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Diesmal krakelte es jedoch von oben „…oder wir gehen was Essen wo man schön draußen sitzen kann…“. Das klang doch endlich wie ein Plan und motivierte zu konkreten Überlegungen, ich ging die üblichen Verdächtigen durch aber das langweilte doch schnell. Entweder gute Küche oder schöne Location, beides schien mir in Kombination gerade nicht in den Sinn kommen zu wollen aber dann zahlte es sich endlich aus, das ich das lokale Käseblatt zumindest online hin und wieder gerne lese.
Denn es fiel mir ein: Das Landhaus Pfaffenberg wurde doch unlängst mit großem Tamtam neu eröffnet, Millionen wurden von einem örtlichen Unternehmer in die Renovierung gesteckt, ein ambitioniertes Gourmet-Restaurant mit Sterneanspruch entstand neben einem fast schon branchenüblichen, begleitenden Bistro-Betrieb inkl. einer dank der Lage traumhaft anmutenden Terrasse mit ca. 70 Plätzen.
Für örtliche Verhältnisse rangiert das Restaurant preislich im obersten Niveau, im Landesvergleich sind die Preise völlig akzeptabel, die 7-gängige Degustation für 70 Euro, da kann man nicht meckern und davon das die Qualität und der eigene Anspruch stimmt, davon konnte ich mich heute schon im Bistro überzeugen.
Schon die Anfahrt nach Hästen – nicht Eingeborenen sei elektronische Navigationshilfe wärmstens empfohlen – entschleunigt durch Wiesen und sattes Grün und siehe da, die ehemalige Kies-Kraterlandschaft am Lokal ist einem großzügigen, sorgsam gepflasterten Parkplatz und hochwertig gestalteten Außenanlagen gewichen.
Vielleicht etwas protziges Understatement, jedoch hat man auch eine Menge vor und das Haus fügt sich gut in das Umfeld. Last not least war der Pfaffenberg ja auch DAS Solinger Sonntags-Ausflugs-Mekka der Wirtschaftswunderjahre: Die Familie im Sonntags-Staat, die Herren im Anzug, der Dackel war dabei, danach Kaffee und Kuchen im Landhaus Pfaffenberg, da zeigte man was man hatte, des Abends trafen sich hier gerne örtliche Unternehmer - fürwahr ein Hot-Spot seiner Zeit und in dieser Tradition darf man auch ein wenig klotzen im Außenauftritt.
Wir stellten das Vehikel ab, genossen zunächst einige Momente die wunderbare Stille und den Ausblick in Richtung Burg Hohenscheid und suchten uns hernach ein schönes Plätzchen auf der gegen 13:45h gottlob eher spärlich besetzen Terrasse.
Der Service war durchgehend uniformiert, schwarz, weiß und grau aber nicht zu steif und auch die freundliche Begrüßung einer jungen Dame mit leichtem osteuropäischen Akzent ließ hoffen, dass der Umgang mit dem Gast eine gewisse Natürlichkeit trotz aller Ambitionen nicht vermissen lässt.
Ein Anspruch des Restaurants an Design und Wertigkeit wurde auch durch die behände gereichten Karten unterstrichen, eine mit Textil umkleidete, mit Metall-Eckschonern versehene saubere Sache in A4 auf schönem Papier.
Die Bandbreite der Bistro-Karte ist für meine Begriffe ein gelungener Spagat zwischen der ambitionierten Ausrichtung des Restaurants und den Ansprüchen eines gerne auch von Ausflüglern, Kaffee-Gesellschaften oder Radlern besuchten Bistros: Kleinigkeiten wie die geräucherte Forelle auf Linsensalat, etwas aus dem Suppentopf, Salate, etwas Pasta, sowie mit hochwertigen Zutaten und hausgemachten Beilagen bereitete Klassiker wie ein kleines Steak, Currywurst, ein Burger aus US Prime-Beef, gekochte Rinderbrust und natürlich ein wenig heimische Schnitzelküche, aktuell in Person eines schwäbischen Rahmschnitzels.
Zu finden unter: http://www.gastro-pfaffenberg.de/speisekarte-bistro/
| Aperitif |
Alkoholfreier Hugo – 6 €
Alkoholhaltiger Bellini – 6,50 €
Wie schön, daß ich Madame ausnahmsweise hierzu überreden konnte, ich alleine mit dem Bellini wäre mir etwas lächerlich vorgekommen. Für unseren lieben Helmut an dieser Stelle ein kleiner Service-Hinweis, Champagner gibt es glasweise zu moderaten 9 Euro, die Sorte habe ich leider nicht mehr in Erinnerung, es war aber keiner aus der Mainstream-Riege.
