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GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat Gasthof & Pension „Zum Himmel“ in 17509 Rubenow bewertet.
vor 1 Jahr
"Hier war unser Himmel auf Erden"
Verifiziert

Geschrieben am 02.11.2023 | Aktualisiert am 02.11.2023
Besucht am 05.10.2023 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen Rechnungsbetrag: 86 EUR
Nachdem wir diesen Tag recht ruhig mit ausgedehnten Strandspaziergängen in Lubmin und Umgebung verbrachten, wollten wir am Abend natürlich wieder in eine Gastronomie zum Abendessen gehen. Der Kühlschrank unserer Ferienwohnung war und blieb leer. Ich war also wieder auf der Suche nach geeigneten Gastros, und da bei GG diese Fleckchen Erde doch relativ weiß war, blieb mir also wieder nur die Suche über andere Portale übrig. Fündig wurde ich schließlich mit dem Gasthof „Zum Himmel“ in Rubenow. Dies war wenige Kilometer von Lubmin entfernt, und wir machten uns ohne vorherige Reservierung auf den Weg dorthin.

Gasthaus „Zum Himmel“
 
Etwas stockte mir der Atem, als wir auf das Gelände des Gasthofes fuhren, standen hier doch eine Menge Autos herum. Die werden doch hoffentlich nicht alle im Lokal sein? 

Hier gehts durch die Himmelspforte

Zum Glück nicht, denn neben dem alten Gasthaus, welches um 1900 erbaut wurde, und somit das älteste der Region ist, gibt es auch noch eine moderne Pension mit sage und schreibe 45 Gästezimmern dazu. 

Gasthaus „Zum Himmel“ die angegliederte Pension

Diese wurden seit 2002 aus dem alten Gutsstall und einem kleinen Wohnblock errichtet. Das bietet sich hier aber auch an, denn der Gasthof befindet zwischen Wolgast und Greifswald, in unmittelbarer Nähe der Insel Usedom und des Peenestroms. Das Haus liegt zwar in einem kleinen Dorf ist aber ein ausgesprochen guter Ausgangspunkt, um die Umgebung und die vielen interessanten Sehenswürdigkeiten und touristischen Zentren zu erreichen. 

Straßenanblick

Und wie kommt man zum Namen des Gasthofes „Zum Himmel“? Eine Anekdote sagt, dass der erste Pächter frisch aus Amerika kam, und ein sehr fröhlicher Wirt war. Da es in der Nähe des Bahnhofes Kröslin eine Gaststätte gab, welche durch so manch zwielichtiges Geschäft mit Wilddieben im Volksmund „Hölle“ genannt wurde, sagte der damalige Pächter Bomsin: „Wenn da die Hölle ist, dann ist hier der Himmel“. So wurde der Name „Zum Himmel“ populär und hat sich bis heute gehalten.

Wir betraten also den Gasthof, und wurden nach einer Reservierung gefragt. Diese hatten wir ja nicht, und nach kurzem Überlegen der Chefin wurden wir in den 50 Personen fassenden, fast vollen Gastraum gebracht. 

Gastraum

Ein weiterer kleiner Gastraum, oder hier Vereinszimmer genannt, fasst noch einmal 20 Personen, und war ebenfalls gut besetzt. 

Die große Theke in der Mitte des Hauses

Selbst rings um den Tresen, welcher zwischen Saal, Gastraum und Vereinszimmer liegt, und eigentlich nur Durchgangszimmer ist, waren die kleinen Tische mit einzelnen (Monteuren?) Gästen besetzt.

unser Tisch

Wir wurden in die hinterste Ecke des großen Gastraumes geführt. Dieser lässt jedoch, wie das Haus von außen, überhaupt nicht das Alter von über 100 Jahren erkennen. Modern und gemütlich eingerichtet, große, bodentiefe Fenster und warme Farben erwarten den Gast. Wow, das hatten wir jetzt so nicht erwartet.

Modern,gemütlich, hell, warm Gastraum

Wir saßen also gut in unserer Ecke, fühlten uns aber am Anfang fast so ein bisschen wie vergessen, denn obwohl alle anderen Tische bedient wurden, kam unsere Speisekarte erst nach über einer viertel Stunde. Die uns zugeteilte, ältere Dame schien etwas verstreut zu sein. Ok, der Laden war voll, wir haben Urlaub, da sind wir eh nachsichtig. 

