Ulrich´s
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Gültsteiner Straße 88, 71083 Herrenberg
Restaurant Cafe Vereinsheim
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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Ulrich´s in 71083 Herrenberg bewertet.
vor 3 Stunden
"Tennisspieler sind klar im Vorteil"

Geschrieben am 05.12.2025
Besucht am 04.12.2025 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 60 EUR
Es lohnt sich immer, die Gastroseiten der Tageszeitungen zu lesen – auf diese Weise konnten wir schon an einigen Empfehlungen teilhaben, etliche Neueröffnungen, die uns sonst durch die Lappen gegangen wären, selbst antesten. Besonders dann, wenn ein Lokal nicht an einer zentralen Durchfahrtschneise, sondern eher etwas verborgen liegt.

Das Herrenberger Ulrich´s ist so ein Fall. Das Vereinsheim des örtlichen Tennisclubs liegt ziemlich ausserhalb, eher schon in der Nähe zu Gültstein. Ohne Auto ist man hier verratzt. Und man kommt hier kaum zufällig vorbei, sondern muss die Location schon gezielt ansteuern. Was derzeit wohl recht viele Menschen tun. Aber eins nach dem anderen.

Wer beim Lokalnamen an Graf Ulrich aus dem nahen Tübingen denkt, liegt falsch. Ulrich ist der Vorname des neuen Betreibers, der mit seiner Ehefrau Maike hier residiert. Beide haben zuvor schon einige Hotspots bespielt (Bayerischer Hof, Vendome in Köln, Hermitage in Zürich) und man kann nur einen familiären Hintergrund vermuten, der sie in die „Gäumetropole“ Herrenberg geführt hat.  Und dann noch in ein Vereinslokal, in dem man hauptsächlich Pommes, Fleischküchle und Fertig-Flammkuchen aus der Tiefkühle vermutet.

Ein paar positive Facts noch vorneweg. Es gibt kostenlose (bei regnerischem Wetter aber ein bisschen matschige) Parkplätze vor dem Haus. Das Lokal hat dienstags bis samstags von 11 bis 22 Uhr geöffnet. Durchgehend warme Küche, was mir besonders sympathisch ist, weil mir oft der Sinn nach Herzhaftem steht, wenn andere eher zu Kaffee und Kuchen streben. Die Karte deckt recht viele Geschmäcker und Bedürfnisse ab und zeichnet sich doch durch individuelle Variationen und Besonderheiten aus. Der Gastraum verströmt ein ruhiges, klares Ambiente, schlicht und proper, ohne Chichi und Bling-Bling.

Die traditionelle Mittagsessenszeit ist schon vorüber, als wir eintreffen. Doch der Hauptgastraum ist gut besetzt. Für uns wird extra der Nebenraum eröffnet, dazu sanft illuminiert. Maike Jahn im Service ist rasch zur Stelle, sehr aufmerksam, zugewandt, konzentriert, engagiert. Wir wählen 1x den Klassiker Wiener Schnitzel (normale Portion 26,50 Euro / kleine Portion 22,50 Euro), ausnahmsweise mit Bratkartoffeln – und 1x das Linsen-Dal (14,50 Euro). Zum Trinken eine Fritz Cola (3,60 Euro) und den Hausspritz (7,00 Euro). Wir haben nicht auf die Uhr gekuckt, aber 20 – 25 Minuten dauerte es schon, bis die Speisen serviert werden. Alles andere würde einen auch stutzig machen.
Genuss schon beim ersten Bissen. Das Wiener Schnitzel stammt vom Kalb, ganz comme il faut, allerdings nicht mit der welligen Panade, die ich sonst so schätze, sondern eher dicht und kompakt. Es geht die Legende, dass Ulrich Jahn die Semmelbrösel dafür extra aus München bestellt. Auch die Bratkartoffeln sind eine gute Wahl, denn hier im Gäu gedeihen tatsächlich vernünftige Kartoffeln (im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Württembergs). In der hiesigen Interpretation des Dals finden sich verschiedene Linsensorten, sogar ein paar Kichererbsen und Erbsen, rezent gewürzt und mit Kokosmilch schön geschmeidig gemacht. Zusammen mit einer Schüssel Basmatireis ergibt das eine extrem sättigende und wärmende Mahlzeit. Toll im Winter – für den Sommer vermuten wir mal eine neue Karte? Achja, die jetzige offeriert noch eine Vielzahl von Sandwich- und Burgervariationen (interessant: das Grilled Cheese Sandwich, das Bergkäse und Kimchi kombiniert), etliche Salatvariationen mit vielen Add-ons (von gegrilltem Zitronenhähnchen bis zu Falafel in Tahinsauce), Kleinigkeiten in der Rubrik Snack & Share, was viele Gastonomen ja gar nicht so gern sehen (Oliven, Burrata, Grillgemüse, San Daniele Schinken etc.), Pizette (auch eine regionale Interpretation mit Schwarzwälder Schinken, Schmand, Rote Zwiebeln und Schnittlauch) und natürlich einige Klassiker. Den Mythos des Hausspritz mit Zitronenthymian versuchen wir gar nicht zu enttarnen. Schmeckt auf jeden Fall nach mehr.

Der Weg zu den Toiletten führt durch mehrere Jahrzehnte Baugeschichte und wieder retour. In der Gegenwart fühlen wir uns jedoch deutlich besser wohl. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Ulrich´s in Herrenberg etablieren und noch lange bestehen bleiben wird. Sommers kann man wohl draussen sitzen. Wir freuen uns darauf.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


PetraIO findet diese Bewertung hilfreich.

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