Bistro Büro
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Emscherstraße 13, 42697 Solingen
Restaurant Bistro Cafe
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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat Bistro Büro in 42697 Solingen bewertet.
vor 4 Jahren
"Statt Retro heute Live-Stream: Lunch mit Hindernissen, hoch lebe die aktuelle Restaurant-Website…"
Verifiziert

Geschrieben am 12.12.2019 | Aktualisiert am 13.12.2019
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Besucht am 12.12.2019 Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 12 EUR
Eine kleine Großstadt mit provinziellem Charme, ohne Studentenszene, fernab der Genussregionen des Südens: Wenn ich mittags in Solingen abseits von Pizza-Asia-Gyros  Untiefen etwas Nettes essen möchte, wird es mitunter etwas schwierig.

Es gibt die ein oder andere Perle wie das Kaffeehaus in Gräfrath, meinetwegen auch das Bistro Pfaffenberg, jedoch alles weit verstreut über das gesamte Stadtgebiet, da sind vielversprechende Neuzugänge stets höchst willkommen.

Das Bistro Büro ist ein solcher, zugegeben schon seit Januar 2017, allerdings habe ich es umständehalber bislang noch nie dorthin geschafft, Zeit dies zu ändern.

Heute Mittag Sonnenschein bei  fünf Grad, also auch Zeit meinen treuen CJ-7  zu bewegen; Handschuhe, Mütze, Schal, dicke Jacke und die Sonnenbrille sind da eine gute Idee, ich genieße das offene Fahren bei diesem Wetter, zumal mit so einem archaischen Automobil.

Die Ohligser City, bzw. der Bereich um die Fußgängerzone ist meistens ein kleiner Parkraum-Albtraum, ich ergatterte jedoch ein sehr schönes Plätzchen auf der Weststraße, keine 100 Meter entfernt von meinem Mittagspausen-Ziel.

Eine Traube leicht depressiv dreinblickender Anzugträger – Begräbnis oder Sparkassen-Angestellte, dies zu unterscheiden ist in Solingen meist eine denkbar diffizile Aufgabe – strömte aus dem Lokal, am Eingang gönnte sich ein Pärchen gesetzteren Alters eine Zigarette.



Da ich wenig Bargeld dabei hatte und ich an der Türe keinen EC-Sticker sah, fragte ich höflich ob man wisse, ob man hier mit „Karte“ zahlen könne, was man zu 80% bejahte, wir kamen ins Gespräch über die fortschreitende Verbreitung der bargeldlosen Zahlung und die Bargeldliebe der Deutschen.

Der nette Herr erzählte mir wortreich begeistert von einem USA-Kanada-Trip bei dem er zu seinem Erstaunen sogar Kleinstbeträge mit Kreditkarte zahlen musste was zu einer telefonbuchdicken Abrechnung führte.

Bei diesem Gespräch konnte ich mich nur mit Mühe ernst halten, der gute Mann sah 1500%-ig aus wie Bernd Stromberg, es stimmte ALLES: Bart, (Rest-)Frisur, Gesicht, der langweilige Anzug, die schlecht sitzende Krawatte, ein Bild für die Götter; ich hoffte insgeheim er sei Versicherungsvertreter und er selbst eine Sternstunde der Selbstvermarktung.

Ich trat ein und empfand das recht liebevoll dekorierte Ambiente als angenehm, von den hohen Decken baumelten die unvermeidlichen Edison-Bulbs, links öffnet sich der Hauptgastraum, zur Rechten ein Bereich mit Hochtischen in dem ich mich niederließ, zwischen diesem und der Theke ein kleiner „Lounge Bereich“ mit einem gemütlichen Wohnzimmer-Appeal.



Zum Ambiente muss man wissen, das „Büro“ hier auch Programm ist, à la Prenzlberg positioniert man sich u.a. auch als Co-Working Space mit Bewirtung, es gibt gratis WLAN und jede Menge Steckdosen für hungrige Macbooks.