Der Bellini war solide zubereitet und geschmacklich hervorragend, ein schöner Cremant und frisch pürierter weißer Pfirsich, leider hat auf meinem Foto die schöne Optik durch den bereits eingefallenen Schaum etwas gelitten, was aber meine Schuld ist.
Der Hugo entpuppte sich nach etwas irritiertem Genauhinschmecken meiner Begleitung dann doch als alkoholhaltig, just als wir dies freundlich reklamieren wollten stand die junge Dame neben uns und wollte uns ihrerseits auf den Fauxpas aufmerksam machen und keine Minute später stand unter weiteren Entschuldigungen Ersatz auf dem Tisch - sehr freundlich.
Auch der Hugo gefiel, die frische Minze und restlichen Indigrenzien vereinten sich zu einem sehr anständigen, fruchtigen Aperitif der dem sonnigen Frühlings-Tag alle Ehre machte.
Zu den Aperitifs gesellte sich alsbald eine 0,75l Flasche Haaner „fein perlend“ zu 5,90 € die auf Wunsch gerne im Tisch-Kühler geparkt wurde.
| Süppchen für Herrn S. |
Französische Zwiebelsuppe – 5,70 €
Ein wuchtiges Fundament kräftiger Brühe, säurebetonter Weißwein, süße Zwiebeln, charaktervoller Käse: Diese Suppe in gut werde ich ein Leben lang lieben!
Das Gericht roch hervorragend und auch geschmacklich war nichts auszusetzen, bis auf den mir etwas zu milden Käse und den einen Hauch übervorsichtig getoasteten „Crouton“ in der Suppe gefiel es mir sehr gut.
Frische Frühlingszwiebeln und à la minute zubereitete Röstzwiebeln sorgten für willkommene geschmackliche und „texturelle“ Abwechslung.
Würde ich hier wieder bestellen, eine handwerklich und inhaltlich solide, hausgemachte Zwiebelsuppe! Très leckér!
| Hauptgerichte |
Deutsches Rinderhüftsteak 180g – 14,90 €
Currywurst mit hausgemachter Currysauce – 8,50 €
Zwei farbenfrohe Teller wurden serviert, das sah recht gut aus, aber wie auch vor zwei Tagen im Langefelder Citro ärgerte ich mich über die Unsitte, den Beilagensalat mit den warmen Komponenten auf einem Teller zu präsentieren, wenn ich mein Steak mit Vinaigrette tränken möchte sollte mir die Entscheidung zumindest selbst überlassen bleiben.
Mein Steak war im Anschnitt medium wie gewünscht (bei Hüftsteak und Entrecote habe ich mit medium rare selten gute Ergebnisse erlebt), die Röstung und die damit einhergehenden Aromen kräftig und intensiv, das Gleiche gilt für den guten Eigengeschmack des Fleisches, rundum ein überaus gelungenes Stück Kurzgebratenes.
Die in der Karte konsequent als „Kartoffelstäbchen“ deklarierten Pommes frites entpuppten sich als hausgemachte, nach belgischem Vorbild doppelt frittierte Vertreter ihrer Art und waren damit geschmacklich jeder Convenience weit voraus. Heiß und knusprig außen, locker und aromatisch innen, so kann eine banale Beilage zu einer kleinen Delikatesse werden.
Der Eichblattsalat zum Steak war frisch und einwandfrei, das Dressing allerdings mir persönlich zu leicht, ein geschmacklich sehr neutrales Öl, der Essig kaum zu vernehmen, das Gleiche gilt für Salz und Pfeffer.
Das von mir dazu georderte Tomatenchutney (lediglich 50 Cent für ein in der eigenen Küche hergestelltes Produkt) gefiel mir gut, wenn auch hier die milde Abschmeckung dem Chutney eher den geschmacklichen Gesamteindruck eines hausgemachten, leicht stückigen Ketchups bescherte - aber das ist ja auch schon weit mehr, als manche Mitbewerber zu liefern im Stande sind.
Die Kräuterbutter war hervorragend, die Kräuter feinst verarbeitet, die Konsistenz auf dem Teller optimal, keine Pucks aus dem Kühlhaus oder bereits auf dem Teller verlaufende Margarine-Pfützen.
Selbst die Kirschtomate wurde nicht roh auf den Salat drapiert, diese wurde im Ofen oder der Pfanne mit Rosmarin angeschmelzt, davon hätte ich gerne ein paar mehr gehabt.
Die Currywurst, die ich probiert habe, hat meiner Begleitung gut gefallen, ich fand sie jedoch im direkten Vergleich mit dem Hildener Margarethenhof - um einen in Ausrichtung und Anspruch vergleichbaren Mitbewerber zu nennen – als kleinen Verlierer.
