Altes Brauhaus
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Paß 19, 64673 Zwingenberg (Bergstraße)
Restaurant Gasthaus Brauhaus
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GastroGuide-User: rr_blaubaer
rr_blaubaer hat Altes Brauhaus in 64673 Zwingenberg (Bergstraße) bewertet.
vor 10 Jahren
"Moderne Fachwerkatmosphäre mit ordentlicher Brauhausküche"
Verifiziert

Geschrieben am 05.10.2015 | Aktualisiert am 05.10.2015
Besucht am 15.09.2015
In Frankfurt ist IAA und auch wenn ich eher Zug denn Auto fahre heißt das für mich, dass ich mein Hotel mal wieder im Umland suchen muss. Und so suche ich im malerischen Bergstraßenörtchen Zwingenberg nach einer Möglichkeit zum Abendmahl.

Das Alte Brauhaus, ein hübsches restauriertes Fachwerkgebäude direkt an der Hauptstraße des Ortes soll heute mein Ziel sein. Nachdem ich die Stufen am Eingang bezwungen habe kann man entweder in einen Gastraum zur Linken oder in den Schankraum auf der rechten Seite abbiegen. Ich entscheide mich für letzteren.
Beim Betreten des Schankraums wurde ich von dem jungen Herrn hinter der Theke mit einem Kopfnicken begrüßt. Da nur noch ein Tisch frei war fragte ich kurz ob ich diesen in Beschlag nehmen dürfe was mir durch ein weiteres Nicken bestätigt wurde.

Es sieht hier alles recht neu eingerichtet aus und wenn ich das recht verstanden habe ist der aktuelle Pächter auch erst seit kurzer Zeit hier aktiv. Die Einrichtung ist in unterschiedlichen Holztönen gehalten (helle Tische, etwas dunklere Stühle und Balken) Mit Tischdeko hat man sich eher zurückgehalten, einzig ein Bierkrug mit Besteck und eine Schieferplatte als Untersetzer desselben befinden sich auf dem Tisch.

Der junge Herr hat sich mittlerweile von seinem Platz hinter der Theke aufgemacht, bringt mir die Speisekarte und fragt ob ich schon etwas zu trinken bestellen möchte, aber ich wollte zunächst mal die Karte begutachten. Diese enthält neben ein paar Vesper, Salaten und anderen Kleinigkeiten klassische Wirtshauskost mit lokalem Einschlag wie Schnitzel, Rouladen oder Woi’Hinkelsche (Hähnchen in Weinsoße). Vorspeisen oder Desserts finden sich keine auf der Karte, in einer Vitrine neben der Theke werden jedoch Kuchen präsentiert.

Mich sprach gleich zu Beginn das Brauhausgulasch, im Märzen geschmort mit Spätzle (12,90 €) an.
Dazu sollte es ein alkoholfreies Weizen (Braustübl 0,5l 3,50 €) sein.

Das Bier wurde dann auch recht schnell serviert. Normalerweise würde ich ja zu einem alkoholfreien Weizen keinen gesonderten Kommentar abgeben, aber dieses (aus der Darmstädter Brauerei Braustübl) war für mich ein echter Volltreffer. Leider gibt es selbiges nur im lokalen Umfeld.

Da die meisten der anwesenden Gäste mit dem Essen schon fertig waren, bzw. gerade ihr Essen bekamen, hielt sich auch für mich die Wartezeit trotz Vollbesetzung der Räumlichkeiten in Grenzen.
Der Teller mit dem Gulasch wurde mir einem „guten Appetit“ serviert und auf das Besteck im Bierkrug verwiesen.

Was sich nun vor mir auf dem Teller befand weckte erfreute und verärgerte mich gleichermaßen. Gulasch und das dazu mitgelieferte Gemüse sahen wunderbar aus, dufteten herrlich und waren nett arrangiert. Auch dass die Spätzle in einer eigenen Schüssel serviert wurden finde ich ja sehr gut. Dass diese Schüssel aber mitten in der Soße auf dem Teller platziert wurde ist aus meiner Sicht ein absolutes NoGo. Da wären mit die Spätzle direkt auf dem Teller doch noch lieber gewesen.

