Citro
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Solinger Strasse 31, 40764 Langenfeld
Restaurant Cocktailbar Loungebar
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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat Citro in 40764 Langenfeld bewertet.
vor 10 Jahren
"When life gives you lemons, make lemonade… das Citro hinterlässt zwiespältige Eindrücke beim mittäglichen „Herrengelage“ mit Bobby"
Verifiziert

Geschrieben am 01.05.2015 | Aktualisiert am 02.05.2015
Besucht am 08.04.2015
Falls ich irgendwann einmal keine Lust mehr haben sollte, mich Online-Gastrokritiken zu widmen, so werde ich zumindest immer an einige menschlich wertvolle Begegnungen und Bekanntschaften denken dürfen, die mir dieses bisweilen etwas merkwürdige Hobby verschafft hat.

Bobby ist ganz sicher eine dieser Bekanntschaften, als es mir im letzten Jahr gesundheitlich einige Zeit nicht gut ging, fand er stets die Muße, mir gelegentlich via Whatsapp aufmunternde und persönliche Zeilen zu schreiben, was ich angesichts der Tatsache, dass wir uns damals noch nicht real begegnet waren, umso bemerkenswert-liebenswürdiger fand.

Da ich mir zu Ostern einige Tage freigenommen hatte, bot sich dieser Mittwochmittag für ein lange überfälliges Treffen bei gutem Essen gut an, das Citro steht in Langenfeld für kreative, eklektische und qualitativ gute Küche im netten Ambiente zu irdischen Preisen, unser Ziel war schnell gefunden.

Die Anfahrt weckte Erinnerungen an das Frühjahr 2014, ich hatte einige Wochen frei und verlebte eine schöne Zeit, die u.a. auch gespickt mit einigen kulinarischen Feldversuchen in Langenfeld war.

Das Parkhaus des „Marktkarrees“ blieb mir in bester amüsanter Erinnerung, weil man sich trotz äußerst bandbreiten-limitierter Piezolautsprecher nicht davor scheute, auf Musikbeschallung zu setzen - ein durchschnittliches Smartphone hört sich dagegen an wie ein High-End-Trumm von Fischer & Fischer.

Das Citro liegt parktechnisch sehr günstig in unmittelbarer Nähe des erwähnten Einkaufszentrums, ich war etwas früh dran und wartete am Eingang, die Karte studierend (online leider nur ein Auszug und die Mittagskarte gar nicht!) auf Kollege Bobby.

Ein herzliches Hallo und eine jugendlich-freundliche Begrüßung des jungen Kellners später saßen wir an einem schönen Fensterplatz im vorderen Bereich, ich staunte wie weitläufig die Räumlichkeiten sich in den hinteren Teil des Gebäudes verlieren.

Das loungig-brave Interieur ansonsten recht nett und eine behagliche Stimmung vermittelnd, obschon die Farbe lila bei mir – ähnlich wie das schreckliche Türkis meines Brot- und Butter-Italieners – bei mir immer Assoziationen an 80er Jahre Friseursalons weckt.

Die Mittagskarte erschlug nicht gerade mit Optionen, was mir allerdings lieber und in der Regel in solchen Lokalen auch ein Indiz für frische Küche ist.

Da wir es nicht schrecklich eilig hatten, ließen wir uns auch die Abendkarte geben, die allerdings mit dem Hinweis überreicht wurde, dass ohne jegliche Ausnahme mittags nichts von dieser zu erhalten sei.

„Auch keine Vorspeise?“ „Nein, da könnte ich ihnen höchstens einen Beilagensalat anbieten.“ „Hmmm, ja ok danke, wir schauen dann noch mal.“

In der Not werden hungrige Gourmands kreativ, wir entschieden uns zur brüderlichen Teilung einer Portion getrüffelter Bandnudeln zur Vorspeise, eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte.

Da wir in einem angeregten Gespräch vertieft waren, vergaß ich glatt ein Gläschen Wein zu bestellen, zunächst stand daher eine 0,75l Flasche Pellegrino auf dem Tisch, mit 4,90 € im regionalen Durchschnitt, das ein Kühler fehlte kann man ebenfalls dem regionalen Durchschnitt zuweisen – leider.

Einen Gruß aus der Küche, etwas Brot als Teil des „Couverts“ (eingedeckt war nicht wirklich…)? Fehlanzeige!

| Vorspeise |

Getrüffelte Bandnudeln mit Butter – 18,90 €

Obwohl ich manchem Luxus-Lebensmittel etwas skeptisch gegenüberstehe, so ist Trüffel ein gern gesehenes Highlight, ich liebe die Tiefe, die der Pilz in der richtigen Dosierung Gerichten zu verleihen versteht über alle Maßen.

Kaum hatte man serviert, verströmte unser Tisch einen herrlichen Geruch, neidische Blicke vom Nachbartisch waren eine dafür gerne in Kauf genommene Begleiterscheinung.

Dafür, dass jeder nur eine halbe Portion erhielt, empfand ich die Menge als sehr akzeptabel, auch mit dem fein gehobelten Burgunder-Trüffel wurde nicht allzu geizig umgegangen.

Obenauf Parmesanspäne und frisch gemahlener Pfeffer, die Butter rann sündig auf den Teller, guten Appetit lieber Bobby!

Die Tagliatelle etwas weich, allerdings war die Kombination der Zutaten dermaßen simpel und krisensicher, dieses Gericht hätte auch ein begabter 12jähriger durchaus hinkriegen können.

