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Wohin sollte es gehen? Im Winter richten wir unsere Schritte gerne ab und zu nach Münster aus, dass wir sehr bequem per Zug erreichen können. Und die sehr dynamische Restaurantlandschaft in Münster bietet ja immer wieder neue und spannende Verlockungen. Und wir hatten Lust auf Neues. Im Sommer war mir bei einem Besuch der Landhotel Eggert(schen) „Fischbraterei“ Sylt am Bült (nein, ich rege mich immer noch nicht über diesen Namen auf) eine Neueröffnung im Innenhof an der Adresse Alter Fischmarkt 11a aufgefallen. Dort hat sich im April das Lokal LILIES etabliert, direkt links vom Sylt am Bült, man teilt sich den Innenhofbereich für die sommerliche Außengastronomie.
Dieser Name hat seinen Ursprung in einem Bach, der dort früher geflossen sein soll………..das muss sehr lange her sein in dieser Innenstadtlage direkt an der Lambertikirche, vielleicht haben den die Wiedertäufer aus Ihren Käfigen an der Kirchturmspitze noch bewundern können. Nun denn, es war nicht der Name, der uns am Anfang des Jahres 2017 an den alten Fischmarkt lockte, sondern die Macher dieses neuen Restaurants und ihr Konzept. Koch Daniele Putz war im Team des von mir sehr geliebten Rotkehlchens in Münster und hat sich mit einem Teil des Teams nun also mit einem ähnlichen kulinarischen Konzept selbstständig gemacht. Er beschreibt dieses laut HP wie folgt:
„Kreativ, überraschend, total lecker – im LILIES erwartet Sie eine raffinierte Cross-Over Küche. Koch Daniele Putz lässt sich bei seinen kulinarischen Kreationen von den Küchen der ganzen Welt inspirieren. Sein Markenzeichen: Ungewöhnliche Aromen. Jus und Fonds als Basis sind aus eigener Herstellung, die Zutaten kommen, wann immer möglich, aus der Region. Die Portionen: großartige Kleinigkeiten, kleine Großartigkeiten.“
Das bedeutet, alle Gerichte haben die Größe von Degustationsportionen. Man möchte dass der Gast sich durch viele der angebotenen Gerichte probieren kann. Da ließen wir uns gerne überraschen und reservierten problemlos per Mail einen Tisch für den Samstagabend.
Kurz vor 19 Uhr kamen wir im Innenhof am alten Fischmarkt an, schlitternd auf Grund der überfrierenden Nässe, und waren froh unverletzt im Inneren zu sein.
Die Inneneinrichtung ist sehr modern, und nimmt Elemente der 60er Jahre auf. Man fühlt sich ein bisschen in einen frühen Film von Stanley Kubrick versetzt. Aber es ist behaglich, die Tische für vielleicht 50 Besucher wahren ausreichend Abstand voneinander. Man will bewusst auch einen Barbetrieb bieten und hat hohe Stühle an der Bar und ein paar Loungemöbel im Restaurant für Gäste, die nur die beeindruckende Cocktailkarte testen wollen. Wir aber nahmen auf sehr bequemen Stühlen an einem Tisch für 2 Personen Platz und ließen uns Karten und Konzept erläutern.
An der Bar entdeckte ich noch ein bekanntes Gesicht aus dem Rotkehlchen, den Barchef und „Master of Gin“, im Rotkehlchen konnte, kann man zu seinem Menü eine Gin Begleitung servieren lassen. Der gute Mann hatte also mit gewechselt. Zum Essen direkt bevorzuge ich wie meine Frau Wein, aber davor und danach darf es gerne ein kreativer Cocktail sein.
Die Frage nach einer Aperitifempfehlung wurde beantwortet mit einer Kreation des Barchefs: WINTER MARTINI gemacht aus Noilly Prat / Beefeater Gin / Espuma aus roten Früchten und Gewürzen
Wehrmut und Gin, das war ein herbes Vergnügen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Gewürze unterstützten diesen herben Grundton noch. Meine Frau war nicht 100% angetan, ich fand diesen Cocktail sehr gut gelungen.
Jetzt konnten wir also die Karte studieren. 13 Gerichte fanden sich auf dieser, ein wilder Cross Over Mix, viel asiatisches, aber auch mediterranes und klassische Elemente fanden sich in den angebotenen Gerichten. Der Service empfiehlt, je nach Hunger, Minimum drei Gerichte zu erwählen um satt zu werden. Aber da ich den Samstag im Familienwald verbracht hatte um Brennholz zu sägen, Madame will auch im Winter 2018 den Ofen warm haben, gedachte ich mehr Gänge zu erwählen. Diskussion mit Madame und wir waren uns einig, es sollte das angeboten 6 Gang Überraschungsmenü für 55 EUR sein. Es gibt dieses auch als 3 Gängiges Menü. Die Küche wählt hierbei aus den Gerichten der Karte den jeweiligen Gang aus. So war ich auch die schwere Entscheidung los, aus den 13 verlockenden Gerichten etliche eliminieren zu müssen. Wir ließen uns darauf ein, dass die Küche machen zu lassen.
Schwierig ist es dann ja immer mit der Wein Auswahl, aber angesichts der vielen asiatischen Elemente in den Gerichten und unserer Vorliebe für Riesling einigten wir uns auf einen deutschen Gutsriesling (VDP-Klassifikation) vom Weingut Kruger Rumpf von der Nahe.
Nachdem wir im September in der Bingener Weinstube dieses Weingutes einen wunderschönen Abend mit einem Kritikerkollegen verbrachten, waren uns die Produkte des Weingutes in guter Erinnerung. Ein Lagenriesling vom Quarzit sollte es sein. Und von dort kam er sicher, dieser Wein war nicht mineralisch im Geruch, er war schon fast metallisch, so intensiv war der Eindruck. Im Mund war er dann zahmer, aber immer noch mit einer vorherrschenden Mineralik.
