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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Restaurant Metzger & Marie in 50670 Köln bewertet.
vor 5 Jahren
"Ein Menü in Erinnerung an große Küchenmeister"

Geschrieben am 11.05.2019 | Aktualisiert am 11.05.2019
Als YouDinner den Abend mit einem Menü zum Thema „Die Fantastischen Fünf“ ankündigte, war ich sofort sehr angetan. Klassische Gerichte von Kochlegenden sind mir stets willkommen.
Der Koch, der das bewerkstelligen sollte, war noch ein Geheimnis. So musste ich warten bis der Ort, die Gerichte und der Küchenchef kurz vor dem Event bekannt gegeben wurde.
Als ich las, dass es Marc Flogaus und sein Lokal sein wird, war ich ganz entspannt und freute mich noch mehr, dass ich den Termin frühzeitig gebucht hatte.

Service

Neben den Kellnerinnen kam auch Marc Flogaus bei jedem Gang an den Tisch und erklärte die Speise. Er wies auch darauf hin, dass Fleischprodukte im eigenen Haus hergestellt bzw. aus der Familien-Metzgerei Flogaus bei Stuttgart stammen (also Schinken, Wurst, Pâté etc.). Fisch kommt aus den Gewässern um Island und handelt sich um Angelware.
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DAS MENU

Vorneweg:

Marc Flogaus ließ es sich nicht nehmen auch einige Grüße zu servieren.

Hausgebackene Sauerteigbrötchen – Kümmelspeck / Kalbsleberwurst / Butter

Das Brot ist frisch und knackig. Der Speck ist würzig und zart. Besonders hat mir jedoch die Leberwurst geschmeckt.

Metzger's Himmel und Ääd - Apfel / Hausgemachte Blutwurst / Röstzwiebeln

In einem kleinen Glas strecken sich mir knusprige Zwiebelstücke entgegen. Darunter steckt die sanfte aber gut abgeschmeckte Blutwurstscheibe. Der Apfel ist leicht gebraten und noch knackig. Unten ist ein köstliches Kartoffelpüree eingefüllt. - Davon könnte ich auch eine größere Portion jederzeit vertragen.

Metzger's Wiener Schnitzel - Kartoffeln / Gurke / Preiselbeeren

Auch das kleine Schnitzelstück ist fein paniert und saftig. Zitrone und Marmelade befinden sich mittig auf dem Fleischhappen. Darunter ist ein frischer Kartoffelsalat mit Gurkenstückchen. - Diese kleinen Speisen machen Freude auf das eigentliche Menü.

Unser Koch kreierte ein fünfgängiges Menü rund um seine Lieblingsgerichte in Erinnerung an Küchengrößen in Deutschland:

DIE FANTASTISCHEN FÜNF

1: HOMMAGE AN KLAUS ERFORT***
TATAR||KARTOFFELCHIPS |LIMETTENMAYONNAISE |EIGELB

Als Marc noch in der Ausbildung war, ergab sich einen Besuch beim Drei-Sternekoch.
Das Fleisch – vom Black Angus - war ganz fein geschnitten und leicht gewürzt. Dann wurde es in eine quadrische Form gebracht – in der Größe eines Fischstäbchens oder eines Holz-Bauklotzes für Kinder erinnernd.
Der Geschmack war hauptsächlich vom Fleisch getragen, denn Salz war für mich kaum zu spüren. So wurde die Natürlichkeit unterstrichen. Wenn ein Tatar etwas gröber geschnitten ist, gefällt mit persönlich das besser. Auf einem Stück befand sich der innen flüssige Dotter eines Wachteleis und dem zweiten etwas Majonäse. Die Kartoffelchips waren knusprig. Etwas Friséesalat mit einem feinen Dressing rundete den Teller ab.

2: HOMMAGE AN HARALD WOHLFAHRT***
STEINBUTT||FENCHEL |ORANGE |SAFRAN

Die Crew vom Schlosshotel Bühlerhöhe war in der Schwarzwaldstube seinerzeit zu Gast.
Das Fischfilet war kurz gebraten und hatte eine feste Konsistenz. Der Geschmack war leicht nussig und das Fleisch war saftig. Etwas Dill und die kleinen Orangenfilets bekrönten den Butt. Eine feine aufgeschäumte Jus mit Safran bedeckte den Teller. Die Fenchelstücke waren waren relativ groß belassen. Sie waren nur kurz in der Pfanne angebraten worden. Dadurch hatten sie noch ordentlich Biss und noch die Aromen des rohen Gemüses. Ich mag Fenchel gerne und er darf für mich nicht weich gekocht sein.

3: HOMMAGE AN VINCENT KLINK*
MAULTASCHEN||SPINAT |ZWIEBEL |PETERSILIE

Als gebürtiger Schwabe und aus einer Metzger-Familie kommend, durfte die Maultasche nicht fehlen. Und Vincent Klink gilt als die schwäbische Legende im Bereich Kochen.
Der Nudelteig war weich und elastisch, die Oberseite war kross überbacken. Das Brät innen war gut gewürzt. Schlotzige Zwiebeln befanden sich unter und über der Tasche. Das Gemüse war leicht blanchiert und hatte noch leichten Biss. Zur Dekoration gehörten noch Blutapfer-Blätter.
Der Teller war schön angerichtet; sicher auch schmackhaft und stimmig. Aber ich bin kein Schwabe und kann diesem doch insgesamt weichen Gericht (noch) nicht viel abgewinnen.

