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Meine ständige Begleiterin wollte mal wohin, wo Wein angebaut wird. Da mir in Winzerdörfern sofort langweilig werden würde, wählte ich für den Weintrip das quirlige Koblenz aus und wir wurden nicht enttäuscht. Viermal sind wir in Traditionsgastronomie eingekehrt und einmal beim Griechen gelandet. Hier nun mein Bericht über das Weinhaus Hubertus.
Auf der Homepage (http://www.weinhaus-hubertus.de/) findet man eine kleine Fotogalerie, die das heimelige Innenleben vermittelt und die Speise- und Weinkarte. Letztere gibt aber nur einen Ausschnitt aus der Weinkarte im Restaurant wieder. Zudem wurden acht Vor- und Hauptspeisen auf zwei Schiefertafeln angeboten, so dass man insgesamt aus einem mannigfachen Angebot auswählen kann.
Neben Touristen, die vornehmlich im ungeschützten und unabgegrenzten Freibereich saßen, ist das Weinhaus auch ein Refugium für Koblenzer. Eingedeckt war schon für eine 30iger Gesellschaft und in Nachbarschaft zu uns hatte sich eine literarische Damenrunde zusammengefunden, die intensiv einen Roman besprachen, viel Typus ältere Oberstudienrätin.
Da neben der nicht zu überbietenden urigen Gemütlichkeit auch Speis, Trank und Bedienung stimmten, ist das Weinhaus eine 1a-Empfehlung.
Und man muss sich das nicht viel kosten lassen, so dass ich für das Preis-Leistungsverhältnis gerne fünf Sterne gebe.
Service:
Im Service zwei geübte und sehr nette Damen. Wegen der o. a. großen Runde mit Menüvorbestellung wurde der Hinweis gegeben, dass nur bis 18:30 sonstige Speiseorders möglich seien, was uns Früheinkehrer nicht kümmern musste. Beim Wunsch nach einem Winzersekt als Aperitif wies unsere Bedienerin darauf hin, dass man nur einen Piccolo anbieten könne. Das scheint in der Region verbreitet zu sein, was aber positiv ist, denn man bekommt das Etikett in den Blick. Die 8,20 € für 0,2 l sind auch fair, wenn ich bedenke, dass man hier in Bremen gerne Richtung 5 € für z. B. einen nicht klassifizierten Prosecco 0,1 l berappen muss. Und auch im Weinhaus waren Sekt und Wein korrekt gekühlt.
Unsere Speisen wurden in guten Abständen serviert. Für den ordentlichen Service meine üblichen 3,5 Sterne.
Mein trockener Riesling von Mesel kam auf günstige 5,60 € für 0,2 l. Ebenfalls günstig die 0,75er Flasche Wasser für 5,20 € und das in Koblenz sehr verbreitete Kölsch 0,3 l steht mit 2,80 € auf dem Bon.
Essen:
Neben der Standardkarte wurden Schnecken (6,50 €), Bruscetta (4,80 €), Ziegenkäse (7,50 €), Roastbeef (16,80 €), Kalbsleber (22,00 €), Ravioli (14,80 €) und Spaghetti Parmigiano (14,80 €) angeboten. Sehr überrascht war ich, als die heißen Spaghetti in Sichtweite von uns in einem Parmesanleib ihre Käseveredelung erfuhren, was wir ansonsten nur von besseren Italienern kennen.
Meine ständige Begleiterin wählte die Ziegenkäsetaler mit Rotwein-Pflaumen-Schokosoße auf einem Salatbett (7,50 €). Ich habe die Soße eher als Honig-Thymianstandard in Erinnerung und notiert, was ja immer gut zum Ziegenkäse passt. Mir stand der Sinn nach Handkäs mit Musi (5,50 €). Zwei Scheiben gut gereifter Harzer lagen in einem leicht säuerlichen Sud, bedeckt mit den Musi spendenden Ringen von roter Zwiebel, die mit etwas Kresse getoppt waren. Insgesamt ein erfrischendes Gericht für einen schwülen Sommertag. Im Korb Roggenbrot und zwei kleine warme Semmeln. Die Balsamicocreme einmal dort, wo sie hingehört, nämlich auf das Salatbett des Ziegenkäses und ansonsten als Tellerrandverzierung, eher grobmotorisch aufgetragen.
In Koblenz gibt es Anleihen vom unteren Niederrhein. Auf dem Teller Himmel und Ääd und im Glas Kölsch (Alt habe ich zu meinem Leidwesen nirgends entdeckt). Und da kann meine Begleiterin nicht widerstehen und so wurde Himmel und Ääd geordert (11,50 €). Auf dem Teller drei Klöße Stampfkartoffeln, noch leicht stückig, also die Erde, Apfelscheiben vom Himmel und sehr kräftig gewürzte Blutwurst mit Speckstücken als Hauptdarstellerin, ergänzt durch leicht grobe Leberwurst - eine sehr gelungene Umsetzung von Himmel und Ääd, die unseren bisherigen Referenzen aus Düsseldorf in nichts nachstand. Als nachteilig wurde der küchenseitig auf die Blutwurst aufgetragene Senf empfunden.
Meine Sülze (10,50 €) mit mageren Fleischstücken hergestellt, säuerlich und gut kümmelig. Die Bratkartoffeln mit kleinen Speckstücken und leicht angekrosst. Auch ich war mit meiner Wahl sehr zufrieden.
Eine gute Pfeffermühle wurde auf unsere Bitte hin gebracht.
Bodenständig und schmackhaft haben wir im Weinhaus gegessen und dafür volle vier Sterne.
Ambiente:
Die Weinhaus Hubertus liegt an der Moselseite der Altstadt in einem Fachwerkhaus von 1689. Die Gestaltung des Innenraums stammt aus 1921.
Man taucht in eine dunkelbraune Welt ein, die Farbe der fast türhohen Wandpaneele und von Tischen und Herzerlstühlen. Ansonsten Jagdmotive und viele Geweihe als Deko, ein grüner Kachelofen und als Kontrast ein helles Fischgrätparkett mit ordentlich Gebrauchsspuren. Die Bleiglasfenster sorgen dafür, dass kein zu greller Schein von außen in den Schrein eindringt.
Wir saßen an einem großen Zweiertisch und in unserem Raum mit Kachelofen waren die Tische großzügig platziert.
Die verhaltene Beschallung leicht rockig und aufs erste Hören befremdlich, aber Volksmusik hätte ich auch nicht hören wollen.
Sauberkeit:
Alles sauber; die Toiletten muss man über eine Treppe erklimmen und sind überraschend modern.