Trattoria Pane e Pino
(3)

Bruckstraße 7, 70734 Fellbach
Restaurant Trattoria Pizzeria
Zurück zu Trattoria Pane e Pino
GastroGuide-User: AndiHa
AndiHa hat Trattoria Pane e Pino in 70734 Fellbach bewertet.
vor 4 Jahren
"Ode an die Freude"
Verifiziert

Geschrieben am 25.10.2019 | Aktualisiert am 02.12.2019
Besucht am 20.10.2019 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 53 EUR
Vorwort:
 
Jäger des verlorenen Schatzes.
Es ist ein paar Jahre her da stolperte ich, in meinem Auftrag die ultimative Pizza zu finden, mehr oder weniger zufällig über die Pizza meines Lebens. Ich schrieb es sogar auf diesem Portal. Damals war es jedoch noch zu den Zeiten als es hier noch nicht so ganz klappte wie auf einem verblichenen Portal. Zwei, drei Folgebesuche im Halbjahresrhythmus entfachten aber nie wieder dieselbe Begeisterung.
Seither war der arme IndyHa ein Getriebener dieser Erinnerung und graste landauf landab die Pizzerien ab, solches wieder zu finden. Mit teilweise niederschmetternden (ich kann es mittlerweile selbst deutlich besser), aber auch mit durchaus hervorragenden Ergebnissen.
Aber nie wieder mit einer solchen Offenbarung.
 
Was sonst zu sagen wäre:
 
Waren wir ja im Frühsommer in Fellbach bei Da Patrizia und ausgesprochen angetan, wunderte es uns erst kürzlich, daß es wohl in derselben Straße, gerade mal 50m weiter, noch eine Pizzeria gibt. Das entdeckte meine Frau und ein paar Bewertungen sagten auf den bekannten Einzeilerseiten nicht viel aus. Aussagekräftiger waren da die Bilder. Unser Entschluß stand schnell fest: Wenn die Pizza auch nur halb so gut schmeckt wie sie aussieht, dann kann das was Gutes werden.
Der erste Versuch wurde aus terminlichen Gründen unsererseits abgeblasen. Aber dann haben wir es eine Woche später doch geschafft.
An einem Samstag durfte ich bei einem Umzug helfen und war am Sonntag natürlich vorhersehbar recht platt. So bat ich meine Frau schon zügig darum auf Sonntag dort einen Tisch zu reservieren.
Schon alleine der Anruf (eine Dame war am Apparat) war sehr freundlich, warm und umgänglich.
Nein, es gibt keine Parkplätze am Haus. Ich habe jedenfalls keine entdeckt. In der Stadt ist das wohl so. Aber Sonntagmittag klappte es dann doch ganz gut in einigermaßen angenehmer Entfernung einen solchen zu ergattern.
Hungrig (ich lasse das Frühstück am Sonntag gerne ausfallen) ging es aber noch daran eine kleine Freitreppe auf eine vorgelagerte kleine Terrasse zu erklimmen.

Dabei passierten wir einen kleinen regengeschützten Ständer, welcher die ganze Karte, eingeschweißt, ausstellte. Zum Umblättern.
Witzig.
 
Die Terrasse lockte uns ganz kurz, war sie doch lauschig von einer kiwibewachsenen Pergola umrahmt, aber wir trauten dem Wetter dann doch nicht ganz.
Drinnen stellten wir uns mitsamt Reservierung vor und wurden freundlich begrüßt und uns ein Platz mehr oder weniger zur Wahl gelassen.
Und, nein, die Terrasse bewirtschafteten sie an dem Tag wohl nimmer, wie uns beschieden wurde. Wohl auch das Haus traute dem Wetter nicht.


Nett war’s da drinnen ebenfalls. Das vermochte durchaus zu gefallen. Gemütliche Stühle, saubere Tische und heimelige Atmosphäre.


