Petrocelli
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Torstr. 169-171, 10779 Berlin
Restaurant Bar Cafe Catering
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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Petrocelli in 10779 Berlin bewertet.
vor 9 Jahren
"In der Tat - rabiat"
Verifiziert

Geschrieben am 20.09.2015
Besucht am 19.09.2015
Allgemein
Nach einer Unzahl guter Restaurants in den letzten Monaten hatte ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, mal wieder ein schlechtes zu erwischen. Aber - irgendwann kommt der Tag der Wahrheit und manchmal sind es so Kleinigkeiten, die zusammen kommen und ein schales Gesamtbild entstehen lassen.
Das „Petrocelli“ liegt in Berlin-Mitte an der Torstraße und doch etwas abseits vom großen Trubel. Vor einigen Jahren bin ich hier sorglos suchend durch die Gegend gestolpert. Nebenan befanden sich zwei höherklassige Restaurants, die aber damals weder meiner Preisklasse noch meinem Geschmacksverständnis entsprachen. Also wählte ich den Italiener. Der erste Eindruck war ein großartiger, sodass wir heute zum vierten Mal hier waren, auch wenn zwischendurch bereits einige Jahre vergangen sind. Damals war es eine gekonnte, auf den Punkt wohlschmeckende italienische Küche, die mich zum Wiederkommen veranlasste und von der mich die gehobenen, aber sich immer noch im Mittelfeld bewegenden Preise nicht abschrecken konnten. Und heute?
Wir werden zuerst freundlich begrüßt („Setzen Sie sich, wohin Sie möchten.“) und suchen uns einen Platz im nur mäßig gefüllten Restaurant, allerdings nur für kurze Zeit. Schnell ist der Kellner wieder da und vertreibt uns, irgendwie sei der Platz doch reserviert. Kein Problem für uns, aber bis wir das Restaurant wieder verlassen, werden unsere alten Plätze nicht besetzt. Um ehrlich zu sein hat wohl der Chef, der am Nachbartisch residiert, keine Lust darauf, dass jemand neben ihm sitzt. Was ist das für ein Gastgeber? Das fängt ja gut an, denke ich.

Essen
Das Essen versteckt sich in einer verzweifelt großen Karte, die heute auch noch drei beidseitig handbeschriebene Extra-Karten beinhaltet. Schnell kommt ein Gruß aus der Küche, genauso groß wie der, den ich alleine bekomme und wird zwischen uns in die Mitte gestellt. Geschmacklich ist die Bruschetta immer noch super. Das übrige Essen ist ebenfalls sehr schnell am Platz. Den Salat kann man essen, die Penne Al‘Arrabiata schmeckt eher nach Nudeln mit Tomatensauce. Nanu, was ist denn hier los? Ich bin mir eine ganze Weile unschlüssig, was ich denken soll. Ich erinnere mich an die Karte und daran, dass es zweimal Penne Al‘Arrabiata gab, eigentlich wollte ich die mit frischen Nudeln, na schön, habe ich wohl vergessen zu erwähnen. Aber so unspannende Penne Al‘Arrabiata habe ich wirklich lange nicht gegessen, wo ist die Schärfe? Und ich war doch schon mal hier und habe das Gleiche bestellt?

Service
Der Service ist sehr schnell, aber irgendwie auch unter Druck. Beim Abräumen frage ich dann nach: Waren die Nudeln hausgemacht? Nein, nein, bei der Penne ist das nicht so. Habe ich mich in der Karte verlesen, da standen doch zwei Versionen, frage ich mich innerlich. Aber Al‘Arrabiata ist doch eigentlich eher scharf, oder? Nein, das ist nur eine Tomatensauce, aber, wenn sie mir das gesagt hätten, hätte ich Ihnen auch noch Schärfe gebracht. - ? - Was mich wirklich stört in diesem Moment ist das Nichteingehen, auf das was ich sage. Meine Erwartungen sind enttäuscht worden und es ist dann wenig hilfreich, mir klarmachen zu wollen, dass die Verantwortung bei mir läge - der Service hätte ja auch nachfragen können, ob ich frische Nudeln oder nicht haben will (oder es hätte ihm jetzt klar werden müssen, dass die Karte sehr unübersichtlich ist) und ich habe wirklich noch nie so lasche Penne Al‘Arrabiata gegessen. Ich habe auch gar keine Lust, mich zu streiten und mit einem „Es tut mir leid, ich leite das an die Küche weiter, vielleicht war es auch unser Versehen“, wäre für mich wahrscheinlich alles aus der Welt geschafft. Aber so?
Vielleicht kann aber der Service gar nichts dafür, dass er so wenig auf uns eingehen kann. Ich habe den Eindruck, es breitet sich Panik aus, dass ich hier nachfrage. Dass kann an der Stimmung im Restaurant liegen, denn wir werden Zeuge davon, wie der Chef einen Angestellten nach Hause schickt. Das Nachhauseschicken und die vorherige Auseinandersetzung laufen so ab, dass es die Gäste gut mitbekommen, da es laut wird, alles gut sichtbar geschieht und Türen knallen - und es ist nicht die Servicekraft, die hier für den Radau sorgt. Egal, was Mitarbeiter machen, eine Klärung erfolgt unter vier Augen, so viel Chef muss man sein. Auch die zu laute italienische Dudelmusik, kann hier nichts übertönen.

Und sonst?
Natürlich ärgere ich mich hinterher und weiß, dass wir vermutlich nicht mehr zurückkommen werden. Es waren einfach zu viele Kleinigkeiten (wegschicken vom Platz, weil der Chef es so will, enttäuschte Erwartungen beim Essen, schlechte Kommunikation mit dem Service, ein Chef, der cholerisch mit seinen Angestellten umgeht) die hier zusammenkommen und ein gutes Glas Rotwein reicht einfach nicht. Wir haben vor allem keine Lust bei einem Chef zu essen, der so mit seinen Mitmenschen umgeht.
Wir lassen den Abend bei einem Spaziergang durch die Nacht ausklingen, und da gerade Berlin Art Week ist, haben sogar einige kleinere Galerien auf und Spaziergang und Rotwein sorgen dann wieder für eine - sorgenfreie - Bettschwere.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 9 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Carsten1972 und 9 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.