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Städtische Mobilität assimilierend kamen wir an diesem kühlen Mittwochabend angeradelt. Das Mittagessen vom RIVA musste schließlich verdaut werden. Keine besonders ansehnliche Gegend in der sich das schmucke Ristorante befindet. Aber darauf kommt es ja nicht an. Wir stellten unsere Räder in Sichtweite ab und traten in die warm beleuchtete städtische Ruheinsel ein. Der freundliche Inhaber begrüßte uns charmant und wir bezogen unseren Tisch direkt vor der Fensterfront.
Das prägnante Logo auf der Speisenkarte, die auf einem Klemmbrett befestigt war, bringt die gastronomische Ausrichtung dieses Kleinods auf den Punkt: Cucina – Pizza – Chianti classico – Craft Beer! Für Unentschlossene sicherlich auch eine grobe Orientierung, was die Bestellung angeht.
Darunter befand sich ein kleiner Willkommenstext, der das kulinarische Leitbild näher erklärte. Da ist von wechselnden Gerichten italienischen Ursprungs, die nach der „ganz eigenen Machart“ angeboten werden, die Rede. Der Hinweis, dass der Großteil der Produkte aus zertifiziertem bzw. biologischem Anbau stammt, wirkt seriös und vertrauenserweckend. Der respektvolle Umgang mit den Grundzutaten scheint das kulinarische Credo zu sein. Aha, da geben sich wohl Produktfrische und –qualität die Klinke in die Hand. Doch selbst noch so schön bedrucktes Papier ist ja bekanntlich geduldig. Und wie schrieb neuerlich einer der bedeutendsten Gastrokritiker des hohen Nordens: „aber entscheidend ist auf dem Teller.“ (Zitat)
Über die etwas ungewöhnliche Inneneinrichtung hat der bereits zitierte GG-Kollege schon sehr ausführlich und mit der ihm eigenen Liebe zum Detail berichtet. Doch das pittoreske Patchwork-Mobiliar des „La Calma“ ist schon eine Erwähnung wert. Zwischen Bierkisten (Ratsherren) und Weinflaschen sitzt man hier gut betucht. Die entsprechenden Textilien baumeln nämlich locker von der Decke, direkt neben den großbeschirmten Hängeleuchten, die zusammen mit ein paar Strahlern für angenehmes, gemütliches Licht sorgen. Die rustikalen Holztische stehen auf solidem Dielenboden. Selbst die Plastikschalenstühle empfindet man nicht als störend. In diesem Einrichtungssammelsurium sind auch sie gut aufgehoben. Über der großen Ratsherren-Schiefertafel (mit dem aktuellen Fassbier-Angebot) ist ein Flachbildschirm angebracht, was die Vermutung nährt, dass hier wohl hin und wieder dem runden Leder visuell Tribut gezollt wird.
Dienstags und mittwochs findet laut Wandtafel das „Feierabend-Bier-Special“ statt. Jede beliebige Pizza aus der Karte ist zusammen mit einem Ratsherren-Bier nach Wahl für fair kalkulierte 12 Euro zu haben. Ein Angebot, das wir vom "La Calma-Paten" an diesem Abend nicht ablehnen konnten. Doch zuerst ein Blick auf das hübsch bedruckte Papier auf dem Klemmbrett. Vom halben Dutzend appetitanregender Vorspeisen – darunter Köstliches wie Burrata (7 Euro), Vitello tonnato (6 Euro) oder gegrillten Pulpo an Salat (8 Euro) – entschieden wir uns für die „Tagliere di Rosario“, eine vorzüglich zusammengestellte Antipasti-Platte für zwei Personen. Die Auswahl reichte von aromatischer Salami aus der Toskana, herrlich mildem Parmaschinken, zart-würzigem Asiago-Käse und dem aus Schafsmilch hergestellten Pecorino. Dazu ein verführerisch duftender toskanischer Honig und man fühlte sich, als säße man inmitten der toskanischen Kultmetzgerei „Antica Macelleria Falorni“, dem Tempel des guten Geschmacks bzw. Geruchs an der malerischen Piazza von Greve im Chianti. Gerade die Kombination aus würzigem Käse und süßem Honig schmeckte zum Niederknien. Die 9 Euro für diese toskanische Feinkostplatte waren mehr als gerechtfertigt. Und genügend fluffiges Weißbrot wurde von der freundlichen Bedienung (vllt. die Tochter des Herrn Murgia?) gerne nachgereicht.
Und ja, zu Salami, Käse und Parmaschinken passt auch Craft Beer. Mein Ratsherren West Coast IPA aus Hamburg hatte eine exotisch-frische Hopfennote, während das „normale“ Pale Ale meiner Begleitung eher blumig-spritzig ausfiel. Beides Biere, die ich dem gewöhnlichen Massenpilsner à la Eifelhasch (Bitburger, Anm.) jederzeit vorziehen würde. Wer es geschmacklich süffiger mag, dem stehen mit Lager und Rotbier noch zwei weitere Ratsherren kräftig gehopft zur Seite. Aber auch das Angebot an sardischen Weinen klingt verlockend. Mit dem Cannonau und dem Vermentino haben es gleich zwei sardische Tropfen auf die Weinkarte geschafft. Und mit jeweils 5 Euro pro 0,2 Liter Glasinhalt kalkuliert man hier nicht unverschämt.
Nun war es Zeit für die Pizza! Meine Wahl fiel auf die „Diablo IV.“, eine absolute Weltklasse-Pizza! Lag es am 72 Stunden währenden Fermentationsprozess des Pizzateigs, dem delikaten Sugo aus italienischen Tomaten oder dem Büffelmozzarella aus Kampanien? Wahrscheinlich an allen Komponenten zugleich. In Kombination mit ihrem pikanten Belag, der aus spanischer Chorizo, Feta-Käse, Peperoni und frischen Paprikaschnipseln bestand, war das eine geschmacklich überzeugende Version des italienischen Nationalgerichts. Auch die von meiner Begleitung genussvoll verschlungene Pizza „Murgialago“ mit Parmaschinken, Taleggio-Käse, mediterranem Grillgemüse und Salsa Verde war sowohl optisch, als auch geschmacklich vom Feinsten. Und von der Größe her hat das auch gepasst. Den Schokokuchen zum Dessert haben wir uns übrigens fürs nächste Mal aufgehoben.
Ergänzend möchte ich noch anmerken, dass es neben einem knappen Dutzend verschiedener Pizzen auch zwei Pastagerichte, den vom Borgfelder bereits beschriebenen Big-Italian-Superstar-Burger sowie ein „inside raw gegrilltes“ Thunfischsteak auf der bewusst kleingehaltenen Speisenkarte zu entdecken gibt. Und entdeckt haben wir auf unserem Brementrip in gastronomischer Hinsicht ja so einiges. Was das betrifft, rangiert das „La Calma“ ganz weit oben. Vielleicht werden wir ja schon diesen Sommer zu Wiederholungstätern…