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Im Sommer verbrachten wir in dieser schönen Ecke ein paar Tage bevor es weiter nach Österreich in Richtung Paznauntal ging. Am ersten Abend ging mein Plan, nach Oberreute zur Dorfwirtschaft Hirschen („Beim Fezzo“) zu fahren, leider nicht auf. Die Suche im Netz nach Alternativen entpuppte sich als gar nicht so einfach, hatten doch viele Restaurants dienstags geschlossen.
Das in der ehemaligen Königlich Bayerischen Posthalterei untergebrachte Braustüble der nicht nur bei Allgäuer Biertrinkern beliebten Post Brauerei war jedoch geöffnet und man hatte auch noch einen Tisch für uns frei. Nach einem kurzen Telefonat machten wir uns mit dem Auto vom etwas außerhalb gelegenen Gemeindeteil Obertrogen, wo wir eine gemütliche Ferienwohnung angemietet hatten, auf nach Weiler.
Schon von außen wirkte das altehrwürdige Stammhaus der Allgäuer Brauinstitution einladend. Gelb-blau gestreifte Fensterläden, bayerisches Karomuster in Blau-Weiß und ein historischer, aus groben Steinen gefertigter, zweiseitiger Treppenaufgang hießen uns farbenfroh und zünftig willkommen.
Drinnen regierte bierselige bajuwarische Gemütlichkeit. Nostalgische Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden und eine gut erhaltene Kassettendecke aus Holz erinnerten an die lange Tradition (seit 1650!) dieses ehrwürdigen Hauses. Kurzum: ein Ort, an dem das Wohlfühlen recht flott vonstattenging. Mit einem gepflegten „Hellen“ im Glas sogar noch flotter.
Schnell wurden wir mit der „Speisen- und Getränkezeitung der Post in Weiler“ – so nennt man hier die um Informationen rund ums Post-Bier (Brauereiführung, Brau- und Brunnenmuseum, Wissenswertes zum Brauverfahren, etc.) erweiterte Speisenkarte – versorgt.
Durstig von der langen Autofahrt (mit Zwischenstopp auf einem Ponyhof auf der Schwäbischen Alb), bestellten wir eine große Apfelschorle (0,5l für 3,90 Euro) für ein kleines Kind, ein alkoholfreies „Freibier“ aus der Flasche (0,33l für 3,30 Euro) für die Gattin und einen Schoppen naturtrübes Zwickel-Bier vom Fass (4,20 Euro) für meine Wenigkeit.
Das süffige, mild-hefige Gebräu schmeckte mir – siehe Titel dieser Rezension – ganz ausgezeichnet. Davon hätte ich problemlos noch die ein oder andere Halbe trinken können. Aber die Rückfahrt nach Obertrogen mit den beiden Mädels an Bord ließ es leider nicht zu. Schön, dass es dieses wohlgehopfte Trübbier auch beim „Fezzo“ in Oberreute am nächsten Abend gab.
Zuerst liebäugelte ich mit einem Burger von der Extrakarte, blieb dann aber doch beim Cordon Bleu nach Art des Hauses (19,90 Euro) hängen. Für das Töchterchen gab es hausgemachte Spätzle, die eigentlich Knöpfle waren, mit Rahmsauce (4,40 Euro). Die holde Gattin machte es ihr – der Apfel fiel nicht weit vom Stammtisch – fast nach und orderte eine Portion Allgäuer Kässpatzen mit Röstzwiebeln und einem kleinen Blattsalat (14,90 Euro).
Die sättigende Wirkung des Bieres in Betracht ziehend, verzichtete ich auf eine (feste) Vorspeise. Ich war gespannt, wie umfangreich die Hauptgerichte bemessen sein würden. Schließlich wähnte ich mich in einer zünftigen Donnerwetterkantine der geräumigen Portionen…
Die fielen dann aber doch nicht so überbordend aus wie anfänglich befürchtet. Zu meiner mit reichlich Käse und Kochschinken gefüllten Schnitzeltasche gesellten sich beherzt gewürzte Pommes frites, die sich empfindlich nahe an der gerade noch erträglichen Salzobergrenze bewegten.
Preiselbeermarmelade sowie Ketchup-Mayo nahmen – separat in kleinen Schälchen portioniert – einen nicht gerade kleinen Teil der Tellerfläche ein. Zitronenschnitz, Cocktailtomate und Sprossen frischten den gutbürgerlichen Fleischklassiker noch ein wenig auf.
Die gleichmäßige Bräunung der krossen Bröselhülle deutete auf einen vorausgegangen Frittiervorgang hin. Getreu dem Motto: „Es muss nicht immer Pfanne sein!“ geriet der saftig gefüllte Fleischquader trotzdem tadellos, denn seine inneren Werte (guter Schinken, noch besserer Käse!) stimmten.
Ein Fleischteller ohne Tralala, der als ordentliche Hausmannskost durchging und natürlich auch richtig satt machte.
Während der Bewältigung meiner Cordon-Bleu-Aufgabe wurde um mich herum „gespätzelt“ was das Zeug hielt. Die Schwabenpasta, die sich unser Töchterchen „vorknöpfelte“, hatte man großzügig unter Rahmsauce gesetzt. Und die schien aus einer ehrlichen Jus geköchelt worden zu sein. Ihr grundanständiger Fleischgeschmack ließ zumindest darauf schließen.
Die Käsespätzle fielen geschmacklich leider weniger zupackend aus als erwartet. Die bekommt man ein paar Kilometer weiter südlich im Bregenzerwald deutlich würziger – und manchmal sogar noch in der traditionellen Holzschüssel (= Gebse) – serviert. Da fehlte anscheinend der geriebene, kräftige Rässkäse in der verwendeten Mischung.
Mit dem Gebrauch von Röstzwiebeln ging man im Post-Bräustüble etwas zu inflationär um. Da wäre weniger Zwiebeltopping mehr gewesen. Zumal die frittierten Knusperlocken dem ohnehin schon mächtigen Tellergericht noch zusätzliche Schwere verliehen. Da wären vielleicht die alternativ dazu angebotenen Schmorzwiebeln die etwas bessere Wahl gewesen.
Dafür kam der dazu gereichte Beilagensalat mit einem schmackigen Hausdressing auf die Platte und überzeugte mit knackiger Frische.
Ein kleiner Verdauungsspaziergang entlang der Hausbachklamm musste nach diesem opulenten Abendessen noch sein. Für Bierfreunde mit gutem Hunger ist die hier servierte Brauhausküche sicher genau das Richtige.
Schnörkellos und sättigend fielen die Portionen aus. Auch die Preise bewegten sich für das Gebotene absolut im Rahmen. Der Service agierte zugewandt und freundlich, wirkte aber infolge der hohen Auslastung zeitweise etwas überfordert bzw. war nicht allzu präsent.
Beim nächsten Trip nach Weiler, Scheidegg und Umgebung würde ich allein wegen dem leckeren Zwickelbier hier wieder einkehren. Zwei Bier ersetzen bekanntlich eine Mahlzeit. Und dann hat man ja noch nichts getrunken…