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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Schlossbrauerei Aulendorf Wirtshaus Schalander in 88326 Aulendorf bewertet.
vor 1 Tag
"Von Peter Paul bis Pankraz"

Geschrieben am 31.07.2025
Besucht am 30.07.2025 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 43 EUR
Auf dem Weg zur Geburtstagsfeier eines Freundes stranden wir bei unwirtlichen 14 Grad (und das Ende Juli) zu dritt in Aulendorf im oberschwäbischen Schussental. Vom Hunger getrieben, begeben wir uns vom Bahnhof aus uns über ein eher spelunkig heruntergekommenes Viertel in Richtung Schloss, das hoch über der Stadt thront und verlässliche Genüsse verspricht. Zumindest kündigt die Homepage der hiesigen Schlossbrauerei sehr verlockend „Brauerei“, „Schlemmerei“ und „Spielerei“ an. Was will man mehr?

Der Schlossgarten und Kur(?)park mit seinem gepflegten arboretischen Bestand, einer Freilichtbühne und einem schönen Biergarten gibt schon eine vage Ahnung, wie ansprechend man hier einen Sommertag gestalten könnte.  Doch uns zieht es sofort nach der Öffnung um 11:30 ins warme Wirtshaus Schalander. So haben wir noch freie Platzwahl, denn schon eine Stunde später ist wirklich jeder Tisch im Gastraum belegt. Dabei geht es hier noch relativ unspektakulär zu: überm verratzten Parkett und roten Klinkerfliesen ganz schlichte Wirtshaustische und -stühle, eine massive Theke, kein Chichi. Der wortgewandte Wirt und Bierbrauer Flo Angele zeigt Charme, Geistesgegenwart, Fleiß und sichtliche Freude am Tun. Hier fühlt man sich sofort wohl und willkommen.

Gutbürgerliche Küche mit einigen augenzwinkernd modischen Akzenten gehört natürlich dazu. Der tägliche Mittagstisch für 9,90 Euro überrascht mit gleichbleibenden 11 Angeboten plus einer etwas höherwertigen Zugabe. Man staunt, was man hier für unter 10 Euro bekommt: Schweinebraten mit Spätzle und Salat / Cordon Bleu mit Pommes / Schweinebäckle mit Spätzle / Fleischküchle mit Kartoffelsalat / Kässpätzle mit Salat / Zanderfilet mit Kartoffelsalat etc. pp. Wir wählen 1x die Schweinebäckle, 1x die Kässpätzle und 1x den Zwiebelrostbraten (für ausnahmsweise 12,90 Euro). Nach einer Viertelstunde wird alles ansprechend und appetitlich im Pfännle serviert. Die Portionen überwältigen. Spätzle (respektive Knöpfle) scheinen hier eine Grundzutat zu sein und auch an den knusprigen Röstzwiebeln wurde nicht gespart. Die Schweinebäckle sind butterweich und fein, der Zwiebelrostbraten zart, mit einer würzigen Sauce. Während andernorts beim günstigen Mittagstisch mengenmäßig gespart wird, hat man hier doch fast zu kämpfen. Vor allem, wenn noch ein Beilagensalat dazu kommt, unter dessen üppigem Blattwerk sich zusätzlich Kartoffel- und Krautsalat verbergen. Die Hauptkarte, die wohl vor allem am Abend zum Einsatz kommt, bietet auch noch ganz andere Spezialitäten wie Biergulasch, Saure Kutteln oder Krautkrapfen an – oder einen deftigen Wurstsalat, in dem Chili-Schwarzwurst steckt. Mit dem Zeitgeist spielend, wird jeden Mittwochabend „schwäbischer Döner“ (für 5,90 Euro) angeboten: offenbar eine Seele, gefüllt mit Ochsenmaulsalat, Wurstsalat oder Kässpätzle. Dafür braucht es wohl schon einen robusten Magen.

Hier wird natürlich das Bier aus der eigenen Brauerei getrunken, denn das Sudhaus liegt gleich nebenan. Das kräftige „Reibolf“ und das „Hefewoiza“ sind immer im Ausschank, hinzu kommen saisonale Spezialbiere mit klingenden Namensbezeichnungen (von „Peter Paul“ bis „Pankraz“) samt gerne dazu vorgetragener Geschichte. Wer sich noch unsicher ist, sollte eine Bierprobe mit 4 Bieren (7,50 Euro) ordern und einfach mal durchtesten. Wir waren spontan vom Pankraz, einem Pale Ale angetan. Natürlich müssen schon bald die Toiletten aufgesucht werden, die sich im Obergeschoss befinden - in tannengrüner Optik und mit Ausblick auf den Park. Hier oben entdecken wir auch noch einen riesigen Saal für Veranstaltungen und Gruppenfeiern.

Neben Speis und Trank bietet die Schlossbrauerei noch sehr viel mehr an Erlebnissen: offene Brauereibesichtigungen für Einheimische und Gäste, Kabarettvorstellungen, Open-Air-Konzerte im Park. Das Wirtshaus hat täglich geöffnet (kein Ruhetag!), vor allem bei gutem Wetter lockt der Biergarten. Am Tag unseres Besuches ist der Gastraum um Mittag proppevoll mit Wanderern, Durchreisenden, Paaren, Solisten, Großfamilien, Handwerkern. Kein einziger Tisch ist mehr frei.  Das liegt sicherlich an der gutbürgerlichen Küche, den günstigen Preisen, aber auch am charismatischen Wirt. Wir wären bestimmt Stammgäste, wenn wir in Aulendorf wohnen würden.  
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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