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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Giverny in 48143 Münster bewertet.
vor 6 Jahren
"Fest verwurzelte allerhöchste gastronomische Güte!"

Geschrieben am 02.12.2018 | Aktualisiert am 03.12.2018
Besucht am 30.11.2018 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 300 EUR
Wir waren lange nicht im Giverny essen, meine Frau  und ich, dass ist ja schon an sich ein Grund, mal wieder eine qualitative Wasserstandsmeldung abzugeben, aber dieser Abend bedarf unbedingt einer Rezension, denn er war herausragend.

Am Vorabend meines Geburtstags hatte ich meine Frau eingeladen, ein Abend zu zweit, denn am Ehrentag selber koche ich für die Geburtstagsgäste und somit ist der Abend dann eher etwas stressig und nicht besinnlich. Das, was uns im Giverny erwartete, muss man vorher anmelden, spontan dafür einkehren geht nicht, und somit wusste meine Frau nicht, was ich für diesen Abend vorgesehen hatte.

Gegen 19 Uhr standen wir vor der Tür des Giverny am Spiekerhof, wie immer ist das Giverny am Wochenende komplett belegt und es braucht eine Riesenportion Glück, wenn man ohne Reservierung am Wochenende dort einkehren möchte. Großes Hallo, wir waren länger nicht mehr da, aber dank der Kontinuität des Personals wird man auch nach längerer Zeit wieder erkannt.

Zum Ambiente will ich nicht mehr viel sagen, ich verweise auf meine vorherigen Berichte. Die Garderobe wurde abgenommen und wir wurden zu unserem Tisch im hinteren Teil des Restaurants geleitet. Hier sah ich, alles war vorbereitet wie vorher geplant.

Und nun ahnte auch meine Frau, wir würden nicht a la Carte essen! Heute war Panzerknackerausrüstung gefragt! Mehr als anderthalb Jahre führt nun der Schwiegersohn von Emile Zaragoza, Jörg Winkler, das Restaurant und für die von mir vorbestellte Meeresfrüchteplatte gab es noch ein paar Details abzuklären. Vorweg gibt es immer eine Suppe, aber dann kann man den Hauptgang komplett in einem bekommen, oder in zwei Gängen, erst kalt, dann warm, und so wollten wir es haben an diesem Abend. Nachdem das geklärt war, wurden noch zwei Aperitif bestellt.

Ein Cremant aus dem Elsass für meine Frau, ein Wehrmut für mich, ein Noilly Prat. Korrekt mit Zitruszeste, aber nicht so schön, dass gecrushtes Eis drin war, dass Eis geriet beim trinken immer mit in den Mund, das gefiel mir nicht. Mit dem Aperitif wie immer im Giverny Brot mit einer Kräutercreme und einer Oliventapenade.

Und auch die Küche, wir hatten Chefkoch Cyrile schon gegrüßt, begrüßte uns mit einer Steckrüben-Crème brûlée.

Erdiges Steckrübenaroma in einer kalten Creme unter einer heißen, karamellisierten Zuckerkruste passt sehr gut! Feiner Gruß der Küche. Irgendwann fing dann unser Meeresfrüchteabend auch an, und zwar mit einer Hummerbisque.

Macht ja auch Sinn, dass zum ersten Gang zu machen, schließlich sind die Karkassen ja da, wenn man nachher dem Kunden den Inhalt derselben schickt. Uns bereitete die Bisque große Freude, schlicht serviert, aber hervorragend abgeschmeckt, war das eine allerfeinste Hummersuppe. Dazu geröstetes Baguette, überbacken mit Käse und Knoblauch, sowie Aioli und Sauce Rouille.  

Vor dem Essen hatten wir schon die Weinkarte konsultiert und in gemeinsamer Abstimmung mit dem Service einen Chardonnay aus dem Burgund als Begleitung für die beiden Hauptgänge erwählt.