Die Röstung der Wurst war nicht so, wie ich es erwartet hätte, gut jedoch die fruchtige Currysauce, etwas Ingwer und Sternanis kam durch, das kann man so haben, wenn auch Hardcore-Fans der Berliner- als auch der klassischen Ruhrgebiets-C-Wurst eher empört die Nase rümpfen würden.
Die Mayonnaise (ebenfalls 50 Cent) war ebenfalls ausdrücklich als hausgemacht deklariert und löste dieses Versprechen ein, besser kriegt man eine solche ohne weitere Tuning-Maßnahmen zu Hause auch nicht hin.
| Dessert |
Waffel mit Kirschen und Sahne – 4,50 €
Die Dessertkarte des Bistros ist gar nicht mal so klein, richtet sich aber natürlich auch an den Bedürfnissen des Terrassengeschäftes aus.
So finden sich neben Klassikern wie der Crème brûlée, Mousse au Chocolat, Vanilleparfait mit Salzkaramell auch selbstgemachte(s) Eis, Sorbets, Kuchen auch Waffeln auf der Karte und da kann ich leider selten nein sagen.
Zu Waffeln ist das festzustellen, was Tim Mälzer mal zum Thema Bolognese verlauten ließ, nämlich dass es eine richtig, richtig schlechte Variante eigentlich nicht gibt weil die Zubereitung recht einfach ist und die Zutaten einfach gut mit einander harmonieren.
Aber, nach oben gibt es wie so oft keine Beschränkungen, also war ich gespannt auf meine Paffenberg Variante, die nach ca. 10 Minuten mit einer kleinen grünen Minze-Dekoration auf den Tisch kam.
Verglichen mit der himmlischen Variation aus dem Spatzenhof war dies eine „stinknormale“ Waffel ohne Schnickschnack, aber mit einem hervorragendem, fluffig-lockeren Teig mit einem für mich optimalen Gargrad, zu dunkel mag ich sie nicht.
Dazu schön feste, kühle Konditorsahne und der leicht angedickte, samtige Saft der Kirschen mit den warmen Früchten, keine kulinarische Hochkultur aber ein echter Hochgenuss wenn derart gut gemacht.
„So langsam“ stellte sich eine gewisse Sättigung ein, was mich aber nicht davon abhielt, mir noch einen Espresso zu bestellen, dieser schlug mit 2,30 € zu Buche und war jeden Cent wert. Rund und intensiv, keine Spur bitter mit einer tollen Crema, zur Nachahmung empfohlen!
Nach dem Essen kam ein netter junger Herr aus der Küchenbrigade zum Tisch, fragte nach der Zufriedenheit und wir plauderten entspannt über das ein oder andere kulinarische, vom perfekten Burgerbrötchen über die Ausrichtung der Küche. Er brachte mir sogar extra die Karte des Restaurants, damit ich mich von den saisonalen Angeboten und den dortigen à la carte Optionen überzeugen konnte und verabschiedete sich meinem einem freundlichen „dann hoffentlich bis demnächst“.
Diesen Herrn habe ich dann später auf der Website des Restaurants wiedergefunden, es ist der Restaurantleiter und Küchenchef Dominic Gerberding, erst 27 aber schon recht beschlagen wie mir scheint.
Selten war es so schwierig, mich nach der problemlosen Kartenzahlung von meinem Platz zu trennen, irgendetwas in mir befahl mir weiter sitzen zu bleiben, die Sonne und Ruhe zu genießen und gegen 18:30 oben im Restaurant weiter zu speisen.
Die Trennung war dann doch noch möglich, ich schaute mich noch im Inneren um und befand, dass hier trotz aller hochwertigen Materialien und allem Designkalkül eine gewisse Sterilität vorherrscht, aber dies ist wie so oft sicher sehr persönliche Geschmacksache.
Fazit
Die Vorbehalte und lächerlichen Geräusche, die ich in der Stadt vernehmen konnte (es geht das semi-urbane Gerücht, das reihenweise Gäste im Restaurant nach dem Essen per Hinweis auf dem Rechnungsteller gebeten wurden nicht wieder zu erscheinen) kann ich für das Bistro absolut nicht bestätigen.
Das Essen war überzeugend, die Zutaten über jeden Zweifel erhaben und das PLV damit absolut akzeptabel, berücksichtigt man den Anteil der hausgemachten Komponenten ist es sogar sehr gut zu nennen.
Der durchweg freundliche Service hatte Niveau und war immer präsent, allenfalls das Nachschenken des Wassers hätte ich zu bemängeln, das wäre bei der geringen Auslastung leicht möglich gewesen.
Zur Sauberkeit in diesem keimfrei anmutenden Quasi-Neubau gibt es außer 5 Sternen nichts zu sagen.
Ich werde das Restaurant hier noch als separaten Betrieb anmelden und in Kürze die Degustation anvisieren, das heute erlebte hat mich jedenfalls sehr überzeugt.