Das Gulasch an sich bestand aus reichlich mageren Rindfleischstücken, die schön durchgeschmort waren. Die Soße war schön kräftig und sämig und hatte eine leicht süßliche Note vom Märzen. Verschiedenen Gewürznoten wie Wacholder rundeten das Ganze sehr schön ab. Das mit dazu bzw. darüber gereichte Gemüse war noch recht bissfest gegart und anschließend leicht glasiert. Ungewöhnlich aber letztlich doch passend waren die als Gemüse zubereiteten Radieschen.

Haben mich die Spätzle schon durch die Art wie sie serviert wurden geärgert, setzten Form und Zubereitung noch eins drauf. Auf den ersten Blick waren diese – ich sag mal – Nudeln  eher mit Spaghetti zu vergleichen denn mit Spätzle (mein Schwabenherz blutete heftig). Sie waren lang, dünn und auch recht weich. Offensichtlich waren sie hausgemacht (in dieser Form gibt es das nicht als Convenience) und der Teig war vermutlich viel zu flüssig als er durch die Presse gelaufen ist (drücken musste man hier vermutlich nicht viel). Obendrein waren sie in einer ordentlichen Portion Öl gebadet, das hinterher als mittlerer See in der Schüssel schwamm. In Butter schwenken hätte ich als Schwabe ja noch durchgehen lassen, mit Öl überschütten wie die Nudel in der Großküche, geht gar nicht.

Als die Bedienung abräumt und mich fragt, ob ich zufrieden sie, habe ich sie auf den Ölsee hingewiesen. Sie schaute in die Schüssel, meinte „OK, ich seh`s“ und wollte es in der Küche weiter geben. Ich hoffe für die Sonnenblumenölreserven dieser Erde, dass die Küche sich dessen annimmt.

Ich spülte das Ganze noch mit einem weiteren Weizen runter, bezahlte problemlos mit ordentlichem Beleg und machte mich leider unverabschiedet auf den Weg ins Hotel.

Bewertung:

Ambiente:
Das Lokal hält was es verspricht. Die Fachwerkatmosphäre ist recht gemütlich, ohne dabei angestaubt zu wirken. => 4 Sterne

Service:
Die beiden Servicekräfte agierten recht unterschiedlich. Im Gegensatz zu der jungen Dame, die ihre Sache wirklich gut machte und dabei noch gute Stimmung verbreitete war ihr junger Kollege sehr unsicher. Eine Verabschiedung wäre noch schön gewesen aber alles in Allem war ich für diese Kategorie Restaurant zufrieden => 3,5 Sterne

Essen:
Ein wirklich gutes Gulasch, das ich so nicht erwartet hätte. Die Spätzle verhindern hier allerdings besseres. => 3,5 Sterne

Sauberkeit
:
Es war wirklich alles (einschließlich der Sanitäranlagen) top gepflegt. => 5 Sterne

Preis-Leistungs-Verhältnis:

Mittlerweile scheint mir der Unterschied zwischen Restaurants im städtischen Umfeld und denen auf dem Land zu verschwimmen. Ich empfand es hier weder als zu teuer noch als ein besonderes Schnäppchen. Aber auch bei gleichen priesen wäre es mir in Frankfurt ähnlich gegangen. Letztendlich war ich zufrieden. => 4 Sterne

Fazit:
Der Besuch reiht sich nahtlos ein in eine meine bisherigen Erfahrungen in Zwingenberg. Bislang hatte ich 2 Versuche und 2 mal hatte ich Glück mit meiner Wahl. Und auch bei diesem dritten Versuch kann ich für mich bestätigen, dass ich auch dieses Lokal wieder besuchen würde. Spätzle bestelle ich hier allerdings nicht mehr.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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