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Die Freunde, mit denen wir den Abend verbrachten, hatten über das Internet reserviert – mit prompter Bestätigung, die an mich weiter geleitet wurde. Toll, wenn solche Dinge klappen.
Der neue Eckbau auf dem ehemaligen FUCHSBAU-Gelände ist sehr ansehnlich geworden. Herr von Berlepsch (der Sohn einer hannoverschen Theatergröße – James v.B.) hat hier seine Wünsche prachtvoll umgesetzt . Unten partiell bodentief verglast, offene Küche in der Tiefe des Raumes, im Untergeschoss ein paar urige Sitzgelegenheiten vor den begehbaren Weinklimaräumen., im Obergeschoss eine Cigar-Smoker-Lounge mit breitem und erlesenem Cigarrenangebot, noch weiter oben eine Kochschule.
Als wir pünktlich eintrafen, sahen wir unsere Freunde schon durch die großen Fensterflächen. Während meiner Frau die Jacke abgenommen wurde, machte ich noch schnell das Außenfoto. Der Empfang durch eine junge Dame, ganz in schwarz mit bodenlanger Schürze, war sehr freundlich und herzlich. Eine Flasche Gerolsteiner still ohne Kühler stand bereits auf dem Tisch (bei vier trinkfreudigen Gästen am Tisch zu verschmerzen). Nach Zustimmung wurde uns davon eingeschenkt. Der blanke Holztisch mit kunstvoll gefalteter gestärkter Stoffserviette, Pfeffer- und Salzmühle, Mini-Blumenarrangement, Kerze im Chrom-Leuchter, Gläsern mit eigenem Logo, blankpoliertem Besteck und Amuse-Gueule-Tellern war sorgsam eingedeckt. An den Wänden prangt Zeitgenössisches in Öl/Acryl. Der Treppenaufgang nach oben ist mit Flaschen dekoriert.
Bei der Vorstellung der Aperitif-Auswahl schlugen wir schon beim ersten Vorschlag, einem katalonisch Cava rosado mächtig zu. Er kam für uns alle vier schnell und gut gekühlt. Im Vergleich zu meinem Haus-Rosado von Codorniu war er ein wenig flach (6,50), so dass ich bedauere, nicht doch den knapp doppelt so teuren Champagner gewählt zu haben.
Wir wählten Vorspeisen, Hauptgerichte und Wein. Bei letzterem bin ich froh, mich zu Hause bereits mit der 42-Seiten-Karte beschäftigt zu haben. Die Auswahl ist immens mit einer gewaltigen Spanne von knapp über 20.- bis 9999.- Euro. Herr von Berlepsch erläuterte später im Weinkeller, dass er leidenschaftlich Sammler sei und es ihn oft schmerze, wenn die Gäste ihm etwas wegtrinken. Wir nahmen einen Sauvignon Blanc von Müller-Catoir zu 32.- Euro (letzte Flasche), später einen ebensolchen von Knipser zu 27.- (deutlich geschmacksärmer). Der Wein ruhte im Eiseimer neben dem Tisch. Entkorken und Probierritual verliefen professionell.
Das Amuse gueule kam in einer (nicht recycelten) Fischdose und bestand aus Lachs und einem weißen Tomatenschaum. Die Optik war zumindest originell. Geschmacklich prima. Das dazu gereichte Brot (zwei Sorten) war sehr frisch und knusprig. Die Butter in einer kunstvoll geformten Blüte kam direkt aus der Kühlung.
Den Vorspeisenwettbewerb mit Steinbuttkraftbrühe mit Aal, Ziegenkäsevariationen mit Sanddorn, Kalbszunge mit Hummer und Blattsalat mit marinierten Erbsen konnte der Salat für sich entscheiden. Der Apfelwasabi harmonierte perfekt mit den Rote-Beete-Blättern. Aber auch die Fischsuppe und die Surf-Und-Turf-Variante waren richtig gut. Lediglich der originell auf einer Schieferplatte servierte Ziegenkäse fiel etwas ab. Nur die karamellisierte Variation war richtig schmackhaft. Bei den Sanddorntupfen wundert es mich, dass sie keine Löcher in die Schieferplatte gebrannt haben. Ein Biss in eine Zitrone ist harmlos dagegen.
Als Hauptgericht wählten wir die Rinderroulade mit Spitzkohl und Schnittlauchspätzle, sehr klassisch, schön mürbe, gut gefüllt und mit tollen handgeschabten Spätzle, Heilbutt mit Rotwein-Graupen-Risotto, ein wenig trocken und mangelschlotzig, zweimal Heidschnucke (endlich mal) mit Porree, Frühlingslauch und Kartoffelkrapfen. Die Fleischscheiben waren bilderbuchreif, die Krapfen perfekt und die gefüllten Porree-Scheiben sehr schmackhaft mit Senfsahne gefüllt.
Alles in allem ist eine gewisse Salzlastigkeit nicht zu verleugnen. Die Teller waren gut vorgewärmt.
Als Dessert wählten wir zweimal kalten Hund mit Landmilcheis zu 6,50, Erdbeeren mit weißer Schokolade zu 7,50 und Rhabarber-Variationen mit Schokoladenerde zum selben Preis. Dazu nun endlich Champagner, der uns perfekt am Tisch entkorkt und eingeschenkt wurde. Das Sommelier-Ritual mit vorherigem Probieren wurde von einem jungen Mann gekonnt in Szene gesetzt. Er erläuterte auch noch, dass es sich um einen reinen Blanc-De-Noir handele (goldgelb im Glas). Mein kalter Hund war so, wie ich ihn von meiner Großmutter kenne und um Klassen besser als die Mövenpick-Variante.
Abschließend lud uns Herr von Berlepsch zu einem Besuch des Weinkellers ein (imposant) und führte dann, wieder am Tisch, zwei Zauberkunststücke vor, die bühnenreif waren.
Um 21:40 Uhr kam unsere Taxe für den Heimweg. Wir waren auf äußerst angenehme Weise satt geworden.