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GastroGuide-User: Jenome
Jenome einen Beitrag zum Gerichtskretscham in 02627 Hochkirch geschrieben.
vor 9 Jahren
"Im Gerichtskretscham geht das Licht aus. Das Wirtspaar schließt die Tür-oder das langsame Sterben einer Traditionsgaststätte"

Geschrieben am 30.09.2016
Der Kasten für die Speisekarte neben der Tür ist schon leer. Im Gerichtskretscham in Hochkirch wird nicht mehr gekocht. In der vorigen Woche gingen die letzten Mittagessen raus. Nun räumen Petra und Wolfgang Schlappa noch die restlichen Vorräte aus, dann schließen sie die Tür für immer zu. Reichlich 15 Jahre haben sie die Gaststätte an der B 6 in Hochkirch betrieben. Nun freuen sie sich auf den Ruhestand. 
Anfang 2001 fingen sie in Hochkirch an. Schlappas hatten vorher schon den Imbiss auf dem Parkplatz daneben betrieben. Dann wurde auch für die Gaststätte ein neuer Betreiber gesucht. Schlappas griffen zu. Ein paar Jahre Erfahrung in der Gastronomie hatten sie ja schon gesammelt.
Mit der Zeit im Gerichtskretscham haben sie nun ein halbes Arbeitsleben hinterm Tresen verbracht. Obwohl sie oft sieben Tage die Woche im Einsatz waren und keinen geregelten Feierabend hatten, blicken sie gern auf die Zeit zurück. Trotzdem: Auf dem Land eine Gaststätte zu betreiben, das sei mittlerweile kein Selbstläufer, selbst wenn sie so verkehrsgünstig an der Straße liegt wie der Hochkircher Gerichtskretscham, der zu DDR-Zeiten auch als Sandmännchen-Gaststätte bekannt war. Damals hing eine Lampe mit einem Sandmännchenmotiv über der Tür.



Am Anfang lief es sehr gut, aber es sei immer weniger geworden. In den Imbiss neben dem Gasthaus kehrten zunehmend weniger Kraftfahrer ein – auch wenn hier auf beiden Seiten der B 6 fast immer Lkw stehen. „Es sind fast nur noch ausländische Fahrer unterwegs“, haben Schlappas festgestellt. Und die würden sich mit mitgebrachtem Proviant verpflegen, anstatt einzukehren.


Zuletzt habe es sich unter der Woche auch nicht mehr gelohnt, die Gaststätte am Abend zu öffnen. Stattdessen setzte man auf andere Standbeine. Von Oktober bis Ostern gab es einmal im Monat einen Brunch im Saal. Das ist immer sehr gut angekommen. Vieles wurde auch außer Haus geschafft, nicht nur als Partyservice. Jeden Wochentag war Herr Schlappa bald drei Stunden unterwegs, um einige Dutzend Mittagessen auszufahren. Von Niederkaina bis Lauske bei Weißenberg wurden vorwiegend Rentner beliefert, einige Jahre sogar an sieben Tagen die Woche. Da wurde im Gerichtskretscham nämlich auch fürs Altenheim in Hochkirch und für ein weiteres in Bautzen gekocht.


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