 
Die optisch ansprechenden Karten wurden alsbald gereicht und wir konnten schon mal stöbern.
Das Hauptaugenmerk war natürlich pizzalastig. Auch auf der Homepage wird ja der selbst gebaute Pizzaofen erwähnt. Aber auch die anderen, üblichen, Verdächtigen fehlten nicht.
 
Meinen Favoriten Diavolo fand ich jedenfalls alsbald.
Mit hausgemachter scharfer Salami und italienischem Peperoncino „sehr scharf“ (12.-) war das Thema Hauptspeise bei mir schnell erledigt.
 
Meiner lieben Frau war es nach Maccheroni al Forno (11,-)
 
Als Vorspeise wählten wir, bzw. ich setzte mich ein klein wenig durch, denn es war ja wieder offiziell Saison, Muscheln (Cozze Taranto 16,50).
 
Alles etwas knackige Preise. Keine Pizza unter 10€.
Aber wie heißt es so schön? Ich hätte gerne den einen oder anderen Euro mehr bezahlt, wenn es einfach geil gewesen wäre.
 
Wir harrten also der Dinge.
 
Zwischendurch suchte meine Wenigkeit den Sanitärtrakt auf welcher einige Stufen ins Tiefparterre bedurfte.
Am Treppenabgang hingen Bilder über Bilder. Von Pino (der Wirt und Pizzachef) und der einen oder anderen bekannten Größe. Oft zu sehen: Cacau (ehem. Profi beim VfB Stuttgart und Nationalspieler).
Mir war als daß ich das so ähnlich doch schon mal irgendwo gesehen hätte.


 
Zurück erblickte ich den Cheffe und sagte anschließend am Tisch zu meiner lieben Frau: „Irgendwo habe ich den schon irgendwie mal gesehen“.
Der Groschen mochte aber noch nicht fallen.
 
Nach angemessener Zeit fanden die Muscheln an den Tisch.
Sehr fein und verlockend sahen sie aus. Und dufteten überdies ausgezeichnet.
Nur quantitativ waren wir nicht ganz so begeistert.
Naja, lass es uns erst mal probieren, war der Gedanke.
Es ist ja nun mal so, daß eine nette Weißweinsoße mit gut Knoblauch zu Muscheln nicht ganz so das größte Problem der Küche darstellt. Und landauf landab können das die Küchen auch für gewöhnlich ganz ansprechend.
Aber dieser Weißweinsud war außergewöhnlich. Er schimpfte sich nach einem regionalen ital. Namen der mir nicht mehr gewahr ist. Aber er schmeckte wie ein.. ääähm… irgendwie wie … anders… aber…einfach eine deutliche Spur besser als erwartet und bekannt.


Jetzt bin ich nicht der Aromenkenner wie manch Anderer hier, aber das war schon heftig gut. Hätte nie gedacht, daß man das, was ich eh schon grundsätzlich durchgehend mag noch die eine Spur pimpen kann. Klasse!
Daß ein kleiner, schlanker Pepperoni, welcher darauf lag, von mir unbedacht umgehend inhaliert wurde und ich anschließend nicht unbedingt vor Glückseligkeit den Tränen nahe war…. geschenkt ;-)
 
Das Weißbrot dazu war schön leicht angeröstet und tat sein Übriges zum Gesamtbild. Leider kamen die Pizzabrötchen etwas später an den Tisch. Schade, aber auch gut so, denn die waren eine derartige Wucht, daß ich mich wohl schon zuvor dem finalen Sättigungsgrad zu sehr genähert hätte.


Und das wäre mehr als ärgerlich gewesen.
 
Es war dann noch durchaus eine gewisse Zeitspanne aber nicht unangenehm bis unsere Hauptgerichte kamen.
 
Meiner Frau Maccheroni kamen gut bei meiner Frau an (damit meine ich nicht unfallfrei, aber ja das auch).

Perfekt im Gargrad und schön überbacken fanden sie schnell Gefallen. Die Hackfleischsoße auch ganz cremig und ansprechend, war sie durchaus zufrieden und würde sie auch mal wieder bestellen. Etwas mehr Pepp, meinte sie, täten ihnen aber auch nicht weh. Insgesamt jedoch gut, wenngleich nicht herausragend.
Meiner Frau sagten sie jedenfalls zu und sie war zufrieden…
 
…bis…
 
…ja bis sie meine Pizza erblickte und mein anschließendes Schwelgen daran vernahm.
 
