Zurück zu Restaurant im Hotel Prümer Gang
GastroGuide-User: Nolux
Nolux hat Restaurant im Hotel Prümer Gang in 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler bewertet.
vor 9 Jahren
"Meine Erwartungen waren hoch und wurden nicht wirklich erfüllt!"
Verifiziert

Geschrieben am 03.07.2016 | Aktualisiert am 03.07.2016
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant im Hotel Prümer Gang
Besucht am 17.06.2016 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen Rechnungsbetrag: 210 EUR
Prümer Gang
 
Mittlerweile ist es schon zur Gewohnheit geworden, einmal im Jahr ein Wochenende an der Ahr zu verbringen. Die Lust und Leidenschaft am Rotwein hat uns ursprünglich dort hingeführt. Jetzt ist es zwar immer noch der Wein, aber auch die besondere Landschaft und vor allem die urgemütliche Altstadt in Ahrweiler.
An diesem Freitag, dem Anreisetag, sollte es uns gleich ins Hotel Restaurant Prümer Gang ziehen. Aufgefallen ist mir das Restaurant letztes Jahr bei einem Besuch des Ahrweiler Weihnachtsmarktes. Leider hatten wir nicht die Zeit dort zu verweilen. Hier auf Gastro Guide gibt es auch schon ein paar Bewertungen, der Gault Millau vergibt 14 Kappen, Michelin den Bib Gourmant.
Reserviert hatte ich drei Wochen zuvor per Email, was auch wunderbar funktionierte. Man freue sich auf unseren Besuch.
Das Wetter an diesem Freitag war, wie der bisherige Sommer generell, sehr durchwachsen und Regen drohte. Von unserem Hotel direkt am Marktplatz waren es zum Glück nur zwei Gehminuten zum Restaurant. Von außen ist es eher unscheinbar, ein paar Kübelpflanzen, Tische und Stühle, die aber nicht genutzt wurden. Rechts und links vom Eingang zwei Schaufenster mit der Speisekarte und Informationen zum Hotel.
Zu viert betraten wir das Restaurant dann fast pünktlich. Durch einen schweren Vorhang betritt man den großzügigen, hellen Gastraum mit einer hohen Decke und dezenter Beleuchtung.
Die Chefin des Hauses empfing uns, nahm uns die Jacken ab. Der reservierte Tisch wurde uns gezeigt und sie geleitete uns an den Tisch. Von da an umsorgte sich eine weibliche Servicekraft den ganzen Abend über um uns, und sie brachte uns auch gleich die Karten. Auch nach einem Aperitif wurde gleich gefragt.  Wir hatten dann zweimal einen Sekt (0,1/5,90€) geordert, Fräulein wählt den Sekt mit Rhabarber und Erdbeersirup (6,80€), der Schwiegervater musste eine Cola (0,2/2,50€) nehmen. Dazu bestellten wir auch gleich eine Flasche Wasser medium (0,75/6,80€).
Schauen wir uns mal die Karte an. Schwer zu lesen auf den ersten Blick. Eine ausschweifende Handschrift sticht einem ins Auge. Angeboten werden ein 4-Gang-Menü á 49€, fünf Vorspeisen und Suppen, sieben Hauptgerichte und fünf Desserts. Da ich mir die Karte vorab schon im Internet anschaute war ich mir ziemlich schnell sicher und ich konnte mich intensiver mit der Weinkarte beschäftigen. Erwartungsgemäß hauptsächlich Weine von der Ahr. Nur bei den offenen Weinen ist die Auswahl größer. Allerdings nur was die Herkunft angeht. (Ahr, Rheinhessen, Nahe, Pfalz, Toskana, Rioja). Vier Weiße, zwei Rosé und fünf Rote. Und alle bis auf einen offenen Wein sind trocken ausgebaut. Ich hätte gerne zu der ein oder anderen Flasche an diesem Abend gegriffen, aber der Schwiegervater schwächelte auf Grund einer Magen-Darm-Verstimmung und mit meinem Fräulein alleine wäre das zu viel geworden. So bestellte jeder individuell. Auf den Ratschlag des Service  wollte ich mich nicht verlassen. Auf meine Nachfrage, ob es zum Menü eine Weinbegleitung gäbe, konnte mir die Dame keine zufriedenstellende Antwort geben. Da musste ich mich auf meine Intuition verlassen und auf den Ruf der Winzer in der Karte. Warum denken die Servicekräfte, dass zu fischigen Vorspeisen immer nur ein Riesling passt? (ich könnte hier jetzt ein Fass aufmachen und eine Diskussion anfangen, wie man Servicekräfte gerade in gehobenen Häusern besser mit dem Umgang mit Wein schulen sollte, habe aber jetzt keine Geduld und Lust dazu…. Vielleicht fällt den Lesern was dazu ein? ;-))
Nun gut. Wir geben die Bestellungen auf, ebenso die Getränkewünsche und wir bekommen kurz darauf als einen Gruße aus der Küche etwas Brot (zwei Sorten), Schälchen mit Butter und einer pikanten Paprikacremè, welche durch ihre Schärfe und gleichzeitig mit Süße überzeugt. Als drittes gab es diverse geröstete Nüsse, die teilweise auch pikant daher kamen und den Wasserkonsum ankurbelten.