Es gibt eine wöchentlich wechselnde, kleine Mittagskarte, deren Offerten man für 7,50€ pro Gericht erhält oder aber für läppische zwei Euro mehr als Dreigang-Lunch-Menü; da kann man nicht meckern.



Diese Karte hatte ich mir vorab online angeschaut und freute mich auf einen „Buntbarsch an Sauce Choron, Reis und Salat“, vertane Vorfreude, die Karte wurde quasi während meiner Anfahrt verspätet aktualisiert, den Buntbarsch gab es nur bis gestern, na toll.

Das Fischgericht diese Woche „Überbackener Pangasius in Senfsauce mit Kroketten“…
Ich HASSE Pangasius unendlich, dieser nach nichts schmeckende, billige Pseudo-Fisch ist mir ein Greuel, da esse ich lieber Styropor mit Schaschliksauce.



Dann die nächste Online-Diskrepanz, auf der Webseite gibt es eine ausgewiesene Abendkarte und eben neben der Mittagskarte die Standardkarte mit Angeboten wie Flammkuchen, Burgern, Pasta etc. – gefällige junge Küche mit kreativen Einflüssen.

Ich schaltete auf Plan B um und freundete mich mit Garnelen im Knoblauch-Krätersud an, danach sollte es ein gratinierter Ziegenkäse auf Wildkräutersalat sein, klang gut für den sonnigen Donnerstagmittag.

Aber auch dieses sollte mir verwehrt bleiben, die sympathische Kellnerin, eine adrette Dame um die 40, ließ mich wissen, dass auch diese Vorspeisen nur Abends erhältlich seien, was auf der Webseite so aber nicht ersichtlich sei, das habe schon des Öfteren für Verwirrung gesorgt, sie wollte nochmals anregen das besser darzustellen.

OK… also wieder Schwenk zurück zum Mittagstisch, eigentlich klang alles furchtbar, besonders Käse-Lauch-Hack Suppe werde ich mein Lebtag nicht mehr essen können, auf zu vielen Partys in den 90ern musste ich um Pfützen dieser damaligen Mode-Suppe herumwaten, die am späten Abend den Weg zurück aus dem Magen damaliger Zeitgenossen gefunden hatte.

Ich bestellte daher resigniert das vermeintlich kleinste Übel, eine frische Bratwurst mit Bratkartoffeln und Salat kann ja durchaus sehr lecker sein, wenn Ware und Handwerk stimmen.

Dazu ein Bitter Lemon bitte, dieses kam schnell und gut gekühlt in der 0,2l Gastroflasche, statt auf Bierdeckel stellt man das Getränk auf eine kleine schwarze Zellstoff-Serviette, sieht nett aus.

Kurz darauf nahte meine

| Vorspeise |

Kohlsuppe



Vorweg muss ich fairerweise sagen: Das ist nicht meine Suppe, ich hätte sie mir niemals bestellt, von daher ist meine Wertung sicher auch sehr subjektiv in diesem Fall was die nicht handwerklichen Dinge angeht.

Diese Grünkohlsuppe erinnerte frappierend an eine verdünnte Version eines Kohleintopfes meiner Oma, leider fehlte das Fundament des darin enthaltenen Fleisches in dieser Suppe völlig, das schmeckte doch nur sehr gesund kohlig, ich denke sie war vegan. Die Konsistenz changierte zwischen stückiger Brei und wässriger Lumumpe, zudem war sie nur lauwarm, was dem Genuss nicht wirklich weiterhalf.

Wenig begeistert löffelte ich meinen gesunden „Smoothie in a Bowl“ und war nach der Hälfte bedient, kein Totalausfall aber hier hätten eine angemessene Serviertemperatur aber vor allem ein paar Stücke Mettwurst beim Kochen sicher Wunder gewirkt.

