Zurück zu Admiral
GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Admiral in 67273 Weisenheim am Berg bewertet.
vor 7 Jahren
"Der Admiral ist auf Kurs, ein farbenprächtige Inszenierung für die Augen oder kreative Pfälzer Genuss Kulinarik in Perfektion 08.2017"
Verifiziert

Geschrieben am 06.08.2017 | Aktualisiert am 06.08.2017
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Admiral
Besucht am 06.08.2017 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 150 EUR
Inmitten eines grünen Rebenmeeres an den sanften Hügeln der Haardt, dort wo Pfälzerwald und Rheinebene zusammentreffen, liegt das Edelweindorf Weisenheim am Berg.  Und wie sagte einst Jack the Ripper „London ist immer einen Abstecher wert“, so kommt mir Weisenheim, die Pfälzer sagen „Weisrem“, vor, in den letzten Wochen mehrmals zum Wein trinken, wandern und heute zum Schlemmen eingekehrt.


Sie trauen sich was, unsere kreativen Köche in der Pfalz. Und das ist gut so. Die Köche in der Gegenwart geben sich nicht mit höchster Produktqualität zufrieden, mit ordentlich Würze werden nochmals "10-15 %" raus gekitzelt. Ähnlich war das vor 25 Jahren, als Sven Vaith im damaligen Omen in Frankfurt Sonntagmorgens um 11 Uhr, nochmals alles und weitere "10-15%" aus den Platten raus geholt hat - weil es wohl immer schon so wahr und vermutlich auch in der Zukunft nicht anders geht. Mich machte damals die Musik im ffm glücklich, heute sind es diese kulinarischen Momente auf aller höchstem Niveau, so wie wir das heute im Admiral erleben durften. Wir tauchten als willkommener Gast fast drei Stunden ab, das schreit nach einem Wiederholungsbesuch :-)



Meine bessere Hälfte reserviert an einem Ruhetag für den heutigen Sonntag, bei schönem Wetter gerne im malerisch schönen Innenhof. Keine 30 Minuten später, die freundliche und aufmerksame Antwort, das ist professionell und macht schon beim Reservieren Spaß. Spaß gemacht hat auch heute unsere Autofahrt nach Weisrem, welche der Verbandsgemeinde Freinsheim angehört. Freinsheim wurde bei einer Wahl von einer Fachzeitschrift vor ein paar Jahren unter die 10 schönsten Gemeinden in Deutschland gewählt. So eine Wahl ist natürlich immer „Geschmackssache“, aber ein Besuch in Freinsheim sollten man auf alle Fälle auf der todo Liste haben, wenn man in die Vorderpfalz kommt, entlang der komplett erhaltenen, mittelalterlichen Befestigungsanlage erlebt man in Freinsheim eindrucksvolle Wege u.a. mit Besichtigung der historischen Altstadt. Aber wir sind heute im Admiral in Weisenheim am Berg und nicht in Freinsheim auf den Türmen.



Vor zwei-drei Wochen schaute ich zum ersten Mal auf die gelungene Homepage, u.a. das Menü hörte sich sehr verlockend an. Am Anfang der Woche aber dann die Überraschung. Menüwechsel, finde ich gut wenn man(n) in so kurzen Intervallen (alle 3-4 Wochen) immer wieder für Appetitanregende Menü`s und für Abwechslung  sorgt. Und das Holger Stehr kochen kann, hat er in der Pfalz schon mehrmals unter Beweis gestellt. Wenn man in diesem Fall dem Rhein-Neckar Guide Espresso vertraut, führt der gelernte Patissier seit 2014/2015 das Restaurant hier in Weisenheim zusammen mit seiner Frau, die mitunter dem gehobenen Niveau der Speisen als geprüfte Sommeliere natürlich weiß, welcher Wein am Besten zu den einzelnen Gängen passt. Bei der flotten Dame ist Man(n)/Gast in guten Händen. 



Wir werden im schmucken Innenhof 


gleich am Anfang von einem witzig und sympathischen Kellner empfangen, zu seiner Rechten eine famos ausschauende Holzbox, im Admiral passend als Weinkühler-Box mit etlichen spritzig blubbernden Gaumenkitzler-Begleiter versehen. Wir dürfen uns einen Zweier Tisch aussuchen. Hier hatten wir während unseres dreistündigen Aufenthaltes einen schönen Blick über das Geschehen, eine witzige Tauf-Gesellschaft sollte etwas später noch kommen. Auch hier bewahrheitet sich mal wieder der Spruch: Man darf nicht alles glauben was man denkt.