Grüße aus der Küche

Am Nachbartisch wurde gefragt nach der Art der Nüsse (man habe Allergien), konnte aber nur damit beantwortet werden, dass man (frau) es nicht genau wisse, man kaufe das Produkt zu… Davon kann man jetzt halten was man will. Ich bin der Meinung, man sollte schon wissen was man verkauft! (noch ein Fass zum Aufmachen…)
Während wir also auf die Vorspeisen warteten, war Zeit sich die Gäste und das Restaurant anzuschauen. Gut besucht war es an diesem Freitagabend. Knapp 25 Gäste jeden Alters waren im unteren Gastraum anwesend. Oben scheint es auch noch Plätze zu geben. Wie schon gesagt, es wirkt hell, die dezente und indirekte Beleuchtung gemütlich und angenehm (aber zu wenig für bessere Bilder…)
Die Tische klassisch mit weißer Tischdecke eingedeckt (auf der wir uns mehrfach verewigt haben), Silberbesteck, Teller mit Brotmesser, einer Vase mit Blumen, feine gestärkte Stoffservietten, Pfeffer- und Salzmühle. Das Besteck wurde bei den Menüessern aufgestockt.

Der Tisch

Kurz vor den Vorspeisen wurde dann auch endlich mein bestellter Wein serviert. Ein Spätburgunder Blanc de Noir trocken, Weingut Adeneuer / Ahr (0,1/5,50€). Kraftvoll, sehr lang und cremig. Wie geschaffen für die Vorspeise…
 
 
Rucolasalat mit Lachs-Buttermilch-Terrine (Menü)

Rucolasalat mit Lachs-Buttermilch-Terrine

 
Auf einem Bett von gut mariniertem Rucolasalat thronte eine sehr luftige Buttermilchterrine, die ummantelt war mit Scheiben vom geräucherten Lachs. Die Terrine an sich, außer dass sie eben sehr luftig war, hatte wenig Eigengeschmack, hier hätte ich mir dann schon etwas mehr Lachs dazu gewünscht. Es gab zwar noch zwei perfekt gebratene Garnelen dazu, aber richtig begeistern konnte mich das Gericht nicht. Also Deko fungierten zwei halbe Kirschtomaten, ein paar Sprossen und ein Brotchip. Handwerklich alles perfekt, geschmacklich ausbaufähig. 4*
 
Schwiegermama wählte rosa gebratenes Roastbeef mit Spargel-Ei-Marinade und Wildkräutersalat (14,50€) und war vollends zufrieden. Der Schwiegervater versuchte sich an einer Spargelcremesuppe mit Krabben. Nach der Hälfte des Tellers gab er auf und musste uns dann verlassen. Lag aber nicht an der Qualität der Suppe, denn die war ausgezeichnet. Allein die Krabben wirkten deplatziert. Erstens zu trocken und dann kamen sie auch noch speckig rüber. Hätte man sich sparen sollen…
 