Die Appellation Pouilly fuissé kannte ich noch nicht, und beim ersten Schluck war ich skeptisch ob dieser kräftige, im Barrique ausgebaute Chardonnay wirklich, vor allen Dingen, zu kalten Meeresfrüchten passen würde, aber ich wurde eines besseren belehrt, dass passte hervorragend und meine Frau war auch sehr glücklich über unsere Wahl.

Damit konnte also unser erster Gang der Meeresfrüchteplatte serviert werden, zuerst Meeresfrüchte roh und kalt.

Eine Augenweide, und das Wasser lief einem im Munde zusammen. Da waren Scheren vom Taschenkrebs, gekocht und kalt, wir griffen zum Panzerknackerwerkzeug. Kaisergranat lag daneben, ein sehr feines Aroma, kräftiger im Geschmack die kleinen Garnelenbrüder. Dann einige Gillardeau Austern von hervorragender Qualität, denn selbst meine Frau aß an dem Abend einige der rohen Austern, welche sonst bei ihr nicht so hoch angesehen sind. Dazu Pumpernickel, Butter und Zwiebeln, leicht gepickelt. Bester Bestandteil des Tellers war aber ein Carpaccio.

aus Jakobsmuscheln, nur ganz leicht mit Zitronensaft und Olivenöl mariniert, war das hervorragend. Der Teller wurde auf einem Gestellt erhöht in der Mitte des Tisches serviert und wie ließen uns Zeit beim Essen.

Irgendwann war der Teller aber doch verzehrt und nach einer vorher abgeklärten Wartezeit kam der zweite Teil der Meeresfrüchteplatte zu uns, mit warmen Gerichten.

Das war mindestens ebenso appetitlich anzuschauen wie der vergangene Teller. Auch hier wieder eine große Vielfalt an Meeresfrüchten. Wir begannen mit den Schwermuscheln, diese sollten nicht kalt werden. Wie bei der ersten Platte erklärte Jörg Winkler auch bei diesem Gang alle Bestandteile und im Detail mir die Zubereitung der Schwertmuschel, die werden über Nacht gewässert und dann ganz heiß in einer Pfanne mit Öl quasi gegrillt, bis sie sich öffnen, das Resultat war so gut, dass ich das Zuhause selber zubereiten werde, wenn mein Fischhändler auf dem Rheiner Wochenmarkt, die wieder im Angebot hat, bisher hatte ich mich nicht daran getraut. Aber die Schwertmuscheln waren nicht die einzigen Bestandteile. Gratinierte Austern lagen auf dem Teller

Auch sehr gut zubereitet mit Spinat und Sauce Hollandaise, aber roh hatten sie mir heute besser gemundet. Jakobsmuschel fand sich auch wieder.

Das duftete verlockend aus der Schale, und ein genauer Blick verriet

Cyrile hatte Trüffel darüber gehobelt, die Kombination war neu für mich, gegrillte Jakobsmuschel mit Trüffel und Steinpilzen sowie Lauch. Der Inhalt der Hummerkarkassen war auch in einer Jakobsmuschelschale angerichtet.

Unter dem puren Hummerfleisch eine Kürbiscreme und eine ausgebackene Kürbiskrokette. Auch diese Kombination funktionierte aufs Feinste. Ganz zum Schluss widmeten wir uns der, den Teller krönenden, Suppenschüssel.

Darin Venusmuscheln und Miesmuscheln, gekocht in einem Weißweinsud, sehr klassisch so wie ich sie mir auch zu Hause zubereite. Bei den aller letzten Muscheln im Sud scheiterten wir dann mit dem vollständigen Verzehr, es ging einfach nichts mehr hinein.

Konsequenz daraus war, dass wir auf ein Dessert verzichteten und mit einem Cognac für meine Frau und einem Calvados für mich das Abendessen beendeten. Somit kann ich auch ein hoch erfreuliches Fazit des Abendessen im Giverny ziehen! Es war ein wunderbarer Abend, wie eigentlich immer, wenn man im Giverny zu Gast ist, aber die Meeresfrüchteplatte ist dann noch mal eine Steigerung der sowieso schon stets guten Leistung. Es bleibt dabei, das Giverny ist in Münster mein Favorit.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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