Uns werden die Speisekarte aufgeklappt gereicht und nach einem Aperitif gefragt. Da meine bessere Hälfte heute unseren sportlichen Franzosen zurück nach Mannheim chauffierte, konnte ich es krachen lassen. Dennoch verzichtete ich auf die Pimper-Brause und entschied mich zusammen mit meiner Frau für ein erstklassiges Wasser. Still, aus dem Saarland kommend, kann ich mich nicht erinnern jemals so ein gutes Wasser getrunken zu haben. Natürlich war auch die Pfälzer Luft etwas daran Schuld, endlich mal wieder weg vom Mannheimer Industrie Smog und rein in die schönste Region Deutschlands. Ich fragte Frau Krämer-Stehr ob es möglich sei, wenn wir uns für das Menü entscheiden sollten, eine Weinreise dazu buchen zu können. "Das sollte heute kein Problem sein", meinte sie grinsend. Frau Krämer-Stehr versteht es sich zwischendurch immer wieder mit den Gästen auf ein paar nette Worte einzulassen, sie kennt sich sehr gut mit Weinen aus, alle ausgesuchten Weine heute passten wie die bekannte Faust aufs Auge zum Essen. Bravo !!



Meine Frau und ich entscheiden uns jeweils für das angebotene 4 Gang Menü für jeweils 56 Euro, am Ende zahlten wir zu zweit 150 Euro, was für das Erlebte absolut fair und Preis günstig ist, daher bei Preis-Leistung eine verdiente 5 Sterne Bewertung. Auch wenn Herr Stoiber, der vier Sprachen weniger fließend beherrscht, als der neue Sportdirektor bei den Bayern, unlängst im Fernsehen den Multiplikator 2,8 genannt hatte, das wären in diesem Fall etwas mehr als 400 DM. 

Aber nicht nur das Preis-Leistungsverhältnis (in Euro), alles heute von Essen über Bedienung war vom Feinsten. Kaum gesessen kommt der erste Becher mit Gemüse-Chips,


kleine Knabbereien, finden wir super. Während der ganzen Zeit wurde der Becher immer wieder ausgetauscht, so dass wir die ganze Zeit leckeres gesundes Pfälzer Gemüse als Chips Beilage hatten.Es wurde noch ein Eimer mit dreierlei Brot, dazu eine sensationelle frisch aufgeschlagene Estragon-Petersilie (??) Butter aufgetischt.


die war sensationell. Sensationell auch der Gruß aus der Küche. In einem etwas größeren


(XL) Schnapsglas ein Krabbencocktail auf Gurkenmouse, obenauf Feta-Schaum und Knusper. Herrlich erfrischend und wunderbar abgeschmeckt. Ich glaube dass zusätzlich in dem Gurkenmouse noch kleine Gurkenkaviar/Perlchen (oder was ähnliches) waren. Es knallte und zischte im Mund, die Meerestierchen gingen eine erste Liaison mit der der Gurke und dem Feta ein. Hier stand ein Künstler am Herd äähh am Glas. Die Inspiration des Küchenchefs sollte sich im Menü wiederholen, hier ein erster Wink dass der Koch weiß was er tut, denn ein Menü muss funktionieren - der Gruß aus der Küche sollte mit dem Menü überein sein. Der Koch hat keine Zeit jede Idee dem Gast zu erklären, das Menü soll für sich und den Küchenchef stehen. Abropo Zeit, hier ein klitzekleiner Kritikpunkt. Das Zeitmanagement. Uns war die Wartezeit zum ersten eigentlichen Gang etwas zu lang. Das ging auch den anderen Gästen am Nachbartisch so, dennoch störte es fast kaum.



Denn was uns beim ersten Gang serviert wurde, verschlug uns die Sprache. 