Speisekarte

Nachdem wir die Speisekarte in der Hand hielten, wurden wir auch hier von der Vielfalt überrascht. Gutbürgerliche deutsche Küche mit den bekannten und beliebten Vorspeisen wie Würzfleisch, Tomatensuppe und Soljanka, aber auch 11 Fleischgerichten, 3 Wildgerichten und 4-mal Fisch waren zu finden. Auch an Vegetarier und Kinder wurde gedacht. Zusätzlich gab es noch eine Saisonkarte, welche hier ausschließlich Gerichte mit frischen Pfifferlingen parat hielt. Nicht schlecht. Nach einem kurzen Blick in die umfangreiche Karte bestellten wir also erst einmal unsere Getränke, und wollten noch etwas stöbern.
Wir orderten also:

Getränke:

·         1x 0,5ér Bitburger Pils für 4,90 €
·         1x 0,2ér Grauer Burgunder trocken der Pfälzer Weinkellerei „Julius Kimmle“ für 6,30 €
·         1x 0,4ér Coca Cola für 4,90 €

Auf unsere Getränke mussten wir nun nicht mehr so lange warten wie auf die Speisekarte, denn nach bereits knappen fünf Minuten standen diese am Tisch. 

Getränkeauswahl Bitte ein Bit

Unsere Speisewünsche waren nun auch klar, und so bestellten wir:

Vorspeise:

·         1x Tomatensuppe mit Basilikum-Schmand verfeinert, serviert mit Brot für 4,90 €
·         1x Soljanka-deftige Suppe mit Zitrone und Sahnehäubchen verfeinert, dazu helles Brot für 5,90 €
·         1x Pfifferling-Cremesüppchen von frischen Pfifferlingen, dazu Baguette für 8,60 €

Hauptspeisen:

·         1x Schweinesteak mit hausgemachtem Letscho und knusprigen Steakhouse Pommes für 17,60 €
·         1x Gebratenes Hähnchenbrustfilet, gratiniert mit Pfirsichspalten und zartschmelzenden Käse, serviert mit Kartoffelkroketten für 15,90 €
·         1x kleines Omelette mit frischen Pfifferlingen, Kirschtomaten und Frühlingslauch, dazu Baguette für 11,90 €

Wir stellten uns ob des vollen Hauses nun auf eine längere Wartezeit ein, täuschten uns aber darin, denn bereits nach weiteren 15 Minuten waren unsere Vorspeisen am Tisch.

Meine Frau war heute voll auf Pfifferlinge aus, und so sollte es als Vorsuppe das Pfifferling-Cremesüppchen werden. 

Pfifferling-Cremesüppchen von frischen Pfifferlingen, dazu Baguette

Ein Süppchen war es nun nicht gerade, denn ein großer, tiefer Teller voll mit Suppe wurde gereicht. Der Duft frischer Pfefferlinge schwebte über den Tisch, und meine Frau strahlte. Das blieb auch so, denn diese wirklich cremige, leicht dickliche Suppe schmeckte sehr stark nach Pfifferlingen. In der Suppe selbst schwammen noch viele Stückchen dieser wohlschmeckenden Pilze herum. Dazu frisches, weiches Baguette, exzellent.

Töchterchen wünschte heute die Tomatensuppe. Ich kann mir gewöhnlich nicht viel davon abessen, aber diese hier war gut. 

Tomatensuppe mit Basilikum-Schmand verfeinert, serviert mit Brot

Die Suppe war ebenfalls sehr dickflüssig, fast schon wie Tomatenmark und kochend heiß. Geschmacklich war sie nicht so dünn wie manch anderer Artgenosse, hier schmeckte man die reifen Tomaten sehr gut heraus. Der Basilikum-Schmand gab der Suppe noch einen leichten, kräuterlichen Touch. Auch hier wieder frisches Baguette dazu.

Tomatensuppe mit Basilikum-Schmand verfeinert, serviert mit Brot

Ich wollte heute die hier angebotene Soljanka kosten, und wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Von der Konsistenz zwar nicht so dick wie die Soljanka der Waterkant in Freest, aber geschmacklich genauso gut. Auch hier waren wieder reichlich kleine Fleischstückchen, Jagdwurststreifen und frischer Paprika enthalten. Dazu noch frische Zwiebelstreifen und die übliche saure Gurke, welche der Tunke ihren leicht säuerlichen Geschmack gibt. 

reichlich Einlage in der Soljanka

Durch die unterschiedlichen Wurstsorten und den Paprika war die Soljanka von vornherein gut gewürzt, aber hier wurde mit Schärfe noch einmal ein bisschen nachgeholfen. Ja, das ist die typische ostdeutsche Soljanka. Der Klecks Sahne obenauf, die Scheibe Zitrone und das frische Baguette fehlten natürlich auch nicht.

Soljanka-deftige Suppe mit Zitrone und Sahnehäubchen verfeinert, dazu helles Brot

Nach unseren Vorspeisen hatten wir dann knapp 25 Minuten Zeit zum setzen lassen. Diese Zeit finde ich zwischen Vorspeise und Hauptgang auch ganz angenehm.