Die erste Flasche Wasser war dann auch leer, also musste eine neue her. Dazu wollte ich auch einen neuen Wein, der Blanc de Noir war mal wieder leer. Ich machte das abhängig von der Zubereitung des Zwischengangs. So entschied ich mich für einen Weißburgunder trocken vom Weingut Dönnhof / Nahe (0,1/4€)  Der kam dann etwas spät, kurz vorm Essen, aber war dann auch okay, da die Wartezeit dann doch erheblich war und ich den Wein bestimmt schon vorher getrunken hätte (darf ja nicht warm werden…) Mein Fräulein hatte den Aperitif auch endlich gepackt und bestellte einen Riesling trocken vom Weingut Meyer-Näkel / Ahr (0,1/3,80€) Ungewöhnlich untypisch für die Ahr, hatte schon fast Rheingau-Charakter… Sehr knackig, mineralisch und geradlinig.
 
 
Erbsenravioli mit Brauner Butter und Pfifferlingen (Menü)

Erbsenravioli mit brauner Butter und Pfifferlingen

 
Nachahmungswürdig! Das Gericht wird mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Absolut perfekt in Umsetzung und Geschmack! Drei recht große, handgemachte Ravioli, gefüllt mit Ricotta und frischen Erbsen, sehr ordentlich abgeschmeckt und auf den Punkt gegart. Dazu in brauner Butter mit vielen weiteren Erbsen geschwenkt. Die kurz angebratenen Pfifferlinge waren sehr aromatisch, hatten einen schönen Biss und passten sehr gut dazu. Späne vom Parmesan und eine Scheibe krosser Speck rundeten ein wirklich hervorragendes Zwischengericht ab! Volle 5*
 
Dann dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis die Hauptgerichte kamen. Zeit genug um die Toiletten aufzusuchen. Die waren anstandslos was Sauberkeit und Ausstattung angeht. Überhaupt wirkte alles sehr gepflegt und anständig im Restaurant. Unsere Servicedame kam dann um nach weiteren Getränken zu fragen. Zum Hauptgang empfahl sie eine Rotwein Cuvee aus der Pfalz vom Weingut Markus Schneider. Black Print (Merlot, Cabernet Dorsa und Sauvignon) wäre sehr passend dazu mit seinen Cassis Aromen, ich vermutete den Wein als zu schwer und tanninhaltig. (Unserem Pfälzer Schreibgenie Marc074 wird er wohl sehr liegen…) Ich endschied mich gegen die Empfehlung für einen klassischen Spätburgunder trocken von der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr. (0,1/4€) Der war unkompliziert, fruchtig und ordnete sich gut dem Hauptgang unter, ohne dabei unter zu gehen. Fräulein ließ sich vom Service überreden und wählte die Cuvee. (0,1/5,50€) Wie erwartet sehr kraftvoll, mit Aromen dunkler Früchte und auch etwas Cassis und spürbaren Tanninen. Idealer Wein für verregnete Herbsttage. Aber nicht für ein Sommergericht!
 
 
Rehmedaillon auf Spitzkohl mit kleinen Semmelknödeln & karamellisierten Haselnüssen (Menü)

Rehmedaillons mit Semmelknödeln und Spitzkohl

 
Dann kamen die großen, weißen, rechteckigen Teller. Das Essen sah etwas verloren darauf aus. Aber der Geschmack war umso größer. Das Reh butterzart und perfekt gegart, schön rosa, saftig und hatte schöne Röstaromen abbekommen! Der Spitzkohl, wohl zuvor blanchiert und dann noch mal in Butter angebraten, war ebenso wunderbar wie die kleinen Knödel, welche fluffig und kräftig im Geschmack waren, ich hätte mir aber gerne einen weiteren gewünscht. Dazu eine perfekte Soße, etwas Preisselbeerkompott und die karamellisierten Haselnüsse passten wie erwartet sehr gut. 4,5*
 
Meine Schiegermutter hatte geschmorte Lammschulter mit Ratatouille und Dauphinkartoffel (22€). Da sie es nicht komplett schaffte, durfte ich großzügig probieren. Da bleibt nur zu sagen, dass auch hier kaum ein Grund zur Beanstandung bestand. Das Lamm ebenfalls äußerst zart, das Ratatouille klein gewürfelt und aromatisch gebraten, die Soße das Tüpfelchen auf dem I.
 