Kunstvoll, kleinteilig filigran. Hier steht ein gelernter Patissiere am Herd und das sieht man. Das Auge isst mit, hier auf alle Fälle. Ein Farbenspiel fürs Auge, ein kulinarisches Highlight für Gaumen und Magen: Jakobsmuscheln/gelierte Gazpacho/Avocado/Burrata-Schaum/Gurken-Sorbet/Charentais Melone/Pinienkerne/Wildkräuter. Das Gericht in sich stimmig und wunderbar ausbalanciert. Richtig geil waren die verschiedenen Temperaturen und Konsistenzen. Die saftig heiße Jakobsmuschel, dazu der Burrata-Schaum und das eiskalte Gurken-Sorbet. Das gelierte Gazpacho, zusammen mit Melone, Kräutern und den Pinienkernen quittierten wir mit einem breiten Grinsen. Am Ende sah es bei mir auf dem Teller aus wie beim Kindergeburtstag, als Begleitung gab es für mich ein gut gefülltes Glas 2016er Sauvignon Blanc 


vom Weingut Gabel. Der harmonierte ganz ausgezeichnet zu dem Gang. Erstes ganz großes Kino.



Dass der Küchenchef Wert auf gute Zutaten legt, zeigt sich im nächsten Gang. Er kauft bei regionalen Produzenten ein, außerdem beim Großmarkt in Straßburg. Es sollte eine Rotbarbe aus der Bretagne folgen, 


schwimmend in einer Maisnage/Zitronengras/Confierte Tomaten. In der Nage schwimmend dazu etwas rauchig schmeckender, biss fester Mais. Kannte ich so noch nicht, mich würde interessieren woher das Raucharoma kommt, auf alle Fälle ein weiterer sehr guter Gang. Begleitend dazu gab es


ein sehr kräftiger Weißburgunder, der hatte enorm Power und nahm es gut mit der Rotbarbe und den gut gepfefferten Kartoffeln und dem gut gewürzten Beiwerk auf.



Die Wartezeit auf den nächsten Gang wurde mit einer paar ungewollten Showeinlagen der Taufgesellschaft versüßt, bis mir die Bedienung meinen Wein zum Hauptgang einschenkte. Zum spanischen Iberico ein spanischer Rioja (Reserva aus 2008), 


ein Traum von Wein und passend zu dem Traum von Fleisch und netten Begleitern.



Presa vom Iberico mit Wachsbohnen/Karthäuser Brioche/Bimi/Sommertrüffel. Der Kellner erklärte,  Presa sei ein Teilstück vom Nacken und der Schulter, sehr aromatisch und mit viel Charakter. Hammermäßig war die knusprige Haut:



alleine vom Anblick auf das Bild produziert mein Körper jene bekannte Flüssigkeit, welche im Munde auf der Zunge zerläuft. Wahnsinn!!! Sous-Vide ca 10 Stunden bei ganz wenig Temperatur gegart, am Schluss saftig/knusprig angebraten. So muss Iberico. Beim ersten Bissen ist mir der Iberico-Saft die Kehle runter gelaufen, das Ganze wurde dann ordentlich von dem begleitenden Rioja gut runter gespült. Ein weiteres Highlight.



Kleines Zwischenfazit: viele kleine Komponenten versammeln sich auf den Tellern im Admiral. Auf den ersten Blick wirkt der ein oder andere Teller erschreckend leer und einige Kritiker bekommen wieder Futter für ihren Leitsatz „ Riesen Teller und ein Mückenschiss drauf“, aber hier im Admiral ist das Zusammenspiel von Farben, verschiedenen Temperaturen, verschiedenen Garzuständen und Konsistenzen so „vollmundig“, das weniger oft mehr zu sein scheint.



Es steht das Finale an: Flan Parisienne/Crepes/weiße Schokoladenganache/Bergeron Aprikosen und Verveine Eis. Dazu passen ein Riesling Auslese vom Weingut Leiner aus Ilbesheim. 


Erfreulich, nicht nur Weiß und Rotweine, auch der Wein zum Dessert wurde großzügig (bestimmt 0,2) ausgeschenkt, die veranschlagten 23 Euro für die Weinreise waren gut angelegtes Geld. Gut angelegt auch unser Sonntags Budget beim Admiral, beim letzten Gang lass ich einfach das Bild sprechen:





Zum Schluss gab es noch kleine Petit Fours auf Zuckerperlen.



Fazit:

Heute war das für uns ganz großes Kulinarisches Kino.

Empfehlung !!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 21 andere finden diese Bewertung hilfreich.

DerBorgfelder und 21 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.