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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Traubenwirt · Kulinarik · Wein- & Kaffeehaus in 53757 Sankt Augustin bewertet.
vor 8 Jahren
"Lecker gegessen und gemütlich gesessen in einem uralten Fachwerkhaus!"
Verifiziert

Geschrieben am 24.01.2017 | Aktualisiert am 24.01.2017
Besucht am 22.01.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 61 EUR
Gleißende LED-Strahler beleuchten an diesem kalten Winterabend des 22. Januar die Seitenwand eines Anbaus eines 352 Jahre alten Fachwerkhauses in der Kapellenstraße im Sankt Augustiner Stadtteil Hangelar. „Traubenwirt – Kulinarik, Wein & Kaffeehaus“ lesen meine Liebste und ich schon von weitem, nachdem wir unser Gefährt auf einem Parkplatz in der Nähe des Restaurants abgestellt haben. 
Traubenwirt

Das Ambiente ****/*****
Das historische Gebäude stammt in seinen Anfängen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg, so erzählt es jedenfalls die Web-Seite http://www.traubenwirt-hangelar.de/historie/. Im Haus lesen wir auf einem Anschlag neben der ehemaligen Haupteingangstür, daß nach einem dendrochronologischen Gutachten das Holz einiger Fachwerkbalken aus den 1660er Jahren stamme. In dieser Zeit ist das Haus auch gebaut worden.

Wir betreten das Fachwerkhaus über den Hof, der im Sommer weinüberrankt zum Wein- und Speisegenuß einlädt. 
Traubenwirt – Terrasse
Jetzt ist es bitterkalt, und wir retten uns in die wohlige Wärme der Gaststube.
Gaststube (1)
Auf Fliesenboden in Rottönen formieren sich rustikale, aber dennoch elegante braune Holztische mit umstehenden, bequem gepolsterten, braunen Stühlen oder Bänken zu Sitzgruppen. 
Kerze und Echeverie
Die Tische sind mit gelben Servietten, Bestecken und Gläsern, Kerzen in Ständern und einer Echeverie im Topf eingedeckt. Stämmige Fachwerkständerbalken, die den Raum unterteilen, vermitteln das Gefühl von Separées. Bilder mit historischen Aufnahmen und Gemälden, alte Schmiedewerkzeuge und Hufeisen lockern die in gebrochenem Weiß getünchten Wände auf. 

Neben unserem Tisch steht auf der einen Seite eine Tischreihe für 10 Personen … 
Gaststube (2)
… und auf der anderen Seite hinter Fachwerkständerbalken eine Sitzgruppe mit etwas anderer Bestuhlung für sechs Personen.
Gaststube (3)
Das Ambiente gefällt uns sehr gut. Wir sitzen sehr gemütlich, die heimelige Atmosphäre verdient viereinhalb Sterne.

Der Service ***
Wir werden von einem Herrn, offensichtlich dem (Trauben-)Wirt sehr freundlich begrüßt. Wir haben nicht reserviert, was aber auch angesichts vieler freier Tische nicht notwendig gewesen ist. Im Laufe des Abends kommen dann noch ein paar Gäste hinzu. 

Der Herr bietet uns zwei Tische zur Auswahl an, wir entscheiden uns für den an der ehemaligen Haupteingangstür. Der Gastgeber überläßt uns zügig die Speisekarte, fragt nach den gewünschten Getränken, erkundigt sich nach dem Servieren der Gerichte, ob alles recht sei und später dann, ob es geschmeckt habe. 

Der freundliche und fürsorgliche Eindruck, den unser Gastgeber vermittelt, wird allerdings etwas getrübt durch die Wartezeiten auf das Essen und mehrfache auch längere Abwesenheit des Wirtes im Gastraum, währenddessen er augenscheinlich in der Küche hilft. Selbst die in der Karte angepriesene frische Zubereitung vorausgesetzt, erscheint uns eine Wartezeit von einer Dreiviertelstunde für unsere Gerichte angesichts der wenigen Gäste als etwas zu lange. Beim Nachtisch, der nach einer halben Stunde ab Bestelliung serviert wird, muß meine Frau eine in der Karte erwähnte, aber dann fehlende Zutat anmahnen, die aber prompt nachgereicht wird.

Bezahlt haben wir mit EC-Karte und PIN – problemlos.

So pendelt sich unsere Bewertung des Service bei drei Sternen, im Schnitt also okay, ein.

Essen und Getränke ****
Nachdem wir die Speisekarten erhalten haben, ordert meine Frau auf die entsprechende Nachfrage des Wirtes eine 
• Flasche Mineralwasser (0,75 l für 5,70 €).

Ich entscheide mich für einen 
• Grauburgunder (0,2 l für 7.- €), 
nachdem der Traubenwirt auf meine Frage hin trockene Weißweine aufgezählt hat, die er anbietet.

Die Getränke kommen zügig und richtig temperiert. Das Wasser ist ein italienisches Coralba-Mineralwasser, eine Marke, die uns erstmalig unterkommt. Der Wein ist ein 2015er badischer Grauer Burgunder vom Weinkontor Villa Baden.
Getränke
Die Speisekarte ist klein, drei Vorspeisen, vier Salatteller, ein halbes Dutzend Hauptgerichte und vier Nachspeisen. Bei den Hauptgerichten dominiert die deutsche Küche, die anderen Speisen erinnern an die internationale Küche. Preislich liegen die Gerichte im üblichen Rahmen, teilweise etwas darüber.

Wir entscheiden uns schließlich für 
• Filets von der roten Meerbarbe mit Ratatouille-Gemüse und Wildreis  (16,90 €) für meine Liebste und 
• „Welser Hirschgulasch“ mit Rosenkohl und hausgemachten Spätzle (17,50 €) für mich.

Nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit serviert der Chef meiner Frau die Meerbarbenfilets.
Filets von der roten Meerbarbe mit Ratatouille-Gemüse und Wildreis
In einer grauen Tellerschale liegen drei Meerbarbenfilets, dekoriert mit einem Rosmarinzweig, auf Ratatouille-Gemüse neben einer Wildreis-Halbkugel. Schade, daß es nur drei kleine Filets gibt, denn das zarte hellrosafarbige Fleisch ist köstlich. Leicht mehliert und auf der Haut knusprig perfekt gegart wird das kräftig würzige Aroma nicht überdeckt. Das Ratatouille dagegen hätte mehr Würze gut vertragen. Leider entpuppt sich das Gemüse eher als eine etwas zerkochte Tomaten-Paprika-lastige Sauce mit einigen wenigen, wenigstens bißfesten Zucchini- und Auberginen-Stücken. Der Wildreis ist okay. 

Weil wr etwas nachwürzen wollen, suchen wir vergeblichen Blickes nach dem Gastgeber. Erst als er nach einer Weile wieder aus der Küche kommt, können wir um Salz und Pfeffer bitten. Beides erhalten wir in Mühlen.

Mir serviert der Hausherr den Hirschgulasch aus den Welser Ländereien.
„Welser Hirschgulasch“ mit Rosenkohl und hausgemachten Spätzle
Eine stattliche Anzahl Hirschgulaschstücke, umschlossen von Sauce und ebenfalls garniert mit einem Rosmarinzweig, liegen auf einer grauen Tellerschale zwischen neun Rosenkohlröschen und einer guten Portion leicht angebratener Spätzle. Der Gulasch ist überwiegend zart und zerfällt auf der Zunge. Gelegentlich erwische ich aber auch ein festeres Fleischstückchen, allerdings kein einziges hartes, zähes oder knorpeliges. Die Fleischsoße paßt von der Würzung her bestens zu dem Fleisch. Die Spätzle sind auf den Punkt gegart, und ihre leichte Röstung gibt zusätzliches Aroma. Die Rosenkohlröschen sind bißfest, ihr Geschmack läßt an nichts zu wünschen übrig. Mit ein wenig Salz und Pfeffer muß ich allerdings nachwürzen. 

Meiner Angetrauten steht nach dem Hauptgericht der Sinn auf etwas Süßes. Sie bestellt eine
• Bourbon-Vanille Eis-Praline an marinierten Orangen mit Pistazien und hausgemachten gebrannten Mandeln (6,50 €).

Mir ist ein 
• Birnenbrand (0,02 l für 3,80 €) und ein weiteres Gläschen
• Grauburgunder (0,1 l für 3,50 €)
lieber.

Der Birnenbrand und der Grauburgunder werden schnell serviert. Der Birnenbrand schmeckt ausgezeichnet und intensiv und geht im wortwörtlichen Sinne runter wie Öl. Ein feiner Gebrannter. Meine Frau hingegen wartet eine halbe Stunde auf die Eis-Praline, die der Wirt schließlich serviert.
Bourbon-Vanille Eis-Praline an marinierten Orangen mit Pistazien und hausgemachten gebrannten Mandeln
Zwei Eiskugeln, ummantelt mit Gewürzspekulatius, wie uns der Traubenwirt auf Nachfrage meiner Frau erläutert, liegen auf einem Curaçao-Spiegel und sind umrahmt von Orangenstückchen, Pistaziensplittern und drei halben Kumquats. Von hausgemachten gebrannten Mandeln keine Spur. Bei nächster Gelegenheit fragt meine Frau nach den Mandeln, der Hausherr besorgt sie umgehend und serviert sie in einer kleinen Löwenkopfterrine.

Die Eis-Pralinen kommen direkt aus dem Tiefkühlfach und benötigen eine Weile, um aufzutauen und ihr Aroma zu entfalten. Das Eis schmeckt dann gut nach Vanille, die Spekulatiusummantelung ist eher geschmacklos. Der Curaçao-Spiegel unter den eisigen Eis-Pralinen soll augenscheinlich die Marinade der Orangenstückchen sein. Mariniert sind die Orangen nicht. Wir meinen, daß der Curaçao schon allein wegen des Alkoholgehaltes in der Karte hätte erwähnt werden müssen.

Die hausgemachten gebrannten Mandeln schmecken vorzüglich und bilden einen knusprigen Kontrast zu den letztendlich doch cremigen Eis-Pralinen.

Und nun zur Bewertung: Ich bin mit meinem Hirschgulasch sehr zufrieden, meine Frau mit ihren Meerbarbenfilets wegen des Ratatouille-Gemüse nicht ganz so, aber wegen der gut zubereiteten Fischfilets dennoch zufrieden. Unter dem Strich verdient die Küche beim Traubenwirt eine gute Note: Vier Sterne!

Die Sauberkeit ****
Der Gastraum ist sauber. Tische, Geschirr und Bestecke sind makellos. Die Toiletten haben wir nicht aufgesucht. Vier Sterne für die Sauberkeit!

Das Preis-/Leistungsverhältnis ***/****
Essen und Getränke haben wir als gut bewertet, den Service wegen verschiedener kleinerer Schwächen als okay. Der Abend hat uns knapp 61.- Euro gekostet. Diesen Preis für die gebotene Leistung sehen wir zwischen okay und gut angesiedelt, also dreieinhalb Punkte für das Preis-/Leistungsverhältnis.

Das Fazit ****
Alles in allem verdient der „Traubenwirt“ eine  Empfehlung. Wir haben einen angenehmen Abend in schönem Ambiente bei gutem Essen gehabt. Wir kehren gerne wieder hier ein und vergeben unter dem Strich vier Punkte als Fazit.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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