4: HOMMAGE AN HEINZ WINKLER***
RINDERFILET «ROSSINI»||GÄNSELEBER |KAROTTE |POMMES-DAUPHINE

Leider ist Marc diesem großen Koch nie selbst begegnet, aber er verehrt seine Art zu kochen.
Zum Hauptgang hat sich die Küche sogar die Mühe gemacht, das Gemüse - hier die Möhren - zu tournieren. In seiner Ausbildung durfte das Marc Flogaus zu genüge durchführen, heute macht er das nur selten. Aber wenn es um die Kochlegenden geht, darf es etwas mehr Dekoration und eine feinere Anrichtung sein.
Bei der Sauce war darauf geachtet worden mit Trüffeln zu arbeiten. Das Filetstück war rundum gebraten worden und hatte innen einen rosa Kern. Es schmeckte saftig und hatte noch Schnittfestigkeit. Salz und Pfeffer waren kaum verwendet worden, so kamen die Fleischaromen zum Tragen.
Die gebratene Gänseleber war dagegen kräftig in den Gewürzen und butterweich. Obenauf lagen einige geschmorte Gemüsestreifen.
Neben den noch bissfesten Möhren gab es auch noch leicht gedünsteten Broccoli. Die Kartoffelbeilage bestand aus knusprigen dünnen Kartoffelscheiben und frittierten Kroketten-Tupfern.

5: HOMMAGE AN HANS HAAS**
GRIEßSCHMARRN||SAHNE |BLAUBEEREN |VANILLEEIS

Ich mag diese süddeutsche bzw. österreichische Mehlspeise sehr gerne. Bewusst habe ich dabei jedoch noch keinen Grießschmarrn verkostet. Vom Mehl einmal abgesehen, kenne ich die Feinheiten bei Kaiserschmarrn und der Grießmachart nicht. Der Teig war gut gebacken, außen relativ fest und innen angenehm weich. Die Sahne war passend zum Pfannkuchen.

Die Beeren und das Eis ergaben einen kühlen Kontrast zum warmen Schmarrn.
Lecker war es; aber der Kaiserschmarrn bei Mario Lohninger in Frankfurt war vielleicht noch einen Ticken besser.

Es war ein schöner Abend mit prächtigen Gerichten, einem sympathischen Koch und interessanten Tischgesprächen.

Getränke

Liz still
Liz sparkling

Marc & Philipp (die beiden Partner stellen fertige Longdrinks her, so braucht man keine großen Vorräte an Grundzutaten und auch keinen Barkeeper): Basil Ball

Die Weinkarte des Hauses legt einen Schwerpunkt auf Deutschland und Österreich.

Andreas Bender, Mosel - Riesling Dajoar feinherb 2017
Herbert Zillinger, Neuland Welschriesling 2017 - Niederösterreich - Weinviertel 
Weingut Hebenstreit, Weißburgunder 2018 - Niederösterreich - Weinviertel 
Markus Altenburger, Joiser Reben 'ZW+ME+BF' 2017 - Burgenland
Andreas Bender, Rosé Secco (verschiedene Rebsorten aus Deutschland) – Pfalz

Der Cocktail hat mir sehr zugesagt. Es handelt sich um eine harmonische Mischung aus Gin, Zitronensaft, Basilikum, Zuckersirup und viel Eis.
Auch der feinherbe Riesling passte sehr gut zum Essen.
Der Welschriesling war erfrischend und hatte einen für mich „eigensinnigen“ Geschmack aus Säure und Mineralität.
Den Burgunder fand ich ordentlich gelungen, ohne besondere Ecken und Kanten.
Bei der roten Cuvee fand ich die Aromen noch sperrig, die Tannine erschienen mir noch nicht richtig eingebunden.Vielleicht kann sich der Jahrgang noch entwickeln; grundsätzlich finde ich Zweigelt, Blaufränkisch und Merlot aber eine gelungene Kombination.
Der recht trockene Secco hat mir hingegen wieder ausgesprochen gut zum Dessert gepasst.

Espresso

Fazit

4 – gerne wieder.

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)

Datum des Besuchs: 09.05.2019 – abends – 1 Person

Sonstiges

Ich habe mir im Nachgang überlegt, wie mein Traum-Menü lauten könnte, wenn ich mich an große Momente und außergewöhnliche Köche erinnere:

Joachim Wissler *** – Bergischer Steingarten: „Das Gericht,“ so der Meister in einem Interview, „erinnert mich an den Garten meiner Mutter. Zwischen den Findlingen, auf den kleinen Terrassen, wuchsen Wildkräuter. Die bringen faszinierenden neuen Geschmack hervor: würzig-pfeffrig, blumig-scharf, erdig-bitter oder prickelnd wie Brause.“

Helmut Thieltges *** – Rinderfilet-Tatar-Torte mit Kaviar auf Kartoffelrösti: Rinderfilet, Kartoffeln, Kaviar, Crème double, Kapern, Eigelb, Schalotten, Petersilie, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Cayennepfeffer

Wilbrand-Brüder * – Trilogie vom Bergischen Bachsaibling und dreierlei Gurke

Ulrich Heldmann * - Westfälischer Pfefferpotthast & Rinderfilet / Kartoffeln / Essig-Gurke / Zwiebeln / Rote Bete


Enis Akisik - Variationen von Crème brûlée: zum Beispiel mit Kakao und Chicorée oder mit Basilikum und Estragon gewürzt und dazu das Joghurt-Eis

Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm


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