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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Restaurant Riva in 28217 Bremen bewertet.
vor 8 Jahren
"Apartes River-Restaurant direkt an der Wasserkante mit erkennbar mediterraner Ausrichtung und einem sensationellen Angebot zum Mittagstisch"
Verifiziert

Geschrieben am 30.03.2016
Besucht am 23.03.2016
Teil 3 meiner Bremer Gastro-Exkursion war eigentlich Teil 4. Der Grund: das vom geschätzten Bremer Kenner aus dem Borgfeld vorgeschlagene Bistro namens „Atrium“, eine regelrechte Feinkost-Institution im Bremer „Viertel“, wurde von uns am Tag zuvor zum Zwecke des inneren Aufwärmens an einer leckeren, wie heißen Tasse „Valrhona-Schokolade“ genutzt. Dem geneigten Bremenbesucher kann ich einen Abstecher in eben jenes „Viertel“ nur empfehlen. An eine Tasche bzw. einen Rucksack zum Transport dort erstandener Luxusartikel (richtig gut sortierter Craftbeer-Laden!) sollte im Vorfeld gedacht werden.


Auch der im Bereich des Weserhafens sich erstreckende, modernste Stadtteil Bremens, die Überseestadt, ist definitiv einen Besuch wert. Das frühere Hafenareal unterlag einem typischen Funktionswandel. Heute dominiert hier der Dienstleistungssektor mit all seinen Facetten. Zeitgemäße Architektur durchsetzt die alten, behutsam sanierten Klinkerbauten und ließ neue Formen entstehen. Schöner wohnen und das auf Höhe der Zeit. Am besten mit Blick auf den Europahafen und einem gut funktionierenden Weber-Grill auf dem südseitigen Balkon. So stelle ich mir würdevolles, ach Quatsch mondänes Altern in der Hansestadt vor. Und das gut sortierte Weinlager von Ludwig von Kapff ist auch gleich um die Ecke.

Da darf eine ordentliche Portion zeitgemäßer Gastronomie nicht fehlen. Und tatsächlich reiht sich gerade im Bereich der Konsul-Schmidt-Straße ein trendiges Restaurant an das andere. Läuft man die schön angelegte Europahafen-Promenade in nordwestlicher Richtung entlang, macht das „Hansen“ mit seiner ambitioniert klingenden jungen Regionalküche den Anfang. Wer eher auf „Asian Streetfood“ in schlichtem Ambiente steht, ist im „Jaya“, einer fernöstlichen Curry-Kajüte, gut aufgehoben. Das mit einer Restaurantgröße von 500m² räumlich sicherlich einmalige „El Mundo“ hat gleich alle Länderküchen auf seine Speisenkarte gepackt. Internationaler geht’s wohl nimmer. Aber sicherlich gemütlicher. Doch keine Zeit zum kulinarischen Durchschnaufen! Das „Al Dar“ grüßt mit „Salam aleikum“ und lockt mit arabischer Gastfreundschaft bzw. syrischen Köstlichkeiten aus seiner orientalischen Küche.

Am Ende der Überseepromenade erreicht man das „mediterran inspirierte“ (Zitat vom Hinweisschild) Restaurant RIVA. Da hat man schon einigen gastronomischen Versuchungen standhalten müssen, um hier noch mit leerem Magen aufzuschlagen. Oder man macht es wie wir und parkt direkt an der Konsul-Schmidt-Straße. Auch der Besuch des RIVA geht auf eine Empfehlung eines gewissen Herrn B. aus B. zurück. Ohne seine „Absegnung“ wäre ich wohl nicht in dieser Seafood-Perle eingekehrt. Aber wofür hat man denn die Locals, äh Gastroguides?

Ein Blick auf die übermannshohe Säule mit der integrierten Speisenkarte vorm Lokal verriet, was es heute als „Quick Lunch“ für 6,90 Euro zum Mittagstisch gab: Cremiges Risotto à la Bouillabaise mit Muscheln und Fischfilets. Ja da simmer dabei! Nix wie rein in die gute Stube.

