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Allgemein:
Immer seltener zu finden sind solide Landgasthäuser und Ausflugslokale. Gerade in Bremen-Nord und um zu, an der Lesum und Hamme sind in den letzten Jahren Traditionsnamen verschwunden (Schoops, Lamcken, Murken, Imhoff, Ritterhuder Schleuse). Gehalten haben sich die etlichen Gasthäuser an den beiden Wümmeufern im Blockland zwischen der Brücke bei Ritterhude und Lilienthal.
Das erste Haus von Norden aus betrachtet ist der Gasthof Zur Nordseite direkt an der Brücke gelegen. Draußen findet sich eine Terrasse und drinnen drei Gasträume, insgesamt alles sehr großzügig bemessen. In der Diele werden die hausgemachten Wurstspezialitäten in einem gläsernen Kühlschrank zum Verkauf bereit gehalten.
Ansonsten bietet die Karte regionale Bratkartoffelküche mit Sülze, Knipp und Co.; aus dem Meer gibt es Matjes, Scholle und Krabben. Aber auch Schnitzel und Steaks und saisonale Spezialitäten, insbesondere Wild aus der eigenen Jagd werden angeboten. Bemerkenswert die kalten Brotplatten, die nur noch sehr selten auf einer Karte erscheinen, aber bei eigener Wurstherstellung sicher ein Muss.
Die Nordseite ist ein Traditionslokal der Wirtsfamilie Johann Kropp, das gerne von Familien, Gruppen, Ausflüglern usw. aufgesucht wird. Wer eine bodenständige Küche mag, macht nichts verkehrt, wenn er in die Nordseite einkehrt. Eins hat das Lokal allerdings nicht zu bieten, nämlich direkt am Wasser der Wümme zu sitzen; da haben andere gastronomische Anrainer einen Vorteil, die auf dem Deich sitzen oder einen Garten butendieks vorzuweisen haben.
Die Nordseite hat eine Homepage, die leider nicht alle Karten für Speis und Trank zeigt.
Service:
Am Montagabend vor Weihnachten war die Nordseite sehr gut besucht. Im Service drei Frauen und ab und an schaut die Chefin an den Tischen nach dem Rechten. Die Getränke kamen nach kurzer Wartezeit; die georderte Suppe und die Hauptspeisen in angenehmen Zeitabständen. Unsere Bedienerin überzeugte durch ihre freundliche und natürliche Art. Man merkte ihr an, dass sie mit Freude arbeitet. Dafür gerne gute vier (von fünf) RK-Sternen.
Die Getränkekarte ist gut sortiert, bis hin zu etlichen Weinen und Obstbränden. Bodenständig und regional das Kräusenpils, 0,3 für 2,70 €, 0,75 l Mineralwasser kommen auf moderate 4,50 €, der offene Weißwein 0,2 l beginnt bei 3,90 €, der Rotwein startet bei 4,10 €. Ein Steinhäger, eiskalt serviert, schont das Portemonnaie mit 1,80 €.
Essen:
In den Landgasthäusern mit regionalen Spezialitäten ist die Hochzeitssuppe ein Muss, das leider nicht immer gelingt. In der Nordseite gibt es eine normalgroße Suppentasse mit einer sehr heißen und kräftigen Brühe auf Rinderbasis (ansonsten meist Huhn) mit einer überschaubaren Einlage aus Mettbällchen, Eierstich, wenigen Möhrenstreifen und Graupennudeln (3,40 €); grundsolide.
Als Hauptspeisen hatten wir die Sülze mit Bratkartoffeln und Remoulade (9,20 €), die gebratene Leber mit Röstzwiebeln und Kartoffelpürree (7,50 €), Gänsebrust mit Rotkohl und Klößen (19,60 €), 1/2 Portion Knipp (5,50 €) und Kohl und Pinkel (16,80 €).
Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Die Bratkartoffeln mit kleinen Schinkenwürfeln waren ausreichend knusprig und nicht zu fettig. Im Quervergleich im oberen Drittel anzusiedeln. Sie werden für alle dazugehörigen Gerichte in einer Edelstahlschüssel serviert und nachgebracht, wenn der Hunger groß ist.
Meine Sülze sehr mager und mit ungewöhnlich "brühig" schmeckendem Aspik, der sich in Berührung mit den heißen Bratkartoffeln schnell verflüssigte. Mit der biederen Remoulade gut essbar, aber keines besonderen Lobes wert.
Das Knipp knusprig, gut gewürzt und ohne Fettfilm auf dem Boden der Servierschale.
Die Gänsebrust noch zart, der Rotkohl noch mit Biss. Die Soße wurde von meiner Standardbegleiterin gelobt, aber meine Verkostung ergab nur Mittelmaß.
Die Leber zart und das Pürree wurde als hausgemacht gelobt.
Der Grünkohl war ein Reinfall: Zu einem Brei mit Brühe eingekocht. Auch die üblichen Fleisch- und Wurstbeilagen riefen keine Begeisterungsstürme hervor; eine Grünkohladresse ist die Nordseite nach der Erfahrung nicht.
Also ein gemischter Gesamteindruck und in vorweihnachtlicher Milde gebe ich 3,51 RK-Sterne (70).
Ambiente:
Es gibt drei Gasträume, die unterschiedlich gestaltet sind und schon in anderen RK-Kritiken beschrieben wurden. Wir saßen im "Roten Salon" links von der Theke; ein überschaubarer und durch die karminroten Wände sehr warm und gemütlich wirkender Raum. Die Tische und der Raum dazwischen sind ausreichend groß.
Sauberkeit:
Nichts Negatives war festzustellen.