Mit dem Wein kam der Service mit einer ersten Speise, Laugengebäck und Baguette mit einem Hummus. Schon dieses erste kleine Gericht konnte überzeugen. Viel Koriander und auch Minze war im Hummus.
Nach dem wir unseren Aperitif geleert hatten und der Wein eingeschenkt wurde, kam der erste Gang unseres Menüs.
THUNFISCH-TEMPURA mit Togarashi-Pfeffer und Mangosalat
Zusätzlich gab es noch auf dem Teller asiatisch mariniertes Gemüse sowie ein Avocado-Mousse mit Wasabipulver. Was lagen wir gut mit unserer Wein Auswahl, es ging gleich mal in den fernen Osten. Das Gemüse in dünnen Scheiben gehobelt war sehr sanft mariniert, leicht säuerlich-süß. Spannender im Geschmack schon die Guacamole mit dem Wasabipulver, sehr gute Kombination. Die Beste der drei Zugaben zum Thun aber der Mangosalat mit Chili. Süß mit der perfekten Schärfe auf der Zunge. Lecker! Und dieser passte auch am besten zum puristischen Thun, der in Nori eingewickelt war und dann ganz kurz im Tempurateig ausgebacken worden war. Insgesamt ein sehr gut harmonierender Teller.
Danach Gang 2
SAMOSA VON BLAUEN KARTOFFELN mit pikantem Okraschotengemüse
Auf der Rückseite der am Tisch belassenen Karte wurden einige unbekanntere Gerichte erläutert, so auch diese Teigtasche. Samosa sind eine Zubereitungsart der indisch-pakistanischen Straßenküche, der einfache Wasser-Weizenteig wird mit verschiedenen Zutaten gefüllt und frittiert. Hier mit einer Kartoffelfüllung. Das Okraschotengemüse war gut abgeschmeckt. Auch dieser kleiner Gang war ein gutes Gericht.
STECKRÜBENSUPPE mit Kurkuma und Garnelen-Dumpling war Gang 3.
Waren die beiden vorhergehenden Gänge sehr puristisch und zurückhaltend gewürzt, war diese Steckrübensuppe sehr kräftig abgeschmeckt, und mit viel Sahne versehen worden. Von der Steckrübe mit ihrem durchdringenden Aroma fand sich nicht so viel wieder, aber abgesehen davon war es eine gut gekochte Suppe, die das Herz erwärmte. Lecker auch die Garnelen Frikadelle. Das passte gut zusammen.
Nach einiger Wartezeit folgte Gang 4
CHAWAN MUSHI Japanischer Eierstich mit Jakobsmuschel und Shiitake Pilzen
Dieses Gericht war für den europäischen Gaumen dann eine Herausforderung. Dashi Brühe war mit Gelatine zu einer festen Konsistenz gebracht worden und wurde lauwarm serviert, darauf krosse gebratene Scheiben vom Shiitake Pilz sowie gehobelte Scheiben. Dazu kross kurz gebratene Jakobsmuscheln. Der Geschmack gefiel mir in der Kombination sehr gut, allerdings ist diese fest abgebundene Dashi Brühe schon eine Herausforderung beim Verzehr. Meine Frau aß nicht alles davon. Sehr selektiver Gang, wieder sehr asiatisch gewürzt.
Einer der Höhepunkte des Abends sollte Gang 5 werden:
RINDERBUG IN MASTERSTOCK GLASIERT mit Sesamkartoffelpüree und Pak Choi
Von japansicher Dashi Brühe zu chinesischer Masterstock. Ein Fond auf Sojasaucen und Gemüsebasis, der ins unendliche reduziert wird und in dem die Küche ein Stück Rinderbug aufs zarteste geschmort hatte. So zurückhaltend gewürzt der vorherige Gang war, so explodierte dieses Gericht sowohl in Nase als auch Gaumen. Bamm, schon hatte sich diese Fleisch-Saucen-Kombination im Mund festgesetzt, gut dass dieses der letzte Gang vor dem Dessert war. Er hätte sonst alles folgende unter sich begraben. Pak Choi und Püree waren gute Begleiter zu dieser Geschmacksexplosion! Allerfeinst! Auch meine Frau erkor diesen Gang zu ihrem Favoriten.
Dessert als Gang 6 stand an:
SÜSSKARTOFFELKUCHEN mit Root-Beer-Eis und Pekan-Nüsse
Wie immer bei Desserts lass ich hier Bild sprechen……..es war lecker! Erstaunlich gut dieser Süßkartoffelkuchen. Lecker die gebrannten Pekan-Nüsse, auch das Eis schmeckte. Wieder hervorragend kombinierte Bestandteile. Ein guter Abschluss eines guten Menüs!
Als Digestif gönnten wir uns noch beide einen Cocktail von der Bar auf Gin Basis. Hier sollte man den Barkeeper einfach fragen und sich von seinen Kreationen überraschen lassen.
Der Service agierte über den Abend ohne große Schwächen. Fragen, die ich zu den Gerichten stellte, konnten umfassend beantwortet werden oder es wurde die Küche konsultiert. Wir fühlen uns gut umsorgt.
Fazit: Wir hatten einen schönen Abend mit einem Menü, dessen PLV unschlagbar gut war. Besonders für münsteraner Verhältnisse. Wir kommen gerne und sicher wieder!
PS im Informationsteil der Karte kündigt Daniele Putz eine Bildungsreise nach Peru an. Ich glaube, man kann sehr gespannt sein, was aus dieser Landesküche mit bringt in seine Eigene.