Am Ende bedauerte ich doch etwas kein Brot erhalten zu haben, die Reste von Trüffel, Käse und Butter hätten sich auf etwas frischem Baguette sicher wohler gefühlt, als von mir ungeschickt mit der Gabel verspeist zu werden.

Trotzdem eine herrliche Vorspeise, könnte ich jeden zweiten Tag essen, ein Paradebeispiel für ein einfaches, aber köstliches Gericht das von seinen Zutaten lebt.

Da ich ein Steak zur Hauptspeise hatte, ergriff ich die Gelegenheit mir ein kleines Glas Wein zu bestellen, die Beratung hierzu dürftig, man zählte stockend einzelne Reben und Herkunftsländer auf, meine abkürzende Frage nach einer spanischen Crianza wurde schließlich von dem Kellner hinter der Bar positiv beantwortet und ich bestellte den mir angebotenen Rioja.
 
| Hauptgerichte |

Argentinisches Hüftsteak, Kartoffelecken, Paprikapüree – 16,80 €
Rioja Crianza, Spanien – 0,1l zu 3,50 €

Lachsfilet. Broccoli, Petersilienkartoffeln – 9,20 €

Mein Gericht in seiner Optik erst mal ernüchternd. Convenience Wedges, eine nicht sehr schöne Röstung des Fleisches (schwarz an den Ecken bei mittig dominierendem Dunkelgrau..), dann der Beilagensalat mit auf dem Teller, das Dressing lief schon in Richtung der frittierten Kartoffelbeilage.

Der Anschnitt des sehr, sehr überschaubaren „Steaklets“ offenbarte auch hier ein durchgehendes Grau, bestellt wurde es medium.

Bobby bemerkte meinen Gesichtsausdruck, ich zeigte ihm das Fleisch, das wiederum bemerkte unser junger Kellner, begriff die Lage sehr schnell und entschwand unter Entschuldigungen in die Küche.

Keine 2 Minuten später erhielt ich den gleichen Teller zurück, mit einem anderen Steak, „sorry Sie hatten das falsche bekommen, wurde auf dem Grill verwechselt“.

Eine drastische Verbesserung war das allerdings nicht, die Wedges waren nun etwas kälter, das Fleisch nicht mehr durchgehend mittelgrau sondern besaß an ausgesuchten Stellen einen winzigen rosa Kern, ein klares medium-well(+).

Der Eigengeschmack belanglos, mit abnehmender Temperatur zunehmend unangenehme, merkwürdige, fast schon lebrige Noten, die Konsistenz zäh und auch optisch – wie bereits Versuch #1 – nicht wirklich ein Highlight.

Zu den Wedges erübrigt sich jeder Kommentar, sollte jeder Fritteusen-Besitzer ähnlich hinbekommen.

Die Vinaigrette zum Salat belanglos, wie auch das Gemüse, Tomaten der hellroten Art, dachte eigentlich, solche würden aus Holland schon lange nicht mehr reingelassen.

Die Paprikazubereitung geschmacklich aus der Abteilung „naturbelassen“, hatte was von einem festen Paprika-Smoothie, ich nutzte sie um Wedges und Steak etwas „lubrikanten“ Beistand zu geben um Staubbildung beim Runterschlucken zu vermeiden.

Angesichts des Preises ein enttäuschendes Gericht, der Rioja war ein kleines Trostpflaster, körperreich, angenehm temperiert und als offener Wein gut dekantiert ohne schon über-oxidiert zu sein.

Bobby hatte mit seinem im Vergleich zu meiner Schuhsohle angemessen bepreisten Gericht mehr Glück, der Fisch war glasig gegart, das Gemüse einwandfrei, die Sauce schmeckte, insgeheim ärgerte mich meine Fleischeslust die mich an der gleichen Bestellung hinderte.

Nach dem Essen war noch ein wenig Koffein gewünscht, den recht guten Espresso gab es aufs Haus, wegen des missglückten Steaks, immerhin, besten Dank.

Um kurz vor drei verließen wir trotz allem gut gelaunt das Restaurant, Herr S. hatte seine klischeehafte, seine sich lichtende Haarpracht verdeckende Tweed-Kopfbekleidung vergessen, nett und grundfreundlich wurde diese vom Kellner zur Tür nachgeliefert, nett sind sie hier, keine Frage.

Fazit

Ich glaube schon, dass man hier in der Regel recht gut essen kann, die Qualität der Zutaten und die Aufmerksamkeit bei der Zubereitung schwankten jedoch spürbar.

Mein Steak war ein Reinfall, das kann man leider nicht anders sagen, die Vorspeise sehr gut, aber siehe mein obiges Fazit zum handwerklichen Anspruch dessen.

Der Service war gut, der junge Mann war zuvorkommend und flott, es war allerdings auch nicht wirklich voll, das sei dazu gesagt.

Das Ambiente etwas stereotyp, aber doch geschmackvoll und behaglich und dabei sauber.

Unter dem Gesamteindruck des Essens bin ich nach Küchenreise bei einer knappen 3 – wenn es sich ergibt, wieder.

Aber auch hier war, wie bei Habbels, der Anlass wichtiger als das Essen, Bobby kennengelernt zu haben war eine große Freude und unser folgender, kleiner Verdauungs-Spaziergang rundete einen schönen gemeinsamen Mittagstisch ab.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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