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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Noorsham in 71034 Böblingen bewertet.
vor 5 Jahren
"Syrische Spezialitäten"
Verifiziert

Geschrieben am 26.07.2019
Besucht am 26.07.2019 Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 6 EUR
„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!

Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich bisher immer blind daran vorüberspaziert. Heute studiere ich jedoch zum ersten Mal die Speisekarte, die – für Analphabeten und Lesefaule – auch reich bebildert ausliegt und grossformatig an die Wände gepinnt ist, und muss meine Meinung revidieren. Auch in den Vitrinen an der Theke sieht es sehr appetitlich und frisch aus: gedünsteter Blattspinat, frisches Baklava, Salate und etwas, das einer überdimensionierten Krokette in Zitronenform ähnelt und offenbar mit Hackfleisch, Zwiebeln und Couscous gefüllt ist und sich Kibbeh nennt.

Draussen herrscht immer noch eine brütende Hitze, hier ist es angenehm kühl und ein leicht aufbrodelnder Appetit zwingt mich zum Innehalten. Heute teste ich das Noorham einfach mal an. Hinter der Theke steht der freundliche, auskunftsfreudige und geübte Chef, hinten in der Küche und im Service wahrscheinlich der Rest seiner Familie. Bei Öffnungszeiten von 10:00 bis 20:00 Uhr an sechs Tagen in der Woche kann man eine solche Lokalität nur unter Selbstausbeutung und als Familienbetrieb führen. Die Karte weist diverse Softgetränke, Ayran, Red Bull und frisch gepresste Säfte aus – bei den Gerichten kann man unter gut 20 verschiedenen Variationen und Kombinationen von Falafel, Rindfleisch, Hackfleisch, Hühnerteilen, Fritten, Reis, Grünzeug, Fladenbrot, Hummus, eingelegten Gurken und diversen Saucen wählen. Alles megagünstig und im Preis zwischen 2,00 und 6,99 Euro liegend. Da bin ich erst mal ganz vorsichtig und versuche die möglichen Risiken einzuschränken. Ich wähle daher Fool, das ich aus Ägypten kenne. Für recht günstige 4,50 Euro erhält  man hier: in Olivenöl und Zitrone eingelegte Favabohnen, Zwiebeln, Tomaten und Brot. Geschätzte 10 Minuten dauert die Zubereitung. Was ich dann bekomme, hat allerdings mit der Bebilderung auf der Speisekare nichts mehr zu tun, sondern ist eher eine Bowl (Oh, Gott, dieser Hype wird hoffentlich bald ein Ende nehmen – irgendwie wird grad alles in eine Schüssel geworfen und schick gefunden, offenbar sogar in der Levante…) Der Inhalt der Glasschüssel sieht erst einmal nur nach Tomatensalat aus, weiter unter im Olivenöl-Zitrone-Gemisch befinden sich jedoch noch reichlich sättigende dicke Bohnen. Dazu gibt es Fladenbrot und ein Blätterteigversucherle für jeden Gast. Das Gericht ist durch die Zitrone sehr erfrischend und macht irgendwie glücklich (liegt vermutlich an den Proteinen der Hülsenfrüchte). Gewürzt ist es mir allerdings zu laff. Mangels weiterer Gewürze salze und pfeffere ich gehörig nach. Das tut vor allem den wässrigen Tomaten gut. Am Nebentisch entdecke ich einen Falafelteller, der für 4,99 Euro fast gleich viel kostet, aber sehr viel reichhaltiger und attraktiver aussieht, mit 6 Stück Falafel, Salat und Hummus. Werde ich vermutlich beim nächsten Mal probieren.

Die Sauberkeit lässt leider zu wünschen übrig. Dass das Inventar und das Besteck bunt zusammengewürfelt wirkt, hat vielleicht einen gewissen Charme, doch überall liegen Essensreste, Brösel, Salatstreifen rum. Als ich versehentlich etwas Mineralwasser verschütte, eilt allerdings gleich pflichtschuldigst eine Servicedame herbei, entschuldigt sich (!) für ihr Wirken und feudelt den Tisch trocken. Dafür übergibt mir der Chef mein Fladenbrot mit blossen Händen. Naja, wäre in Kairo oder Damaskus wahrscheinlich auch nicht anders. Die Gäste hier sind bunt gemischt: viele Solisten, aber auch Familien mit Kindern, die grad im nahen Decathlon die letzten Einkäufe wir den nahenden Sommerurlaub getätigt haben. Für Kinder gibt es extra Arrangements, die allerdings mit den sonst hier üblichen Spätzle-mit-Sauce-Angeboten nichts gemein haben. Sieht eher alles ein bisschen nach Fingerfood aus, scheint also Spass zu machen.  Prinzipiell ist das Noorsham eine gute Station, um sich zwischen den Erledigungen zu stärken und bietet eine interessante Alternative zu Butterbrezel oder Leberkäsweckle. Achja, und sowohl Carnivoren als auch Veganer finden hier ein passendes Angebot.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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