Zurück zu Wirtshaus Mohren
GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Wirtshaus Mohren in 88212 Ravensburg bewertet.
vor 9 Jahren
"Feine schwäbische Küche"
Verifiziert

Geschrieben am 05.09.2016
Besucht am 02.09.2016 2 Personen
Ravensburg ist durchaus eine Reise wert, allein schon wegen seiner charmanten Innenstadt. Auch die Gastronomie ist mir persönlich sehr sympathisch, denn hier erfährt man schon ein interessantes cross-over von schwäbischer Küche mit bayrischem und leicht alpenländischem Einschlag. Kein Wunder, denn der Bodensee ist nicht weit.
 
Das Wirtshaus Mohren liegt sehr zentral in der oberen Marktgasse, unweit den Museen Selinka, dem Humpis-Quartier, dem Wirtschaftsmuseum und dem Ravensburger Spielemuseum. Selbstredend findet in dieser Straße auch der attraktive Wochenmarkt mit regionalen Erzeugnissen statt. Und der Mehlsack gennante Stadtturm ist auch nur wenige Schritte entfernt. Also wird man unweigerlich am Mohren vorbeikommen und gerne auch hier einkehren. Das Lokal wurde im letzten Jahr sehr ansprechend und umfassend renoviert und liebevoll saniert, so dass man jetzt zum Beispiel barrierefreien Zugang hat und mittles einer kleinen, architektonisch klug angebrachten Rampe auch in den hinteren Festsaal und zu den Toiletten gelangen kann, auch in die schattige und ruhige hintere Terrasse. Die Gasträume sind modern und kreativ eingerichtet, mit einem ganz individuellen Charme und Charakter.
 
Sehr sympathisch finde ich die Tatsache, dass ich nachmittags um 14 Uhr ganz anstandslos noch zu Mittag essen konnte, dass offenbar die Küche keine Pause macht, sondern durchgehend offen ist. Da ich selten um Punkt 12 Hunger verspüre, kommt mir diese Flexibilität sehr entgegen. An einem heissen Tag Anfang September bot es sich noch an, um Aussenbereich, auf der vorderen Terrasse Platz zu nehmen. Leider ist das Terrain hier abschüssig, so dass immer etwas schräg sitzt. Dafür schattig und ganz bodenständig auf freundlichem Holzmobiliar.
 
Der Service war sehr rasch zur Stelle, die Getränke wurden umgehend ausgeliefert, auf das warme Essen, das frisch zubereitet war, hatte man vielleicht 20 Minuten zu warten. Der Umgangston war sehr nett und zugewandt und offen. Soweit ich sehen konnte, waren wir allerdings auch die einzigen Gäste, so dass wirklich kein Stress herrschte.
 
Bei den Getränken überraschte der Ingwer-Minze-Hugo (wo gibt’s das sonst noch??), möglicherweise eine Eigenkreation? Obwohl sichtbar mehrere Ingwerscheiben herumschwammen, dominierte eindeutig ein kräuteriger Pfefferminze-Geschmack, der in der Wärme herrlich erfrischte und belebte. Allerdings war das bauchige und langstielige Glas schlecht handzuhaben, denn der Schwerpunkt lag zu weit oben, so dass dauernd Kippgefahr bestand.
 
Zum Essen wählten wir einen gebackenen Seehecht (unter 10 Euro), sowie eine kleine Portion Allgäuer Kässpätzle (6,50 Euro) mit einem zusätzlich bestellten kleinen frischen Marktsalat (3,90 Euro). Der Seehecht war paniert, aber nicht fettig, und wurde mit verschiedenen Salaten gereicht, wobei der Kartoffelsalat offenbar aus eher festkochenden Kartoffeln hergestellt wurde (die sich eher für Salzkartoffeln eignen) und daher etwas fest und hart und geschmacklos geraten war. Die Gurke dafür sehr frisch und knackig. Und die Remoulade in einem kleinen separten Schälchen schien mir tatsächlich selbstgemacht zu sein. Die Kässpätzle waren erste Sahne: zwar eher Knöpfle (wie es hier in der Gegend so üblich ist), aber dafür hausgemacht und sehr habhaft. Alles veredelt durch deftigen Allgäuer Bergkäse und knusprig frittierte würzige Zwiebelringe. Letztere waren so lecker, dass man sie geradewegs abends zum Knabbern zu etwas Wein oder Bier goutieren könnte. Beim Beilagensalat war nur der Kartoffelsalat nicht so toll (siehe oben), dafür der Rest knackig und teilweise sehr fein gestiftelt (Zucchini, Möhre). Sogar die kleine Cocktailtomate hatte Geschmack!
 
Die Karte bietet viele Gerichte in zweierlei Größen an, auch in unterschiedlichen Variationen. Auf so blöde Begriffe wie Seniorenteller oder halbe Portion wird gottseidank verzichtet. Auch Kinder werden auf dieser Speisekarte fündig. Bei den Weinen kann man auf eine schöne Auswahl regionaler Spezialitäten zurückgreifen; für mich immer wieder lecker: Bodensee-Weine vom Aufricht.
Alles in allem ein sehr angenehmer, entspannter Besuch an einem Freitagnachmittag. Falls wir mal im Winterhalbjahr kommen, setzen wir uns gerne in den hellen, freundlich gestalteten Gastraum. Toll fand ich auch den hinteren Festsaal mit imposantem alten Wandgemälde. Und lobenswert ist die Tatsache, dass extra eine behindertengerechte Toilette eingerichtet wurde, die mit dem Aufzug ganz bequem erreichbar ist.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


PetraIO und eine andere Person finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und eine andere Person finden diese Bewertung gut geschrieben.