Naja, Stube trifft es angesichts der edlen Holz- und Glasoptik, die einem im Inneren des RIVA begegnet, wohl nicht ganz. Da darf man sich von dem rustikalen Holzdielenboden nicht täuschen lassen. Am kleinen Empfangstresen wurden wir freundlich begrüßt. Ein Tisch direkt am Fenster mit Weserblick war an diesem Mittwochmittag leider nicht zu bekommen. Da hätten wir wohl reservieren müssen.

Auf bequemen mit dunkelbraunem Lederimitat überzogenen, weich gepolsterten Stühlen, Sesseln und Sitzbänken ließen wir uns entspannt nieder und lehnten uns leger zurück, um die Speisenkarte genauer zu inspizieren. Die dunklen Holztische waren schlicht, aber geschmackvoll eingedeckt. Besteck in zweifacher Ausführung sowie eine diagonal drapierte Stoffserviette lagen auf weichen, farblich abgestimmten Tischsets aus Polyester. Klobige Wassergläser und dezent gehaltene Deko (Kerzen, Pfeffer-Salz-Streuer, „Topf-Grün“) komplettierten das geradlinige Tischensemble. An den wenigen Wänden, die entweder rot gestrichen oder in unverputztem Grau ausfielen, hingen großformatige Fotodrucke in Schwarz-Weiß. Den eher geringen Wandanteil nahmen wir in Anbetracht der dominierenden Glasfront kaum wahr. Eine sehr angenehme, von den einfallenden Sonnenstrahlen freundlich-hell in Szene gesetzte Stimmung machte sich breit. Wie wird das RIVA wohl am Abend wirken? Subtil in die Decke eingelassene Strahler künden von perfekter Illumination, was einen Folgebesuch zur späteren Uhrzeit auf den Plan ruft. Daneben sorgen vereinzelte überdimensioniert beschirmte Hängelampen für innenarchitektonische Design-Tupfer.     

Ich schaute mich um und stellte fest, dass deutlich weniger als die Hälfte der grob geschätzten 80 Sitzplätze belegt waren. Das war vielleicht der etwas späteren Uhrzeit geschuldet. Der große „Lunch-Run“ schien schon vorüber. Hie und da bemerkte ich ein paar gute alte Bekannte der Gastronomie: einige dieser „Wer-hat-die-längsten-Pfeffermühlen“ (Zitat Borgi), das klassische Sideboard mit Schneidebrett und Bastkörbchen für die Brot-Beigaben sowie die Schiefertafel, die man ganz unkonventionell – und dadurch für alle sichtbar – auf eine Staffelei gestellt hatte. Auf dem mit Kreide beschrifteten Empfehlungsbrett standen zwei zusätzliche Tagegerichte: Hot Dog mit Steak Fries (7,50 Euro) für Schnell-Esser sowie Salat mit Jakobsmuscheln in Wasabi-Dressing und Papadams (15 Euro) für Ausprobierer.

Eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,90 Euro) war schnell geordert. Eine erfreuliche Auswahl an alkoholfreien Getränken, wie z.B. Bio-Limonaden von Voelkel, sowie jede Menge prickelnde Aperitifs hält man bereit. Die Preise dafür lassen Landeier wie mich schon etwas zusammenzucken. Aber 6,50 Euro für einen „Lillet Berry“ (Lillet Rosé mit Russian Wild Berry von Schweppes) auf Eis scheinen in Relation zur Location und dem Standort wohl im Großstadtrahmen zu liegen. Eine gigantische Palette an Hochprozentigem (kein Wunder bei dem schicken Barbereich!) lässt da kaum Wünsche offen. Gleiches beim Bier. Das Fassbier-Sortiment wurde zeitgeistig mit drei Pale Ales (Craftbeer) „aufgehipstert“. Bei den offenen Weinen erfreut sich der „Pälzer Bu“ an etlichen Kreszenzen aus der Heimat. An den (recht hohen) Preisen erkennt er aber sofort, dass er von selbiger (auch räumlich) weit entfernt ist. Massenweine mit Niveau, wie vom tapferen Schneiderlein aus Ellerstadt (Weingut Schneider, Anm.), füllen für ambitionierte 8 Euro ein 0,2-Liter-Gläschen. Ein schöner Weißburgunder vom Weingut Scheu aus Schweigen (ebenfalls Pfalz) liegt da mit 4,90 Euro noch eher im „Normbereich“. Wer auf diese vinophile Missionarsstellung unter Deutschlands Weißweinen steht, wird garantiert nicht enttäuscht. Bei den Flaschenweinen zeigt man dagegen im RIVA etwas mehr Mut zum Experiment und Außergewöhnlichem. Ob Ernie Loosens „Phaia – Die Drecksau“ (ein dreckig-trockener Roter von der Mosel!), die „Hensel & Gretel Weißwein-Cuvée“ zweier namhafter Pfälzer Winzer oder ein 2011er Pesquera aus der Ribera del Duero bleibt eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels.