Man fragte mich nach der Zufriedenheit, ich erwähnte die Temperatur und man erwiderte glaubhaft und charmant, ich hätte das gerne sagen können und ich hätte sofort Ersatz erhalten, sehr nett.

Ich reklamierte nicht, da mich die Suppe auch in heiß nicht wirklich vom Hocker gerissen hätte und schaute während des Wartens auf das Hauptgericht dem Treiben rund um den unfallträchtigen kleinen Doppelkreisverkehr vor dem Lokal zu, die ungewöhnliche, unübersichtliche Verkehrssituation fordert gerne mal ihren Tribut.


 
| Hauptgericht |

Frische Bratwurst mit Bratkartoffeln und Salat



Normalerweise würde ich es missbilligen, Salat in dieser Form mit auf dem Teller zu bekommen, bei einem dreigängigen Mittagstisch für 9,50€ wäre Kritik daran aber doch etwas überspannt, zumal das Dressing sich ideal dosiert an ihn schmiegte und es keinerlei Pfützen auf dem Teller gab.

Die Wurst sah ansprechend aus, ebenso die Kartoffeln, den Senf gab man gleich dazu, sauber in einem kleinen Glas-Schälchen, nett für das Auge auch das tournierte XL Radieschen auf dem Salat.

Der Salat entpuppte sich als knackfrischer Rucola mit Kraussalat, dazu sauber gearbeitete Paprika, Gurken und leider sehr blasse „off-season“ Kirschtomaten, die hätte man sich sparen können.

Die feine Bratwurst konnte geschmacklich überzeugen, der mittelscharfe Senf blieb etwas ausdruckslos, die Bratkartoffeln glänzten mit viel Geschmack und vorbildlicher Röstung, wenn ich auch den Speck vermisst habe.
Highlight des Gerichtes war das leicht süßliche Dressing in Kombination mit der Frische des Grünzeugs, schmeckte auch sehr gut in Kombination von Salat und einer Bratkartoffel.

 
| Dessert |

Vanille-Joghurt mit frischen Beeren



Zum inkludierten Dessert hat man die Wahl zwischen Espresso, Kaffee oder eben einem kleinen Dessert wie diesem Joghurt.Nett sah es aus zu diesem Preis, wobei ich mich fragte, wo man in dieser Jahreszeit frische Johannisbeeren herbekommt.

So blieben die Früchte in Sachen Aroma auch hinter dem absolut köstlichen Cassis-Kompott zurück, dass zwischen Beeren und Joghurt geschichtet war. Der Joghurt hatte eine angenehm säuerliche, frische Note, die Sprühsahne hatte eine feste Konsistenz (ich nehme an man hat hier so ein Gerät, wie es in vielen Eisdielen oder Cafés Usus ist) und schmeckte, alles in allem ansprechend und wohlschmeckend.


Ich bezahlte durchaus zufrieden mit der EC Karte, dank SumUp & Co. werden die weißen Flecken auf der Karten-Akzeptanz Landkarte spürbar kleiner.

 
Fazit

Auch wenn die Suppe ein Reinfall war, auch aus persönlichen geschmacklichen Gründen, werde ich das Mittagsmenü sicher nicht zum letzten Mal verspeist haben. Gute Zutaten, solides Handwerk, legere Atmosphäre mit gepflegtem Publikum, das Bistro Büro hat mich durchaus überzeugt. Ich hoffe nur die Website enttäuscht mich zukünftig nicht mehr in Sachen Aktualität.

Und wer gute Bratkartoffeln mit einer anständigen Wurst serviert, empfiehlt sich auch für anspruchsvollere Dinge wie ich meine, da ich Köche kenne, für die Bratkartoffeln ein kulinarisches Hochamt bedeutet. :-)
 
P.S.
Heute besucht, heute bewertet, überragend…. wie heißt nochmal dieser Heini aus Bremen der auch immer so zackig bewertet? Irgendwas mit Star Trek im Namen, komm grad nicht drauf…
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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