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Alle geschlossenen Lokale haben eine Homepage. Kann man da nicht mögliche Gäste informieren? Im Jahr 2014??? Es scheint allerdings nicht am Können zu liegen, eher am (nicht) Wollen. Touristen sind das Hauptgeschäft hier, die gibt es auch im Winter, was soll's, kommen halt die nächsten rein.
Nun, die „Wacht am Rhein“ war wach, nomen est omen. Und da war eine Tafel mit „Ochsenfetzen an Pfefferrahmsoße mit Bratkartoffeln und Salatbeilage“ und noch eine mit „Schweinefilet, Bratwurst, Nackensteak mit Pommes frites und Schmorzwiebeln“, sinngemäß.
Rein in die gute Stube.
Ambiente:
Im wahrsten Sinne des Wortes stand ich im Klischee von Omas guter Stube. Im vorderen Teil eher Omas Esszimmer mit altem Mobiliar, einfachen alten Holztischen ohne Tischdecken mit Weihnachtsdeko, Goldspiegel, Werbetafeln und vielen, vielen Staubfängern in Form von Figuren, Vasen, Döschen. - bei meiner Oma war immer aufgeräumt.
Immerhin hatten die Holzstühle mit Flechteinsatz Sitzkissen.
Der hintere Teil glich eher Omas Wohnzimmer und glänzte mit goldgerahmten Ölschinken an den Wänden, sah etwas wertiger aus.
Die meist mehrarmigen Deckenleuchtkörper kamen ihrer Aufgabe, das Dunkel zu erhellen, kaum nach, kein Wunder, meist fehlte die Mehrzahl der Glühkörper oder war defekt. Wenigstens die große Fensterfront ließ das Tageslicht hinein und den freien Blick auf Rhein und gegenüber liegende Rheinseite zu.
Dann und wann machte sich eine der Uhren bemerkbar, ansonsten gab es leise Musik im Hintergrund, Eros war ein Treffer.
Service:
Ein etwas jovialer „Oberkellner“ in weißem Hemd und Weste und eine eher scheue, jüngere weibliche Servicekraft in normaler Kleidung waren der Service und wechselten sich an den Tischen ab. Freundliche Begrüßung und Verabschiedung, „Guten Appetit“ beim Auftragen, Nachfragen beim Abräumen gehören zum Standard. Erfreulich war die angemessene Wartezeit nach Kartenzustellung für den Getränkewunsch und die Aufnahme der Bestellung. Interessant war, dass die weibliche Servicekraft das Abkassieren übernahm (Chefin?).
Essen:
Die Karte ist sehr umfangreich mit dem Schwerpunkt „Rheinische Küche“ und dem Touri-Blockbuster „Gut, billig, aber viel“ als special offer im Extrablatt obenauf. Offene Weine sind ein Stiefkind. Dazu einige Angebote auf Tafeln.
Der Wein wurde im Glas serviert, war richtig temperiert, trinkbar ob seines Aggregatszustandes, aber wenig beeindruckend, und daher zu teuer.
Die Zwiebelsuppe wurde in einer kleinen Terrine in Blau-grau gebracht, roch und schmeckte gut, mit sehr viel Zwiebeln in guter Konsistenz, Brühe ebenfalls gut abgeschmeckt, hätte etwas heißer sein können (das sind die Tücken des Steinguts). Obenauf lag eine Käsestange, daneben 2 Zwiebelbrötchen. Insgesamt für den kleinen Hunger keine schlechte Wahl.
Das Hauptgericht zeigte dann jedoch einige Schwächen auf. Die Bratkartoffeln machten ihrem Namen nur bei zwei Stücken Ehre, die man optisch und geschmacklich mit ihren Röstaromen als Bratkartoffeln bezeichnen kann. Der große Rest waren „Gedünstete“, zwar in geschmacklich und von der Konsistenz her gutem Eindruck, wenn man sie aus dem Fettsee an einen sicheren Ort befördert hatte.
Ähnliche Zubereitungsprobleme gab es bei den Fleischstücken. Von „zart bis hart“ lautete hier das Motto, je nach Lage und Verweildauer in der Pfanne, zu lange scharf angebraten bis gedünstet das Ergebnis, durchwachsen.
Höhepunkt war eine sehr gute Pfeffersoße mit vielen grünen Pfefferkörnern in genau richtiger Konsistenz.
Das Minitöpfchen mit einem Sträußchen Feldsalat war das körperliche Äquivalent zum Wort Beilagensalat, eigentlich nicht mehr als ein optischer Dekogag, mit einer Soße, die mich durch ihre Penetranz an ein Fertigprodukt erinnerte, viel zu unangenehm sauer.
Sauberkeit:
Die Tische waren sauber, die Staubfänger wurden nicht näher untersucht, Toiletten nicht besucht, daher meine Standardwertung