Wir bestellten dann noch eine weitere Runde Rotwein, zu meinem Dessert auch nicht ganz unpassend. Hier konnte man dann zwischen zwei Variationen im Menüwählen.
 
 
Passionsfruchtparfait mit Grafschafter Erdbeeren (Menü)

Passionsfruchtparfait und Grafschafter Erdbeeren

 
Die Damen teilten sich die Süßspeise. Optisch nicht der Kracher, geschmacklich hatte es den Damen auch mehr Lächeln ins Gesicht getrieben als mir. Keine Frage, das Parfait war gut gemacht, schmeckte auch so wie es hieß, mehr aber nicht. Die Erdbeeren blieben geschmacklich etwas blass, da kann man dem Koch aber nicht wirklich keinen Vorwurf machen. Keine Werbung für die Grafschaft. Das Schokosegel, ein Minzblatt und kleine Baiser-Kugeln dienten als Verzierung. In meinen Augen reicht es aber nur für 3,5*
 
 
Käseauswahl aus Vorarlberg (Menü)

Voralberger Käseauswahl

 
Mal wieder eine Käseplatte zum Dessert, nachdem ich zuletzt im Mainzer Laurenz auf den Geschmack gekommen bin. Leider kriege ich die vier Sorten nicht mehr zusammen, aber es waren ein Brie, ein Bergkäse in Rotwein affiniert, dazu ein in mediterranen Kräutern eingelegter Ziegenfrischkäse und ein weiterer. Allesamt auf ihre Art sehr gut. Dazu ein recht scharfer Birnensenf und ein Birnenkompott. Brot wurde mir auch noch gereicht. Ich war zufrieden. Und das zählt. 4*
 
Das Bezahlen ging problemlos über die Bühne, auch mit der EC Karte. Die Jacken mussten wir dann selbst holen. Die Verabschiedung nicht so freundlich wie der Empfang, mehr aus dem Hintergrund und gezwungenermaßen…
 
 
Fazit:
 
Meine Erwartungen waren hoch und wurden nicht wirklich erfüllt!
Vom Essen her kann ich nicht mal so viel bemängeln, es war größtenteils so wie zu erwarten und das auch meist sehr gut bis perfekt umgesetzt. Daher gerne 4,5* dafür!
Der Service
hat es leider geschafft, dass ich mich nicht wirklich wohl fühlte. Obwohl die Voraussetzungen dafür durchaus gegeben waren. Nur fühlte ich mich als Gast nicht wirklich umsorgt. Die Wartezeiten teilweise echt lang, die Ansagen zu den Essen knapp bis gar nicht, die Nachfragen auch spärlich und wirkten gezwungen. Schade, das war nicht mehr als Dienst nach Vorschrift und dem Ruf des Prümer Gang wohl auch nicht gerecht… 3*
Das Ambiente ist schick, die Einrichtung durchdacht und gefällig; man könnte sich durchaus sehr wohl fühlen, Platz ist genug und man geniest eine gewisse Intimität. Nur aus vorgenannten Gründen kann das nicht punkten.  Da ich das aber nicht hier auch nochmal einfließen lassen kann, faire 4,5*
An der Sauberkeit gibt es eigentlich nichts zu mäkeln. Alles sauber und gepflegt. 5*
Das PLV ist an den Speisen gemessen mehr als ordentlich, die Getränkepreise (Wasser 6,90€ und auch die der offenen Weine) schon fast grenzwertig. Dazu der mäßige Service, lassen mich nur auf 3,5* kommen.
Ob wir wieder kommen, kann ich jetzt noch nicht sagen…. Das Essen zumindest wäre es jeder Zeit wert!
 
3 –wenn es sich ergibt wieder
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 25 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Vully und 25 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.