Doch zurück zur Speisenkarte. Eine Handvoll Mittagsgerichte (alle so um die 10 Euro), den erwähnten Quick-Lunch (nur dienstags bis donnerstags), ein paar Pizza- und Pasta-Klassiker (zum Einheitspreis von 8,50 Euro) sowie ein Tagesdessert standen darauf geschrieben. Zusätzlich wurde ein gutes Dutzend Gerichte aus der Abendkarte auch mittags offeriert, so dass ein ansehnliches Speisensortiment auf der zweispaltigen Karte Platz fand. Mit Leckereien wie Fjordlachsfilet mit schwarzen Meeresfrüchteravioli (19,50 Euro) oder Lavendel-Zitronen-Huhn (16,90 Euro) gibt man sich kulinarisch weltoffen. Die leicht mediterran ausgerichtete „Kreuz-über-Küche“ von Chefköchin Nihal Erkal oszilliert zwischen Traditionellem (Rumpsteak und Kalbsschnitzel), asiatisch Angehauchtem (Karottenschaumsuppe mit Ingwer, Kokosmilch und Koriander) und südeuropäisch Verwurzeltem (Ravioli und Pasta Pollo Verdure). Diese Auswahl wird sowohl dem Fleisch- und Fischesser sowie dem Vegetarier gleichermaßen gerecht. Und das zu Preise, die im mittleren Segment beheimatet sind.

Unsere Wahl fiel auf den Bruschetta-Flammkuchen (8,50 Euro) sowie das eingangs erwähnte Fisch-Risotto (als Quick-Lunch für 6,90 Euro). Weniger war an diesem Mittag mehr. Und abends stand ja noch der Besuch des vom „Borgfeld-Bistronauten“ empfohlenen Ristorantes „La Calma“ auf der kulinarischen „To-Do-Liste“. Das Risotto war schön schlonzig, während die Reiskörner noch leichten Biss hatten. Mit leichter Fenchelnote und herrlich saftigen Fischstückchen ein absolut schmackhafter Mittagstisch, dessen Preis mehr als gerechtfertigt war. Gespannt war meine Begleitung auf ihre Italo-Elsass-Kombi aus dem Backofen. Eine ungewöhnlich fruchtige Flammkuchen-Variante, die üppig belegt den Weg auf unseren Tisch fand. Geschmacklich gewogen und für lecker befunden. Der Sauerrahm-Belag duftete leicht nach Knoblauch, während die roten Zwiebelstückchen zusammen mit den Tomatenwürfeln für sommerliche Frische sorgten. Mein geistiges Auge saß beim Anblick dieses Sommeressens wohl schon draußen auf der Terrasse und schlürfte einen gut gekühlten Sauvignon Blanc „Kaitui“ vom Ellerstädter Winzer Hotzenplotz Markus Schneider.

Ein kleine Randnotiz sollte der Besuch der Toilette schon wert sein, dann man sieht dort während der Verrichtung notdürftiger Bedürfnisse auf wunderbare Kurven. Womit auch die Kurvendiskussion wieder Einzug in die moderne deutsche Herrentoilette hält.

Ich freue mich schon auf unseren nächsten Brementrip, wenn wir dann abends im Restaurant RIVA einkehren werden.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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