Der heilige Gral
 
Da war sie!
 
Die Mutter aller Pizzen.
 
Die schönste der Schönen unter der Sonne von Bagdad Italien.
 
Die fladengewordene flammende erste große Liebe.
 
Und die Flammen der Liebe schlugen tatsächlich noch aus dem Teigherzerl. Irgendein Alkohol wird da wohl angezündet worden sein. Sah natürlich gewinnbringend aus.


Und mir fiel der Groschen. Dazu aber am Ende.
 
Stille Anbetungsformeln denkend schnitt ich ehrfurchtsvoll das klitzekleine Fitzelchen zu stark erhitzten Randes ab. Der Rest war einfach: „Wir hatten uns doch schon immer lieb“.
Zweifelte ich nach dem ersten beherzten Schnitt in die Hübsche noch ob nicht der Boden eine leicht überschrittene Maximaldicke riss, war dem nach dem Biss darin kein Thema mehr. Der Rand: Ein Traum (kein Träumchen!). Innen weich und fluffig und außen leicht kross war er konsistenziell vergleichbar mit einem lockeren Brandteig eines Windbeutels und dazu von traumhaftem Geschmack. Die Teigwürze passte wie der Faust aufs Gretchen, konnte man sich alleine davon schon genussvoll laben und in andere Sphären abdriften.
Der Boden stand dem in nichts nach und begleitete das Sugo oder das Sugo den Boden kongenial. Der reichhaltige und traumwürzige Belag träumte den selben Traum. Dabei fiel mir eine ganze Weile gar nicht auf, daß der Cheffe wohl das „scharf“ in Form von Pepperoncino vergessen hatte. Und, daß der „hausgemachten, scharfen Salami“  das „scharf“ ebenfalls weitgehend abging. Erst etwas später erbat ich ein scharfes Öl welches umgehend an den Tisch kam und, natürlich, ebenfalls eine Gewichtsklasse für sich darstellte.
Selten kommt es vor, aber mein Teller war ratzeputz leer wie die wüste Gabi und ich gestopft bis an den Eichstrich.
Weiteressen weil es so viel Spaß macht bis es weh tut!
 
Beim Verlassen des Hauses tanzte ich Beethovens Ode an die Freude…..

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwerd getheilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.

 
….glückselig in die Fellbacher Nacht.


Ja, so hätte es kommen können.
Aber es war ja erst Sonntagmittag. Aber ich war glücklich.
 
Nachwort:
 
Und dann kamen die Erinnerungen zurück.
Im Italia Antika in Korb. Dort war die Pizza die damals für mich ultimative. Die war damals auch flammend an den Tisch gebracht worden.
Ein Plausch mit der Chefin ergab, daß sie das Antika vor ein paar Jahren aufgaben und in Ruhestand gingen.
Dazu passt dann auch die Begrüßung auf der HP:
 
„Ruhestand? Habe ich versucht! Kommt allerdings noch lange nicht in Frage. Ein Wiedersehen eine Idee und Pinos Traum in Fellbach eine „Trattoria“ zu eröffnen geht in Erfüllung.
Mit der Unterstützung Meiner Frau Lucia, bieten wir euch, im Herzen von Fellbach ein Stück Apulien. Traditionelle italienische Köstlichkeiten, wie Mama und Oma kochen und leckere traditionelle Holzofenpizza“
 
Ich jedenfalls bin hochglücklich, daß Pino keinen Ruhestand vertragen hat und ich dieses teiggewordene Glücksgefühl wieder erleben durfte.
 
Was aber, wenn es den zweiten Anlauf in den Ruhestand geben sollte?
Dann hat wohl der Majakalender irgendwann doch Recht. Wenngleich auch auf andere Art.
 
 
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 20 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Shaneymac und 19 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.