Unsre Große wollte es heute wieder wissen. Gab es gestern noch Fisch mit Pfirsich überbacken, sollte es heute die Hähnchenbrust sein. Also wählte sie die Gebratene Hähnchenbrustfilet welche hier gratiniert wird mit Pfirsichspalten. 

Gebratenes Hähnchenbrustfilet, gratiniert mit Pfirsichspalten und zartschmelzenden Käse, serviert mit Kartoffelkroketten

Das Hähnchenbrustfilet war recht dick, aber gut gebraten und schön saftig. Der Pfirsich hier nicht in der ganzen Hälfte, sondern fein gefächert als kleine Spalten auf der Hähnchenbrust drapiert und mit würzigem, zartschmelzendem Käse dunkelbraun überbacken. Unsre Große liebt Kartoffelkroketten, und war hiermit auch sehr gut bedient. Nach Form und Konsistenz würde ich hier auf Convenience tippen, aber das ist in Ordnung. Der Beilagensalat machte hier schon etwas mehr her. Frischer Salat, Rucola, Karottenraspel, Weißkrautsalat und frische Tomaten waren angenehm angerichtet. Nur optisch machte das Ganze nicht allzu viel her, und sah etwas verloren auf dem großen Teller aus. Mengenmäßig war es aber vollkommen ausreichend.

ein bisschen einsam siehts schon aus

Meine Frau hatte sich heute den Pfifferlingen verschrieben, und so sollte es als Hauptgang das kleine Omelette mit frischen Pfifferlingen geben. Klein ist hier natürlich übertrieben, denn das Omelette war sehr stark und sättigte dadurch ungemein. 

kleines Omelette mit frischen Pfifferlingen, Kirschtomaten und Frühlingslauch, dazu Baguette

Angerichtet mit frischen Pfifferlingen, ein paar Kirschtomaten und frischen Frühlingslauch war dies heute das richtige und vollkommen ausreichende Essen für meine Frau. Auch hier die frische Salatbeilage dazu, sowie frisches Baguette.

was für ein Omelette

Ich wünschte mir schon seit einiger Zeit mal wieder ein schönes Schweinesteak mit ordentlich hausgemachtem Letscho. Hier wurde ich fündig. 

Schweinesteak mit hausgemachtem Letscho und knusprigen Steakhouse Pommes

Ein sehr dickes, weiches und noch angenehm saftiges Schweinesteak war hier bedeckt mit einer dicken Masse Letscho. Hier war unübersehbar das dies hausgemachtes Letscho war, und keine Massenware aus dem Glas. Alle drei Sorten Paprika, rot-gelb-grün, waren im Letscho ebenso vertreten wie frische Zwiebelstreifen und Jagdwurst. Eine dickliche, sehr würzige und leicht scharfe Soße rundete das Ganze ab. Wow war das lecker. 

Das ist mal ein Letscho

Und dazu die knusprigen Steakhouse Pommes, ich hatte alles richtig gemacht. Die Salatbeilage kam sich hier schon fast verloren vor, so voll war der Teller. Der ganze Gegensatz zum Teller unsrer Großen. 

ein reichlicher Teller

Ich lobte unsere teils zerstreute Kellnerin ob des leckeren Letschos, dass dies doch ein richtig leckeres Zigeunersteak war. Da bekam ich erst einmal eine Belehrung: Zigeunersteak ist scharf angerichtet, Letscho auf die säuerliche Art. Ok, dann war das hier die Mischung zwischen Zigeuner und Letscho.

Nach 1 ¾ Stunden waren wir fertig und wollten bezahlen. Das Lokal hatte sich mittlerweile deutlich geleert. Wir merkten wiederum das unsere Kellnerin recht zerstreut war, vergaß sie erst das Kartenlesegerät, dann die Rechnung. Auf einmal entschuldigte sie sich dafür, dass hätte es bei ihr in über 40 Jahren Berufserfahrung im Gastgewerbe noch nie gegeben, und teilte uns schließlich mit Tränen in den Augen mit, dass es letzte Nacht einen medizinischen Notfall in ihrer Familie gab, und ein deutlich jüngeres Familienmitglied dem Sensenmann näher ist als alles andere. Die Chefin wollte sie nach Hause schicken, aber dort fällt ihr dann die Decke auf den Kopf, also bat sie doch auf Arbeit bleiben zu dürfen. Hut ab für diese Leistung!

es war ein schöner Abend

Unser Fazit: wir ließen zu dritt 85,80 Euro im Gasthaus „Zum Himmel“. Wir waren trotz dreier Vorspeisen damit deutlich preiswerter als einen Abend zuvor in der Waterkant in Freest. Ein tolles, gemütliches und modernes Lokal hat uns hier empfangen. Die Bedienung liebt ihren Beruf und ist mit ganzem Herzen dabei. Das kann man auch vom Koch behaupten, denn das Essen war Klasse. Ausnahmslos gibt es von uns hier 5 Sterne!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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