast eine ganze Speisekartenauswahl incl. vegetarischem Gericht. Die jeweils genannten Beilagen waren (auch austauschbar) Pommes, Bratkartoffeln, Spätzle sowie ein Beilagen-Salat.



Allmählich fand sich der Großteil der Truppe zum vereinbarten Zeitpunkt ein,  bestellte die Getränke, die zügig und gut gekühlt kamen. Teinacher medium ( 0,75 4,50) – mit der Essensbestellung wollte man noch 10 min warten, um Nachzüglern die Chance zu geben  – die dann Einige nutzten (Es gibt südlich von Karlsruhe ein anderes „Malsch“ – daher muss man unbedingt die Postleitzahl 69254 bei der Suche hier und auch im Auto-Navi mit eingeben).



Meine Frau empfahl mir, das Rumpsteak zu nehmen und wollte selbst das Putengeschnetzelte – wurde so von mir bestellt.  Von der

Theke aus, wurde nachgezählt, wie viele Gäste nun an der Tafel platzgenommen hatten – und ca eine Viertel Stunde später kamen dann die Schüsseln mit einem gemischten Salat – Einige Teile von Salatblättern ähnlich Lollo/Frisee, ungeschälte Gurkenscheiben, Tomatenviertel, Möhren-Julienne waren mit einem schmackhaft würzigen wohl selbst angerührten Dressing angemacht (selbstgerührt nehme ich an, da das Dressing vom Salat meiner Frau nicht ganz so lecker war) – dazu wurde in einem Stoffkörbchen gutes aufgeschnittenes Baguette gereicht. Ein guter Einstand.



Unser Prosecco war ausgetrunken, so orderte ich noch einen trockenen Weißen – Riesling oder Silvaner oder – eingedenk deutsch –österreichischer Küche fragte ich nach einem Grünen Veltiner – der dann unverzüglich in richtiger Trinktemperatur umgehend gebracht wurde. Die Salat-Bowls wurden abgetragen – angemessene Zeit später kam dann das Hauptgericht. Bei mir das Rumpsteak mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln, bei meiner Frau Spätzle und Putengeschnetzeltes. Mein / die Rumpsteak/s war/en   zwei Finger hoch und leicht mehr in die Breite zugeschnitten – ich hatte Medium eher in Richtung Medium-Rare  bestellt – und es kam genauso auf den Tisch (siehe Bild). Daneben eine kleine Schüssel mit fester Kräuterbutter und auf der anderen Seite des Rumpsteaks die Bratkartoffeln – wohl pfannengebraten.  Das Steak (schätze so 180 – 200g) war wirklich lecker, zart, ein Genuss – auch bei den anderen Gästen die das Steak medium bestellt hatten wie aus dem Lehrbuch – doch die Bratkartoffeln waren meiner Meinung nach geschmacklich etwas flach, zwar richtig gesalzen, aber dennoch flach –evtl. Convenience. Das Putengeschnetzelte drückte sich soßig an eine große aufgehäufte Portion Spätzle – und zur Freude meiner Frau enthielt das Geschnetzelte nur wenige Champignonteile. Convenience,  ein Eindruck, den auch die Spätzle hinterließen – das Putengeschnetzelte wirkte wie aus einem Putensteak gemacht, das klein geschnitten kurz gebraten wurde und dann mit der Champignonsoße vermischt bzw. einem Putengeschnetzelten gestreckt worden war. Mir gegenüber sahen die Pommes auf dem Teller in breitgeschnitten recht lecker aus und sollen auch so geschmeckt haben.



Als Nachklang bestellte ich mir einen Espresso – (kam stilsicher mit Glas Wasser) und fragte nach einem Nachtisch für meine Chefin – unter Anderem wurde uns dann ein Maracuja-/Mango –Sorbet empfohlen. Das kam sehr nett angerichtet mit frischen Früchten ( Kiwischeiben, Him-,  Blau-, Brom- und Johannisbeere) und und etwas Sahne  – wirkte aber nicht wie ein Sorbet, sondern wie ein Fruchteis. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass auf der Verpackung „Sorbet“ stünde – damit war klar, Convenience-Produkt.  Etwas später fragte Herr Delgado, ob wir noch ein Verdauerle aufs Haus möchten – als Fahrer lehnte ich logisch ab –hab aber kurz dran genippt – ein wirklich wunderbarer Willi, der sich zunächst etwas kratzig in die Kehle rollte, um dann warm und wie Birnensaft im gesamten Mundraum auszubreiten –sehr angenehm und einer der wenigen Male, bei denen ich leicht bedauere, als so gut wie nie Alk-Trinkender immer der Fahrer zu sein – aber wie gesagt – nur ein ganz kleines bisschen.

 

Fazit: die Bedienung war sehr freundlich, wortgewandt, flott und nett. Service also top .

 Die Speisen boten zunächst neutral gesehen „Normalküche“, nichts Außergewöhnliches, was ich mir zu Hause nicht kochen würde und weshalb ich nicht in ein Restaurant gehen müsste – im Gegenteil – rein optisch schien mir bei denen, die da SchniPoSa bestellt hatten, zwei kleine bis mittlere fertig-panierte Schnitzelscheiben aus der Conveniencepackung zu stammen. Schade.

Besonders angesichts der Preisstellung der Gerichte hätte ich eine Küchenleistung, die über Erhitzen hinausginge gewünscht – so wie beim Rumpsteak, das zugegeben gut gemacht war.



In keinem Fall zufrieden war ich jedoch mit der lustlosen Anmutung der Gerichte auf dem Teller.

Während der Salat gut angemacht war, war die Präsentation der Hauptgerichte leider auf/unter Kantinenniveau, einfach auf den Teller gehäuft. Dazu passt –anders als bei den Getränken – das PLV für die Gerichte leider nicht.



Die Beschränkung der Gerichte war de facto keine – immerhin Lachs, Schwein, Rind, Pute im Angebot – und die genannten Zubereitungen wären trotzdem sämtliche aus frischer Ware machbar gewesen. Allein die Anmutung der Zubereitungen, dass dabei TK / Convenience hätte eingesetzt sein können ist schade, besonders, wenn dem nicht so wäre.



Würde ich noch mal in das Restaurant gehen? Von der Location und dem Service her ja – aber die gebotenen Gerichte beinhalten kein Konzept – selbst deutsch-österreichische Küche hat zumindest die Region „Austria“ komplett verloren. Wiener Schnitzel oder –Backhendl  oder Kaiserschmarrn, Marillenknödel sind doch nicht so exotisch, sie nicht mit ins Angebot zu nehmen? Dies Konzept der deutsch-österreichischen Küche erscheint mir nicht tragend genug, Gäste zum Restaurantbesuch zu motivieren, die Umbenennung eines an sich funktionierenden wie auch bekannten Namens wie „Zehntkeller“ in den sich nicht ohne Erläuterung nachvollziehbaren Namen „Zum Zweispänner“ ist aus meiner Sicht unnötig – wenn hätte evtl. auch ein „„Delgado“ im Zehntkeller“  den bereits verbreiteten Namen aufgreifen sollen und hätte damit etwas Geheimnisvolles zum zu erwartenden Angebot geboten.


Ich kann nur hoffen, dass das Restaurant von hinreichend vielen Gästen besucht wird – dazu müsste aber erkennbar die Zubereitung auf den Gästeteller neu gestaltet werden und erkennbar frische Ware eingesetzt werden. Toi Toi Toi.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 24 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Jens und 25 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.