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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant L99 in 49078 Osnabrück bewertet.
vor 2 Tagen
"Neues Leben in alten Mauern!"

Geschrieben am 14.08.2025 | Aktualisiert am 14.08.2025
Besucht am 06.08.2025 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 240 EUR
Ich war traurig, dass gebe ich zu, als Gina Duesmann und Lars Keiling die Schließung ihres mit einem Stern versehenen Restaurant Friedrich in Osnabrück verkündeten. Auch die Ankündigung eines Neustarts mit überarbeitetem Konzept konnte mich da nicht allzu sehr trösten. Bedeutet das doch heutzutage in den allermeisten Fällen eine Reduzierung des Anspruchs auf das Niveau der immer anspruchsloseren Gäste in diesen Zeiten. Auf der Strecke bleiben Menschen wie ich, die nicht bereit sind, in einem Restaurant mit weniger Anspruch zu essen als zu Hause. 

Aber ich war ja neugierig was die beiden denn da ab Mitte Juli neu eröffnet hatten und hatte schon in meinem Bericht zum Furittsu vermeldet, dass ich mich dort umsehen würde. An jenem Abend hatte ich vor der Einkehr zum Sushi Essen noch kurz bei Frau Duesmann Hallo gesagt und spontan gleich einen Tisch für den 6. August für meine Frau und mich reserviert. 

So standen wir also am Mittwochabend vor der Tür eines unserer liebsten Restaurants und warteten Gespannt in was es sich denn würde verwandelt haben. L99 heißt es nun, angelehnt an die Adresse. Und voll war es, selbst an diesem Mittwochabend. Tout Osnabrück wollte sehen, was sich denn neues entwickelt hatte. Gina berichtete von sehr guten Buchungszahlen in den ersten Tagen. Hoffentlich entwickelt sich aus der ersten Neugier ein stetiges Interesse. Das Konzept des L99 erinnert an die Henne Weinbar in Köln, casual Bar Konzept kombiniert mit einer Tapas Küche auf Sterne Level. Irgendwie muss man Lars ja bei Laune halten. 

Das Innere ist grundlegend umgestaltet, der Sternestuben Charme ist einem etwas legereren Ambiente gewichen. Im Gastraum beherrschen zwei Automaten mit Wein zum selber zapfen ( Coravin System ) das Ambiente. Dort kann man sich mit Hilfe einer Chipkarte selber bedienen. 

Oben für den gehobenen Anspruch, unten für die Wein-Novizen und Preisbewussteren. Das Angebot steht zum Teil auf der HP.

Zum meiner Erleichterung ist die anspruchsvolle Weinkarte des Friedrich auch im neuen Restaurant Teil des Angebots. Irgendwie muss man Gina ja bei Laune halten. Wir starteten also mit einem Aperitif und sichteten das Angebot. 

Dazu ein erster Teller zum teilen. Sauerteig Ciabatta mit aufgeschlagener Butter und Schabzigerklee. 

Naschend vertieften wir uns in Champagner und Sekt und die Karte. Für uns beide, was sonst, wer uns kennt, roher Fisch. 

Forelle Ike Jime, mit Shisoblatt, Furikake und Umeboshi war natürlich eine japanische Ansage des Sternekochs! Und meine Frau und ich stellten voller Freude fest, dass Lars nicht daran denkt, seine Ansprüche auch bei Tapas zurück zu schrauben. Das hätte er so auch in einem Sternemenü servieren können. Genau ausgetüfteltes Verhältnis zwischen entspannt gestorbenen Fisch, Kräuerblatt, Gewürzmischung und Salzpflaume! So durfte es weitergehen. wir orderten Curry und vegetarisch im zweiten Durchlauf. 

und 

Und die Küche zeigte auch bei diesen beiden Gängen ihre Herkunft. Großartige Tiefe im Curry, Lars servierte ein Fischcurry der Oberklasse mit Edelfischen, Garnelen  und einem Dumpling, in dem sich auch was aus dem Meer befand. Meine Frau erfreute sich an Blumenkohl orientalisch mit Hühnerei und Mandel und ich weiß nicht, welches Gericht ich besser fand in diesem Gang, das Sharing Konzept kommt einem hier wirklich entgegen. Ein herzhafter Gang sollte es noch sein. 

und 

Einerseits Hähnchen mit Zitronengras, gebackenem Reis und Karotte, was die Geschmacksnerven wieder Richtung Orient schickte und andrerseits Zicklein Praline und geschmort, klassische europäische Küche, serviert mit Bohnen-Tomaten-Cassoulet und Speck Gnocchi, irgendwo muss Frankreich ja dabei sein. Zum Abschluss noch Käse aus einer Hofkäserei aus Tecklenburg, nicht weit von Osnabrück. 

Tolle Käse, lokal erzeugt, bis auf den Munster, den mag ich einfach nicht, auch nicht aus Ziegenmilch. Der Teller nannte sich Ziegenkäse-Eskalation und nahm das wirklich ernst! Wir waren sehr satt und sehr glücklich mit dem Essen. Wein gab es auch, da überlässt man sich als Wein-Liebhaber der Chefin und die wird sicher perfekt fündig in der Weinkarte (siehe HP). 

Auch wenn noch etwas jung, ein feines Burgund Feeling kam auf! Auch hier waren wir restlos glücklich! 

Tja, was soll man sagen? Erstens, ich habe Gina Duesmann selten so entspannt und glücklich gesehen wie an diesem Abend. Das neue Konzept kommt ihrem Weinverstand natürlich sehr entgegen. Zweitens, Lars Keiling kocht zwar kein Sternemenü mehr, aber wenn man sich aus den Tapas was entsprechendes zusammen stellt, werden bei dem Niveau die aller wenigsten Gastronomien in meiner weiteren Umgebung mithalten können und der Genuss ist sowieso auf Sterneniveau. Drittens bin ich persönlich froh, dass ich weiterhin einen Genuss-Anlaufpunkt in Osnabrück habe! 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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