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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat Koreanisches Restaurant Bab & Bab in 99084 Erfurt bewertet.
vor 3 Jahren
"Erstbesuch, der neugierig macht"
Verifiziert

Geschrieben am 30.07.2022 | Aktualisiert am 30.07.2022
Besucht am 04.04.2022 Besuchszeit: Abendessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 33 EUR
Fastenzeit in Erfurt. Nach einem etwas - nun ja, ausgiebigeren - Mittagsmahl - stand mir abends der Sinn nur nach einem kleinen Snack. Auf der Suche nach einer Alternative zum ewigen Ballenberger schlenderte ich eher ziellos durch die Stadt, als mir am Beginn der Langen Brücke dieses koreanische Lokal auffiel. Einerseits durch seine klare Gestaltung ohne folkloristischen Schnickschnack und weil es an einem Montag nun auch nicht gerade von hochwertigen Angeboten in Thüringens „Metropole“ nur so strotzt. Und schließlich, weil das koreanische Gastro-Angebot hierzulande eher ein Nischendasein führt, kein Vergleich zur Masse der chinesischen und vietnamesischen Restaurants und selbst japanische oder thailändische Küche findet man öfter, jedenfalls gefühlt. Also hinein in die Welt  von Bibimbab und Bulgogi, den köstlichen dicken Pfannkuchen Pajeon, den vielfältigen Mandus und natürlich dem allgegenwärtigen Kimchi.

Der L-förmige Gastraum füllte sich an diesem Abend nach und nach vollständig. An der kurzen Fensterseite verschiedene Paare und im langgezogenen Teil zwei Gruppen. Für mich fand sich ein Platz auf der kleinen Empore ganz am Ende, von dem aus ich immerhin einen guten Blick durchs Restaurant hatte. Anders als die blanken Tische waren die Holzstühle und -Bänke gnädigerweise gepolstert.




Bedient wurde überwiegend von einem Herrn mittleren Alters, ganz sicher nicht vom Fach. Ich würde ihn eher zum persönlichen Kreis der vermutlich koreanischen Wirtin zählen, die sich hinter der Theke um Getränke und die Abrechnung kümmerte. In der Küche sah ich eine weitere Dame alleine werkeln, für diese Besetzung waren die Wartezeiten akzeptabel, zumal alles akkurat aussah.
Der Service wurde ruhig und freundlich abgewickelt, Auskünfte gab die Eigentümerin gern, die gelegentlich Bestellungen mit an die Tische brachte. Es war nur Barzahlung möglich, aber es gab eine ordentliche Rechnung.

Wie gesagt, wollte ich nur ein paar Kleinigkeiten und bestellte 3 kleine Beilagen (Banchan) für 6€ und - natürlich - Kimchi (3,9€).


 Letzterer wird im Bab&Bab in einer deutlichen, aber erträglichen Schärfe serviert, ansonsten sehr ausgewogen, weder zu sauer noch zu salzig.


Dazu zwei Joubu Chobab, Tofutaschen mit gewürztem Reis gefüllt, in Japan als Inari Sushi bekannt und als „hausgemacht“ angepriesen. (Beim Kimchi stand „selbst gemacht“ wobei ich nicht glaube, dass hier feinsinnige Hinweise gegeben werden sollen. Dafür ist die Herstellung von Kimchi zu selbstverständlich für jeden koreanischen Haushalt.) Für 5,9 € gibt es vier „einfache“ Taschen oder nur zwei, diese dafür mit marinierten Schwarzwurzelstreifen und Algensalat gepimpt. Eine gute Wahl, die Süße des Teigs passte gut zur würzigen Auflage und sorgte für etwas zum Beißen. Leckere Happen.


Die Banchan bestanden aus sauer eingelegten Gurken-Zwiebelmix, knackigem mariniertem Rettich wie aus den Maki Sushi bekannt und einem scharfen Bohnensalat. In dieser Reihenfolge gefielen sie mir auch immer besser. Hinsichtlich der kräftigen Säure und Schärfe muss man ja bedenken, dass es hier um Beilagen mindestens zu Reis oder ganzen Hauptgerichten geht.


Etwas Platz vermeldete der Magen noch und so war ich gespannt, ob die Kimbab, das koreanische Pendant zu Hoso maki überzeugen würden. Mengenmäßig unbedingt, wobei 9,5€ auch mein Ausreißer nach oben auf der Rechnung waren.


Die Reisrollen im Noriblatt waren mit Rettich, Karottenstiften und Salat gefüllt. Aber Hauptzutat war Thunfisch, der nicht wie in der Nippon-Rolle roh, sondern gekocht verarbeitet wurde. Original Dosenware war es sicher nicht, eine weitere Komponente schien mir eingearbeitet, vielleicht Frischkäse. Indes, es blieb eine trockene Angelegenheit im Mund. Die sauren Gemüse halfen da auch nicht viel. Nicht wirklich schlecht, aber auch kein Highlight.

Da Fastenzeit war, fiel ein Dessert sowieso flach und Käse gab es natürlich auch nicht. Was tun? Beim Durchblättern der recht zerknitterten Speisekarte auf dem Klemmblock fiel mir eine bis dato unbekannte Spezialität ins Auge: Misu-„Kaffee“ aus 10 verschiedenen Getreidesorten und in allerlei Variationen. Mit geschäumter Milch sollte das doch reichhaltig genug für einen Nachtisch-Ersatz sein. War es auch und zudem sehr lecker. Zwar war die erste Assoziation natürlich Caro-Kaffee, aber dann doch deutlich komplexer. Würde ich bei Gelegenheit ohne Milch probieren. 4,9€ wurden dafür fällig, fand ich nachvollziehbarer als die 2,9€ für den aufgegossenen Teebeutel zuvor.


Fazit: Nicht völlig überzeugend, aber meine Auswahl war ja doch sehr eingeschränkt. Ohne genauere Kenntnisse der Küche zu haben (Finesse ist aber wohl nicht die hervorstechendste Eigenschaft), scheint mir das Bab&Bab authentische koreanische Speisen zu servieren. Das macht es für mich so interessant, dass ich es bei meinem ersten Besuch in Erfurt nach der Fastenzeit wieder besuchen wollte. Der Tag der Arbeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Aber aufgehoben ist ja nicht ausgetrunken!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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